Kindertraining Teil 4 – Grundausbildung im frühen Schulkindalter (6-8 Jahre)
Nachwuchs 6.Oktober.2011 Wolfgang Weibl 0
Während wir im letzten Teil unserer Serie über Kinderfußball auf die Phase des Vorschulalters eingingen, sehen wir uns diesmal die Grundausbildung im im frühen Schulkindalter an. Erwachsene sollten bedenken, dass das Fußballspiel der Kinder in dieser Phase ganz anders abläuft, als sie es oft sehen wollen.
Überschäumende Bewegungsfreude, Unbekümmertheit und kritiklose Kenntnis- und Fertigkeitsaneignung bestimmen diese Altersgruppe. Der Trainer genießt uneingeschränkte Autorität. Dieser Verantwortung muss er sich bewusst sein. Auf Grund der günstigen Kraft-Hebel-Verhältnisse, sowie der zunehmenden Konzentrationsfähigkeit liegen in dieser Altersgruppe bereits hervorragende Grundlagen zum Erlernen neuer Bewegungsmuster vor. Basistechniken werden spielend erlernt. Die koordinative Schulung über vielseitige Bewegungserfahrungen steht im Mittelpunkt. Durch das Vermitteln von Erfolgserlebnissen sollen die Kinder für ein lebenslanges Sporttreiben vorbereitet werden. Oberstes Ziel ist es, die Kinder an das Fußballspielen spielerisch heranzuführen, Freude an vielseitiger fußballspezifischer und allgemeiner sportlicher Betätigung zu entwickeln, und damit auch eine Alternative für eine sinnvolle Freizeitgestaltung anzubieten. Deshalb soll die Einflussnahme durch den Trainer auf ein Minimum reduziert werden, um den Kindern möglichst viele Freiräume beim Finden von Situationslösungen zu bieten. Die Hauptformen des Übens und Trainierens der Sechs- bis Achtjährigen werden über das Spiel umgesetzt.
Fußballspezifische Ausbildung
Das Fußballspiel der Kinder in dieser Altersstufe ist ganz anders als es Erwachsene oft sehen wollen. Die Kinder sind sehr schnell und leicht abzulenken. Sie sind auf sich selbst zentriert und daher meistens nicht fähig, gemeinsam mit anderen zu handeln. Das periphere Sehen und die Orientierungsfähigkeit sind noch nicht ausgeprägt, sodass manchmal weder die Outlinie gesehen noch die Spielrichtung erkannt wird. In dieser ersten Phase der Grundausbildung gehört das Interesse ausschließlich dem Ball und dem Kampf um diesen. Allgemein wird diese Art des Spiels als „Rudelfußball“ bezeichnet. In der zweiten Phase versuchen die Kinder den Ball schon anzunehmen, zu dribbeln, ihn vorzuspielen und nachzulaufen, und aufs Tor zu schießen. Das Fußballspiel beginnt somit geordnete Bahnen anzunehmen.
Im Wesentlichen umfassen die fußballspezifischen Aufgaben in der Grundausbildung:
• Die Auseinandersetzung des Kindes mit dem Ball
• Das Lösen von 1:1 Situationen
• Das Zusammenspiel
• Das Erzielen und Verhindern von Toren
Technisch koordinative Aufgaben
Bei der technischen Ausführung ist nicht auf einen genauen Bewegungsablauf zu achten. Die Kinder sollen eine Grobform der technischen Grundfertigkeiten kennen lernen, die es ihnen ermöglicht, in der nächsten Entwicklungsstufe die Grundtechniken in Feinform zu erlernen. Mit dem Vertrautmachen und Gewöhnen an den rollenden, springenden und fliegenden Ball wird eine notwendige Voraussetzung zur Entwicklung des Ballgefühls und der Ballbehandlung geschaffen. Erst das Beherrschen des Balles gewährleistet überhaupt eine weitere Entwicklung des Fußballspiels.
Übungsformen
1. Übungsformen für die Ballgewöhnung und das Ballgefühl
Jonglieren mit verschiedenen Bällen, Ball führen mit
Rhythmuswechsel (nur links, nur rechts, links, rechts, links, rechts, im Kreis, im Achter,…), Ball hochwerfen und annehmen, mit 2 Bällen arbeiten,…
2. Spiele mit technischem Schwerpunkt
Ballführen, Dribbling, Zuspiel, Ballannahme, Ballmitnahme, Torschuss, Kopfstoß,…
Technisch taktische Aufgaben
Im Mittelpunkt steht die spielerische Betätigung zum Kennenlernen der Grundidee des Fußballspiels, nämlich Tore zu erzielen bzw. Tore zu verhindern. Auf diesem Weg wird gleichzeitig auch die fußballspezifische Orientierungsfähigkeit (Übersicht) geschult. Diese Idee erfassen die Kinder am besten, indem man sie in zahlenmäßig kleinen Mannschaften mit einer geringen Anzahl von Spielern auf einem kleinen Feld Fußball spielen lässt. Die Lösung dieser überschaubaren Spielsituationen sollte ihnen selbst überlassen werden. Dadurch können sie selbst Erfahrung sammeln, um eigene Ideen umzusetzen und Verantwortung und Initiative zu übernehmen.
Grundsätzlich sind sie im Stande, zwei Phasen des Spiels zu erkennen:
• Wir im Ballbesitz
• Gegner im Ballbesitz
Daher sind die Ziele klar abgesteckt:
• Wir im Ballbesitz:
o in Richtung gegnerisches Tor spielen
o im Ballbesitz bleiben durch Einzelaktionen oder mit Partnerhilfe
o Tore schießen
• Gegner im Ballbesitz:
o den Gegner stören
o in Ballbesitz kommen
o das Tor verteidigen
o Torschüsse verhindern
Spielformen
Als erste Aufgabe gilt es, die Kinder vom Rudelfußball weg und hin zum geordneten Fußball zu entwickeln. Als Mittel dazu werden Spielformen vom 1:1 bis zum 4:4 auf entsprechend kleinen Spielfeldern verwendet. Die dadurch entstehenden und überschaubaren Spielsituationen helfen den Kindern, das für ein Positionsspiel notwendige räumliche Orientieren und periphere Sehen zu entwickeln. Dabei muss unbedingt darauf geachtet werden, die Kinder auf allen Positionen inklusive der des Tormannes abwechselnd einzusetzen, um eine Frühspezialisierung zu vermeiden. Diese Maßnahme führt auch dazu, dass bei der Entwicklung zum Torhüter auf einer entsprechenden Technik als Feldspieler aufgebaut werden kann, was bei den zukünftigen Anforderungen des Tormannes als elfter Feldspieler eine Notwendigkeit darstellt. Die Tore sollten ebenfalls der Körpergröße der Kinder angepasst sein, um den Torhütern eine reelle Chance zu geben, Gegentreffer zu verhindern (Erfolgserlebnisse!!). Stangen- oder Hütchentore ermöglichen eine dementsprechende Variabilität.
Wolfgang Weibl, abseits.at
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