In dieser mehrteiligen Serie beleuchten wir die Rolle der Spielerberater, wobei wir uns auf die fünf großen europäischen Ligen (Spanien, England, Deutschland, Italien, Frankreich)... Die Welt der Spielerberater (Teil 1) – Die Qualifikationen und Fertigkeiten eines typischen Spielerberaters

UnterschriftIn dieser mehrteiligen Serie beleuchten wir die Rolle der Spielerberater, wobei wir uns auf die fünf großen europäischen Ligen (Spanien, England, Deutschland, Italien, Frankreich) konzentrieren. Wir sehen uns unter anderem an wer die Big Player am europäischen Markt sind, welche Leistungen sie ihren Klienten vermitteln, welche Organisationsformen ihre Unternehmen haben und wie der Karriereweg eines typischen Spielerberaters aussieht. Dabei stützen wir uns auf die Daten einer hierzulande eher unbekannten, aber äußerst interessanten Studie des CIES (Centre International d’Etude du Sport) Football Observatory, die ihr hier downloaden könnt.

Spielerberater gibt es seit Fußballer aus ihrem Hobby einen Beruf machten und Geld damit verdienten. Sie gingen lange Zeit inoffiziell ihrer Tätigkeit nach, bis 1991 die FIFA ein Lizenzierungssystem einführte. Neben einem sauberen polizeilichen Führungszeugnis und dem Abschluss einer Berufshaftpflichtversicherung muss eine theoretische Prüfung bestanden werden, die für viele Anwärter ein großes Hindernis darstellt. In Deutschland fallen etwa 90% der Kandidaten bei den jährlich zweimal stattfindenden Prüfungen durch, was daran liegt, dass sich die Bewerber selbst auf den umfangreichen Test vorbereiten müssen und bis vor kurzem keine Lehrgänge dazu angeboten wurden. Rechtsanwälten bleibt dieser Test erspart, nahe Verwandte eines Spielers (Eltern, Geschwister und Ehegatten) müssen ihn ebenso nicht machen, wenn sie diesen vertreten wollen.

Im Jahr 2011 gab es weltweit 6082 registrierte Spielervermittler, von denen 41% in den Ländern der fünf großen europäischen Ligen ihren Geschäftssitz hatten.

Selbe Branche, anderer Job

Ganze 54% der befragten Spielervermittler gaben an, dass sie vor ihrer Karriere als Spielerberater schon in der Fußballbranche tätig waren. 23% haben eine Profikarriere als Fußballer hinter sich, 13% waren als Spielerscout tätig, 7,5% als Trainer und 5,5% hatten die Berufsbezeichnung Sportdirektor auf der Visitenkarte stehen. 3,9% aller Spielervermittler arbeiteten übrigens davor als Sportjournalisten und nutzten ihre Kontakte in der Fußballwelt aus, um ihren neuen Berufsweg einzuschlagen. Gerade aktive Fußballer wählen oftmals diesen Berufsweg nach ihrer Karriere und nutzen dabei die Kontakte, die sie zu ehemaligen Mitspielern und Vereinen haben.

Immerhin 46% kommen jedoch aus einer anderen Branche, wobei der Großteil im Finanz- oder Rechtswesen tätig war. Es handelt sich hierbei um meist hochqualifizierte Leute, die aufgrund ihrer Berufserfahrung die nötigen Qualifikationen mitbringen, um ihre Klienten entsprechen beraten und vertreten zu können. 27,5% aller Spielervermittler waren im Finanzsektor tätig, 22,9% arbeiteten im Rechtswesen. Interessant ist auch, dass immerhin 9,2% der Spieleragenten aus dem Marketingbereich kommen. Da sich die Tätigkeit eines Spielerberaters nicht nur auf das Verhandeln mit neuen Vereinen beschränkt, sondern oft auch die ganze Vermarktung des Spielers übernommen wird, ist es natürlich kein Nachteil in diesem Bereich bewandert zu sein. Auf diesem Wege eröffnen sich dem Spieler weitere lukrative Einnahmequellen.

It´s a Man´s World

Die Welt der Spielervermittler ist eine absolute Männerdomäne, denn nur 3,4% der befragten Spieleragenten waren weiblich. Frauen haben es in diesem Business alles andere als einfach, wie auch die Spieleragentin Rachel Andersen feststellen musste. Sie erwarb als erste Frau 1991 eine Lizenz und es brauchte einige Zeit, bis sie von ihren männlichen Kollegen akzeptiert wurde, wobei sich auch der englische Verband nicht mit Ruhm bekleckerte. Beim jährlichen Professional Footballer’s Association-Dinner wurde ihr mehrmals die Teilnahme untersagt, da nur Männer an dieser Veranstaltung teilnehmen durften. Erst als sie vor Gericht ging durfte sie diese Feier besuchen und der Verband musste 200.000 Pfund Strafe zahlen. Rachel Andersen ist noch immer im Geschäft und unter ihren Klienten finden sich recht bekannte Namen, wie der ehemaligen Tottenham-Legionär Didier Zokora. Ansonsten gibt es einige Spielerfrauen, die die Verhandlungen für ihre Männer übernehmen und so in die Rolle eines Spielervermittlers geraten. Nuria Bermúdez verhandelt äußerst erfolgreich die Verträge für ihren Mann Daniel Güiza und fädelte so etwa einen Deal in Höhe von fünf Millionen Euro zu RCD Mallorca ein.

Das durchschnittliche Alter eines Spielervermittlers

Nur 15% aller Spielervermittler sind 30 Jahre oder jünger, nur 20% haben den 51. Geburtstag überschritten. Mehr als zwei Drittel der Spielervermittler sind zwischen 31 und 50 Jahre alt, wobei die 31-40-Jährigen 35% aller Spieleragenten ausmachen und die 41-50-jährigen 29%. In England sind die ältesten Spielervermittler tätig ,mit einem Durchschnittsalter von 44 Jahren. In Frankreich, Deutschland und Italien ist der durchschnittliche Spieleragent 41 Jahre alt, in Spanien ein Jahr älter.

Mehrsprachigkeit ein Muss

Je mehr Sprachen ein Spielervermittler spricht, desto größer ist der Pool der Spieler, den er vertreten kann. Der ehemalige italienische Torhüter Silvano Martina ist heute ein erfolgreicher Spielerberater, der stark davon profitiert, dass er in Sarajevo geboren wurde. Zu seinen Klienten zählen demzufolge nicht nur italienische Stars wie Gianluigi Buffon, sondern auch Spieler aus dem ehemaligen Jugoslawien, wie etwa Nemanja Vidic und Bosko Jankovic. Es ist beeindruckend, dass 93% aller Spielervermittler zumindest sechs Monate im Ausland lebten. 28,7% aller Spielervermittler gaben an, dass sie nur ihre Muttersprache beherrschen, 41,9% sprechen eine, 20,9% zwei Fremdsprachen fließend. 7,4% können sich sogar in drei Fremdsprachen problemlos unterhalten. Spielerberater Mino Raiola ist in dieser Hinsicht ein wahres Talent und spricht sieben Sprachen fließend, was ihm besonders zu Beginn seiner Karriere zugute kam. Heute betreut er mehr als 20 Klienten, unter anderem Zlatan Ibrahimovic und Mario Balotelli.

Im zweiten Teil dieser Serie sehen wir uns an, welche Serviceleistungen die Spielerberater ihren Klienten neben den Vertragsverhandlungen anbieten.

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

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