Außenstehende mag Andy Mareks Bekanntgabe, den SK Rapid im Februar zu verlassen wenig bis gar nicht berührt haben. Einen Stadionsprecher kann man schließlich problemlos ersetzen. Doch für die Rapid-Familie spielt Marek eine weit wichtigere Rolle als die des einfacheren Moderators.
Als Andy Marek bei der Mitglieder-Hauptversammlung das Mikrofon ergriff und mit gebrochener Stimme seine emotionale Rede einleitete, ahnte der eine oder andere Zuhörer bereits, welche Worte nun folgen sollten und worauf die untypische Ansprache des sonst so solide deklamierenden Moderators hinauslief. So richtig fassen konnte es dann aber doch keiner. Mittlerweile ist es jedenfalls gewiss: Andy Marek wird im Februar in all seinen Funktionen zurücktreten und den SK Rapid verlassen. Begründet wurde dies mit einer schweren Diagnose, die den 57-Jährigen daran hindere, die notwendigen 100 Prozent für den Verein zu geben.
Einen Stadionsprecher zu ersetzen ist keine leichte, aber mit Sicherheit keine unlösbare Aufgabe. Nichtsdestotrotz gilt es zu beachten, dass Marek diesen Posten seit nicht weniger als 27 Jahren bekleidet. Folglich sind ganze Generationen von Fans mit seiner Stimme, die mitunter durch Sprüche wie dem mittlerweile legendären „Wo sind die Rapid-Fans“ geprägt wurde aufgewachsen. Einen Stadionbesuch in Hütteldorf assoziiert man ganz von alleine mit der vertrauten Stimme des sympathischen Waldviertlers.
Trotzdem gilt es nun, einen annähernd adäquaten Ersatz zu finden. Eventuell ist dieser in Form seines Sohnes Lukas, der schon munter auf dem vereinseigenen TV-Sender moderiert bereits gefunden. Doch vor allem im Klubservice und der Fanarbeit erscheint es nach jetzigem Stand als Ding der Unmöglichkeit, den scheidenden Mitarbeiter zu ersetzen. Zumindest nicht mit einem einzelnen Ersatzmann oder –frau.
Denn Andy Marek ist für die Rapid-Fans mehr als nur ein gewöhnlicher Mitarbeiter. Er kümmert sich auf eine ganz besondere Weise um die Fans. Er lebt für sie. Stets stellte er sich schützend vor die Fangemeinde. Bei jeder Auswärtsfahrt mit dabei sorgte er für einen reibungslosen Ablauf und war regelmäßig bei Fanklubtreffen oder anderen Veranstaltungen mit von der Partie. Marek pflegt also einen ganz besonderen Kontakt zu allen Rapid-Fans, vom gut betuchten Logenbesitzer über das einfache Vereinsmitglied bis hin zum Bengalen schwenkenden Ultra. Dies stellt eine eigene Art der sozioökonomischen Kommunikation zwischen Fans und Verein dar, die in Österreich ihresgleichen sucht. Zuletzt zollten sogar die Admira-Fans dem Rapid-Urgestein Respekt und rollten ein Transparent aus: „Auch für Gästefans war dir kein Aufwand zu groß. Servas Andy und gute Besserung!“
Mit Mareks Abschied könnte dieses Phänomen aussterben, es sei denn es gelingt dem Klubservice des SK Rapid, eine Lösung zu finden, die diesen intensiven und einzigarten Dialog mit der Anhängerschaft fortführt. Das muss keinesfalls erneut in einer Galionsfigur zusammengefasst werden, doch es braucht ein oder mehrere Personen, die sich nicht davor scheuen, mit den verschiedensten Fans ungeachtet ihres individuellen Typus auf Augenhöhe zu kommunizieren damit die Brücke, die Andy Marek während seiner Tätigkeit über viele Jahre gebaut hat, nicht einstürzt und verhindert wird, dass der enge Draht zwischen Vereins und Fans zugrunde geht.
Simon Fuchs, abseits.at
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Simon Fuchs
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