Weniger stabilisierend: Netzers neue Rolle als Symbol für Altachs Straucheln
Bundesliga 19.November.2015 Alexander Semeliker 0
Wie viele Mannschaften in den letzten Jahren hat auch der SCR Altach im zweiten Jahr nach dem Aufstieg in die Bundesliga aktuell einen schweren Stand. Die Vorarlberger sind nur Tabellenachter, wollen sich am Samstag mit einem Sieg gegen den WAC wieder mehr Luft nach unten verschaffen. Ein Artikel über die Gründe für das Straucheln des Canadi-Teams.
Anders als die meisten Aufsteiger davor musste Altach im Sommer keinen personellen Aderlass hinnehmen. Im Gegenteil: Ismael Tajouri konnte von der Austria erneut ausgeliehen werden und mit Dominik Hofbauer holte man einen interessanten, vielseitigen Akteur ins Boot, der sich bisher als Schlüsselspieler herausstellte. Andererseits scheint gerade im Zentrum eine wichtig Stütze ihrer Vorjahresform hinterherzulaufen.
Die Krux mit der taktischen Flexibilität
Das Hauptmerkmal der Mannschaft von Damir Canadi war ihre enorme taktische Flexibilität. Altach war letzte Saison – im Gegensatz zu den Aufsteigern davor – zwar in keiner Sache herausragend, sie beherrschten viele Dinge aber überdurchschnittlich gut. Immer wieder gab es die richtigen Anpassungen an den Gegner, auch während eines Spiels. Doch genau hier scheint ein Kernproblem heuer zu liegen. Canadi ist zwar nach wie vor bemüht, sein Team situativ anzupassen, wenn man aber in keiner Sache merkbar besser als die Gegner ist, ist jedes Prozent an Tagesverfassung noch entscheidender.
Unterstrichen wird das durch die folgenden Zahlen. In der letzten Saison hatte Altach bei 16 von 17 Siegen maximal zwei Tore mehr als der Gegner geschossen. Ein Wert, der nur von den Tabellenschlusslichtern Admira und Wiener Neustadt (jeweils 7/7) überboten wurde. Verloren haben die Altacher jedoch nur in drei von elf Fällen mit einem Tor Unterschied. Eine Diskrepanz, die für einen Meisterschaftsdritten wohl außergewöhnlich ist. Man würde von einem Spitzenteam eher erwarten, dass es mehr Spiele deutlich gewinnt und mehr knapp verliert.
Stabilisator in der letzten Saison
Heuer scheint das Pendel seltener zugunsten der Vorarlberger auszuschlagen. Die fünf Siege fallen zwar ebenfalls in die +2-Tore-Kategorie, während bei fünf der neun Niederlagen nur ein Tor zum Unentschieden gefehlt hat. Gerade in solchen Situationen klammert man sich dann gerne auch an Fehlentscheidungen der Schiedsrichter. „So viel Inkompetenz habe ich schon lange nicht mehr gesehen“, meinte etwa Philipp Netzer nach der 1:2-Heimniederlage gegen die Wiener Austria. Dabei beschreibt wohl gerade der Kapitän den Wandel seines Teams am Platz am besten.
Der 30-Jährige glänzte letzte Saison als Stabilisator im defensiven Mittelfeld. Oft agierte er als alleinige Absicherung und konnte dank seines guten Stellungsspiels viele Bälle erobern – oft mit unspektakulären Aktionen. Kein anderer Mittelfeldspieler in der Bundesliga fing mehr Bälle ab. Auch bei den Tacklings war er im Spitzenfeld. Während die Positionen um ihn herum regelmäßig neu besetzt wurden, hatte er stets dieselbe Rolle inne. Heuer änderten sich seine Aufgaben allerdings, was Auswirkungen auf seine Leistungsdaten hat.
Negative Auswirkungen der offensiveren Rolle
In der laufenden Saison agiert nun nicht mehr ausschließlich Netzer als alleiniger Sechser, sondern oft spielt neben ihn mit Lukas Jäger ein weiterer defensiv orientierter Akteur. Der U21-Teamspieler hat mit je 3,4 Tackles und abgefangenen Bällen pro 90 Minuten ähnlich starke Balleroberungswerte wie Netzer in der Vorsaison, ist mit durchschnittlich 31 Pässen aber weniger präsent im Ballbesitzspiel. Dass dadurch Netzer noch mehr in den Fokus rückt, ist entgegen der Erwartungen nur bedingt der Fall.
Wie man anhand der Gegenüberstellung der Radargrafiken erkennt, spielt Netzer heuer nämlich rund fünf Pässe weniger pro 90 Minuten. Er konzentriert sich nun nicht mehr ausschließlich auf die erste Phase des Spielaufbaus, sondern bindet sich auch höher ein. Das führt zwar dazu, dass er aktuell mehr direkte Torschussbeteiligungen hat als letzte Saison, hat aber auch empfindliche negative Auswirkungen. Mit Jäger haben die Altacher als erste Anspielstation im Mittelfeld jemanden, der mit seinem Passspiel den Spielrhythmus nicht diktieren kann. Das Verbindungsspiel, das schon letztes Saison ein Problem war, wird damit also zusätzlich verstärkt.
Was bei der Betrachtung der obigen Grafik außerdem auffällt ist die Tatsache, dass Netzer heuer deutlich weniger Balleroberungen vorweisen kann. Durch die höhere Grundposition wird er nun häufiger in dynamische Situationen verwickelt, wodurch seine Fähigkeit, das Spiel zu lesen, in den Hintergrund gerückt wird. Während er letzte Saison noch 8,1 Balleroberungen pro 90 Minuten aufweisen konnte, sind es heuer weniger als die Hälfte. Ein dermaßen großer Unterschied, dass er nicht alleine mit der veränderten taktischen Rolle erklärbar zu sein scheint.
Alexander Semeliker, abseits.at
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