Ein schlichter Titel, der alles aussagt. Hans Krankls Biografie ist genügsam nur mit seinem Nachnamen betitelt. Schließlich geht es in diesem Buch ja nur um ihn: Um den Sportler und den Menschen Johann „Hans“ Krankl. Das Leben des „Goleadors“ wurde vom Journalisten und Autor Wolfgang M. Gran niedergeschrieben, der ehemalige Spieler hat dabei mitgewirkt. Ob sich die Zusammenarbeit in einem derartigen Maße gestaltete, dass es sich bei dem Buch um eine Autobiografie handelt oder ob es nur eine offiziell autorisierte Lebensgeschichte ist, ist eigentlich vollkommen unerheblich. Uns interessiert vielmehr der Inhalt der Co-Produktion. Schließlich hat jeder sein eigenes Bild vom Jahrhundert-Rapidler, der oft mit dem Vorurteil konfrontiert wird, er sei egoistisch und eingebildet. „Ein blasierter Zapf‘n“, wertet eine meiner Familienangehörigen. „Aber ich habe großen Respekt vor ihm, weil er bei seiner Frau geblieben ist.“, setzt diese fort. Fairerweise muss man festhalten, dass niemand in meiner Familie den „Hanseee“ persönlich kennt und solche Überzeugungen daher unangemessen sind.
Dieses Fernurteil spiegelt aber wohl jenes vieler Österreicher wieder: Der ehemalige Barca-Legionär polarisiert wie kaum eine andere Fußballlegende. Viele vergöttern ihn, für andere ist er ein arroganter Egozentriker. Ex-Rapid-Präsident Rudolf Edlinger hat dies in seinem Abschiedsinterview mit der Tageszeitung Kurier in höfliche Worte gekleidet: „Ich habe nichts gegen Hans Krankl. Er ist eine der wichtigsten Rapid-Ikonen der Nachkriegszeit. Aber alle im Präsidium haben ihm Positionen, die Kooperation erfordern, nicht zugetraut. Manche Aufgaben sind aufgrund seiner Persönlichkeitsstruktur nicht gegangen. Im Vordergrund muss das Ganze stehen, nicht das Ego.“
Ich selbst ging zunächst unbefangen an dieses Buch heran. Egal was ich lese, für bare Münze nehme ich sowieso nichts. Papier ist schließlich geduldig. Und jetzt nach 287 Seiten muss ich sagen: Hut ab! Gran gestaltete eine gut aufgebaute Biografie, die Kranklsche Lebensgeschichte wird hervorragend aufbereitet. Viele Wegbegleiter kommen in dem Buch zu Wort, das zwölf Wochen lang die österreichischen Bestsellerlisten anführte. Es gibt zwar Biografien, die noch persönlicher und nuancierte sind, den Autoren gelingt jedoch das Kunststück allseits bekannte Ereignisse, wie das 3:2 in Cordoba oder die berühmten Infights des ehemaligen Teamchefs mit Kollegen, aus einer anderen Perspektive zu erzählen. Das Buch ist klassisch und elegant und gehört sicher zu den guten Fußballerbiografien. Der Herr mit dem gepflegten weißen Haupthaar kann durchaus stolz sein – auf seine sportlichen Erfolge und auf seine Biografie.
In der Sonne von Jesolo
„Krankls“ (Mit)Autor Gran gibt gleich im Vorwort an, dass es sich bei dem vorliegenden Werk eigentlich um keine klassische Biographie handelt. Es liegt der „Versuch vor, die markantesten Persönlichkeitsmerkmale dieses außergewöhnlichen Menschen zu skizzieren und seine Geschichte in Form von Geschichten hineinzuweben.“ Krankl und Gran erarbeiteten das Werk während eines Italienaufenthaltes, daheim in Österreich versuchte der Sportjournalist noch an die 75 Weggefährten des Johann K. vor das Aufnahmegerät zu bringen.
Gleich auf den ersten Seiten setzt sich der Autor mit dem öffentlichen Image des fünffachen österreichischen Fußballers des Jahres auseinander: „Man kann ein und dasselbe Verhalten positiv oder negativ sehen. Man kann ihn einen Sturschädel schimpfen oder seine Konsequenz schätzen. Man kann ihm absolute Unfähigkeit zur Diplomatie nachsagen oder bewundern, dass er sich in keiner Lebenssituation verbiegen lässt.“, redet Gran die Vorwürfe, die dem Ex-Teamchef gemacht werden nicht „weg“, sondern versucht seine Persönlichkeit zu interpretieren.
Im ersten Kapitel widmen sich der Autor und der Ex-Goalgetter dem Patriotismus. Anekdotenähnlich erzählen sie als Eingangsepisode, wie der beste SCR-Torschütze während der Erarbeitung seiner Biografie erzürnt forderte, dass die österreichische Nationalflagge wieder am benachbarten Hotel in Jesolo befestigt wird. Rot-Weiß-Rot musste zuvor dem Sternenkreis der EU-Fahne weichen. „Ich verlange Respekt, weil ich der Herr Krankl bin und einiges für dieses Land im Fußballsport geleistet habe.“, wird ein altes Interview mit dem „profil“ zitiert. Für Krankl ist der „Nationalstolz das Surrogat für nationale Erfolge.“ Anno 2005 ist er noch österreichischer Teamchef und lässt so anklingen, dass es dem rot-weiß-roten Team eindeutig an Qualität mangelt um bei einer Endrunde dabei zu sein. Sprunghaft denkt Krankl kurz darauf (noch im selben Kapitel) über seine fehlgeschlagenen Transfers zum AC Milan und dessen Lokalrivalen Inter Mailand nach: „Ich war dermaßen gekränkt durch das Verhalten von Barcelona, so in grenzenlosem Selbstmitleid verfangen, weil sie mich fortgeschickt haben, dass ich nicht mehr ins Ausland wollte.“ Krankl, der sich in diesem ersten Abschnitt seines Buches als begeisterter Italien-Fan outet („Ich liebe die Italiener. Sie haben die Kinder gern, sie versuchen zu leben, nehmen nicht alles so hundertprozentig ernst und es gibt hier nicht diesen Neid wie bei uns.“) fühlt sich auch amerikanisch: „Ich bin ein Amerikaner, weil ich sie für ihren Patriotismus bewundere.“ Dieses etwas konfus gestaltete Kapitel ist nur die Einleitung für die eigentliche Lebensgeschichte, die anschließend fein säuberlich aufgerollt wird:
Hans Krankl geboren als Sohn von Johann Krankl, Straßenbahnfahrer und Amateur-Fußballer. Er trainierte die Buben des KSV-Straßenbahn und bald fand sich unter diesen auch sein gleichnamiger Sohn. Neben dem Vereinstraining kickte Hans in jeder freien Minute in Mariahilfer Parkanlagen, dort wurde schließlich ein Rapid-Talente-Scout auf ihn aufmerksam. Er beobachtete den Spieler im nächsten Match der Straßenbahner und konnte ihn für umgerechnet 2.000 € und zwei Garnituren Dressen in den grün-weißen Nachwuchs lotsen. „Rapid ist wie eine unheilbare Krankheit. Bist du einmal infiziert, hast du sie immer.“, sagt Krankl. Der Startschuss zu seiner lebenslangen Verbundenheit mit Grün-Weiß fiel schon zuvor als Hans von seinem Vater auf die Pfarrwiese mitgenommen wurde.
Bescheidenheit ist die verlogenste Form der Eitelkeit.
„Er ist dann am stärksten, wenn man sein ungemein kräftig ausgeprägtes Ego zu bedienen versteht, wenn man ihm das Gefühl gibt, seine nicht immer ganz ernst gemeinten Selbstdiagnosen zu teilen, der Größte und Beste aller Zeiten, Völker und Kulturen zu sein.“, beginnt ganz unverblümt das Kapitel über Krankls Karrieredurchbruch. Neben Sepp Pecanka, seinem ersten Jugendtrainer, setzte Robert Körner alles daran aus dem Wiener einen brauchbaren Stürmer zu machen. Auch im dritten Kapitel bemühen sich Krankl und Gran das „schlechte“ Image des „Hanseee nationale“ zu erklären: „Bei ihm ist das [Anmerkung: das Selbstbewusstsein] deshalb besonders ausgeprägt, weil er als Torjäger an der entscheidenden Stelle des Fußballspiels, der Mündung ins gegnerische Tor, erster Verantwortungsnehmer war.“ Auch Weltpokalsieger und Rapid-Legende Franz Hasil meint: „Er hat aus jeder Lage aufs Tor geschossen und schon damals sehr oft getroffen. Er war ein Goalgetter, wie wir in Österreich so schnell keinen mehr finden werden.“ Weggefährten wie Josef Hickersberger, Toni Polster und Werner Gregoritsch loben Krankls Glauben an seine Fähigkeiten: Er sei ein Siegertyp, der den Ball im Netz zappeln sehen will. Seine harte Arbeit an seinem gottgegebenen Talent wird hervorgehoben. Ex-Profi und Sportjournalist Winklbauer sagt: „Die großen Goalgetter sind alle gleich. In ihrem Ehrgeiz, Tore zu machen, trampeln sie über alles drüber, ob das Mit- oder Gegenspieler sind. Wenn du auf höchstem Niveau erfolgreich spielen willst, brauchst du in gewissen Momenten eine Psyche der absoluten Rücksichtslosigkeit.“
Mir wird auf Seite 38 inzwischen ein bisserl fad. Bis jetzt geht es nur darum die Charaktereigenschaften des Johann K. zu entschuldigen. Ich persönlich habe den gutaussehenden Herrn aber nie als arrogant und eitel empfunden. Warum auch? Gut war er ja und warum soll er das nicht sagen. Keine Ahnung, warum ich „immun“ dagegen bin, Krankl als arrogant oder gar als größenwahnsinnig zu bezeichnen. Klarerweise hat der ehemalige Rapid-Star Aussagen getätigt, die eindeutig in diese Richtung laufen. Für mich gingen diese aber im dahinplätschernden Redefluss immer ziemlich unter. Es ist leicht jemanden als anmaßend oder als „Protzer“ zur charakterisieren. Oft ist dabei aber auch nichts dahinter und auf Nachfrage, hört man oft nur Fadenscheiniges oder Gestammel. Krankl könnte man zwar an eindeutigen Ansichten festnageln, im Endeffekt verpuffte allerdings auch viel. Und zu Hans‘ Gunsten liegt auch vor, dass sich gewisse Ausführungen aus dem Zusammenhang gerissen oder auf Papier bedruckt anders anhören, als mit Krankel’schem Idiom in emotionalen Ausnahmefällen gesagt: „Dös is so. Das ist so.“
Endlich geht’s ans Eingemachte: Die WM 1978 wird retrospektivisch betrachtet. Krankl lässt hinter die Kulissen der Qualifikation blicken: „Die Stimmung war schlecht, die Spannungen sind immer stärker geworden, es ist gestritten worden und am Abend verbotenerweise auch länger sitzen geblieben.“ Die Ereignisse rund um Cordoba sind hinlänglich bekannt: Krankls Biograf legt Wert auf die Bedeutung des Damenbesuches, der den nach den Niederlagen der Vorrunden gebeutelten Kickern Trost spenden sollte. Ein zweiter Besuch der Frauen und Freundinnen wurde jedoch von Teamchef Senekowitsch nachdem das Spiel gegen Italien verloren wurde verboten: Die Spieler diskutierten mit ihrem Trainer bis in die frühen Morgenstunden und die Presse bekam überdies von der Geschichte Wind. Die deutschen Boulevard-Medien griffen das Thema mit Freude auf und motivierten die rot-weiß-roten Kicker so zusätzlich. Die Zeitung mit den vier Buchstaben tat sich dabei besonders hervor: „11:0 für Deutschland!“, wusste sie hellseherisch schon das vermeintliche Endergebnis, Tormann Sepp Maier wurde mit folgenden Worten zitiert: „Zu einem Duell Maier gegen Krankl wird es in Cordoba nicht kommen, weil ihn unser Vorstopper Rüssmann vorher abmontieren wird.“ Jene Aussage mutierte zu DER Motivationsspritze für die Nummer 9 der Österreicher. Doch so glorreich wie das Match heute in Erinnerung ist, war es gar nicht: Der austauschreife „Hanseee“ schenkte dem Lieblingsgegner aus dem Norden schließlich doch noch zwei Treffer ein. „Deutschland hat Glück gehabt, dass ich heute nicht in Form war.“, gab Krankl nach dem 3:2 großmäulig zu Protokoll. Im Augenblick des Sieges erlaubte sich der stolze Rapidler einen saftigen Seitenhieb. Es war Krankls großer Moment, das weiß er auch selbst: „Cordoba ist gleich Krankl ist gleich Cordoba. Ob er will oder nicht. Aber er will ohnehin, und sein Understatement kann er sich locker leisten, weil er weiß, dass bestehen bleibt, was im nationalen Interesse bestehen bleiben muss.“
Die Sternstunde in Argentinien führte zu Krankls Engagement beim Weltverein Barcelona. Dementsprechend betitelt er auch jenes Kapitel, in dem er über seine Zeit bei den Katalanen berichtet: Més que un club. Barcelona suchte damals einen Nachfolger für den nach Amerika abgewanderten Johan Cruyff und fand diesen im österreichischen Topstürmer mit demselben Vornamen (plus einem „n“). Doch Rapid Wien hatte sich schon mit dem FC Valencia in Abwesenheit des Spielers auf einen Transfer geeinigt. Krankl wollte aber zu Barca, in der Wiener Walfischgasse wurde mit FCB-Präsident, -Vize-Präsident und -Trainer auf der einen Seite und Johann K. plus seinem Berater Fani auf der anderen Seite hin- und her verhandelt. Dem Image des selbstbewussten Torjägers wird Krankl auch hier gerecht: Als „Präsi“ Josep Nunez nicht auf die Forderungen des Wieners eingehen wollte, fuhr dieser schnurstracks in seine Wohnung in Alt-Erlaa zurück. Dort erreicht ihn ein Anruf Fanis: „Wir sind einig. Komm zurück!“, „Hanseee“ kam – aber erst nach verdrücktem Nachtmahl. Nach 41 Rapid-Toren in der Saison 1977/1978 und damit dem goldenen Schuh für Europas besten Torschützen im Gepäck flog Krankl samt Familie nach Katalonien. „Hätte er dieselben Leistungen als Brasilianer, als Argentinier, als Engländer, ja sogar als Deutscher erbracht – Nunez hätte es gar nicht riskiert, dass er das Büro Fani verlässt.“, wird gebetsmühlenartig das geliebte Paar Johann K. und sein Selbstbewusstsein durchgekaut. Offensichtlich ist es dem „Hansi-Burli“, wie ihn Edi Finger einst nannte, ein echtes Anliegen mit diesen lausigen Vorurteilen aufzuräumen.
Ein katalanisches Märchen
Hitze, Stau und Lärm – das waren Krankls erste Eindrücke von Barcelona. Um ein Haar wäre er wieder nachhause geflogen, es zeugt von Größe freimütig vom eigenen „Schweinehund“ derartig zu erzählen. Bald lebten sich die Krankls jedoch in Katalonien ein, der Herr des Hauses wurde zum „El Re“ von Barcelona. „Es lebe die Mutter, die dich geboren hat!“, huldigte ihm die Presse nach einem 9:0-Sieg gegen Rayo Vallecano. Im Rückspiel gegen den amtierenden Europapokalsieger Anderlecht konnte ein 0:3-Rückstand auch mithilfe von „Hanseees“ Treffer wieder wettgemacht werden, im Elfmeterschießen stieg Barca schließlich auf. Der gebürtige Mariahilfer hatte aber Pech im Glück: Lucien Muller, sein Trainer der mit seiner Persönlichkeit gut umgehen konnte, wurde nach nur einem Auswärtssieg (und diesen gab es nur durch ein Krankl Goal) gefeuert und durch seinen Co Joaquim Rifé ersetzt. Die schwerste Stunde des „Goleadors“ fand kurz danach statt:
1979 ließ sich der spätere Nachtfalke nach einem Derby-Ausschluss mit Gattin und Berater Fani nachhause chauffieren. Dabei kam es zur Katastrophe: Bei einem Verkehrsunfall wurde Inge Krankl schwer verletzt. Beckenbruch, Leberquetschung und Milzriss konnten nur dank Barcelona-Vize-Präsident Gaspart erkannt werden, ihm erschien die Erstdiagnose nicht ganz koscher und er bat einen befreundeten Arzt die Ehefrau des Torjägers genauer zu untersuchen. Krankl durchwachte eine unruhige Nacht während er um das Leben seiner Frau bangte. Die Operation verlief gut, doch sie schwebte weiterhin in Lebensgefahr. Aus ganz Spanien trafen Genesungsglückwünsche ein. Krankl fühlte sich nicht fähig zu trainieren, doch Mitspieler und seine Frau baten ihn wenigstens im Europacup-Endspiel mitzuspielen. Elf Tage nach dem schweren Unfall Inge Krankls schrieb deren Ehemann mit seinem Treffer in der 103. Minute Fußballgeschichte: Barcelona gewann den ersten Europapokal der Vereinsgeschichte. Juan Manuel Asensi widmete den „Triumphkelch“ symbolisch der auf dem Wege der Besserung befindlichen Frau Krankl. „Das war der schönste Tag meiner Karriere. Cordoba war schon okay, aber wir sind bei der WM nicht Weltmeister geworden, im Europacup aber Europacupsieger.“ Eine Million Katalanen feiern auf den Straßen ihre Mannschaft als diese vom Flughafen heimkehrt. Ein märchenhafter Abend für Krankl und die Blaugranas, damals wusste der Wiener allerdings noch nicht, dass dieser Freudentag das berühmte „Beste zum Schluss“ war.
Krankl und Rifé, der nach dem Sieg am 16. Mai einen Zweijahresvertrag bei den Katalanen unterschrieb, verkrachten sich und lieferten sich einen „Bruderzwist im Camp Nou“. Kurz vor Weihnachten bekannte das Präsidium der Blau-Roten Farbe und entschied sich für Joaquim Rifé und gegen den Wiener. Krankl wechselte, nachdem ihn Rapid hingehalten hatte, zum damaligen Tabellenletzten, der Vienna, und schoss in seinem ersten Spiel für diese das 1:0 auswärts gegen seinen Herzensklub. Der spanische Torschützenkönig konnte den Kult-Verein von der Hohen Warte jedoch trotz seiner 13 Saisontore nicht vor dem Abstieg bewahren. Ein weiterer Versuch seine Auslandskarriere bei Barcelona fortzusetzen scheiterte und Krankl heuerte wieder bei Rapid Wien an. Der „Krankl-Schilling“, ein Aufpreis auf jede Eintrittskarte, sollte den endgültigen Erwerb des Leihspielers am Ende der Saison möglich machen. Krankl und Gran sparen nicht an Hintergrundinformationen und unschönen Details: Die zweite Laufbahn des Torjägers in Hütteldorf war zunächst nicht nur von Harmonie geprägt. Krankl verstand sich nicht mit Heribert Weber, dem damaligen Rapid-Libero und späteren Ehrenkapitän. „Wenn du so bist wie der Heri war oder auch ich, dass du dich 90 Minuten lang mit dem Schädel voran ins Getümmel wirfst, und der Hans, so wie er in seinen späteren Jahren war, lehnt vorne 90 Minuten, haut ihn dann rein, zeigt auf und lässt sich abbusseln, während dir hinten der Dreck vom Laufen rein rinnt, ist ein innerer Konflikt logisch.“, analysiert Ex-Spieler Winklbauer. Wieder wird die „ewige Diskussion“ an dieser Stelle aufgenommen, doch Krankl schiebt niemanden den „schwarzen Peter“ zu, sondern erzählt seine Sicht ruhig und sachlich, untermauert von Berichten anderer Zeitzeugen.
Krankl gewannt mit Rapid „sitzend“ zwei Meistertitel: Am 25. Mai 1982 kam er wegen einer Sperre beim 5:0 gegen Wacker Innsbruck nicht zum Einsatz. Ein Jahr später beruhigte „Hanseee“ mit Gipsbein die euphorische Menge, die sich schon vor dem Abpfiff anschickte, dass Spielfeld zu stürmen. Den Cupsieg gab es 1983 zum Drüberstreuen.
Artig streift das Buch auch die danach stattfindenden Europacuperfolge der Grün-Weißen. Das 1:0 der Hütteldorfer im Wiederholungsspiel gegen Celtic Glasgow konnte Krankl übrigens wieder nicht live am Platz miterleben: Mit einem Jochbeinbruch zitterte der Kapitän auf der Bank mit. Rapid kam bis ins Finale, wo man gegen den FC Everton den Kürzeren zog: 3:1 hieß es am Ende. „Heri Weber war einer, der mit mir dieses Finale gewinnen wollte. Aber da waren drei, vier in unserer Mannschaft, die nicht bereit waren, bei denen die selbstgefällige Zufriedenheit, überhaupt dort angelangt zu sein, ein Mehr verhindert hat.“, so sieht der zweiterfolgreichste Torschütze der österreichischen Bundesliga die Hintergründe der bitteren Niederlage. Ähnliches hat auch Herbert Prohaska in seiner Biografie über das verlorene Europacupfinale der Austria gegen Anderlecht zu vermelden. „Und wir hatten auch eine falsche Einstellung. Wir haben gedacht, egal was passiert, den Finaleinzug kann uns niemand mehr nehmen. Stattdessen hätten wir uns denken müssen: Wir wollen unbedingt gewinnen, alles andere ist deprimierend. Was es ja schlussendlich auch war.“, erzählt der österreichische Jahrhundertfußballer auch in einem Interview mit dem Ballesterer. Eine typisch österreichische Sache?! Sei’s drum.
Im zweiten Teil sehen wir uns unter anderem seine Laufbahn als Trainer und Musiker an.
Marie Samstag, www.abseits.at
Marie Samstag
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