Aus dem Auge aus dem Sinn. In der schnelllebigen Fußballwelt verliert man ehemalige Spieler schnell aus dem Blickfeld, weshalb wir in Serien wie diesen... Was wurde aus: Ex-Austria-Spielmacher Raphael Holzhauser

Aus dem Auge aus dem Sinn. In der schnelllebigen Fußballwelt verliert man ehemalige Spieler schnell aus dem Blickfeld, weshalb wir in Serien wie diesen schauen wollen, wie sich ehemalige Bundesliga-Kicker nach ihrem Wechsel von der österreichischen Liga ins Ausland tun. Nachdem wir uns zuletzt ansahen wie es dem Ex-Sturm-Angreifer Kelvin Yeboah aktuell geht, wollen wir nun einen prominenten Ex-Austria-Spieler unter die Lupe nehmen. Was macht Raphael Holzhauser gerade und ist eine Rückkehr in die österreichische Bundesliga realistisch?

Schnelldurchlauf: Holzhausers Karriere bis zum Austria-Abgang

Raphael Holzhauser stand in seiner Jugend im Rapid-Nachwuchs, sollte aber für die Kampfmannschaft keine Partie absolvieren, da er in die Nachwuchsabteilung des VfB Stuttgart wechselte. 16 Scorerpunkte in 21 Spielen der U19-Mannschaft ermöglichten einen zügigen Wechsel zur zweiten Mannschaft der Stuttgarter, wo er insgesamt 77 Spiele absolvierte und ebenfalls auf 16 Scorerpunkte kam. Für die Kampfmannschaft spielte er insgesamt 33 Partien, in denen ihm kein Treffer gelang. Auch eine Leihe beim FC Augsburg verlief überschaubar und so entschloss sich Holzhauser zu einem Wechsel zurück nach Wien. Der Mittelfeldspieler wechselte aber die Farben und unterschrieb einen Vertrag bei der Wiener Austria.

Bei den Veilchen sollte er die meisten Profi-Spiele seiner Karriere absolvieren. In 146 Pflichtspielen traf er 29 Mal und steuerte 33 Assists bei. Er entwickelte sich bei der Austria zum absoluten Leistungsträger und avancierte für viele Rapidler zu einer der größten Reizfiguren beim Stadtrivalen. 2018 lief sein Vertrag aus und er wechselte in die Schweiz zu Grasshoppers, wo damals unter anderem Thorsten Fink an der Seitenlinie und Heinz Lindner im Tor stand. Die Wiener Austria bot ihm zwar einen langfristigen Vertrag an, doch den Mittelfeldspieler zog es ins Ausland.

Über die Schweiz nach Belgien

Raphael Holzhauser erzielte zwar in 22 Spielen drei Tore und drei Assists, spielte dann aber nach einem Trainerwechsel keine Rolle mehr. Sein neuer Coach Tomislav Stipic strich ihn aus dem Mannschaftskader und der bis Sommer 2020 laufende Vertrag wurde in gegenseitigem Vernehmen aufgelöst.

Holzhauser hatte einige Angebote, beispielsweise aus der Türkei, entschied sich aber in die zweite belgische Liga zu wechseln. Er unterschrieb bei Beerschot V.A., mit der Begründung, dass man auch in der zweiten belgischen Liga im Blickpunkt der belgischen und französischen Top-Vereine steht. Davor hielt er sich in seiner kurzen vereinslosen Zeit beim SC Wiener Neustadt fit.

32 Scorerpunkte: Holzhausers beste Profisaison

Der Schritt sollte sich zunächst als richtig erweisen, denn in seiner ersten Saison hatte er mit sieben Toren und acht Assists einen großen Anteil daran, dass sein neuer Klub in die Jupiler League aufstieg.

In der darauffolgenden Saison 2020/21 absolvierte er wohl sein bestes Jahr als Fußballprofi. Er kam in der höchsten belgischen Spielklasse auf 16 Tore und 16 Assist, wobei er aber sieben Tore per Elfmeter erzielte. Trotz der 32 Scorerpunkte landete der Klub allerdings nur im Mittelfeld. Holzhauser hatte in dieser Saison bei 55% der Liga-Toren seiner Mannschaft seine Beine im Spiel.

Transfer zum Top-Klub verpasst

Mit dieser Trefferquote war Holzhauser ein begehrter Spieler und prinzipiell ging seine Rechnung auf, sich bei Beerschot ins Rampenlicht zu spielen. Zwischen Weihnachten 2020 und April 2021 hatten mit dem FC Brügge, KAA Gent, KRC Genk und Besiktas vier interessante Klubs Interesse an Holzhauser. Schlussendlich kam aber keiner dieser möglichen Wechsel zustande, eventuell auch weil die Ablöseforderungen Beerschots zu hoch waren. Bei dem Transfergerücht zu Genk war in den Medien zu lesen, dass sein damaliger Arbeitgeber eine Ablöse von fünf Millionen Euro verlangte.

Vom Shooting-Star der Jupiler-League in die dritte deutsche Liga

Seit dieser Saison ging es recht schnell steil bergab. Im darauffolgenden Jahr gelangen ihm immerhin noch drei Tore und sieben Assists, doch sein Klub stieg als Tabellenletzter ab, nachdem die letzten acht Liga-Spiele allesamt verloren wurden.

Er wechselte zu Oud-Heverlee Leuven, die im Vorjahr auf Platz 11 in der Jupiler League landeten. Der damalige Leuven-Trainer Marc Brys versprach sich viel vom Neuzugang und hob ihn als einer der besten Spieler der belgischen Liga hervor. Bereits nach dem dritten Spieltag verlor er aber seinen Stammplatz und kam meist nur noch als Einwechselspieler in die Partie. Im Winter 2022 stand er zudem zwei Mal nicht einmal im Kader der Kampfmannschaft.

Negative Schlagzeilen in München

Er wurde an 1860 München verliehen, wo er im Frühjahr 2023 in 14 Einsätzen einen Treffer und vier Vorlagen erzielte. Er schaffte es aber auch abseits seiner sportlichen Leistungen in die Schlagzeilen. Die Münchner Abendzeitung schrieb von einem Suff-Skandal. Raphael Holzhauser, Joseph Boyamba und Marcel Bär sollen sich vor und zwischen den Trainingseinheiten über mehrere Tage Schnaps gegönnt haben, was mit einer kurzfristigen Suspendierung endete, die jedoch schnell wieder aufgehoben wurde. Trainer Maurizio Jacobacci wollte nicht lange auf die Qualitäten dieser Spieler verzichten.

Kein Kaderplatz in Leuven

Da 1860 München den Aufstieg in die 2. Liga deutlich verpasste, war eine Verpflichtung über die Leihe hinaus nicht möglich und Holzhauser wechselte im Sommer 2023 wieder zu OH Leuven zurück. Es reichte aber nur in den ersten beiden Runden für Einsätze über 45 und 26 Minuten. Danach saß er noch zwei Mal auf der Bank und verlor dann seinen Kaderplatz. Seit dem 5. August absolvierte Holzhauser kein Pflichtspiel mehr und seit dem 26. August stand er kein einziges Mal im Kader der Kampfmannschaft.

Laut Holzhauer gab ihm sein Trainer Marc Brys keinen Grund für die Nichtberücksichtigung. Insofern war es sicherlich eine gute Nachricht, dass Brys Anfang November den Klub verlassen musste und der ehemalige Red-Bull-Salzburg-Trainer Oscar Garcia bestellt wurde. Seit Garcia am Ruder ist absolvierte der Klub zwei Spiele, die mit Niederlagen gegen Brügge und KRC Genk endeten.

Neue Chance unter Oscar Garcia?

Holzhauser stand in diesen beiden Partien nicht im Kader, hofft aber, dass er demnächst noch einmal voll durchstarten kann – immerhin sollte Garcia seine Qualitäten noch aus der Bundesliga-Zeit gut kennen. OH Leuven könnte zumindest jede Hilfe gebrauchen – nach 15 Spieltagen steht der Klub mit 12 Punkten auf einem Abstiegsplatz.

Rückkehr nach Österreich nicht ausgeschlossen

Kehrt Holzhauser wieder in die Bundesliga zurück? In einem Interview mit meinbezirk.at schloss er Mitte April 2023 eine Rückkehr in die heimische Liga nicht aus: „Im Fußball weiß man nie, was die nächsten Jahre passiert. Oft geht man Wege, über die man kurz davor noch nicht nachgedacht hat. Ich bin jetzt bis Sommer in München, mein Vertrag in Belgien läuft noch eine weitere Saison. Aber ich kann mir schon wieder vorstellen, in Österreich zu spielen.“

Holzhauser ließ aber auch wissen, dass bei einem Wechsel nach Wien wohl nur die Austria in Frage kommt: „Mein Herz schlägt violett!“

Stefan Karger

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