Endlich Hochsommer im oberösterreichischen Zentralraum! Da ruft das Parkbad, wo sich der Linzer gerne abkühlt und sonnenbadend vor sich hin döst. Doch dort, nur... Der Kampf um die Linzer Sportfans: Herausforderer LASK vs. Platzhirsch Black Wings

Endlich Hochsommer im oberösterreichischen Zentralraum! Da ruft das Parkbad, wo sich der Linzer gerne abkühlt und sonnenbadend vor sich hin döst. Doch dort, nur ein paar Schwimmbadbreiten entfernt, herrscht seit einigen Tagen wieder reges Treiben. In der angrenzenden Eishalle schwitzen nämlich auch die städtischen Eishockey-Cracks wieder: die Black Wings Linz, ihres Zeichens punkto Publikumsinteresse die klare Nummer eins der Stadt. Doch seit kurzem herrscht wieder Konkurrenz um diese Vormachtstellung: Der Linzer Athletiksportklub, momentan und scheinbar nur temporär im Paschinger Exil verweilend, ist wieder mitten drin im Geschäft der Großen und möchte die Eis-Cracks aus den Fanherzen der Linzer checken. Wir schauen uns dieses Duell zwischen den beiden Vereinen aus so ungleichartigen Sportarten etwas näher an. Kann sich der LASK einige Eishockeyfans krallen oder tragen die Helden der Hallenbesucher aus Prinzip nur Schlitt- statt Stoppelschuhe und Zahnlücken statt modisch gestylte Frisuren?

Eine verlorene Fangeneration

Für die jetzigen „40+ Linzer“ war es bis Ende der Neunziger einfach, es gab nur eine Sportart in der Stahlstadt. Neben König Fußball war langfristig kaum Platz für einen massentauglichen Verein, die Stadt war zweigeteilt in schwarz-weiß und blau-weiß.

Marketingtechnisch perfekt ins Vakuum der ausbleibenden Erfolge gepaart mit der Misswirtschaft bei den Fußballklubs, stieß der Eishockeyclub „Black Wings“ Linz in die freiwerdende Lücke und schnappte sich zur Jahrtausendwende eine ganze Fangeneration.  Der „Teen“ oder mittlerweile auch „Tween“ schlüpfte zuletzt lieber ins türkise – oft etwas irritierend weit geschnittene – Leiberl. Die vielen bedeutungslosen Spiele, weil die Vorrunde schlussendlich nur mäßig meisterschaftsentscheidend ist, werden mit einem lauten und bunten Rahmenprogramm zum Event aufgehypt. Der sportinteressierte Linzer pilgerte Freitagabends bevorzugt in die Eishalle, statt auf die Gugl. Dort wo der LASK bis vor knapp zwölf Monaten und der FC Blau-Weiß aktuell seine Erste-Liga-Spiele austrägt.

Grabenkämpfe mit der Stadt

Auf die vergangenen Missstände beim Linzer Athletik Sportklub brauchen wir jetzt nicht mehr näher eingehen – sie würden wohl den Rahmen dieses Berichts sprengen. Vielmehr gilt der Fokus auf die Zeit seit dem 24. Dezember 2013. Neben dem Christkind kamen damals auch eine Gruppe engagierter LASK-Sympathisanten, die ihren Herzensklub wieder dorthin bringen wollten, wo er dem eigenen Anspruch nach hingehört: In die oberste Kategorie des heimischen Fußballs. Dort wo die Europacup-Plätze das Saisonziel sind und wo Teams mit langfristig ähnlichem Potential – wie die Austria oder Sturm – residieren.

Mit dem Umzug vom windigen, Ostblock-Charme versprühenden Betonklotz am Linzer Froschberg hin zur kleinen, aber für österreichische Verhältnisse durchaus feinen Paschinger Arena, wurde der Stadt der Rücken gekehrt. Mit dem Entfernen des Zusatzwortes „Linz“ aus Wappen und Vereinsname noch eins nachgelegt. Der Brustsponsor stammt aus Zipf, der Stadionsponsor aus Wels. Man könnte fast sagen, das Verhältnis mit oder eher zur Stadt und deren Spitze ist gerade etwas unterkühlt. Doch trotzdem liegt das große Fanpotential natürlich in der 200.000-Einwohner-Stadt an der Donau. So fordert man aktuell die Black Wings zum Duell um die Publikums-Gunst der Linzer.

Was kostet das „Fansein“?

Welcher Verein ist wirklich fannäher? Eine Hilfsgröße dafür ist der Dauerkartenpreis. Für 150 Euro bekommt man die 18 Heimspiele in Pasching. Um faire 215 Euro kriegt man seinen Stammsitzplatz, inklusive der Dress ohne Aufpreis. Damit ist man in der Bundesliga in dieser Kategorie der Discounter. Für die Eishalle gibt’s die Grunddurchgang- & Viertelfinal-Heimspiele regulär ab 410 Flocken. Wer zockt legt einen Hunderter drauf und erhält auch mögliche Halb- bzw. Finalspiele dazu (Anm.: Vergleiche beziehen sich jeweils auf „Normalzahler“).

Wer das Trikot separat kaufen will, zahlt für die schwarz-weiße – in Fußballsphären wiederum günstige – 49 Euro. Wer türkis trendiger findet, muss für die Eishockey-Leiberl 75 Euro auslegen.

Um neue Fans anzulocken, sind natürlich die Tageskarten maßgeblich. In die Eishalle kommt man – je nach Spiel – ab 17 Euro (Stehplatz – Normalzahler). In Pasching kosten diese Karten 14 im Vorverkauf bzw. 16 Euro an der Abendkassa, wer lieber sitzt zahlt jeweils 4 Euro mehr.

Diese „Fair-Price-Politik“ hängt direkt mit der Abkehr von der Reichel-Ära zusammen, in der Fans und Gönner den Schwarz-Weißen scharenweisen den Rücken gekehrt haben. Gleichzeitig hat sich seit der Übernahme die angespannte Lage am Bankkonto durch neue Sponsoren wieder verbessert.

Wie schaut die Fanbase aus?

Offiziell zählt der LASK momentan laut Homepage zwölf Fanclubs. Da die Vorstandsriege sich als die „Freunde des LASK“ tituliert, wird vermehrt auf Fannähe gesetzt. Doch auch die Eishackler sind ums Publikum bemüht, Meet&Greets mit den umgänglichen Cracks finden regelmäßig statt. So lockte erst letzte Woche das Kennen-Lernen-Fest bei tropischen Temperaturen 700 Fans an. Auf der Homepage findet man zwar nur drei eingetragenen Fanclubs, wobei die aber allesamt – zumindest vom Hallenbesuch her gefühlt – mehr Mitglieder haben dürften.

Was in der Folge der Vergleich des Zuschauerschnitts unterstreicht! 4.680 Fans waren in der Vorsaison pro Spiel in der Halle, damit ist man (lt. OÖN) nicht nur die Nummer eins in der Eishockey-Liga und in Oberösterreich, sondern auch österreichweit auf Rang sechs aller Sportvereine. Die Hallenauslastung liegt bei über 96%, für Playoff-Spiele gibt es nur selten Abendkassentickets. Der LASK lockte in der ersten Liga zwar die zweitmeisten Fans nach Pasching: 2.842 lautet der offizielle Zuschauerschnitt in der Vorsaison. Doch damit war die Arena jeweils nur halbleer. Oder halbvoll! Denn der LASKler ist jetzt wieder Opti- statt Pessimist. Und bei den ersten beiden Bundesliga-Heimspielen war die Hütte jeweils ausverkauft. „LASK-Schaun“ ist wieder „in“ dieser Tage.

Home sweet home

Die Lage und Ausstattung der Heimstätte ist natürlich ebenso ein wesentlicher Erfolgsfaktor, schließlich soll es eine Wohlfühloase für das Fanlager sein. Die Keine-Sorgen-Eisarena liegt zentral, innenstädtisch gut zu Fuß erreichbar. Dazu wurde die Halle kürzlich umgebaut.

Seit dem Auszug von der ungeliebten Gugl, kann auch der LASK in dieser Kategorie punkten. Die neue Heimat – die TGW-Arena – steht zwar inmitten Paschinger Vorgärten, ist mit den Öffis aber gut erschlossen. Auch die Bundesstraße liegt für den Besuch mit dem Auto nicht weit weg. Etwas ungemütlicher könnte die Rückreise werden, wenn zum Spielenden die Fanmassen zur Bim-Haltestelle strömen.

Die Atmosphäre in der Keine-Sorgen-Eishalle ist durch die inbrünstigen Fans und den zum Event hochstilisierten Partien natürlich eine eigene Kategorie. Bodenständiger bzw. fußballtypischer ist da der Besuch im Waldstadion, wo aufgrund der Enge und Nähe zum Rasen eine besondere Atmosphäre herrscht. Da man fast in Griffweite zur Auslinie sitzt, kann der Fan eine mögliche Unzufriedenheit gleich dem Spieler direkt ausrichten.

Emotionen, Euphorie und Image

Imagetechnisch sind bei Jugendlichen bislang die Black Wings hipper. Harte, bärtige Jungs lassen die Herzen der Stahlstadtmädels bisweilen höher schlagen. Das rasante Tempo des Spiels gepaart mit Feuer-, Licht- und Musikeinlagen unterhält dazu auch den Herrn der Schöpfung.

Doch nun nimmt auch die Euphorie rund um den LASK wieder langsam aber sicher Fahrt auf. So wie der Verein selbst, schlummert in der Stadt immenses Fanpotential. Mit sich einstellenden Erfolgen wird auch in Linz rasch wieder die Euphorie-Welle losgetreten. Diese könnte dann die schon seit Jahren an Österreichs Spitze spielenden Eishackler wieder etwas den Rang abgraben.

Es wird ein heißer Herbst in Linz

Auf jeden Fall hat der sportinteressierte Linzer jetzt wieder mehrere Optionen. Durch den Aufstieg des LASK in die Bundesliga gibt es weniger Terminkollisionen, Freitagabend wurde oft auch Eishockey gespielt. So gesehen sollte genug Potential für zwei Publikumsmagneten in der 200.000-Einwohner-Stadt sein. Gut möglich, dass sich beide Vereine gegenseitig hochschaukeln.

Vom Interesse und einem medialen Hype liegt wohl aktuell der LASK in der Pole Position. Schließlich wird dem Fan das Bestehende (und sei es auf extrem hohem Niveau, wie bei den Black Wings) oft schnell langweilig. Während die Eishockey-Mannschaft schon fast am Plafond angelangt ist und sich dort seit Jahren etabliert hat, hat der Fußballklub noch Spielraum nach oben.

Diesen Rückenwind könnte der LASK nutzen um zumindest einen Teil der verlorenen Fangeneration für sich zu gewinnen. Die ehemaligen Ur-Schwarzweißen werden ohnehin von selbst wieder aktiver. Gepaart mit dem treuen Kern der sich während der Durststrecke nicht erschüttern ließ, könnte man so eine breite Basis legen. Dann hätten auch die Verantwortlichen in der Stadionneubau-Debatte ein paar gute Argumente mehr.

Unabhängig davon lechzt man in Linz wieder nach einer großen Meisterfeier! In der höchsten nationalen Spielklasse einer Mannschaftsballsportart (abgesehen von den eher Tischtennis-Damen und den Faustball-Herren) wartet man seit 2012 auf einen Titel. Damals waren es ausgerechnet die Black Wings, die die Stadt in Ausnahmezustand versetzten und mit tausenden Fans am Linzer Hauptplatz feierten. Zur selben Zeit, als der LASK mit dem Zwangsabstieg in die Regionalliga seinen absoluten Tiefpunkt erreichte.

Im Schatten des Spitzen- spürt man auch im Breiten-Fußballsport in Linz eine gewisse Aufbruchsstimmung. Quer durch alle Leistungsstufen sind Klubs aus Linz und Umgebung dabei. Teilweise startet man mit großen Ambitionen in die neue Saison, andere möchten nur das Jahr irgendwie zu Ende bringen.

Werner Sonnleitner, abseits.at

Werner Sonnleitner

Keine Kommentare bisher.

Sei der/die Erste mit einem Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert