Im Spiel zwischen der SV Ried und Admira Wacker Mödling trafen zwei vertikal agierende Mannschaften aufeinander, welche ihre Stärken im Umschaltspiel haben. Die Vorzeichen standen gut für die Admira, denn die Rieder haben erst ein Heimspiel in dieser Saison für sich entscheiden können. Aktuell liegen die Oberösterreicher sogar nur auf dem achten Tabellenplatz, während die Admira in der letzten Partie gegen Mattersburg den ersten Sieg nach fünf sieglosen Spielen feiern konnte.
Nun wollten sie auswärts die Rieder unter Zugzwang bringen, indem sie ihre Fähigkeiten im Konterspiel nutzten. Das erste Aufeinandertreffen in dieser Saison hatten die Rieder in Mödling auf eben diese Weise für sich entscheiden konnten, als René Gartler zweimal traf und dadurch den Sieg fixierte.
Die Admira in ihrem 4-4-2-System
Die Gäste begannen wieder mit zwei Viererketten und einem Sturmduo davor. Stephan Palla und Gernot Plassnegger liefen auf den defensiven Flügeln auf, sie sollten nicht nur die gegnerischen Flügelstürmer behindern, sondern sich auch bei Möglichkeit nach vorne einschalten. Dazwischen bildeten Peter Pöllhuber und Andreas Schrott die Innenverteidigung, welche sich René Gartler gegenüber sahen.
Im Mittelfeld und Sturm gab es wieder die erwartet offensive nominelle Besetzung der Positionen. Lukas Thürauer und Bernhard Schachner bildeten eine spielstarke Zentrale, in welcher Thürauer zumeist den vertikalen Part übernahm. Auf den Flügeln wurden sie von Thorsten Schick und Patrik Jezek unterstützt, das Sturmduo wurde einmal mehr von Marcel Sabitzer und Issiaka Ouédraogo gebildet.
Sabitzers Aufstellung im Sturm soll eine spielstarke wie für Konter ideale Komponente bilden, weswegen er vom Flügel auch dorthin versetzt wurde und somit Platz für Akteure wie Bernhard Fucik, Stefan Schwab oder eben Thorsten Schick eröffnet.
Die Rieder mit dem 4-2-3-1
Die Gastgeber stellten sich wieder nicht in ihrem 3-3-3-1 auf, welches wohl endgültig der Vergangenheit angehört. Sie spielten das in dieser Saison primär genutzte 4-2-3-1, in welchem René Gartler als Solospitze nach Lücken und schnellen Gegenzügen durch sein „Zocken“ suchen sollte.
Dahinter begann Anel Hadzic auf der nominellen Position des Zehners, während auf den Flügeln Marco Meilinger und Clemens Walch für Betrieb sorgen sollten. Sie wurden von Thomas Hinum und Emanuel Schreiner dahinter unterstützt, diese beiden sollten die gegnerischen Außen überladen.
Zentral im Mittelfeld sicherten Marcel Ziegl und Mario Reiter die entstehenden Räume, sie verschoben in die Lücken oder rückten gelegentlich mit auf, um sich als Anspielstationen im Rückraum des Strafraumes anzubieten. Auf den Innenverteidigerpositionen liefen Jan-Marc Riegler und Thomas Reifeltshammer auf, welche bei Ecken für Gefahr sorgen sollten – was in der ersten Halbzeit beinahe zur Führung gereicht hätte.
Der Rieder Flügelfokus
Mit ihrem 4-2-3-1 und den offensiven Außenverteidigern boten die Rieder eine sehr starke Breite und wollten dadurch die kompakte Formation der Admira übergehen. Die Gäste leben davon, dass sie sich sowohl vertikal als auch horizontal extrem eng anordnen und dem Gegner dadurch kaum Räume oder offene Schnittstellen bieten. Viele versuchen dennoch, über die Mitte in die gegnerischen Zonen im letzten Spielfelddrittel einzudringen, scheitern dabei aber.
Die Rieder hingegen machen das Spiel enorm breit und kommen um diesen Pressingwall herum. Die Formation der Admira bleibt in ihrem numerischen Code natürlich weiterhin ein 4-4-2, ist allerdings deutlich weiter auseinander und nicht ganz so effektiv. Auch nach vorne erschweren sich die Wege, weil das Umschaltspiel auch davon profitiert, dass die Passwege so kurz sind. Dadurch kann sehr schnell über mehrere Stationen hinweg kombiniert werden, was die Konter der Admira so dynamisch macht und das gegnerische defensive Umschaltspiel vor riesige Probleme stellt.
Die Folgen für die Rieder
Da die Innviertler den Gegner auseinanderschoben, waren diese Konter nicht mehr ganz so einfach vorzutragen, doch ein anderer Aspekt kam ins Spiel: die Breite der Rieder als Problem. Denn sie hatten durch ihre Breite natürlich auch im Rückwärtsgang längere Wege und ließen der Admira viele Räume frei. Wurden die Konter gut vorgetragen, kamen sie auch ans Tor, wurden aber oftmals zu überhastet abgeschlossen aufgrund der unüblichen Distanz im Angriffsvortrag.
Statistisch zeigt sich dies gut: Ried hatte mehr Abschlüsse, nämlich 16 zu 13. Allerdings kamen bei den Riedern nur sechs davon aufs Tor, bei der Admira waren es deren 11. Im Tor selbst landete auf beiden Seiten wiederum nur je einer der Torschüsse, was auf mehrere Probleme hinweist. Eines davon sind die Form der Abschlüsse bei der Admira, dazu der Fokus auf Standards und Flanken bei Ried, welche schwerer zu verwerten sind und dadurch für eine schwache Quote in der Chancenverwertung sorgen.
Ein Missmatch wurde von Dietmar Kühbauer behoben
Dennoch war die Entscheidung der Rieder, sich auf die Flügel zu konzentrieren, eine richtige. Insbesondere durch den sehr offensiven Hinum konnten sie eine Schwachstelle der Admira, nämlich die oftmals positionsorientiert gespielte Raumdeckung sowie die relative Defensivschwäche von Patrik Jezek zu attackieren. Somit wurden auf dem gegnerischen linken Flügel die Räume überladen und viele Angriffe vorgetragen beziehungsweise es zumindest versucht.
Darum wurde Jezek auch in der 57. Minute für Schwab ausgewechselt. Jener Schwab sollte sich den Ball dann auch tief holen und mit einem weiten Pass auf Ouédraogo den Elfmeterpfiff einleiten, welchen der Joker dann selbst verwandelte. Eine in der Konsequenz erfolgreiche Wahl der Auswechslung Dietmar Kühbauers, welche aber primär defensive Überlegungen zugrunde hatte.
Fazit
Ein interessantes Spiel mit vielen Halbchancen und einer leichten Überlegenheit für Ried infolge von mehr Ballkontrolle und einigen Szenen nach eintrainierten Standards auf die Köpfe ihrer Innenverteidiger. Die Admira hingegen kam dennoch zu vielen Chancen nach Kontern und ähnlichem, was letztlich in der Führung mündete. Kühbauers Reaktion auf Jezeks Forderung durch Hinum war intelligent, auch wenn der Rieder weiterhin Betrieb machte.
Letztlich sorgte in den Schlussminuten eine Chance der Rieder, welche stark an ein Flipperspiel erinnerte, für den Ausgleich durch den eingewechselten Robert Zulj. Das 1:1 hilft beiden Mannschaften kaum, spiegelte aber das Leistungsverhältnis an diesem Tag akzeptabel wieder.
Rene Maric, abseits.at
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Rene Maric
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