Österreichs Fußballerlegenden (2): Die große Karriere des Franz Hasil
Fußball in Österreich 13.November.2013 Rene Maric 0
In den vergangenen Jahren war es um den österreichischen Fußball nicht sonnig bestellt. Auch wenn es in letzter Zeit wieder nach oben zu gehen scheint, so liegen die Glanzzeiten in der Vergangenheit. Einst galt Österreich als Fußballmacht: In den 30ern war man sogar eines der besten Teams der Welt, ebenso wie in einer kurzen Phase in den 50er-Jahren.
Doch die Legenden jener Zeit sind heute vergessen. Selten wird noch über sie gesprochen, was sie einst besonders gemacht hat, ist vergessen, lediglich ihre Namen leben noch als blasse Erinnerung an bessere Zeiten weiter. Diese Serie soll unregelmäßig die Spielweise früherer Akteure analysieren und in Erinnerung rufen. Denn zur Glanzzeit des Donau-Fußballs war Österreich taktisch und spielerisch eines der fortschrittlichsten Teams der Welt.
Nachzügler der goldenen Generation
Auch nach den Glanzzeiten in den 30er- und 50er-Jahren hatte Österreich noch einzelne Spieler von internationalem Format, die sich durch ihre technischen Fähigkeiten definierten. Einer davon war Franz Hasil, der in den späten 60ern und frühen 70ern auf seiner Position zu den besten in Europa gehörte. Seine Profikarriere begann bei Rapid Wien, zu denen er mit 18 Jahren wechselte. Grund: In einem Jugendspiel des SV Schwechat gegen Rapid Wien erzielte Hasil alle drei Treffer beim 3:1-Sieg.
Nach nur einem Jahr in der Ersten Rapids ist er bereits Stammspieler und wird in die Nationalmannschaft berufen. Hasil agiert dort sehr oft als zentraler Mittelfeldspieler, der – ähnlich wie Günter Netzer für Deutschland – das Spiel aus der Tiefe lenkt und von einem defensiveren Partner unterstützt wird. Bei Rapid in den frühen 60ern agierte er gar in einem 3-2-2-3 als Außenläufer halbrechts im Mittelfeld, der sich sowohl um die Defensive als auch um die Offensive kümmerte.
Hasils Stärken lagen aber im Offensivspiel beziehungsweise im Kombinationsspiel. Der spätere „Spieler des Spiels“ in einem Meisterpokalfinale definierte sich vorrangig über seine kreativen Pässe, seine Übersicht und seine Intelligenz im Aufbauspiel. Immer wieder machte er das Spiel aus der Tiefe schnell oder – wenn er offensiver, als Zehner agierte – war der Ballverteiler und finale Passgeber nahe des gegnerischen Strafraums. Er erntete die Früchte von sechs bis sieben Stunden Fußball in der Jugend – oftmals barfüßig spielte er damals. Seine Torgefahr und Schussstärke waren dabei nur ein zusätzliches Plus.
Vom Spielgestalter zum Mittelstürmer und zurück
Nach sechs Jahren mit drei Meistertiteln und einem Pokalsieg verließ Hasil Rapid und wechselte für die damals astronomische Ablösesumme von 500.000 Mark zum FC Schalke 04. Die Gelsenkirchener versprachen ihm ursprünglich einen Platz im Mittelfeld und „Österreichs bester Fußballer“ sollte unter seinem Landsmann Max Merkel als Trainer eine Schlüsselrolle einnehmen. Doch Merkel entschied sich dafür die Schussstärke und Dribblingfähigkeiten Hasils weiter vorne einzubinden und setzte ihn als Mittelstürmer ein.
Hasil hatte körperlich Probleme und konnte sich in der körperbetonten Liga nicht durchsetzen. Schon nach einem Jahr verließ er trotz einiger weniger Tore die Schalker, da er auf dieser Position nicht glücklich werden sollte. Ursache für seinen Wechsel war auch der Interessent: Es war kein Geringerer als Jahrhunderttrainer Ernst Happel, der Hasil bereits ein Jahr zuvor von Rapid Wien zu Feyenoord Rotterdam lotsen wollte und schon nach einem halben Jahr bei Schalke wieder an Hasil herantrat. 1969 wechselte Hasil dann zu Feyenoord – und litt nun nicht unter taktischen und spielerischen Problemen, sondern unter mentalen. In der Mannschaft war er von Beginn an unbeliebt; die Geschehnisse des zweiten Weltkriegs waren noch nicht vergessen und als Österreicher hatte er wegen seiner Nationalität einen schweren Stand.
Auch mit dem Training kam er im ersten Jahr nicht klar. Sein Körper war noch nicht an das intensive Training gewohnt, insbesondere beim Sprinten machte Happel anstrengende Übungen, um später sein Pressingspiel durchziehen zu können. Gleichzeitig war Happel Hasil gegenüber unterkühlt und fast schon feindselig gestimmt. Doch Hasil biss sich durch – er erkannte, dass Happels Verhalten beiden zum Schutz vor dem Vorwurf von Parteilichkeit wegen gleicher Nationalität diente und Happels Training schlicht nötig war, um auf höchstem Niveau bestehen zu können.
Hasil überwand sich, legte die immerwährende „Schlampigkeit“ in seiner Spielweise ab und wurde zu einem Schlüsselspieler dieser Mannschaft, welche das 4-3-3 in seiner heutigen Form einführte, den Fußball mit Kurzpassspiel, Ballbesitz und Pressing begeisterte und 1970 als erstes niederländisches Team den Meisterpokal gewinnen konnte. Im Verbund mit Wim Jansen und Willem Van Hanegem bildete er das Mittelfeld, welches körperlich wie spielerisch europaweit seinesgleichen suchte. Dahinter sicherte Rinus Israel ab, davor bildeten Coen Moulijn und Ruud Geels mit Ove Kindvall einen gefährlichen Angriff. Mit dieser Mannschaft wurde sogar dem großen Ajax-Team der frühen 70er in der Liga Paroli geboten und der Weltpokal geholt.
International wurde er zum Superstar, zuhause blieb er das schlampige Genie
Hasils Zenit blieb den Österreichern verwehrt. Die niederländische Liga wurde hierzulande kaum verfolgt und international waren es nur ein paar Spiele, die von Hasil gesehen werden konnten. Für die Nationalmannschaft spielte er nämlich während seiner gesamten Zeit bei Feyenoord nicht mehr. Zwar versuchte Dr. Heinz Gerö, damaliger Präsident des ÖFB, ihn in die Nationalmannschaft zu holen, doch sein Vertrag sah keine solche Klausel vor und Ernst Happel verbot es ebenfalls. So kam Hasil trotz seiner Klasse auf nur 21 Länderspiele und ist in seinem Heimatland vielen sogar gar kein Begriff.
International galt er damals aber als absoluter Klassespieler. 1972 wollte ihn der AC Mailand holen, doch Happel und Feyenoord verzichteten auf eine hohe Ablöse und bezeichneten Hasil als unverkäuflich, obwohl dieser sich einen Wechsel durchaus vorstellen konnte. Doch Hasil blieb ohnehin nur ein weiteres Jahr und verzog sich dann zurück nach Österreich, aus Faulheitsgründen, wie er selbst sagte. Im Spitzenfußball müsse er zweimal am Tag trainieren und jedes Spiel 90 Minuten arbeiten – in Österreich könnte er sich nach zwei guten Spielen auf die faule Haut legen und auch ein paar schwächere Spiele machen.
Womöglich auch ein Grund, wieso er international nach wie vor besser gesehen wird als in seiner Heimat. Insbesondere in den Niederlanden gilt er als herausragender Fußballer in der Geschichte: Dreißig Jahre nach seinen Erfolgen mit Feyenoord wurde Hasil sogar zum besten Legionär des 20. Jahrhunderts in der Eredivisie gewählt; noch vor Superstars wie Ronaldo und Romario.
Rene Maric, abseits.at
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