Vinzenz Jager ist DFB-A-Lizenztrainer, Kinder- und Jugendtrainer im Breitenfußball (ÖFB) und Nachwuchs-Scoutingkoordinator beim SK Rapid Wien. Im Sommer läuten Jager und sein Kollege Alexander... FSS-Gründer Vinzenz Jager: „Der österreichische Nachwuchs muss sich international nicht verstecken!“

Kinderfußball, Nachwuchs, Talent, JugendVinzenz Jager ist DFB-A-Lizenztrainer, Kinder- und Jugendtrainer im Breitenfußball (ÖFB) und Nachwuchs-Scoutingkoordinator beim SK Rapid Wien. Im Sommer läuten Jager und sein Kollege Alexander Schneider die Football Summer School ein, bei der Mädchen und Buben im Alter von 7 bis 14 Jahren ein wenig in professionelle Nachwuchsarbeit hineinschnuppern und sich dabei natürlich auch verbessern können. Jager, der unter anderem in Mönchengladbach, Salzburg und Berlin hospitierte, gab abseits.at ein interessantes Interview über die FSS und allgemeine Themen des Nachwuchsfußballs.

abseits.at: Sie haben mit ihrem Kollegen Alexander Schneider die Football Summer School ins Leben gerufen. Worum geht’s da genau?

Vinzenz Jager: Wir organisieren Fußballcamps für Mädchen und Buben im Alter von 7 bis 14 Jahren in Wien/Kaisermühlen und Gablitz/Niederösterreich. Von der letzten Juliwoche bis Ende August finden die Camps wochenweise statt.

Wie kann man sich eine Woche Football Summer School vorstellen und was steht am Programm?

Die Kinder werden in der Früh um 8.30 Uhr von den Eltern gebracht und am Nachmittag um 16.00 Uhr wieder abgeholt. Am Tagesplan stehen ein bis zwei fußballspezifische Trainingseinheiten mit den Schwerpunkten Grundtechnik, Koordination und vielen kleinen Fußballspielformen. Ergänzend finden verschiedene Wettbewerbe und Freizeitaktivitäten wie beispielsweise Fußballgolf oder Badeausflüge statt. Zwischen den Trainingseinheiten werden die Kinder natürlich mit sportgerechtem Mittagessen, Obst und Snacks versorgt.

Im Sommer finden sehr viele Ferienlager und Fußballcamps statt. Was unterscheidet die Football Summer School von anderen Anbietern?

Wir legen besonderen Wert auf individuelle Betreuung und auf top ausgebildete und sozial kompetente Fußballtrainer.

Darüber hinaus haben wir ein modernes Trainingsprogramm für diese Woche entworfen, das einerseits herausfordernd und lehrreich für die Kinder und Jugendlichen ist und andererseits viel Abwechslung und Spaß bietet. Jedes Kind wird fußballerisch viel für sich mitnehmen und gleichzeitig einige neue Freunde finden!

Darüber hinaus decken wir bei der Football Summer School auch den Mentalbereich ab. Hierfür ist Sportpsychologe Mag. Alexander Schneider von der Fußballakademie des FK Austria Wien zuständig. Gerade in einer Woche intensiver Auseinandersetzung mit den Kindern und Jugendlichen möchten wir die Chance nutzen, auch in diesem Bereich Entwicklungsschritte zu erzielen.

Wie kann man sich das Mentaltraining vorstellen und was wird da genau gemacht?

Auch im Kinder- und Jugendbereich lohnt es sich bereits ganzheitlich zu arbeiten und die Persönlichkeitsentwicklung zu fördern. Im Vordergrund steht dabei die Stärkung des Glaubens an sich selbst und die eigenen Fähigkeiten. Hierbei erlernen die Mädchen und Buben Tipps und Tricks, die von Profisportlern in der ganzen Welt angewandt werden. Diese lassen sich dann nicht nur beim Fußball sondern auch für schulische Herausforderungen anwenden.

Mädchen sind bei der Football Summer School ebenso willkommen wie Buben. Wie sieht der Zuspruch aus und gibt es noch immer „große“ Vorbehalte gegenüber Frauenfußball?

Zunächst möchte ich sagen, dass wir es zu einem unserer Hauptziele bei der FSS gemacht haben, den Mädchenfußball aktiv zu fördern. Es haben sich auch schon einige Mädels angemeldet und das freut uns natürlich sehr.

Grundsätzlich denke ich, dass der Frauenfußball gesellschaftlich immer mehr Akzeptanz findet und auch seitens des Fußballverbandes mit dem nationalen Frauenfußballzentrum in St. Pölten ein entscheidender Schritt vollzogen wurde. Erfreulicherweise nehmen auch die internationalen Erfolge der Damenauswahl-Teams ständig zu, teilweise ist man hier den Herren sogar voraus.

Und so würde es uns freuen, wenn wir das eine oder andere talentierte Mädchen in der Football Summer School entdecken und an eine gute Mädchenmannschaft wie z.B. Donaustadt, Gablitz oder vielleicht sogar Neulengbach vermitteln könnten.

Die Altersspanne von Kindern und Jugendlichen im Alter von 7 bis 14 Jahren ist relativ groß. Wie geht ihr mit großen Altersunterschieden und verschiedenen Leistungsniveaus um?

Natürlich versuchen wir bei den Trainingsgruppen das Alter der Kinder und Jugendlichen sowie das Leistungsniveau zu berücksichtigen, so dass jedes Kind entsprechend gefordert ist und gefördert werden kann. Da in unser Philosophie die individuelle Betreuung einen wesentlichen Schwerpunkt darstellt, erhoffen wir im Rahmen der Fußballcamps auf jede und jeden Teilnehmer/in genügend eingehen zu können. Zudem achten wir bereits bei der Anmeldung auf eine passende Gruppenzusammensetzung.

Angenommen ihr „entdeckt“ im Rahmen dieses Fußballcamps ein riesiges Talent, das eurer Meinung nach das Zeug hat, bei einem richtig großen Klub zu spielen. Wie geht ihr als Veranstalter weiter vor? Nehmt ihr Kontakt mit einem Klub auf? Was ratet ihr dem Spieler und vor allem den Eltern?

Das kann man nicht so pauschal beantworten. Die entscheidende Frage ist, spielt das Kind im Verein oder nicht. Wenn das Kind nicht im Verein spielt, werden wir zunächst den Eltern rückmelden, dass ihr Kind in unseren Augen sehr veranlagt ist und, dass es verschiedene Möglichkeiten einer intensiven Förderung gibt. Wenn Interesse bei den Eltern besteht, werden wir gemeinsam bestehende Angebote besprechen und die Eltern treffen dann die Entscheidung. Spielt das Kind im Verein ist die Situation natürlich anders. Da geht es dann auch wieder um die Fragen, wie wohl fühlt sich das Kind und wie ist Entwicklungsmöglichkeit im Verein? Wie hoch ist der Leistungslevel? Gibt es ausgebildete Trainer und wird das Kind genügend gefordert und gefördert? Wie weit muss er zum Training fahren? Und wenn diese Fragen beantwortet sind, kann man überlegen, ob die Eltern mit dem Kind gemeinsam zum Talentetag eines Großvereins gehen. An dieser Stelle möchte ich auch betonen, dass wir uns nicht als Konkurrenz zu den Vereinen sehen, sondern ganz im Gegenteil mit ihnen zusammenarbeiten wollen und wir die Camps als individuelle Entwicklungsmöglichkeit für die teilnehmenden Kinder sehen.

Die großen Merchandising-Konkurrenten österreichischer Klubs sind mittlerweile nicht mehr andere österreichische Klubs, sondern eher Barcelona, Bayern und Co. Habt ihr den Eindruck, dass die Kinder, die von einer großen Karriere träumen schon in jüngsten Jahren nach einem Engagement bei so genannten Weltklubs träumen oder hört ihr schon noch häufig, dass die Jungs mal für Rapid, die Austria oder gar Red Bull Salzburg auflaufen wollen?

Klar sind Barcelona, Real und Bayern größer als die österreichischen Vereine, aber dennoch ist es für die Kinder genauso aufregend mal für Rapid, Austria und Red Bull Salzburg zu spielen.

Wo siehst du den österreichischen Fußballnachwuchs im internationalen Vergleich allgemein? Sind wir konkurrenzfähig? Sichtet man regelmäßig große Talente oder sucht man da schon nach der Nadel im Heuhaufen?

Der österreichische Fußballnachwuchs muss sich international überhaupt nicht verstecken und ist in meinen Augen absolut konkurrenzfähig. Das zeigen die regelmäßigen internationalen Erfolge der U-Nationalmannschaften und U-Vereinsmannschaften. Gerade in Wien gibt es eine enorme Anzahl an talentierten Spielern. Das Problem ist nur, dass wenn man einen talentierten Spieler gefunden hat, wird er nicht automatisch Profi. Das hängt von komplexen Faktoren ab.

Was muss sich infrastrukturell ändern, damit sich der Nachwuchsfußball in Österreich noch besser entfalten kann? Wie groß sind in dieser Hinsicht etwa die Unterschiede zu Deutschland?

Grundsätzlich das flächendeckende Bekenntnis zur Nachwuchsarbeit und eine damit verbundene Professionalisierung. Die Wertschätzung des Trainers, in Form einer ordentlichen Bezahlung ist in den meist Fällen nicht gegeben. Es wird als normal und selbstverständlich angesehen, dass sich ein Trainer ehrenamtlich auf den Platz stellt und Kinder oder Jugendliche trainiert. Hingegen bekommen Amateurspieler bis in die letzte Leistungsklasse Geld fürs Fußballspielen gezahlt. Da stimmt für mich einfach das Verhältnis nicht. Deutschland hat sicher die gleichen Probleme wie Österreich, aber schlichtweg den Vorteil, dass sie aufgrund der Größe und Dichte bevorteilt sind und damit ganz andere Möglichkeiten haben.

Wenn auch Sie Interesse haben, ihr Kind in der Football Summer School fördern zu lassen, empfehlen wir Ihnen die Homepage der FSS für alle weiterführenden Informationen!

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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