Red Bull Salzburg empfing zu Hause die SV Ried. Die Gäste aus Oberösterreich befinden sich aktuell im Niemandsland des Mittelfelds der Tabelle, doch die... Zwei Schüsse, zwei Tore: Red Bull Salzburg beißt sich an Rieder Effizienz die Zähne aus

Marco Meilinger (SV Ried)Red Bull Salzburg empfing zu Hause die SV Ried. Die Gäste aus Oberösterreich befinden sich aktuell im Niemandsland des Mittelfelds der Tabelle, doch die Bullen zu ärgern ist wie immer eine Prestigeaufgabe. Die Gastgeber hingegen mussten gewinnen, um weiterhin Anschluss an die Austria zu bewahren. Vor der Partie waren es schon elf Punkte, die Veilchen spielen außerdem erst am Sonntag – die ideale Chance also, um zumindest minimal Druck zu entfachen. Es sollte aber nicht gelingen, wodurch die Austria eine tolle Chance hat, den Vorsprung weiter zu vergrößern.

Roger Schmidt mit Rotation

RB Salzburg - Aufstellung-5Am letzten Wochenende hatte sich Red Bull zu einem sehr knappen 3:2-Auswärtssieg gegen Wacker Innsbruck gearbeitet. In der gestrigen Partie gab es einige Veränderungen zum letzten Spiel: Rodnei und Ibrahim Sekagya bildeten etwas überraschend die Innenverteidigung, im Mittelfeld fehlten Kevin Kampl und Valon Berisha, während Alan und Dusan Svento in der Offensivabteilung von Beginn an ran durften.

Damit wollte man wohl einerseits dem Faktor Ermüdung, ob körperlich oder mental, sowie einer gewissen „Stammplatzlethargie“ entgegenwirken. Mit Svento gab es einen Spieler für die Breite auf links, vorne hatte man mit Alan und Soriano zwei torgefährliche Spieler, auf rechts sollte Schwegler hinter den einrückenden Mané kommen. Hinteregger und Leitgeb bildeten die Zentrale, beide gingen situativ mit nach vorne, wobei Hinteregger natürlich häufiger den absichernden Part übernahm.

Neben der Veränderung der Aufstellung gab es aber auch eine formative Veränderung. Das 4-3-3 oder auch 4-2-3-1 der Bullen wurde vorerst ad acta gelegt, man spielte – wohl auch in Anbetracht des Spielermaterials – in einem 4-4-2.

Die Bullen im 4-4-2

Wie schon in den letzten Analysen erklärt, leben die Salzburger von vielen dribbelstarken Spielern, die auch in der Enge noch ein erfolgreiches Dribbling oder einen gefährlichen Lochpass spielen können. Mit dem 4-4-2 sollte wohl ähnliches praktiziert werden, jedoch klappte es nicht perfekt. Passend dazu kritisierte Ralf Rangnick die ersten zwanzig Minuten.

„Wir haben uns zu wenig bewegt, wodurch wir den Riedern das Verteidigen vor ihrem eigenen Tor einfach gemacht haben.“ – Ralf Rangnick, Sportdirektor und ehemaliger Trainer in der dt. Bundesliga

Diese Kritik ist absolut berechtigt – aber lag auch teilweise an der gewählten Formation der Bullen. Mit einem klassischen 4-4-2 hat man zumeist ein Loch zwischen Stürmer und Mittelfeld, welche auf unterschiedliche Weisen gefüllt werden kann. So kann zum Beispiel ein hervorragender Box-to-Box-Mittelfeldspieler auf der Doppelsechs das Loch durch vertikale Laufwege füllen. Die Außenstürmer können einrücken und diese Position übernehmen, dafür müssen dann die Außenverteidiger konstant mit nach vorne marschieren.

Das Problem hierbei ist aber oft, dass die passenden Spielertypen rar gesät sind. Herausragende Box-to-Box-Mittelfeldspieler sind schwer zu finden. Die meisten Außenstürmer sind keine kreativen, modernen Zehner, sondern Kombinationsspieler. Das Spiel in der Enge der Salzburger funktionierte also aufgrund eines Mangels einer nicht nur passenden, sondern konstanten Anspielstation in diesem Bereich nicht wie es sollte.

Passenderweise fiel das 1:0 letztlich, als sich Alan aus der Spitze zurückfallen ließ und auf Sturmpartner Jonathan Soriano durchsteckte; ein zurückfallender Mittelstürmer ist die dritte große Möglichkeit, um das Loch in der Mitte zu füllen.

Engenspiel

Das 4-4-2 funktionierte offensiv zwar nicht perfekt, aber defensiv waren die Salzburger – trotz zweier Gegentore – stabil. Beide Male waren es fast perfekte Abschlüsse der Rieder, ansonsten kam die Spielvereinigung jedoch kaum zu Chancen. Die Rieder Effizienz sorgte für das etwas unverdiente 2:2, denn die Bullen standen im 4-4-2 stabil und konnten durch konsequentes Herausrücken der Sechser und etwas Gegenpressing gegnerische Konter abwürgen.

Zwischenlinienraumkompaktheit bei Ried

SV Ried - Aufstellung-3Doch auch die Gäste aus Oberösterreich machten ihre Aufgabe defensiv gut; es lag also nicht nur an den Bullen. Die Außenstürmer ließen sich weit zurückfallen und man spielte beinahe mit einer „4 plus 1“-Kette in der Abwehr. Die Sechser agierten ebenfalls enorm tief und besetzten den Zwischenlinienraum, was die Probleme im 4-4-2 der Hausherren phasenweise noch verstärkte.

Offensiv fand Ried aber wegen der sehr tiefen Ausrichtung nach den Führungen und der defensivorientierten Spielweise nicht statt. Sie mussten mit zu wenigen Spielern zu viel Raum im offensiven Umschaltspiel überbrücken, was nicht ordentlich klappte. Zwar versuchten die Flügelspieler die Seiten zu überladen und wurden von den Sechsern abgesichert, doch bis auf das 1:0 blieb diese Spielweise ohne Abschluss.

Auch das Einrücken des ballfernen Flügelstürmers bei Kontern sollte nur bei diesem Tor wirklich effektiv sein – Meilinger positionierte sich in der Mitte des Sechzehners und traf zum 1:0. Alles in allem stand Ried aber zu tief für Entlastungsangriffe und darf sich beim Torwart, den Salzburgern und der defensiven Stabilität für diesen Punktgewinn bedanken.

Wechsel bei Red Bull

Ab der 54. Minute reagierte Roger Schmidt: Zuerst brachte er Valon Berisha für Andreas Ulmer. Svento rückte eine Ebene nach hinten und Berisha ging ins Mittelfeld. Später wurde mit der Auswechslung Alans für Georg Teigl wieder auf das erfolgversprechendere 4-2-3-1 umgestellt und in der Schlussphase erhöhte die Einwechslung Hierländers für Leitgeb noch die vertikale Ausrichtung der Doppelsechs.

Das Tor erzielte letztlich Martin Hinteregger – und Verwunderung rief dies nach seiner starken Leistung bei niemandem hervor. Es war kein Tor mit einem Pass aus der Enge, wie beim 1:0, sondern fast das genaue Gegenteil. Im Gegenpressing störte Georg Teigl nach einem Ballverlust den eingewechselten Marcel Ziegl und der an diesem Tag stark aufspielende Martin Hinteregger kam aus der Tiefe und schloss ab.

Fazit

Es war keine gute Partie der Salzburger, die sich am Rieder Defensivspiel einige Zeit lang die Zähne ausbissen. Die Oberösterreicher standen gut, kamen aber nur selten bis vor das Salzburger Tor. Wenn sie es aber schafften, dann klingelte es auch. Mit ihrer Effizienz erhöhten sie den Druck auf die Salzburger, die nur zu einem Unentschieden kamen. Die Austria kann nun mit einem Sieg endgültig davon ziehen.

Rene Maric, abseits.at

Rene Maric

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