Hinterseer ebnet Ingolstadt den Sieg | Lautern belohnt sich nicht
Fußball in Österreich 16.Dezember.2014 David Kühhas 0
Neben der heimischen tipico-Bundesliga und der deutschen Eliteliga ist wohl keine Spielklasse für Marcel Koller derart interessant wie die 2. deutsche Bundesliga. Schließlich tummeln sich dort in zahlreichen Klubs (potentielle) Nationalspieler, denen es genau auf die Beine zu schauen gilt. Auch in der 41. Saison reißt der Boom rund um die Liga nicht ab, die extrem ausgeprägte Ausgeglichenheit verleiht der 2. deutschen Bundesliga ihren Reiz.
Runjaic und Hasenhüttl setzen auf bewährte Kräfte, Özcan und Hinterseer in Startaufgebot, Stöger erneut auf der Bank
Im Aufeinandertreffen des Ersten mit dem Tabellenzweiten griffen beide Coaches auf ihre eingespielten Formationen zurück und mussten keine personellen Ausfälle verkraften. Die Ingolstädter liefen im gewohnten 4-3-3 auf, Hinterseer, Leckie und Hartmann bildeten die Angriffsreihe. Der zuletzt formstarke Amin Younes hat Stöger vorerst den Rang abgelaufen, dessen Chancen auf mehr Einsatzzeit erhöhen sich allerdings durch den völlig unnötigen Auschluss seines Konkurrenten Mitte der zweiten Halbzeit.
Interessant ist freilich auch der Umstand, dass Kosta Runjaic, Routinier Karl ausgenommen, im Mittelfeld der Jugend großes Vertrauen schenkt und diese ihn bisweilen nie wirklich enttäuschte. Younes, Demirbay aber auch Zimmer sind hoffnungsvolle Talente für die Zukunft und jeweils erst 21 Jahre alt. Woran das Trio definitiv noch arbeiten kann, ist die Zweikampfführung. Demirbay ging aus 16 seiner 43 Duelle als Sieger hervor (37,2 %) Younes Erfolgsquote ist mit gerade einmal 28,6 % bei insgesamt 21 Zweikämpfen noch einmal deutlich schlechter. Für zentrale Mittelfeldspieler sind diese Werte entschieden zu gering. Das Duo blieb damit deutlich unter seinem Saisondurchschnitt. Im internen Zweikampfranking der Lauterer belegt Younes Rang 14 (47,3 %) von 16 gelisteten Spielern, Demirbay findet sich auf Position zwölf wieder (49,04 %). Jean Zimmers Bilanz fällt mit neun zu sieben immerhin leicht positiv aus, er liegt damit über seinem persönlichen Durschnitt.
Ein Stück weit erklärt die Jugend wohl auch die ungeschickte Herangehensweise von Amin Younes, der mit Gelb vorbelastet mit einigen unnötigen Fouls eine Zeit lang am Rande eines Ausschluss wandelte, ehe Schiedsrichter Knut Kircher gar keine andere Wahl blieb, als ihn vom Platz zu stellen.
Ingolstadt findet vor der Pause nicht statt, Lakic lässt Kaltschnäuzigkeit vermissen
Die „Schanzer“ boten vor dem Seitenwechsel eine wirklich schlechte Leistung, ein einziger Torschussversuch von Matip aus der eigenen Hälfte, das spricht Bände. Angetrieben von den stark aufspielenden Younes und Demirbay kauften die Pfälzer den Gastgebern die Schneid ab, ließen das Leder gut in ihren Reihen laufen und kombinierten sich ein ums andere Mal ansehnlich nach vorne. Die Qualität der Abschlüsse war jedoch unzureichend, vor allem Goalgetter Lakic vergab zwei gute Gelegenheiten die Gäste vor dem Seitenwechsel verdientermaßen in Führung zu bringen. Die Ingolstädter hatten in dieser Phase der so wichtigen Begegnung mit Sicherheit das notwendige Spielglück auf ihrer Seite, um nicht mit einem Rückstand in die Kabinen zu gehen. Der Tabellenführer fand vor dem Seitenwechsel in keiner Phase ins Spiel, schaffte es nicht oft, den Ball länger in den eigenen Reihen zirkulieren zu lassen und so Sicherheit zu erlangen. Von 139 gespielten Pässen in Hälfte eins landeten 55 beim Gegner, das entspricht einer relativ hohen Fehlpassquote von 39, 6 %. Der FCK agierte in dieser Hinsicht weniger anfällig, fabrizierte bei 174 Pässen 49 Fehler (29, 2 %). Die beiden dazugehörigen Grafiken verdeutlichen zudem, dass die Hausherren nicht wesentlich risikoreichere Pässe schlugen als die Pfälzer, die „Roten Teufel“ spielten in Durchgang eins einfach besser und sauberer Fußball.
Fehlpassstatistik der ersten Hälfte: Ingolstadt
Fehlpassstatistik der ersten Hälfte: Kaiserslautern
Hinterseer stellt Spielverlauf auf den Kopf, Younes’ Blackout kippt Spiel endgültig
Nach einer schönen Freistoßflanke von Groß, der erneut der Beste seiner Elf war und mit einigen perfekt getimten ruhenden Bällen für Gefahr sorgte, besorgte Hinterseer mit seinem bereits siebten Saisontreffer die zu diesem Zeitpunkt völlig überraschende Führung. Der Tiroler macht somit Jagd auf den Führenden der Schützenliste, Rubin Okotie.
Für den FCK kam dieses Unheil nicht allein. Doppelt bitter für die Lauterer, dass Amin Younes seinem Team kurz nach dem Rückstand einen Bärendienst erwies. Die Gelb-Rote Karte ließ die Begegnung endgültig zugunsten des Spitzenreiters kippen. Vor seinem unfreiwilligen Abgang in die Kabine fügte sich Younes gut ins Spiel ein, präsentierte sich als Antreiber, und zählte mit kleineren Abstrichen zu den besten am Feld. Er bot eine wirklich effektive Leistung, kam auf gerade einmal 26 Ballkontakte und spielte 15 Pässe. Von diesen brachte er 86,7 % an den Mann und strahlte durchaus Gefahr aus. Das Talent gab zwei Torschüsse ab und leistete die Vorarbeit für einen Abschluss. Sein Nebenmann Demirbay war deutlich öfters in den Spielaufbau eingebunden. In dem Zeitraum, in dem auch Younes auf dem Platz stand, schlug er 26 Pässe, sehr gute 23 fanden den Weg zum gewünschten Empfänger, was einer Quote von 88,5 % gleichkommt. In der letzten halben Stunde sank dieser Wert schließlich noch auf 78,6 % – eine nichtsdestoweniger immer noch gute Quote, wenn man die geänderten Vorzeichen auf dem Rasen bedenkt.
Der FCK erholte sich von diesen beiden Rückschlägen nicht mehr wirklich, konnte sich keine Ausgleichschance mehr erarbeiteten. Stattdessen fanden die „Schanzer“ mit einem Mann mehr immer besser in ihren Rhythmus, entwickelten eine echte Kombinationsfreude und erspielten sich Chance um Chance. Wie auf einer schiefen Ebene rollte Angriff um Angriff auf das von Sippel gehütete Tor zu. Die Hasenhüttl-Elf präsentierte sich in punkto Chancenverwertung allerdings sehr fahrlässig und ließ leichtfertig beste Gelegenheiten aus. So verblieb dem FCK lange die Hoffnung auf den einen punktbringenden Lucky Punch. Kurz vor Schluss netzte jedoch Joker Lex und fixierte somit einen nicht unverdienten, angesichts der ersten Halbzeit aber auch etwas glücklichen Heimerfolg.
Fazit
Wenn’s läuft, dann läuft’s. Die Ingolstädter siegen nun auch in einer Begegnung, in der sie eine Halbzeit komplett verschlafen. Der FCK macht ein richtig gutes Spiel, verabsäumt es aber, sich dafür zu belohnen. Effizienten „Schanzern“ gelingt in Person von Lukas Hinterseer mit ihrer ersten echten Chance die Führung. Der Sieg der Ingolstädter geht letztlich in Ordnung und hätte angesichts der Vielzahl an Gelegenheiten in der Schlussphase auch noch deutlich höher ausfallen können. Ingolstadt schaffte sich durch den Erfolg einen Polster von sieben Punkten auf den Relegationsplatz. Die Serie des FCK von acht Matches, in denen man ungeschlagen blieb, riss. Den „Roten Teufeln“, die auf Tabellenrang fünf abrutschten, bietet sich bereits im Schlager der Traditionsteams, gegen 1860, die Chance auf Rehabilitation.
David Kühhas, www.abseits.at
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