Gewalt, Korruption und lauter Heimsiege | Die Probleme der nigerianischen Liga
Fußball in Österreich 25.November.2012 Stefan Karger 0
In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit der nigerianischen Premier League, die momentan mehrere gravierende Probleme zu bewältigen hat. Die Liga ist geprägt von Korruption und sowohl Schiedsrichter, als auch Spieler werden Woche für Woche mit Drohungen und Gewalt konfrontiert.
Ein paar unglaubliche Statistiken
Der Kano Pillars Football Club gewann zum zweiten Mal in der Klubgeschichte die nigerianische Premier League. Der Verein gewann 17 von 36 Partien, spielte zehnmal Unentschieden und ging neunmal als Verlierer vom Platz. Zuhause sieht die Bilanz außerordentlich gut aus, denn 16 Siege und nur zwei Unentschieden in 18 Partien können sich wahrlich sehen lassen. Auswärts konnte der aktuelle Meister jedoch nur eine (!) Partie gewinnen, während er achtmal Unentschieden spielte und neunmal ohne Punkte die Heimreise antrat. Dies ist aber immer noch eine fantastische Auswärtsbilanz verglichen mit den anderen Vereinen, denn von 19 Klubs konnten acht Vereine keinen einzigen Auswärtssieg feiern. Kein einziger Verein gewann im Laufe der Saison mehr als zwei Auswärtspartien, jeder Klub gewann dafür mindestens zehn Heimspiele. So sah die Tabelle am Ende der Saison aus:
Wie kann es zu solchen Ergebnissen kommen?
Der preisgekrönte nigerianische Fußballjournalist Colin Udoh erklärte auf seinem Twitter-Account, dass Schiedsrichter eingeschüchtert und bestochen werden und so Woche für Woche den Heimmannschaften zum Sieg verhelfen. Als ein junger Referee zum ersten Mal ein Spiel in der höchsten Spielklasse leiten sollte, bekam er im Vorfeld Besuch von Leuten, die ihm Instruktionen gaben, wie er pfeifen sollte. Er weigerte sich und sagte, dass er seinen Job als Unparteiischer nach bestem Gewissen erledigen werde. Nach dem Spiel wurde er von Fans zusammengeschlagen und passte sich seiner Gesundheit zu Liebe in den kommenden Partien den örtlichen Gepflogenheiten an. Es gibt zu wenig Sicherheitskräfte bei den Spielen, sodass nicht nur die Schiedsrichter um ihre Gesundheit, beziehungsweise um ihr Leben fürchten müssen, sondern auch die Spieler selbst. Colin Udoh sagte, dass er selbst sah, wie ein Spieler am Ende der Partie absichtlich einen Penalty verschoss, damit er und seine Mannschaftskollegen unbeschadet das Stadion verlassen konnten.
Liga verliert an Bedeutung
Obwohl Nigeria ein extrem fußballbegeistertes Land ist, interessieren sich immer weniger Fans für die eigene Liga. Aufgrund der Korruption des nigerianischen Fußballverbands und der Vereine werden ausländische Top-Klubs immer attraktiver für die Fans. Die Idole heißen nun Drogba, Messi, Ronaldo und Ibrahimovic, als Lieblingsvereine werden meistens englische Premier League Klubs, sowie der FC Barcelona und Real Madrid angegeben. Als Chelsea die Champions League gewann, machten zahlreiche Fußballfans in Nigeria die Nacht zum Tag und brannten große Feuerwerke ab. Die Spieler selbst müssen neben den Gewaltandrohungen zudem auch immer öfter finanzielle Abstriche machen, da viele Vereine aufgrund des Zuschauermangels und der schwachen Vermarktung der Liga am Rande des Ruins stehen. Die Zukunftsaussichten für die nigerianische Premier League sehen jedenfalls sehr schlecht aus und solange das gesamte Land von Korruption und Schmiergeldzahlungen durchsetzt ist, wird sich voraussichtlich auch im Fußball leider wenig daran ändern.
Stefan Karger, www.abseits.at
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