Gegen den vermeintlichen Angstgegner aus Mattersburg wollte Red Bull Salzburg die Champions-League-Qualifikationsschlappe zumindest anfänglich vergessen machen. Die wenigen Fans im Stadion forderten Rehabilitation –... Zwischen Pflichtsieg und Sensation lagen Sekunden: RB Salzburg besiegt Mattersburg mit 3:2!

Gegen den vermeintlichen Angstgegner aus Mattersburg wollte Red Bull Salzburg die Champions-League-Qualifikationsschlappe zumindest anfänglich vergessen machen. Die wenigen Fans im Stadion forderten Rehabilitation – und natürlich beide nationalen Titel, also das Double aus Meisterschaft und Pokal. Das bedeutete auch, dass die Partie gegen Mattersburg trotz der geringen Kulisse unbedingt gewonnen werden musste.

Einerseits natürlich wegen der drei Punkte, andererseits zur Besänftigung der Fans, wenngleich sich diese frühestens zu Saisonende wieder zufriedener zeigen werden. Mattersburg hingegen versuchte hier eine Überraschung zu landen und den angeschlagenen Favoriten zu ärgern. Beinahe wäre es ihnen gelungen, obwohl es in der ersten Halbzeit nicht danach aussah.

Rückstand aufgrund individualtaktischer Fehler

Obwohl sie auswärts fast aussichtslos mit zwei Toren zurück lagen, kämpften sich die Underdogs heran. Die zwei Tore fielen ohnehin aus sehr schwachem taktischem Verhalten, was insbesondere für den Innenverteidiger Rodler gilt. Beim ersten Tor rückt er nicht schnell genug nach dem misslungenen Freistoß der Salzburger heraus und hebt somit das Abseits auf, was Räume zum Hereinspielen in den Sechzehner ermöglicht. Dadurch konnte Mendes per Lochpass angespielt werden und ein „Stangler“ der einfachsten Sorte konnte von Franky Schiemer absolut problemlos verwertet werden.

Ohnehin fehlte bei Standards die Zuteilung bei den Mattersburgern, die Salzburger konnten mit einem einfachen Freistoßtrick zu Spielbeginn bereits zu einer ihrer wenigen Chancen kommen. Auch vor dem zweiten Treffer wurden die eklatanten Mängel der Gäste bei ruhenden Bällen schonungslos aufgedeckt.

Bei einer solchen Situation nach etwas mehr als einer Viertelstunde rückte Mravac als Außenverteidiger extrem stark ein – was im Sinne der Raumdeckung zwar passend war, aber die mannorientierte Spielweise im Strafraum wurde komplett vernachlässigt. Dies bedeutete, dass sowohl Malic als auch Mravac und Rodler am eigenen Fünfmeterraum den kurzen Pfosten und den zentralen Raum absicherten, was abermals für eine gefährliche Chance Schiemers sorgte.

Fehlerhaftes Verhalten beim Konter zum zweiten Gegentreffer

Ein weiterer Schwachpunkt der Mattersburger war ihre inexistente Kompaktheit im Spiel gegen den Ball. Oftmals griffen der ballnahe Außenspieler und der ballnahe Sechser mit den Stürmern an, ohne dass die Abwehr nachschob. Es entstand ein großes Loch im Mittelfeld, wodurch die Salzburger viel Ballbesitz hatten und bis in die gegnerische Hälfte kamen. Lediglich bei einigen wenigen Aktionen klappte diese Art von half-pressing der Mattersburger, was in einer kläglich vergebenen Chance mündete. Meistens jedoch sorgte es für große Lücken.

Da auch die Angriffe dieser Pressingvariante von der Formation her ähnelten, gab es einige Probleme beim Umschaltspiel in die Defensive. Der zweite Treffer Red Bulls fiel aus einem Konter, in welchem Lovin gegen Mendes das Laufduell verlor. Mendes hatte nach der Balleroberung viel Raum, konnte Geschwindigkeit aufnehmen und ihn problemlos überlaufen, da Lovin einen zu großen Raum und zu viele Optionen alleine absperren musste (und sich dazu noch ohnehin sehr schwach verhielt). Mendes spielte einen einfachen Doppelpass mit Jantscher und konnte sich durch dessen Lochpass gleich dreier Gegenspieler entledigen. Ein weiterer Stanglpass vor dem gegnerischen Tor sorgte dafür, dass Soriano bei seinem dritten Saisontor wohl den Ball noch hätte stoppen und gemächlich über die Linie führen können. Zwei Spieler hatten mit drei Pässen das gesamte Mittelfeld und die halbe Viererkette sowie den Torhüter ausgespielt und ihren gefährlichsten Stürmer vor dem leeren Tor freispielen können – ungefähr acht Sekunden nachdem man selbst im ersten gegnerischen Spielfelddrittel in Ballbesitz gewesen war.

Rückkehr ins Spiel mit zwei glücklichen Treffern…

In der Nachspielzeit der ersten Hälfte war es Bürger, der mit einem guten Freistoß den Anschlusstreffer erzielte. Nur wenige Minuten nach dem Seitenwechsel folgte ein weiterer Pfostenknaller des Mittelstürmers per ruhendem Ball, hier hatten die Salzburger Glück – im Gegensatz zum fast kuriosen Treffer in der 49. Minute. Der eingewechselte Höller traf denkbar spektakulär vom Sechzehnereck in das gegenüberliegende Toreck. Ein Diagonalball von Linksverteidiger Mravac segelte über das gesamte Spielfeld genau auf seinen Pendant Ulmer von Red Bull zu. Dieser sah keine Gefahr durch den heranstürmenden Höller, doch dieser sprang aus dem Sprint in die Flugkurve des Balles und düpierte damit Torwart Walke.

… doch Mattersburg hatte mehr Chancen!

Am Ende hieß es sogar 6:3 für Mattersburg bei den Schüssen auf das Tor. Es war sogar noch beim Stand von 2:2 in der 76. Minute, als Farkas eine gute Chance vergab. Der Rechtsverteidiger war wie in bester Flügelstürmer-Manier in die Mitte gezogen und zog ab, doch Walke konnte den Schuss entschärfen. Im Gegenzug leitete der Bullen-Torwart einen Angriff über die von Farkas offengelassene rechte Seite ein, wobei hier Ulmer abermals einen Fehler beging und nicht zu Ende spielte. Durch einen Abpraller erhielt er einen neuen Versuch und Zarate zog dann an, um die offenen Räume im Zentrum, welche durch die mangelnde Kompaktheit sowie das Verschieben in den von Farkas kurzzeitig seitlich geöffneten Raum zustande kamen, zu nutzen. Mit einem schönen Solo nach einem Doppelpass schloss er nur eine Minute nach dem Mattersburger Matchball zum 3:2 ab. Die Bullen holten sich den zweiten Sieg im zweiten Spiel.

Abschließende Kritik

Dieses Spiel war eine Mischung aus taktisch intelligenten Ideen und schwacher Umsetzung basistaktischer Prinzipien. Die Mattersburger versuchten durch eine Aufteilung der Mannschaftsteile die Salzburger im Spielaufbau zumindest etwas zurück zu halten und mit den verbliebenen Spielern in der Tiefe dennoch halbwegs sicher zu stehen. Geklappt hat bei drei Gegentoren nichts wirklich, obwohl nur wenige Torchancen zugelassen wurden – was aber an den Salzburgern lag, die gegen eine solche Mannschaft trotz 70% Ballbesitz und der ihrer höheren individuellen Qualität nur wenige Großchancen herausspielen konnten.

Die Effizienz war jedoch am heutigen Tage da, was dafür sorgte, dass die Mattersburger mit ihren zwei etwas überraschenden Treffern keine Überraschung feiern konnten. Sie hatten zwar einige Phasen drin, wo sie die Bullen nicht weit aufrücken ließen, alles in allem war es dennoch eine unbefriedigende Leistung von beiden Mannschaften. Wie sehr sie sich daran stören werden, ist eine andere Sache: Mattersburg schaffte immerhin auswärts zwei Treffer und verlor denkbar knapp, während die Salzburger den zweiten Sieg im zweiten Saisonspiel einfahren konnten.

Rene Maric, abseits.at

Rene Maric

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