Am zweiten Spieltag der U21-Europameisterschaft in Italien wartete auf die österreichische Junioren-Nationalmannschaft mit Dänemark der nächste Gegner, den es zu bespielen galt. Dabei wollten... Analyse: Darum verlor die U21-Nationalmannschaft gegen Dänemark

Am zweiten Spieltag der U21-Europameisterschaft in Italien wartete auf die österreichische Junioren-Nationalmannschaft mit Dänemark der nächste Gegner, den es zu bespielen galt. Dabei wollten die Österreicher mit einem Sieg einen großen Schritt in Richtung Aufstieg ins Halbfinale machen, nachdem man im ersten Gruppenspiel gegen Serbien überraschte und mit 2:0 gewinnen konnte. Doch einfach sollte die Aufgabe gegen die Dänen nicht werden, verfügten diese doch speziell in der Offensive über eine hohe Qualität und schlugen sich gegen den Gruppenfavoriten Deutschland tapfer.

Neutralisierende Spielanlagen und Abtasten

Der Trainer der österreichischen U21-Nationalmannschaft Werner Gregoritsch hatte nach dem Sieg gegen Serbien klarerweise wenig Grund, viel innerhalb der Mannschaft zu verändern. Den schwer verletzten Hannes Wolf galt es zu ersetzen, der mit seiner Dynamik und Dribbelstärke ein wichtiger Faktor in der Offensive war. Für ihn rückte mit Kvasina ein echter Brecher in das Sturmzentrum, der stattdessen die Bälle für seine Kollegen festmachen sollte, weshalb Honsak auf der linken Seite starten musste. Etwas überraschend rückte darüber hinaus auch noch Bremen-Legionär Friedl für Ulmann in die Mannschaft und bekleidete die Position des Linksverteidigers.

Systematisch starteten die Österreicher gegen den Ball mit einer ähnlichen Formation wie gegen Serbien, wobei man in tieferen Zonen mehr auf eine Doppelsechs setze und sich so öfter zu einem recht klaren 4-4-2 formierte. „Zehner“ Schlager rückte dabei oft in die Spitze neben Kvasina, um die Passwege für die dänischen Aufbauspieler zuzustellen. Überrascht wurden die Österreicher jedoch von einer Systemumstellung der Dänen, die auf eine 5-2-3/5-3-2 Anordnung wechselten, um sich besser auf die Österreicher einzustellen.

Das brachte dann auch einige Probleme für die Österreicher mit, denn dadurch musste man speziell das Anlaufverhalten verändern, aber auch auf den Flügeln wurden Zuordnungsprobleme akut. Österreich konzentrierte sich zunächst mit den beiden Angreifern Kvasina und Schlager darauf, die Passwege zu den beiden Sechsern vor der Abwehr zu verschließen und sie vom Spiel abzuschneiden, damit Dänemark über den Flügel angreifen musste. Das spielte allerdings den Dänen in die Karten, die genau über die Flügelzonen angreifen wollten und nicht nur jeweils Pärchen auf den Außenbahnen bildeten, sondern auch mit den beiden breiten Halbverteidigern dahingehend die Präsenz erhöhten. Diese eben erläuterte Sachlage kann man beim nächsten Bild recht gut erkennen:

Die beiden Stürmer der Österreicher konzentrieren sich darauf, den Passweg zu den beiden gegnerischen Sechsern zuzustellen, wodurch die beiden Halbverteidiger mit dem Ball problemlos nach vorne stoßen können und viel Platz bekommen.

So bekam man recht schwer Zugriff auf das Aufbauspiel der Dänen, selbst wenn man mal situativ weiter vorne versuchte zu attackieren. Stattdessen wurde man teilweise sogar recht weit nach hinten gedrückt, da die Flügelverteidiger der Dänen sehr weit aufrückten und ihre Gegenspieler mitzogen, wie beim oberen Bild gut auf der linken Seite zu sehen, wo Honsak nach hinten gedrückt wird. Dadurch wurde nach Ballgewinnen der Weg klarerweise extrem weit und man konnte nur schwerlich rasche Konterangriffe vortragen.

Nach gut einer Viertelstunde, erkannte das Betreuerteam der Österreicher dieses Problem und stellte die Formation gegen den Ball etwas um. Die beiden Stürmer orientierten sich nun mehr auf zwei Innenverteidiger, während der ballnahe Flügelspieler der Österreicher nach vorne rückte, um den dritten Innenverteidiger zu stellen. Da dadurch die beiden Stürmer die gegnerischen Sechser nicht mehr im Blick hatten, mussten die beiden Sechser der Österreicher nun nach vorne rücken und diese Abdecken, damit sie nicht anspielbar wurden. Diese veränderte Defensivtaktik bzw. das angepasste Anlaufverhalten kann man beim nächsten Bild gut erkennen:

Dänemark versucht das Spiel aufzubauen, Österreich hat nun die Defensivanordnung etwas angepasst und stellt die Dänen mit einem 4-3-3-artigen System zu, indem der ballnahe Flügelspieler Horvath (gelber Strich) nach vorne rückt um den Halbverteidiger zu stellen, während die beiden Sechser ihre Gegenspieler ins Visier nehmen.

Bedingt durch diese Adaption, bekamen die Österreicher das Aufbauspiel des Gegners etwas besser in den Griff und konnten öfter den langen Ball erzwingen. Dennoch waren die Österreicher bei weitem nicht so griffig im Spiel gegen den Ball, wie es noch gegen die Serben zumeist der Fall war. Das lag vor allem am Gegenpressing, das bei weitem nicht so aggressiv und intensiv vonstatten ging, wie im ersten Gruppenspiel. Auch hier machte sich die Abwesenheit von Wolf bemerkbar, der im Verbund mit Schlager viel Druck auf die Gegenspieler ausübte. Das rächte sich dann auch, denn nachdem man nach Ballverlust im Gegenpressing keinen Zugriff bekam, erzielten die Dänen nach einem Konterangriff den 1:0 Führungstreffer.

Doch nicht nur im Spiel gegen den Ball hatten die Österreicher Probleme, auch mit dem Ball sah es nicht unbedingt stimmig aus. Die Dänen stellten die Österreicher nämlich mit ihrer 5-2-3/5-3-2 Defensivformation vor teils große Probleme im Spielaufbau. Die Dänen wählten diese Formation wohl auch aus dem Grund aus, da sich Sechser Ljubic gerne in die Innenverteidiger zurückfallen lässt und so eine Dreierkette entstehen lässt, wodurch man die gegnerische Formation strecken möchte. Durch das 5-2-3 der Dänen wurde dieses Abkippen allerdings neutralisiert, was den Österreichern gar nicht schmeckte. Das kann man beim nächsten Bild gut erkennen:

Österreich in Ballbesitz, Sechser Ljubic kippt nach hinten ab und lässt eine Dreierkette entstehen, die jedoch vom dänischen 5-2-3 und den drei Spitzen an vorderster Front neutralisiert wird.

Es fehlte dahingehend bei den Österreichern an alternativen Aufbaumustern und Lösungswegen bzw.  staffelten die Dänen ihre Defensivformation gut und rückten recht energisch aus ihren Positionen, um die Gegenspieler unter Druck zu setzen. Vor allem sobald sie ins Pressing übergingen, agierten sie sehr mannorientiert und zogen sich wie ein Schwamm zusammen, agierten mit einer passenden Kompaktheit und rückten auch mit der Abwehrlinie sehr weit nach vorne, wodurch es für die Österreicher kaum Möglichkeiten gab, sich aus der Umklammerung zu befreien. Man tat sich dadurch richtig schwer in der Vorwärtsbewegung, weshalb man in der ersten Halbzeit kaum zu Torchancen kam. Das lag auch daran, dass man den Zwischenlinienraum oft nicht passend besetzte und vor allem Honsak auf der linken Seite mit seiner Positionierung große Schwierigkeiten hatte – weshalb er auch kaum Anbindung an das Spiel fand. Auch Kvasina konnte dem Spiel kaum seinen Stempel aufdrücken, da die Dänen mit der Abwehr teils sehr hoch aufrückten und an ihm klebten. Dadurch ging spielerisch bei den Österreichern recht wenig und so ging man mit einem Rückstand in die Halbzeit.

Rascher Ausgleich und Spiel auf Augenhöhe

Nach dem Wiederanpfiff dauerte es auch keine zwei Minuten, ehe Österreich für den Ausgleichstreffer sorgte. Horvath brachte eine Ecke an den kurzen Pfosten, wo Lienhart angerauscht kam und zum 1:1 traf. Angestachelt von dieser Motivationsspritze, wirkten die Österreicher nun etwas zielstrebiger im Ballbesitz und kamen flüssiger in Richtung des gegnerischen Tores. Das lag auch an der Einwechslung von Balic, der für den blassen Kvasina kam und dadurch auch den linken Flügel etwas beleben konnte. Die Österreicher versuchten es vermehrt mit hohen (Chip)Bällen in die Spitze und mit Gegenbewegungen, um die schnellen Honsak und Balic in Szene zu setzen.  Darüber hinaus tendierte Horvath immer mehr ins Zentrum und versuchte da sie konstanter im Zwischenlinienraum anzubieten, um dahingehend auch die Präsenz zu erhöhen.  Doch die Dänen ihrerseits blieben auch weiterhin brandgefährlich und vor allem der Dortmunder Brunn-Larsen bereitete Rechtsverteidiger Ingolitsch teils große Probleme und war speziell im Umschaltspiel kaum zu bremsen. Da das Gegenpressing nicht wirklich in Fahrt kam, blieb man auch weiterhin im Konter recht anfällig.

Dadurch wurde das Spiel insgesamt wieder deutlich ausgeglichener und beide Mannschaften hatten ihre Spielanteile und guten Momente. Zunächst hatten sogar die Österreicher die große Möglichkeit in Führung zu gehen, doch Baumgartner konnte einen Elfmeter nicht verwandeln und scheiterte am Torhüter. Die Österreicher wirkten davon etwas geschockt und verloren in der Defensive immer mehr die Ordnung, da die Mannschaftsteile teilweise extrem weit auseinander waren und man Probleme mit der Kompaktheit hatte (vermutlich aus Angst den Dänen Tiefe für ihr Konterspiel zu geben). Die Dänen nutzen das eiskalt aus und schlugen ihrerseits zu und trafen zum 2:1. Die Österreicher warfen im Anschluss zwar alles nach vorne und versuchten den Ausgleich zu erzwingen, doch zu Großchancen kam man nicht mehr und man musste in der Schlussminute letztlich auch noch das 3:1 einstecken.

Fazit

Ein bitteres Ergebnis für die jungen Österreicher, die ihren starken Auftakt gegen Serbien nicht bestätigen konnten. Man wirkte dabei gegen die Dänen nicht so kompakt und gefestigt, wie es im ersten Spiel der Fall war und konnte nur in einigen wenigen Phasen dem Gegner zusetzen, weshalb Torchancen auch letztlich Mangelware blieben und man generell Probleme hatte, das eigene Spiel durchzubringen. Dabei agierte man selbst in Bereichen, wo man sonst die eigenen Stärken ansiedelt, nicht auf dem gewohnten Niveau und konnte vor allem mit dem eigene Gegenpressing nur wenig Zugriff generieren. Vor allem der Ausfall von Hannes Wolf machte sich in der Offensive bemerkbar, was die Österreicher letztlich nicht kompensieren konnten. Nun braucht man zum Abschluss gegen den Turnierfavoriten Deutschland einen Sieg, um doch noch das Halbfinale zu erreichen, was allerdings ein schweres Unterfangen werden wird.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic

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