Keinen Sieger gab es im bereits dritten Clasico dieser Saison. Nach einem abwechslungsreichen Match ohne große taktische Experimente nahm Real immerhin einen Punkt aus... Duell der Giganten endet unentschieden

Keinen Sieger gab es im bereits dritten Clasico dieser Saison. Nach einem abwechslungsreichen Match ohne große taktische Experimente nahm Real immerhin einen Punkt aus Barcelona mit. Die Stars Lionel Messi und Cristiano Ronaldo erzielten beim 2:2 jeweils beide Tore für ihre Vereine.

Barcelona

Die Katalanen begannen wie erwartet im 4-3-3 mit Messi als falscher Neun. Auf dem rechten Flügel kam Pedro zum Einsatz, hinter ihm Dani Alves, der aufgrund seines Gegenspielers Ronaldo vorsichtiger als sonst agierte. Auf der linken Seite lief Cesc Fabregas auf, der öfters mit Andres Iniesta Positionen tauschte und dann auf dessen Platz im zentralen Mittelfeld zurückwich, um dort mit Xavi Hernandez und Sergio Busquets zu kombinieren. In der Abwehr hingegen gab es aufgrund des Ausfalls von Pique und Puyol eine Überraschung: Adriano spielte als Innenverteidiger.

Warum Adriano?

Es gibt wohl mehrere Gründe für seine Aufstellung. Alexandre Song hatte sich zuletzt als Innenverteidiger nicht immer überzeugend präsentiert. Andere mögliche Gründe sind auch in der Spielanlage Barcelonas zu suchen. Adriano fühlt sich als linker Außenverteidiger am wohlsten, Tito Vilanova hat ihn als halblinken Innenverteidiger aufgestellt. Eventuell hat der Trainer sich allgemein erhofft, dass bei Ballverlusten während Albas Vorstößen diese Seite etwas besser abgesichert ist, während Javier Mascherano als Abräumer Dani Alves auf der halbrechten Seite gegen Ronaldo unterstützt. Adriano ist auch dynamischer und beweglicher als Song, was gegen Reals schnelles Umschaltspiel den entscheidenden Meter Vorteil bedeuten kann.

Real Madrid

Die Madrilenen begannen im gewohnten 4-2-3-1. Die Angriffsspieler wechselten öfters ihre Positionen, Özil startete auf der 10 und wich wie immer häufig auf die Flügel aus. Das enorm aggressive Pressing, das „Los Blancos“ gegen die Katalanen während der letzten Aufeinandertreffen immer wieder praktiziert hatte, unterblieb diesmal weitgehend. Meist liefen nur Benzema und Özil unermüdlich die gegnerischen Verteidiger an. Dennoch standen die Madrilenen hoch und erzeugten so Druck auf das katalanische Mittelfeld, konnten immer wieder Ballgewinne herbeiführen, und anschließend schnelle Angriffe einleiten. Xabi Alonso versuchte öfters, durch hohe Diagonalpässe auf die Flügel Gefahr zu erzeugen. Auch mehrere hohe Hereingaben in den Strafraum konnten beinahe verwertet werden. Im Defensivspiel zog man sich meistens auf ein 4-1-4-1 oder 4-5-1 zurück. In der ersten Halbzeit – vor allem bis zum Ausgleich – funktionierte Jose Mourinhos Plan gut. Real war bis zur Pause die gefährlichere Mannschaft.

Reals rechte Flanke

42% aller Angriffe Reals kamen über die rechte Seite. Aber auch defensiv war Reals rechter Flügel aus taktischer Sicht der interessantere. Immer wieder konnte man sehen, dass Arbeloa seinen Gegenspieler – Iniesta oder Fabregas – energisch verfolgte und dabei bis zur Mittellinie vorpreschte. Er hatte offensichtlich den Auftrag bekommen, seinen jeweiligen Gegenspieler so früh wie möglich unter Druck zu setzen. Auch Di Maria half gut hinten aus. Die beiden Katalanen nutzten diese Drucksituationen aber schnell zu ihrem Vorteil und zogen Arbeloa durch geschickte Laufwege in die Spielfeldmitte sehr weit aus seiner Position heraus, sodass sich Lücken auftaten

Iniesta zieht Arbeloa aus seiner Position heraus, Alba läuft in die entstandene Lücke, der anschließende Pass von Adriano ist aber etwas zu weit – ansonsten wäre er durch gewesen

Vilanova testet Arbeloa

Vilanova musste bemerkt haben, wie sich Arbeloa dabei abrackerte, Iniesta oder Fabregas möglichst früh zu stellen. In der 62. Minute, kurz nach dem 2:1 durch einen tollen Freistoß von Messi, brachte er mit Alexis Sanchez einen echten Flügelstürmer für Fabregas. Der Chilene konnte aber kaum Wirkung erzielen. Arbeloa blieb zu konzentriert und nahm Sanchez aus dem Spiel.

Die katalanische Abwehr patzt doch noch entscheidend

Dani Alves verletzte sich früh in der Partie und musste Mitte der ersten Halbzeit ausgetauscht werden. Er wird dem FC Barcelona für drei Wochen fehlen, was die Personalprobleme in der Abwehr weiter verschlimmert. Für ihn kam Martin Montoya, der ein gutes Spiel machte. Real konnte schon in der ersten Halbzeit dank Abstimmungsproblemen in der katalanischen Defensivreihe mehrere Chancen kreieren, darunter einen Stangenschuss von Benzema. Aber auch beim Ausgleich zum 2:2 waren Abstimmungsprobleme in der Hintermannschaft klar erkennbar.

Chaos in der Abwehr: Montoya lässt Ronaldo ziehen und spielt auf Abseits, Mascherano rückt nicht entschlossen raus, Adriano irrt umher und hebt das Abseits auf, Ronaldo steht plötzlich alleine vor dem Tor – 2:2

Schlussphase

Wie viele der Gegner Barcelonas war auch Real in der letzten Viertelstunde sehr erschöpft. Die Schlussphase gehörte den Katalanen, sie konnten dabei aber keine zwingenden Chancen mehr herausspielen. Mourinho war mit dem Unentschieden zufrieden und brachte noch Essien für Di Maria und Kaka für Özil, ohne größere Korrekturen im System vorzunehmen.

Fazit

Die Länderspielpause kommt für die Katalanen gerade rechtzeitig, um nicht mit einer zusammengewürfelten Abwehr antreten zu müssen. Aber auch ohne Verletzungsmisere scheint die taktische Experimentierfreudigkeit unter Vilanova etwas abgenommen zu haben. Real hingegen kann sich über einen verdienten Punkt freuen.

Florian Eliadakis, www.abseits.at

Florian Eliadakis

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