Wostrys Ausschluss spielentscheidend: Aufsteiger feiert Last-Minute-Sieg im NÖ-Derby
Bundesliga 1.August.2016 David Goigitzer 1
Die Admira bestimmte bis zum Ausschluss von Markus Wostry über weite Strecken das Spiel. Der SKN, mit den üblichen Verbindungsproblemen, kann in der letzten Minute der Nachspielzeit dennoch den Sieg holen.
Prinzipielle Ausrichtungen
Die St. Pöltner richteten sich im Pressing recht hoch aus und störten die Admiraner schon früh beim Aufbau. Gegen das sehr mannorientierte 4-4-2 der Hauptstädter taten sich die Mödlinger schwer den Ball effektiv nach vorne zu bringen. Man zwang die Admira in der ersten Linie stets zum hohen Ball, selbst wenn man den Kampf um diesen nicht immer gewinnen konnte.
Die Kompaktheit, vertikal sowie horizontal, litt natürlich stark unter den St. Pöltner Mannorientierungen. Die Gäste aus der Südstadt wussten diese Probleme jedoch nicht zu nutzen, auch weil sie sich selten von den Mannorientierungen lösen konnten, dazu agierte man nicht fluide genug im Freilaufverhalten und initiierte kaum Positionswechsel.
In der Offensive fokussierte man die Flügel sehr früh und konnte aufgrund der tiefen Doppelsechs und der an sich starren Doppelspitze, sowie nur leicht einrückenden Flügelspieler nur schwache Verbindungen ins Zentrum herstellen und konnte meist nur Pässe entlang der Linie oder leicht diagonale Bälle nach vorne spielen. Die beiden Außenverteidiger Dober und Huber hatten bezüglich Spielaufbau recht viel zu tun, was bei ihrem Fähigkeitenprofil jedoch vorhersehbar mangelhaft war.
Die Admiraner pressten ebenfalls recht früh im 4-1-4-1/4-3-3/4-2-3-1 Hybrid und konnten so die aufbauschwachen St. Pöltner immer wieder zu gefährlichen Ballverlusten zwingen, um dann schnelle Gegenstöße zu fahren. Immer wieder rückten Spieler aus dem Mittelfeld aggressiv heraus um den Ballführenden unter Druck zu setzen. Hier bewies man gutes Timing und Antizipationsfähigkeit, sodass die Heimischen kaum flache Bälle nach vorne spielen konnten. Einzig nachteilig waren die Mannorientierungen, die durch vertikale Läufe von den St. Pöltner Sechsern ausgenutzt werden konnten. Diese Läufe sorgten für Zuordnungsprobleme, was oft Räume im Mittelfeld ergab. Diese Lücken wurden jedoch nicht von zurückfallenden Stürmern gefüllt, die Gastgeber wussten diese Fehler im System also nicht zu nutzen.
Im Ballbesitz versuchte man das Verfolgen der St. Pöltner Flügelspieler der Gegner zu nutzen und schob oft mit den Außenverteidigern weit nach vorne, um bei den Gastgebern eine 6-2-2 Pressingformation zu erzwingen. Jedoch konnte man aufgrund der konsequent ausgeführten Mannorientierungen vor allem in den ersten Minuten kaum Torchancen durch Ballzirkulation kreieren. Zu starr agierte man im Freilaufverhalten und man war von der heimischen Defensive leichter zu decken.
Vor allem über Umschaltsituationen kam man jedoch zu aussichtsreichen Möglichkeiten, da sich die Offensivspieler der Admira alle wohl in den Zwischenlinienräumen fühlen, von denen es aufgrund der mangelnden vertikalen Kompaktheit bei St. Pölten reichlich gab. So konnte nach Ballgewinn recht schnell vertikal auf einen der drei Stürmer gespielt werden, die mit viel Tempo am Ball auf die Abwehr der Gastgeber zudribbeln konnten. Einzig die Sauberkeit bei jenen Dribblings sowie die Laufwege der Mitspieler passten nicht ganz. So musste der Ballführende oft selber den Abschluss suchen, da er seine Mitspieler nicht effektiv finden konnte, da man nicht immer die richtigen Räume beim Freilaufen suchte.
Hohes Pressing auf beiden Seiten
In den ersten 45 Minuten konnte aufgrund der hohen Ausrichtungen beider Mannschaften kaum ein Team den Ball effektiv herausspielen, die Admira konnte manchmal aber nach Ballgewinn gefährlich werden, da das Gegenpressing der St. Pöltner sehr löchrig war. Aus weniger dynamischen Situationen, wie zum Beispiel Abstößen, gelang dies nicht, beide Seiten verhinderten Verbindungen ins Mittelfeld und hohe Bälle wurden zum beliebten Mittel. So entwickelte sich ein unsauberes Spiel in dem die Admira leichte Vorteile hatte. Die Südstädter agierten im Ballbesitz besser, bildeten Dreiecke und konnten immer wieder einige kurze, schnelle Ballstafetten kreieren. Dabei half vor allem in der Anfangsphase des Aufbaus der an diesem Tag starke Markus Wostry der auch unter Bedrängnis immer wieder den Ball sauber weiterzuspielen vermochte.
Die St. Pöltner, die wie in den Achtzigern ihre Außenverteidiger im Aufbau fokussierten, hatten logischerweise starke Verbindungsprobleme. Der normalerweise starke Michael Ambichl kam nur selten an den Ball, die niederösterreichischen Hauptstädter versuchten jedoch auch eher um die gegnerischen Formation herumzuspielen als diese richtig zu bespielen. Diagonale Pässe fanden nur selten ihr Ziel, da die Bewegungen der Stürmer nicht passend waren und auch die Flügelstürmer nur selten einrückten. So war die erste Halbzeit geprägt von vielen Umschaltsituationen die unsauber ausgespielt wurden und auf beiden Seiten konnte man zwar ansatzweise, jedoch selten so richtig gefährlich werden, wenngleich die Admira doch ein kleines Chancenplus hatte.
St. Pöltens Pressingintensität lässt nach
Die Admira startete besser in den zweiten Durchgang, bei Angriffen fokussierte man nun mehr die offenen Zwischenlinienräume und nutzte die fehlende Kompaktheit der St. Pöltner. Das eigene Pressing blieb weiterhin effektiv und man konnte die erzwungenen hohen Bälle der Gastgeber immer wieder abfangen und aufgrund des nachlassenden Pressings der Blau-Gelben auch viel leichter Angriffe aus der eigenen Abwehr heraus aufbauen. Die St. Pöltner Stürmer wurden in ihrem Aufrücken nun öfter alleine gelassen, in das Loch zwischen Sturm und Mittelfeld bewegte sich vor allem Daniel Toth immer geschickt hinein um Bälle von seinen Mitspielern zu bekommen. Hier konnte er sich meist unbedrängt aufdrehen und den Ball ins Angriffsdrittel bringen.
Der Druck der Gäste erhöhte sich und man kam großen Chancen immer näher, obwohl diese per se zum Großteil noch ausblieben. Einschneidend war dann die Gelb-Rote Karte von Markus Wostry, der seine zweite gelbe Karte nach einer vermeintlichen Schwalbe im Strafraum bekam. Die Admiraner gingen weiterhin viel Risiko in Umschaltsituationen und rückte mit vielen Spielern auf, was jedoch Räume vor der eigenen Abwehr offenbarte, die nun auch der SKN mit Kontern bespielen konnte. Durch die zahlenmäßige Überlegenheit konnten die St. Pöltener nun deutlich einfacher den freien Mann im Zentrum finden und hatte gleich kurze Zeit nach Wostrys Ausschluss zwei gute Chancen, ehe Hartl in der 64. Minute nach einem kurz gespielten Corner und einer Flanke am höchsten stieg und zur Führung einköpfte.
In Minute 69 bekam die Admira einen Elfmeter zugesprochen, diesen verwandelte Spiridonovic sicher. Die Gäste waren trotz dezimierter Spieleranzahl weiterhin die bestimmende Mannschaft, man verhielt sich im nun tieferen Pressing klug und versuchte nun noch temporeicher nach Ballgewinn umzuschalten, was einmal sogar zur erstmaligen Führung führte, Spiridonovic köpfte jedoch nicht genau genug und der St. Pöltner Torwart Christoph Riegler konnte den Ball halten. Zwar konnten sich die Gastgeber mehr Chancen als noch vor dem Ausschluss Wostrys herausspielen, dies lag jedoch vornehmlich an der zahlenmäßigen Überlegenheit, taktisch verhielt man sich nicht anders beziehungsweise besser. Kurz vor Schluss gab es natürlich noch die große Drangphase der St. Pöltner, die in Minute 94 sogar noch zum Siegtreffer kamen, als Schütz eine flache Flanke von Dober im Strafraum ins lange Eck unterbringen konnte.
Fazit
Die Admira war über weiter Strecken die dominantere Mannschaft, wusste dies jedoch nicht in Tore umzumünzen. Der Ausschluss Wostrys beflügelte die St. Pöltner etwas und gab ihnen auch logischerweise mehr Räume. Die Gäste aus der Südstadt versuchten nicht nur hinten dicht zu machen sondern rückten bei Kontern weiterhin mit vielen Spielern nach. Durch schlechte Staffelungen kam man nur schwer ins Gegenpressing und so bot man viele Räume an, die nur durch sehr intensive Läufe zugestopft werden konnten. Gegen Ende konnte St. Pölten die zahlenmäßige Überlegenheit endlich nutzen, die letzte Drangphase konnten die müden Admiraner nicht mehr bis zur letzten Sekunde konzentriert verteidigen.
David Goigitzer, abseits.at
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