Die meisten Rapid-Fans werden nicht lange überlegen müssen, wer für sie der Spieler der abgelaufenen Saison ist. Immerhin entfielen 19 der 64 geschossenen Meisterschaftstore auf Stürmer Taxi Fountas, der in der Torschützenliste hinter Weissman und Daka den dritten Platz belegte. Wir zeigen heute anhand von Statistiken, weshalb der griechische Goalgetter noch wichtiger für die Hütteldorfer ist, als es auf den ersten Blick wirkt und weshalb seine Torquote absolut bemerkenswert ist.
Ein Stürmer, der das Tor trifft!?
Für junge Rapid-Fans, die erst seit einigen Jahren ihren Klub verfolgen, dürfte die heurige Saison ungewohnt gewesen sein. Die Hütteldorfer hatten nämlich mit Taxi Fountas einen Stürmer in ihren Reihen, der vorne eiskalt die Chancen nutzte und 19 Saisontore erzielte.
Wenn man sich die Top-Torschützen in den Saisonen davor ansieht wird man schnell feststellen, dass der SK Rapid ein ganz großes Problem hatte. Einerseits spielten die Grün-Weißen für eine österreichische Spitzenmannschaft viel zu wenige Chancen heraus, andererseits gab es auch keinen Stürmer, der diese auch nur annähernd konsequent über einen längeren Zeitraum verwandelte. Der erste Punkt ist nach wie vor ein Thema, wie wir ein wenig später sehen werden.
Als die Stürmer noch Stürmer waren (2008/09 – 2014/15)
Sehen wir uns an, was seit Rapids letztem Meistertitel geschah:
Saison 2008/09:
Erwin „Jimmy“ Hoffer und Stefan Maierhofer schossen zusammen 50 Tore.
Saison 2009/10:
Für damalige Zeiten ungewöhnlich: Der beste Torschütze des SK Rapid war ein Mittelfeldspieler. Steffen Hofmann wurde mit 20 Treffern Torschützenkönig der österreichischen Bundesliga. Allerdings befanden sich mit Nikica Jelavic und Hamdi Salihi zwei treffsichere Stürmer im Kader, die 18 bzw. 15 Treffer beisteuerten.
Saison 2010/11:
Hamdi Salihi erzielte mit 18 Toren um 13 Treffer mehr als jeder andere Rapid-Spieler im Kader.
Saison 2011/12:
Kein Rapidler brachte es auf mehr als zehn Tore. Allerdings waren die drei erfolgreichsten Torschützen allesamt Stürmer – Deni Alar (9 Tore), Atdhe Nuhiu (8) und Guido Burgstaller (7) teilten sich die Treffer untereinander auf.
Saison 2012/13:
Deni Alar war mit 15 Treffern erneut der beste Torschütze, knapp vor Stürmer-Kollegen Terrence Boyd, der 13 Tore erzielte. Guido Burgstaller lag mit sechs Toren auf Platz 3 in der vereinsinternen Schützenliste.
Saison 2013/14:
Mit Terrence Boyd (15), Guido Burgstaller (11) und Marcel Sabitzer (7) lagen erneut drei Stürmer auf den ersten Plätzen.
Saison 2014/15:
Robert Beric schlägt ein wie eine Bombe und erzielt 27 Tore. Philipp Schobesberger (8) und Deni Alar (6) liegen auf den weiteren Plätzen.
Torflaute im Sturm (2015/16-2018/19)
Nach der „Beric-Saison“ kam es zu einem Bruch. Bis auf Taxi Fountas gelang es bis heute keinem einzigen Rapid-Stürmer mehr als zehn Treffer zu erzielen-
Saison 2015/16:
Stefan Schwab traf acht Mal, Florian Kainz erzielte sieben Tore und Matej Jelic und Philipp Schobesberger trafen ja sechs Mal.
Saison 2016/17:
Mit Joelinton und Giorgi Kvilitaia sind zwar zwei Stürmer die treffsichersten Rapidler, allerdings erzielten sie nur acht bzw. sieben Tore.
Saison 2017/18:
Stefan Schwab schoss mit zwölf erzielten Toren zwei Treffer mehr als Giorgi Kvilitaia und Thomas Murg.
Saison 2018/19:
Ein ganz bitteres Jahr, besonders für die Stürmer. Rapid schloss die Meisterschaft auf Platz 7 ab und Thomas Murg war mit sieben Toren der beste Torschütze. Badji brachte es auf fünf Tore, Alar und Pavlovic erzielen jeweils vier Treffer.
Saison 2019/20:
Taxi Fountas erzielt in 27 Einsätzen 19 Treffer. Stefan Schwab ist mit acht Treffern der zweitgefährlichste Rapid-Spieler, gefolgt von Arase, der fünf Tore erzielte.
Die 19 Treffer des Taxi Fountas sind noch einmal beeindruckender, wenn man bedenkt, dass bis zu den Saisonen 2018/19 die Spieler 36 Runden Zeit hatten ihre Treffer zu erzielen. Seit der Saison 2018/19 absolvieren die Vereine der österreichischen Bundesliga bekanntlich nur noch 32 Spieltage.
Die unglaubliche Effizienz des Taxi Fountas
Man könnte nun meinen, dass der SK Rapid in dieser Saison weit mehr Chancen herausspielte und dass Taxi Fountas von seinen Kollegen öfters in Szene gesetzt wurde, als die Angreifer in den vergangenen Jahren. Fakt ist aber, dass Taxi Fountas extrem wenige Chancen benötigte, um seine 19 Tore zu erzielen.
Um das zu beweisen eignet sich der Expected-Goal-Wert (xG), der aufzeigt wie viele Tore ein Spieler angesichts seiner Chancen im Schnitt erzielen hätte müssen. Für einzelne Partien ist dieser zwar öfters ungenau, über eine gesamte Saison spiegelt er jedoch sehr gut die Tendenzen wider. Vergleichen wir also die Top-5-Spieler der Torschützenliste der österreichischen Bundesliga. Die Grafik lässt sich per Klick vergrößern:
Quelle: Wyscout S.p.a
Der entscheidende Wert befindet sich in der letzte Spalte der obigen Grafik. Alle fünf Stürmer erzielten mehr Tore, als es das xG-Modell angesichts der jeweiligen Chancen voraussagt, was keinesfalls unüblich ist, da die Spieler bei einer schwachen Chancenauswertung sonst nicht auf den ersten Plätzen der Torschützenliste stehen würden. Taxi Fountas weist allerdings den mit Abstand niedrigsten xG-Wert aller fünf Spieler auf, was bedeutet, dass er über die Saison weniger erfolgsversprechende Chancen vorfand, als seine Stürmer-Kollegen.
Anhand der Daten können wir uns nun einfach ausrechnen, um wieviel die Top-Stürmer der österreichischen Bundesliga ihren xG-Wert übertrafen. Je höher die Zahl, desto effektiver ging der Stürmer mit seinen Chancen um.
Daka übertraf seinen xG-Wert um das 1.3-fache, Monschein und Weissman jeweils etwa um das 1.4-fache. Dario Tadic agierte besonders effizient und übertraf seinen Expected-Goal-Wert um das 1.57-fache. Das sind allesamt sehr starke Werte, die aber noch in einem „normalen“ Bereich liegen.
Taxi Fountas erzielte hingegen um das rund 2.26-fache mehr Tore als vom Expected-Goal-Modell vorausgesagt – ein Wert den man über den Lauf einer ganzen Saison sehr selten antrifft.
Was diese Statistik konkret bedeutet
Der Artikel soll keinesfalls suggerieren, dass Taxi Fountas beim Wolfsberger AC oder bei Red Bull Salzburg mehr Tore geschossen hätte als Weissman oder Daka. Fountas passt als Konterstürmer perfekt zum in der vergangenen Saison praktizierten Rapid-System. Allerdings zeigt es, dass es keinesfalls selbstverständlich war, dass Fountas überhaupt auf eine zweistellige Toranzahl kam.
Die Effizienz von Taxi Fountas kaschierte in dieser Saison viele Probleme des SK Rapid, der selbstverständlich angesichts des großen Verletzungspechs allerdings auch gehandicapt war und im Rahmen seiner Möglichkeiten wahrscheinlich das Maximum herausholte – zumindest was den Tabellenplatz betrifft.
Angesichts der Statistiken wird aber auch klar, dass ein Abgang des griechischen Goalgetters nur sehr schwer zu kompensieren sein wird, denn leistbare Stürmer mit einer ähnlich hohen Effizienz wird man nur schwer finden. Wenn ein Stürmer des SK Rapid wieder auf eine Torquote wie Taxi Fountas kommen soll, muss sich die gesamte Spielanlage grundlegend ändern. Rapid muss wesentlich dominanter werden und mehr Chancen herausarbeiten. Selbst Fountas würde, im Falle eines Verbleibs, in der kommenden Saison mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit mehr Tormöglichkeiten benötigen, um am Ende eine ähnliche Trefferausbeute vorweisen zu können.
Stefan Karger, abseits.at
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Stefan Karger
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