Nachdem wir uns im Herbst bereits einige Flops der österreichischen Bundesligisten angesehen haben und berichteten, was nach ihrer Österreich-Karriere aus ihnen wurde, beleuchten wir in dieser Serie die Legionäre, die über Österreich den Sprung in die große Fußballwelt schafften und ihren Klubs warme Geldregen bescherten.
Im vierten Teil unserer Serie sehen wir uns die Legionäre an, die der SK Rapid deutlich gewinnbringend verkaufen konnte. Auch wenn die Hütteldorfer eher ein Ausbildungsverein für heimische Talente sind, war der eine oder andere Top-Legionär dabei, der ordentlich Geld in die Kassa der Grün-Weißen spülte – und auch im Ausland für Furore sorgte.
Robert Beric
7,5 Millionen Euro bezahlte die AS Saint-Étienne im Sommer 2015, um Robert Beric am letzten Tag der Transferzeit zu verpflichten. Das brachte Rapid in eine zeitliche Bredouille, der Geldregen entschädigte jedoch dafür. Für Rapid hatte Beric in 49 Spielen 33 Tore und 12 Assists erzielt und obwohl er nur 14 Monate in Hütteldorf verbrachte, war der mittlerweile 30-jährige Slowene eine der prägendsten Figuren der jüngeren Vergangenheit in Grün-Weiß. Beric stand insgesamt vier Jahre bei Saint-Étienne unter Vertrag, hatte aber nur phasenweise Erfolg und wurde zwischenzeitlich auch ein halbes Jahr erfolglos an den RSC Anderlecht verliehen. Unterm Strich standen in Frankreich 104 Spiele und 34 Tore. Vor genau zwei Jahren wechselte der Stürmer um zwei Millionen Euro in die Major League Soccer zum Chicago FC, für den er in 56 Spielen 20-mal traf. Nach seiner Vertragsauflösung vor wenigen Wochen wurde Beric nun von einem anderen MLS-Klub, Sporting Kansas City, drafted.
Nikica Jelavic
4,9 Millionen Euro bezahlten die Glasgow Rangers im Sommer 2010 für die „Fliegende Festung“. Nikica Jelavic war einer der komplettesten Rapid-Stürmer im 21. Jahrhundert und erzielte in 95 Spielen 43 Tore und 17 Assists für die Hütteldorfer. Auch bei den Rangers funktionierte der Kroate: Nach 36 Toren in 56 Spielen wechselte er zuerst um 6,6 Millionen Euro zu Everton und danach um 7,8 Millionen Euro zu Hull City. Später verbrachte der heute 36-Jährige noch ein halbes Jahr bei West Ham United, ehe er nach China wechselte, wo Jelavic für Beijing Renhe und den Guizhou FC auf Torjagd ging. Im Herbst 2020 kehrte Jelavic noch für fünf Partien zurück nach Kroatien. Nach den Kurzeinsätzen für Lokomotiva Zagreb war für den bulligen Mittelstürmer aber Schluss. In seinem letzten Karrierespiel spielte Jelavic gegen seinen Stammklub Hajduk Split noch einmal von Beginn an – und gewann mit 1:0.
Mert Müldür
4,7 Millionen Euro kostete Mert Müldür, der im August 2019 von Rapid zu Sassuolo wechselte. Technisch betrachtet ist der 22-jährige, gebürtige Wiener heute ein Legionär, denn Müldür bestritt mittlerweile 14 Länderspiele für die türkische Nationalmannschaft. Der Rechtsverteidiger, der bei Rapid zumeist innen spielte, ist beim Serie A Klub weitgehend Stammspieler. Bisher absolvierte er insgesamt 70 Spiele und damit schon mehr als für Rapid, für das er 47-mal auf dem Platz stand. Im vergangenen Sommer wurde er mit Transfers zu den Bayern, West Ham, Tottenham oder Arsenal in Verbindung gebracht.
Boli Bolingoli
3,3 Millionen Euro gab Celtic Glasgow im Juli 2019 für Boli Bolingoli aus. Nachdem er in seinen beiden Saisonen in Wien-Hütteldorf durchaus überzeugen konnte, begann auch die Celtic-Zeit des belgischen Linksverteidiger recht gut. Die Corona-Krise sorgte aber für eine Vollbremsung beim mittlerweile 26-Jährigen: Im Sommer 2020 verstieß Bolingoli gegen Corona-Regeln, unternahm eine Spanien-Reise, verschwieg diese aber. Dadurch fiel er bei seinen Teamkollegen massiv in Ungnade und wurde zwangsläufig im September zu Istanbul Basaksehir verliehen, wo er in seinen 18 Partien aber nie überzeugen konnte und dann auch noch vier Monate wegen einer Knieverletzung pausieren musste. Seit Sommer steht Bolingoli wieder bei Celtic unter Vertrag und spielte im Herbst nur zweimal.
Giorgi Kvilitaia
Drei Millionen Euro überwies Gent an Rapid, um den georgischen Teamstürmer Giorgi Kvilitaia im Sommer 2018 zu verpflichten. Kvilitaia traf für die Belgier prompt bei seinem Debüt, zog sich aber wenige Wochen später den zweiten Mittelfußbruch im Jahr 2018 zu. Dieser war der Hauptgrund dafür, dass der mittlerweile 28-Jährige bei Gent nie in die Spur fand. In 46 Spielen erzielte er nur sieben Tore und sieben Assists. Die Saison 2020/21 verbrachte Kvilitaia leihweise bei Anorthosis Famagusta, wo er mit 15 Toren Topscorer war. Aktuell kickt er bei einem anderen zyprischen Klub: APOEL Nikosia bezahlte 600.000 Euro Ablöse für den Georgier, der bisher in elf Spielen viermal traf, davon aber zweimal vom Elfmeterpunkt.
Terrence Boyd
Zwei Millionen Euro erhielt Rapid im Sommer 2014 aus Leipzig für Terrence Boyd. Der in Deutschland geborene US-Amerikaner hatte für Rapid in zwei Jahren 80 Spiele bestritten und dabei 37 Tore erzielt. Weil er sich bei RB Leipzig aber einen Kreuzbandanriss und einen -riss zuzog, fiel er insgesamt fast zwei Jahre aus und machte kaum Spiele für die Kampfmannschaft. Im Jänner 2017 zog Boyd demnach weiter nach Darmstadt, wo er aber auch nur fünf Tore in 44 Spielen erzielte. 2019 verbrachte der 14-fache US-Teamspieler ein halbes Jahr beim Toronto FC, wo er in 13 Spielen keinen einzigen Scorerpunkt sammelte. Seit Sommer 2019 kickt Boyd nun in Halle: Beim Halleschen FC, einem deutschen Drittligisten, ist er mit 40 Toren aus 90 Spielen eine wichtige Konstante im Team. Der Vertrag des mittlerweile 30-jährigen Bremers läuft allerdings im kommenden Sommer aus.
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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