Da die Ansetzungen der Gruppenspiele für die WM-Qualifikation 2014 schon wenige Wochen nach der Auslosung auch endgültig fixiert werden, eignen sich die Doppelspieltage in... Groundhopper’s Diary | Das kaukasische Länderspieldoppel

armenienDa die Ansetzungen der Gruppenspiele für die WM-Qualifikation 2014 schon wenige Wochen nach der Auslosung auch endgültig fixiert werden, eignen sich die Doppelspieltage in Europa meist bestens, um Nationalstadien entlegener Verbände in Angriff nehmen zu können. Bereits im Frühjahr 2102 konnte man sich sicher sein, dass am Länderspielwochenende Anfang September 2013 Georgien am Freitag Frankreich empfangen und Armenien am folgenden Dienstag auf Dänemark treffen würde. Da es sich bei den Gegnern auch um keine Unbekannten handelte, war auch anzunehmen, dass die beiden Nationalstadien von Georgien und Armenien bespielt werden. Gegen kleinere Nationen kann es aufgrund des geringeren Zuschauerinteresses durchaus einmal vorkommen, dass auch in diesen Ländern in kleinere Stadien ausgewichen wird.

Bereits am Donnerstag ging es via München nach Tiflis. Bei der Ankunft um drei Uhr versuchte jeder Taxifahrer ein Geschäft mit den ankommenden Fluggästen zu machen. Nach kurzem Überlegen wählte man sich danach einen aus, der den marktüblichen Preis für den Transfer in die Stadt verlangte. Blöd ist es dann halt nur, wenn sich diese Person nur als Keiler herausstellt, die einen nur zu einem Taxi bringt. Der Fahrer wollte natürlich beim Aussteigen nichts mehr von einem ausgemachten Preis wissen und forderte Phantasiesummen. Wir gaben ihm den marktüblichen Preis samt gutem Trinkgeld. Da er selbst mit dieser Summe unzufrieden war, lautete unsere Devise einfach umdrehen und zu unserem Quartier gehen.

Unter Tags wurde dann Tiflis besichtigt und festgestellt, dass sich in den vergangenen zwei Jahren (seit meinem letzten Besuch in Georgiens Hauptstadt) nicht wirklich etwas geändert hatte. Es gibt in der Altstadt nach wie vor viele abbruchreife Gebäude, aber immerhin sind es nicht mehr geworden. Der Straßenverkehr ist und bleibt selbst für Fußgänger eine Herausforderung. Frei nach dem Motto „Wer bremst, verliert!“ muss man sich seinen Weg durch die Gassen der georgischen Hauptstadt schlagen.

Im Laufe des Tages passt man sich aber an die georgischen Sitten an und nach einer Stärkung mit der lokalen Spezialitäten Khinkali – gefüllte Teigtaschen in allen Variationen – ging es auch schon in die Dinamo Arena, die auch unter dem Namen Boris Paichadze National Stadium bekannt ist.

Georgien – Frankreich 0:0

Da die Franzosen in der Heimat dieses Spiel bequem zur Hauptabendzeit sehen wollten, war der Anpfiff in Tiflis erst um 22.15 Uhr Ortszeit. Das Stadion war mit rund 25.000 nahezu zur Hälfte gefüllt und der Beginn gehörte der georgischen Kurve, die eine tolle Pyroshow machte. Als die Polizei die „Zündler“ aus dem Verkehr ziehen wollte, flogen Sitzschalen und sonstige Gegenstände gegen die Ordnungshüter. Nach nur kurzer Zeit machte diese dann unverrichteter Dinge einen geordneten Rückzug.

Auf dem Rasen hatte Frankreich in den ersten 45 Minuten zwar mehr Spielanteile, doch die wenigen sich bietenden Chancen wurden von den tiefstehenden Georgiern allesamt vereitelt. Nach dem Seitenwechsel ändert sich das Bild auf dem Spielfeld völlig. Frankreich wurde in die Defensive gedrängt und Georgien kam zu guten Tormöglichkeiten. Lediglich die Stange verhinderte die Führung der Gastgeber.

Ab der 85. Minute wandte sich das Blatt erneut und Ribéry nahm sein Team noch einmal in die Pflicht. Mit seiner Chance startete er die Schlussoffensive gegen immer müder werdende Georgier. Die Franzosen kamen zu Chancen im Minutentakt, doch Torhüter Loria war in der Form seines Lebens und verhinderte mehrmals den sichergeglaubten Rückstand des georgischen Teams. Nach vier Minuten Nachspielzeit war dann Schluss in Tiflis und für die Georgier gab es kein Halten mehr! Sie feierten ihr Team mit Sakartvelo-Sprechchören (Anm.: Georgien in der Landessprache) selbst noch auf dem Heimweg und in der Metro. Man könnte fast Glauben, dass Georgien kurz vor der Qualifikation – die jedoch außer Reichweite ist – gestanden wäre.

Am nächsten Morgen hieß es bereits wieder von Georgien Abschied zu nehmen. Mit der Mashrutka (Sammeltaxi) sollte es in die armenische Hauptstadt Jerewan gehen. In knapp sechs Stunden (inklusiver aller Stopps) erreichten wir das 300 Kilometer entfernte Ziel, wobei es bei den waghalsigen Manövern unseres Chauffeurs gar nicht so sicher war, ob wir Armenien überhaupt noch lebend verlassen würden.

FC Pyunik II Jerewan – FC Shengavit 2:1 (0:1)

Obwohl wir bei einem Überholmanöver in einer Kurve schon sehr knapp an einem Unfall mit einem entgegenkommenden Fahrzeug vorbeigeschrammt sind, erreichten wir Jerewan pünktlich und ohne Schrammen. Dadurch ging sich auch noch der Besuch des Zweitligaspiels von FC Pyunik II Jerewan gegen den FC Shengavit aus.

Da Spiel fand in der Akademie des FC Pyunik statt, die sich unweit des Hrazdan-Nationalstadions befindet. Rund 100 Besucher fanden sich dort ein und für eine Versorgung – zumindest mit Körnern und kühlen Getränken – dieser sorgte eine Oma mit ihrem kleinen Rollwagen, der kaum mehr Kapazität als ein Bauchladen hatte.

Shengavit ging als Außenseiter in diese Partie, jedoch war davon anfangs nichts zu merken. Auch war deren Führung nach 15 Minuten mehr als verdient. Nach dem Seitenwechsel kam die zweite Mannschaft von Pyunik aber etwas besser ins Spiel und konnte den Ausgleich erzielen. Dieses Ergebnis wäre leistungsgerecht gewesen, aber Pyunik konnte in der Schlussminute noch einen weiteren Treffer erzielen, der somit zu drei Punkten für die Gastgeber führte.

Danach ging es für uns noch Hauptplatz Jerewans (Platz der Republik), wo man sich ab Einbruch der Dunkelheit die pompösen Wasserspiele anschauen konnte. Diese sind gratis und absolut empfehlenswert, was man vom dortigen Restaurant nicht sagen kann. Da wurden für kleine Portionen Phantasiepreise verrechnet.

FC Banants III Jerewan – FC Mika II Ashtarak 9:2 (7:1)

Am Sonntag ging es zum Kloster nach Khor Virap, das wirklich nur einen Steinwurf von der türkischen Grenze entfernt liegt. Von dort hat man auch einen schönen Ausblick auf den großen und kleinen Ararat. Die beiden Berge liegen zwar bereits in der Türkei, bilden aber das Nationalsymbol Armeniens.

Wieder zurück in Jerewan ging es auf die Anlage von Banants Jerewan. Der Verein besitzt ein tolles Stadion, das an drei Seiten ausgebaut ist und rund 6.000 Besuchern Platz bietet. Da könnte selbst der eine oder andere Bundesligist in Österreich neidisch werden, wenn er dieses Stadion zu Gesicht bekäme.

Das zwischen FC Banants III Jerewan und FC Mika II Ashtarak angesetzte Zweitligaspiel fand allerdings auf einem der drei Trainingsplätze hinter dem Stadion statt. Rund 50 Zuschauer kamen zu diesem sportlich eher unbedeutenden Kick. War Banants III doch mit null Punkten aus sieben Spielen ziemlich abgeschlagen am Tabellenende.

Völlig verwundert blickten die wenigen Zuseher auf den Rasen, denn Banants III erzielte Treffer um Treffer und führte zur Pause bereits mit 7:1. Nach 90 Minuten stand es 9:2 für die Gastgeber und bei uns hegte sich der Verdacht, dass Banants der ersten Mannschaft in der Länderspielpause ein wenig Spielpraxis geben wollte.

 

Das Spiel erfüllte aber dann doch nicht so die Erwartungen, sodass die Sehenswürdigkeiten in und um Jerewan, vorwiegend Klöster aber auch Tempel und die Brandy-Fabrik, dafür entschädigten. Nach einem Tag voll mit Kulturprogramm, sollte am Dienstagabend auch der Schlusspunkt dieser Reise, das Spiel von Armenien gegen Dänemark stattfinden.

Armenien – Dänemark 0:1 (0:0)

Im neu renovierten Hrazdan National Stadium hatte Armenien nach den überraschenden Auswärtssiegen in Dänemark und der Tschechischen Republik nun die Möglichkeit mit einem Heimsieg gegen Dänemark einen großen Schritt in Richtung Platz zwei zu machen. Die Dänen brauchten ihrerseits auch noch dringend Punkte, um Platz zwei von den Bulgaren zurückerobern zu können.

Es war eigentlich alles für einen netten Fußballabend angerichtet und die Kulisse war mit 25.000 Zuschauern auch ordentlich. Persönlich hätte ich auf etwas mehr Zuschauer gehofft, aber immerhin war das Stadion zur Hälfte gefüllt.

Das Spiel war dann leider nicht so herausragend. Dänemark beschränkte sich auf das Verteidigen und Armenien hatte keine wirklich zwingenden Tormöglichkeiten. Auch Armeniens Superstar Henrikh Mkhitaryan blieb blass. So war der logische Halbzeitstand auch ein 0:0. Nach dem Seitenwechsel hatte Armenien seine stärkste Phase und traf – nach einer Unordnung in der dänischen Hintermannschaft – aus kurzer Distanz nur die Latte.

Die 73. Minute sollte dieses Spiel entscheiden. Haroyan attackierte im Strafraum mit einer Emmanuel-Pogatetz-Gedächtnisgrätsche, sodass dem Schiedsrichter keine Wahl blieb, um einen Elfmeter für Dänemark zu geben. Für den vorbelasteten Haroyan war das Spiel mit Gelb-Rot beendet und Agger stellte problemlos auf 1:0 für die Dänen. Mit diesem Treffer war auch bei den armenischen Fans die Stimmung draußen und viele begannen bereits 15 Minuten vor dem Ende das Stadion zu verlassen. Seitens der armenischen Nationalmannschaft gab es auch kein Aufbäumen mehr und so war Dänemark der Sieger des Abends.

Nachdem Schlusspfiff ging es schon bald zu Flughafen, denn unsere Maschine hob bereits kurz nach drei Uhr Richtung Wien ab und diesmal verlangte der Taxifahrer sogar weit unter dem marktüblichen Preis.

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Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.

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