Groundhopper's Diary | Red Bull Salzburg besiegt Slovan Bratislava auf dem Platz, unterliegt aber auf den Rängen!
Fußball in Österreich 30.September.2011 Daniel Mandl 0
Zu RB Salzburg müssen wohl nicht viele Worte verloren werden, der Werdegang ist dem österreichischen Fußballfan sicher geläufig. Die kurze Historie daher nur in Stichworten: 2005 erfolgte die Übernahme des mehrfachen österreichischen Meisters Austria Salzburg durch einen weltweit erfolgreichen Getränkehersteller. Es wurden die Klubfarben, das Logo und der Name geändert, außerdem wurde 2008 zur Europameisterschaft das Stadion ausgebaut. Nicht alle Fans machten diese Entwicklung mit, bis heute hat RB Salzburg ein gewisses Akzeptanz-Problem bei den eigenen Fans und dem restlichen Fußball-Österreich. 2007, 2009 und 2010 österreichischer Meister, drei Teilnahmen an der Europa League Gruppenphase, davon einmal weitergekommen. Heuer wurde das erste Gruppenspiel der Europa League auswärts gegen PSG erwartungsgemäß verloren, gegen Slovan Bratislava sollte aber schon gepunktet werden.
Slovan Bratislava ist einer der größten und beliebtesten Vereine der Slowakei. Gegründet 1919 und mit durchaus erfolgreicher Vergangenheit mauserte er sich nach der Unabhängigkeit der Slowakei neben der Nationalmannschaft zum Aushängeschild des slowakischen Fußballs. In den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts konnte die Meisterschaft viermal errungen werden, bis kurz nach dem Jahrtausendwechsel finanzielle Probleme und interne Querelen begannen, die im Abstieg 2004 mündeten. In der zweiten Liga konnte man sich aber schnell wieder konsolidieren und schaffte 2006 auch postwendend den Wiederaufstieg. Die Situation besserte sich zusehends und es folgten Meistertitel 2009 und 2011. Heuer schaffte man überraschenderweise gegen den AS Roma den Einzug in die Europa League Gruppenphase, womit auch nur die optimistischen der zahlreichen Fans gerechnet hatten. Das erste Gruppenspiel gegen Athletic Bilbao wurde zwar verloren, im zweiten Spiel gegen RB Salzburg rechnet man sich aber durchaus Chancen auf den einen oder anderen Punkt aus.
Die Fahrt
Um den Staus zu umgehen, verließ der Groundhopper Wien bereits gegen 12:00 und nahm Kurs auf die Mozartstadt. Bis auf einen unfreiwilligen Zwischenstopp in Ansfelden in Folge eines Unfalls kam er auch so weit so gut voran und erreichte Salzburg gegen 15:45. Nachdem er in einem netten Hotel in Siezenheim eingecheckt und die Eintrittskarte gekauft hatte, unternahm er einen gemütlichen Spaziergang im Schlosspark von Schloss Kleßheim. Danach aß er im benachbarten Golfclub zu Abend (sehr zu empfehlen – tolles Ambiente und gutes Futter) und nach einer Verdauungszigarette machte er sich auf den Weg ins Stadion.
Das Stadion und das Spiel
Von außen macht die Bullenarena nicht viel her, innen jedoch entpuppt sie sich als modernes Stadion. Die Sicht ist im oberen Rang am besten, man überblickt das Spielfeld gut und ist dennoch recht nahe am Geschehen dran, da es keine Laufbahn gibt und die Ränge fast übereinander gebaut sind.
Beim Eintreten schallte dem Groundhopper laute 70er-Jahre Dancefloor-Musik entgegen und bunte Lichter wirbelten in den Rängen und am Spielfeld. Fehlte eigentlich nur noch eine glitzernde Disco-Kugel, die sich in der Mitte des Stadions drehen würde, dann wäre das Ganze perfekt. Da aber die wenigsten Dinge im Leben wirklich perfekt sind, musste der Groundhopper nicht nur auf die Disco-Kugel, sondern auch auf richtiges Bier verzichten und sich statt dessen mit alkoholfreien Hopfen-und-Malz-Getränken zufrieden geben – eben wie im Europacup üblich. Das Publikum setzte sich aus wenigen Fans und vielen Zusehern nebst ein paar Sympathisanten zusammen. Überhaupt war das Stadion nur spärlich gefüllt, später verkündete der Sprecher etwas von um die 7500. Und wenn die Fans schon nicht singen, dann muss halt die Beschallungsanlage herhalten. Rechtzeitig vor dem Spielbeginn verstummte das Gedudel jedoch und der Sprecher verkündete, dass man zur eigenen Sicherheit gefilmt würde, Pyro gesetzlich verboten wäre und man Gegner und Schiris gefälligst zu respektieren habe. Derart informiert konnte sich der Groundhopper endlich auf das Wesentliche konzentrieren. Der Slovan-Block, obwohl auswärts, war dem der Salzburger in Größe und Lautstärke weit überlegen, der Bullen-Block versuchte aber so gut es ging stimmlich dagegen zu halten.
Die Zuseher machten mit gefalteten Pappkartons mit wenig Aufwand viel Lärm. Salzburg begann, soweit der Groundhopper es erkennen konnte, mit einem 4-1-4-1-System, Slovan mit einem 4-5-1 oder 5-4-1. Und es ging auch ganz munter los, in der 3. Minute gab‘s die erste Chance der Salzburger, die ihrerseits eine Minute später mit einem Lattenkracher der Slowaken Glück hatten. Der hätte auch drinnen sein können. Salzburg war Slovan technisch und läuferisch überlegen, allein das Zusammenspiel klappte nicht immer. Slovan spielte taktisch diszipliniert und körperbetont, was den salzburger Feinmechanikern mit Fortdauer des Spiels offenbar weniger und weniger behagte. Immer mehr Zuspielfehler führten zu einem Stocken im Spielfluss, die Slowaken konnten aber aus den Fehlern der Salzburger kaum Kapital schlagen. So verflachte die Partie immer mehr und wurde zu einem zerfahrenen und nicht schön anzusehenden Mittelfeldgeplänkel. Der eher kleinlich pfeifende Schiedsrichter tat das Übrige dazu. Irgendwann hatte er ein Einsehen mit dem Publikum und pfiff das Ganze zum Pausentee ab.
Nach Wiederanpfiff zeigten sich die Salzburger wieder ambitionierter und konzentrierter. Die Angriffe wurden aber von den gut stehenden Slowaken zunächst entscheidend gestört, aber die erste von A bis Z gelungene Aktion der Salzburger führte dann auch zum ersten Treffer in dem Spiel. Flanke in den Strafraum und schön mit dem Kopf in die rechte Ecke vollendet. Danach kam so etwas wie Stimmung auf, der Salzburg-Block bemühte sich redlich, war aber gegen den Slovan-Block nach wie vor zweiter Sieger. Slovan tat jetzt mehr fürs Spiel und öffnete den Salzburgern damit Räume. Das zweite Tor war die Folge. Schöner Lupfer über die Viererkette, Zarate startet aus für mich stark abseitsverdächtiger Position, überspielt den Tormann und netzt aus spitzem Winkel. Dann ein paar Wechsel, Teigl kommt rein und bleibt unauffällig, Maierhofer beweist ab der 70. Minute, warum er sich in England nicht durchsetzen konnte. In der Nachspielzeit dann noch das 3:0 durch Svento und kurze Zeit später ist der halbe UEFA-5-Jahres-Punkt amtlich. Die Salzburger und der Groundhopper sind zufrieden.
Fazit
Nettes Stadion, kaum Stimmung, der Verein bemüht, den Zuschauern ein rundherum tolles Erlebnis zu bescheren. Das Match war ganz ok, 3 Tore in der zweiten Hälfte entschädigten für die miserable erste.
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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