Robert Schörgenhofer wird von der FIFA als bester österreichischer Schiedsrichter eingestuft. Der 39-Jährige darf nicht nur Spitzenspiele der heimischen Bundesliga leiten, sondern pfeift auch... Wenn der „beste Schiedsrichter“ beide Augen zudrückt: Die Katastrophenleistung des Robert Schörgenhofer

Robert Schörgenhofer wird von der FIFA als bester österreichischer Schiedsrichter eingestuft. Der 39-Jährige darf nicht nur Spitzenspiele der heimischen Bundesliga leiten, sondern pfeift auch in der Champions League, der Europa League, wurde sogar bei Spitzenspielen in Ägypten, Rumänien und  der Schweiz eingesetzt. Wieso Schörgenhofer als Schiedsrichter einen derart guten Ruf genießt, ist jedoch die große Frage, denn seine inferiore Leistung beim 1:0-Auswärtssieg Red Bull Salzburgs bei Rapid ist nicht seine erste.

Der ÖBB-Angestellte Schörgenhofer ist 189cm groß, auf dem Fußballplatz eine Erscheinung. Er entschied sich stets für einen autoritären Stil, ein Spiel zu leiten. Diskussionen mit den Spielern lässt er keinen großen Spielraum. Dass das für die kickenden Akteure manchmal ein Ärgernis sein kann, hörte man bereits früher aus der Rapid-Ecke. So beschwerte sich bereits vor vielen Monaten Rapid-Kapitän Steffen Hofmann über das fehlende menschliche Fingerspitzengefühl des als „arrogant“ verschrienen Schörgenhofer. Man könne nicht mit dem Vorarlberger reden, er schaue einen nicht mal an, strotze vor Ignoranz. Ähnliche Worte hörte man nach der gestrigen Rapid-Niederlage von Guido Burgstaller. Nichts desto trotz muss diese Vorgehensweise Schörgenhofers akzeptiert werden – auch wenn’s manchmal ärgerlich ist. Der Schiedsrichter entscheidet, wie er ein Spiel leitet und wie bei Fußballern gibt es auch bei den Referees unterschiedliche Typen. Die einen sprechen mit den Kickern, die anderen tun’s ungern. Die einen duzen, die anderen siezen. Gerade der Mann in Schwarz wird nie „everybody’s darling“ sein und somit ist es jedem Schiedsrichter selbst überlassen, wie er sich auf dem Feld gibt.

Riesenglück für Maierhofer

Doch ganz egal wie Robert Schörgenhofer rüberkommt: Gestern begingen er und seine Assistenten Fehler, die für gewöhnlich eine Nachdenkpause nach sich ziehen müssen. Immerhin entschieden seine Fehler direkt die Meisterschaft. Der offensichtlichste Fehler unterlief Schörgenhofer in der 42.Minute: Stefan Maierhofer, der zuvor wegen eines Fouls an Lukas Königshofer bereits Gelb sah, streckte seinen Gegenspieler Harald Pichler, mit dem er sich schon zuvor einen nicht zu übersehenden In-Fight lieferte, mit dem Ellbogen nieder. Maierhofer muss in dieser Szene Absicht unterstellt werden, da er genau sah wo sein Gegenspieler stand, seine Armbewegung eindeutig unnatürlich war und es schon zuvor zwischen dem Kärntner Innenverteidiger und dem 202cm-Mann brodelte. Eine glatte rote Karte für Maierhofer wäre hier die einzige richtige Entscheidung gewesen, doch Schörgenhofer übersah die Attacke völlig. Es sollte eine spielentscheidende Szene sein, denn Maierhofer köpfte kurz nach der Pause den Siegtreffer für Red Bull Salzburg.

Auch Leonardo und Kulovits im Glück

Doch der Angreifer der Roten Bullen war nicht der einzige Spieler, der vorzeitig vom Platz fliegen musste. Auch den Vorbereiter des entscheidenden Treffers, Leonardo de Vitor Santiago, hätte es wohl schon vor seinem Assist erwischen müssen. Beim Brasilianer wäre eine Vielzahl von kleinen Fouls Grund genug für eine gelb-rote Karte gewesen, nachdem er bereits in der 34.Minute nach einem Foul an Kulovits Gelb sah. Vor allem eine Attacke am durchbrechenden Schimpelsberger  – allerdings nach seinem Assist zum 1:0 – hätte Gelb-Rot nach sich ziehen müssen. Auch Leonardos Gegenpart Stefan Kulovits hätte das Spiel nicht beenden dürfen: Kurz nach der gelben Karte für Leonardo machte Kulovits ein Revanchefoul mit Ansage, das theoretisch auch mit Rot zu ahnden gewesen wäre. Später sah Kulovits noch Gelb, war damit auch angesichts seines Gesamtwerks gut bedient. Schörgenhofer verlor komplett den Überblick und öffnete den Akteuren beider Mannschaften Tür und Tor für Gehässigkeiten aller Art. Seine Assistenten bewiesen ebenso wenig Mut und schon gar keine Übersicht…

Zwei Meinungen beim Handspiel von Mendes da Silva

Doch auch in den Strafräumen war einiges los: Das Handspiel von David Mendes da Silva in der 26.Minute war zwar bestimmt nicht absichtlich, aber die Handbewegung des Niederländers war kaum anders als die von Markus Heikkinen, wegen der Red Bull Salzburg beim 3:1-Sieg in der Red Bull Arena den Elfmeter, der zum 1:0 führte, zugesprochen bekam. Die Situation um das Handspiel von Mendes da Silva ist jedoch Auslegungssache und so kann man Schörgenhofer keinen Vorwurf machen. Manche pfeifen’s, manche nicht, die Regelauslegung ist nicht immer glasklar.

Keine zwei Meinungen beim Handspiel von Maierhofer

Einen glasklaren Handelfmeter übersah Schörgenhofer jedoch in der 54.Minute. Stefan Maierhofer köpfte sich den Ball in der 54.Minute selbst an die Hand – Schörgenhofer hatte gute Sicht und reagierte erneut nicht. In dieser Szene kann es keine zwei Meinungen geben – und zwar aus zweierlei Gründen: Einerseits ist die Haltung und Position von Maierhofers Hand absolut unnatürlich und andererseits beeinflusst Maierhofer in dieser Situation eindeutig die Flugkurve des Balles, weswegen etwa Mario Sonnleitner nicht zum Kopfball kam. Ob Absicht oder nicht: Maierhofer verändert mit seinem Handspiel die Situation im Strafraum zugunsten seiner Mannschaft. Allerspätestens hier hätte es Elfmeter und eine gelb-rote Karte für Maierhofer geben müssen, die für den Angreifer allerdings angesichts seiner hässlichen Ellbogenattacke und seiner anschließenden Grinseposse aus Minute 42 schmeichelhaft gewesen wäre.

Zeit für ein Päuschen

Schörgenhofer ließ nicht zum ersten Mal eine Partie völlig aus dem Ruder laufen und übersah – ebenfalls einmal mehr – absolut offensichtliche und spielentscheidende Situationen. Eine Diskussion über die Notwendigkeit von Profischiedsrichtern werden wir in diesem Artikel nicht aufwerfen, allerdings sollte Österreichs Top-Schiedsrichter ernsthaft darüber nachdenken, einige Wochen im Regionalfußball zu verbringen, um neue Energien zu sammeln und seinen Kopf frei zu bekommen. Vorwurf der Arroganz hin oder her, darum geht’s nicht: Das einzige, was gestern unterm Strich stand, war eine katastrophale Leistung des Schiedsrichtergespanns, die noch dazu von Schiri-Boss Hantschk schöngeredet wurde. Nun war es wieder eine Zeit ruhig um Österreichs Einwallers, Harkams, Ouschans und Dintars – aber rechtzeitig zur Meisterschaftsentscheidung hat unsere Liga wieder einen handfesten Schiedsrichterskandal…

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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