Deutsch soll er können, die Philosophie des Vereins soll er verkörpern, idealerweise leben. Wer auf Salzburgs Trainingsplatz und Betreuerbank der neue „starke Mann“ werden... Wer wird der neue "starke Mann" in Salzburg?

Deutsch soll er können, die Philosophie des Vereins soll er verkörpern, idealerweise leben. Wer auf Salzburgs Trainingsplatz und Betreuerbank der neue „starke Mann“ werden soll, wird sich in den nächsten Wochen entscheiden. Oder sitzt die optimale Lösung etwa bereits auf der Bank?

Ricardo Moniz, 1964 in Haarlem, Nordholland geboren, kam als Aktiver nie groß raus, pendelte zwischen Zweitligaklubs wie RKC Waalwijk, HFC Haarlem oder Helmond Sport. Seine Visitenkarte als Cheftrainer war bis vor wenigen Wochen leer, jedoch arbeitete er bei den Tottenham Hotspurs und dem Hamburger SV als Co-Trainer oder Techniktrainer in professionellem Umfeld mit Topleuten zusammen. Ob diese Referenzen und die die des Nachwuchskoordinators in der Red Bull GmbH für einen längerfristigen Vertrag im Cheftraineramt von Red Bull Salzburg genügen, ist jedoch mehr als fraglich. Moniz ist ein Fußballfachmann, ein Theoretiker, der seine eigene Philosophie Fußball zu spielen, auch praktisch durch sein Team auf dem Platz umsetzen kann, wie das eindrucksvoll überraschende System, die hochstehende Verteidigung und die defensive Cleverness bei Standardsituationen beim 2:1-Sieg im Hanappistadion bewiesen.

ANSPRUCHSVOLL?

Dennoch dürfen sich Moniz und Assistent Kovac nicht mehr viele Fehler leisten. Die Auswärtssiege bei Sturm und Rapid wogen die Heimniederlagen gegen den LASK und Wacker Innsbruck nicht auf – und in Fuschl am See sieht man sich bereits nach einem Trainer um, dessen Name in nationalen und internationalen Zeitungen neben dem Vereins- bzw. Markennamen besser aussieht, als „No-Name“ Moniz. Vielleicht möchte Red Bull sich mit größeren Namen Respekt vor der Konkurrenz verschaffen, vielleicht den Klub oder das wachsende Fußballnetzwerk Red Bull schmackhaft für neue Spieler machen. So oder so wird die Trainersuche im Westen Österreichs zum Muskelspiel gemacht. Womöglich erneut ein Muskelspiel ohne Sieger.

KONTINUITÄT?

Höchstwahrscheinlich wird die Lösung nämlich nicht Moniz heißen, sondern einen international bekannteren Namen tragen. Wie etwa den Namen Toppmöller. Der 59jährige Deutsche geisterte zuletzt durch die Medien, feierte 2002 mit Bayer Leverkusen und dem Erreichen des Champions-League-Finales seinen größten Trainererfolg. Damals wurde durch den damit verbundenen Vizemeistertitel und das Erreichen des deutschen Pokalfinales der Mythos „Vizekusen“ geboren. Alle weiteren Engagements Toppmöllers waren Rohrkrepierer, zuletzt arbeitete er als Teamchef in Georgien, ist seit nunmehr fast drei Jahren arbeitslos. Toppmöller ist mit Sicherheit nicht Favorit auf den Trainerposten in Salzburg, doch für ihn, wie auch für andere teilerfolgreiche Trainer wie Co Adriaanse oder Huub Stevens gilt dasselbe: Man holt einen Namen, der pro Saison etwa genauso viel Geld verdient, wie die anderen neun Bundesligatrainer zusammen und in Interviews stets von den Ansprüchen Red Bulls, nie aber von den Ansprüchen des Fußballvereins Red Bull Salzburg spricht. Nach ein, zwei Jahren hat der längst ausgediente Trainer es satt Coach einer Firmen-Fußballmannschaft ohne internationaler Perspektive (aufgrund von stärker werdender Konkurrenz im eigenen Lager, konkret Leipzig) zu sein und verabschiedet sich – idealerweise noch vor Auslaufen seines vergoldeten Vertrags – in den wohlverdienten Urlaub, der den Fußballklub Red Bull Salzburg einmal mehr mit einem notwendigen Neuaufbau zurücklässt.

KONTINUITÄT!

Anders hingegen liefe die Lösung Moniz/Kovac ab. Zwei Trainer am Anfang ihrer Karriere, mit Idealen und Visionen, die nicht zum Auffetten des Bankkontos in Salzburg arbeiten, sondern um Praxis bei einer Mannschaft zu sammeln, die in einer national höchsten Spielklasse jedes Jahr um den Meistertitel mitspielt bzw. mitspielen muss (was auch den nötigen Druck aufrecht erhält). Zudem reden wir hier von zwei Trainern, die sich auch in schweren Zeiten wieder selbst aus dem Dreck ziehen würden, anstatt sich mit großzügiger Abfindung wieder gen Ausöland zu vertschüssen. Und dass eine gewisse Ideologie und Nachhaltigkeit in der Arbeit von Moniz und Kovac steckt, sah der Zuseher bereits in den ersten vier Bundesligaspielen unter diesem Duo: Mit Georg Teigl und Daniel Offenbacher wurden Nachwuchskräfte eingebaut, nach dem erfolgreichen Spiel in Hütteldorf dürfte sich auch Stefan Hierländer wieder näher an die erste Elf gespielt haben – und währenddessen schoss sich Martin Hinteregger binnen 12 Tagen mit drei Toren in vier Spielen für die Red Bull Juniors in der Regionalliga West wieder ins Notizbuch seiner Trainer. Mit dieser Philosophie nimmt man womöglich die eine oder andere verkorkste Saison in Kauf, bereitet sich aber auf eine sehr wahrscheinliche Zukunft ohne größerer Red-Bull-Investments außerhalb Leipzigs vor und positioniert das Team nach außen hin, wie es angesichts des dynamisch-durstigen Firmenleitbilds bereits längst der Fall sein sollte: Jung, erfolgshungrig und zukunftsorientiert. Und somit ganz anders als der hölzerne, überbezahlte Haufen, der heuer eigentlich wieder Meister werden muss…

(c) Daniel Mandl

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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