In allen Werten und Statistiken besser, aber zu ineffizient: Sturm Graz unterliegt Austria Wien mit 1:2
Fußball in Österreich 22.September.2013 Rene Maric 3
In der Partie Sturm Graz gegen Austria Wien gewannen die Austrianer auswärts und konnten damit ihre Minikrise beenden. Allerdings zeigten die Grazer eine gute Leistung und waren phasenweise die bessere Mannschaft, ein Punkt wäre durchaus verdient gewesen. Doch die Austria konnte trotz weiterhin vorhandener Abstimmungsprobleme im Defensivspiel die nötige Effektivität an den Tag legen und holte sich wichtige drei Punkte.
Austria in Ballbesitz, Sturm mit Kompaktheit
Wie fast immer hatte Austria mehr vom Ballbesitz und zeigte gute Bewegungen im Mittelfeld. Sie formierten gelegentlich ein 4-2-1-3 aus ihrem eigentlichen 4-1-4-1 heraus, in welchem die beiden Flügelstürmer nach vorne schoben und einer der Achter sich neben James Holland zurückfallen ließ, um diesen im Spielaufbau zu unterstützen. Sturm stellte sich nämlich in einer 4-4-2-Anordnung auf, in welcher die beiden Mittelstürmer nicht die Innenverteidiger deckten, sondern sich zwischen sie und das zentrale Mittelfeld stellten. Damit wollten sie Pässe in diesen Raum versperren und keine Löcher im Zentrum offenbaren.
Die Austria ließ den Ball dann hinten zirkulieren oder versuchte über die Außenverteidiger bis zu den Flügelstürmern zu kommen. Eigentlich war das primäre Ziel, die Halbspieler und Holland auf der Sechs zu befreien, damit die vordere Pressinglinie der Grazer überwunden wird und dann im Zentrum der Ball höher zirkuliert werden kann. Dies wurde aber nicht konstant erfolgreich praktiziert, Holland kam lange Zeit nicht ordentlich ins Spiel und konnte sich nur einige Male frei zwischen den beiden Stürmern des Gegners freilaufen.
Flügelspiel mit Murg und Royer
Somit kamen die meisten Angriffe über die Außenbahnen, wo sich Royer und Murg seitenverkehrt aufstellten: Murg begann auf der rechten Außenbahn und Royer auf der linken, von wo sie aus in die Mitte ziehen und abschließen sollten. Einige Male gab es dadurch Abschlüsse, doch das 4-4-2 der Grazer und ihre Mechanismen im Verschieben versperrten den Zwischenlinienraum recht effektiv, weswegen es vorrangig Distanzschüsse oder Abschlüsse aus Bedrängnis waren, die auf das Tor gingen.
Murg und Royer sollten im Wechsel den Raum hinter dem wie üblich ausweichenden und Balance gebenden Hosiner füllen, teilweise entstanden dadurch 4-1-2-1-2-Formationen, aber nur selten konnten sie aus diesem Raum gefährliche Pässe spielen. Vielmehr war die klassische Anlage – hier ein Lob an die Variabilität der beiden –, welche Effektivität brachte. Da es auf Außen lose Mannorientierungen bei Sturm gab und die zentralen Spieler nur leicht ballorientiert auf die Flügel verschoben, um im Zentrum stabil zu bleiben, konnte Royer beim ersten Tor mustergültig mit einem Doppelpass die Manndeckung bespielen.
Royer spielt in dieser Szene den Pass in den Halbraum auf den Achter, dieser lässt in die Tiefe prallen, wo Royer viel Raum vorfindet. Hosiner wird in der Mitte zwar manngedeckt, aber auch eine Manndeckung bedeutet bei passender Flanke nur 50% Erfolgswahrscheinlichkeit. Dieses Mal gewann Hosiner und netzte zum ersten Tor der Austria ein, was den Ausgleich bedeutete.
Zuvor konnte man bei einer Szene wieder die Defensivprobleme aufblitzen sehen.
Herausrücken gegen zwei Stürmer und schnelle Konter
Sturms 4-2-3-1 wurde mit Beichler auf der Zehn teilweise wie ein 4-4-1-1 in der Offensive interpretiert, in der Beichler sich um Beric bewegte und dort Räume suchte. Dies war mäßig effektiv: Meistens waren die Angriffe der Grazer am stärksten, wenn Beichler in die Halbräume ging oder die Flügel unterstützte und man dort den Weg nach vorne fand. Auch Sturm kam viel über Flanken oder Kombinationen entlang der Halbräume, desweiteren konnten sie sich einige Standards herausholen und mit diesen gefährlich werden.
Der einzige Treffer fiel allerdings aus einer gänzlich anderen Situation, wo die Ursache an drei Faktoren zu suchen ist:
1) mangelndes Gegenpressing durch schlechte Staffelung
2) sofortiges Bespielen der Spitze durch die Grazer bei passender Positionierung ganz vorne
3) Glück bzw. individueller Fehler in der Austria-Abwehr
Zugegeben, bei Betrachtung des Tores selbst oder in den Spielzusammenfassungen dürften wohl an die 90% der Zuseher lediglich den dritten Punkt als Haupt- bzw. alleinige Ursache ausmachen; was vermutlich auch stimmt. Als Trainer und als Analyst müssen aber die Umstände betrachtet werden, wieso dieser Fehler geschah: Wieso konnte es überhaupt zu dieser Aktion kommen und wieso ging diese Aktion dann schief?
In dieser Grafik erscheint es logisch. Der Verteidiger der Austria wollte herausrücken, verfehlte den Ball und Sturm konnte durchbrechen. Der Angreifer des Gegners hat zu viel Raum, ergo stand die Abwehr zu hoch – möchte man meinen. Aber Austria-Trainer Nenad Bjelica will mit dieser hohen Abwehr, mit dem Herausrücken des Innenverteidigers und einer aggressiven Balleroberung spielen. Und die Probleme begannen bereits weiter vorne.
Hier ist aber gut zu sehen, dass Royer nach seinem Ballverlust zu isoliert von seinen Mitspielern steht. In der gesamten Grafik und einem Umkreis von circa 15 Meter stand kein Mitspieler von ihm, da sie sich zuvor falsch bewegten und dann tief blieben. Royer presst zwar nach dem Ballverlust vorbildlich sofort zurück, hat aber keine Chance, da er nicht unterstützt wird. Der Passgeber hat ein offenes Sichtfeld und „nur“ Druck durch Royer von hinten, wodurch er noch rechtzeitig den langen Pass spielen kann, der hinter die Abwehrreihe der hochstehenden Austrianer gezielt ist. Mit etwas Glück kommt es dann zum Fehler, doch der erste Fehler in dieser Fehlerkette wurde von Royer mit seinem Ballverlust und seinen Mitspielern begangen, die ihn nicht nur offensiv, sondern auch im Umschaltmoment alleine ließen und eine große Mitschuld tragen. Wie so oft in der österreichischen Liga: Ohne Druck auszuüben, kann man nicht hochstehen, nur manche können es konstant nicht umsetzen.
Fazit
Eine mittelmäßige Partie, Austria nicht so stark in Pressing und Gegenpressing wie Grödig, während Sturm mit einer guten kollektiven Leistung und einer spielstarken Doppelsechs bis zur roten Karte und teilweise auch danach glänzen konnte. Sie hatten zwar minimal weniger Ballbesitz und weniger erfolgreiche Pässe (72:78%), kamen aber auf viel mehr Abschlüsse (21:11, davon 7:3 aufs Tor), hatten mehr Ecken (9:1) und mehr aufs Tor gezogene Freistöße (8:1), waren außerdem bei den Zweikämpfen (62:38%), den Luftzweikämpfen (63:37%), den Grätschen (70:41%) und den Dribblings (65:38%) überlegen. Alles in allem also eine starke Leistung in Anbetracht der Umstände, aber letztlich ohne die nötige Effektivität.
Rene Maric, abseits.at
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