Professionell und spannend wie immer: Das war der Mercedes-Benz JuniorCup 2020!
Nachwuchs 6.Januar.2020 Daniel Mandl
Rapid gewinnt zum zweiten Mal nach 2016 den prestigeträchtigen Mercedes-Benz JuniorCup in Sindelfingen. Wir waren wieder vor Ort und konnten einige Eindrücke sammeln.
Es ist bereits Tradition: Einmal mehr wurde ich vom Veranstalter Mercedes-Benz zum Turnier nach Sindelfingen eingeladen. Schon in den letzten Jahren berichtete ich nach dem Turnier stets von der höchstprofessionellen Abwicklung und dem freundlichen Ambiente. Diesmal stellte ein Problem mit dem Flug von Wien nach Stuttgart eine kleine Herausforderung dar, aber die Veranstalter ließen sich auch hier nicht lumpen, organisierten sehr kurzfristig sämtliche Probleme weg und so kam ich, abseits.at-Chefredakteur Daniel Mandl – mit ein wenig Verspätung – doch in Deutschland an.
Großes, internationales KollegInnen-Treffen
Bekannte und neue Gesichter fanden sich wieder im Glaspalast zu Sindelfingen ein. Auch dieses Jahr wurden neben den Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland auch wieder die internationalen Blogger, Podcaster, Videostreamer und Fußballfreunde eingeladen. 16 Influencer waren’s an der Zahl, die dieses Jahr unter anderem aus Manchester, Glasgow, Porto und eben Wien eingeflogen wurden. Somit war es auch wieder ein interessanter Austausch darüber, welche Strategien ausländische Kollegen verfolgen, die sich ebenfalls der privat initiierten Fußballberichterstattung verschrieben. Dieses Jahr ging’s in den zahlreichen Plaudereien etwa um Rasenfunk, Collinas Erben, den Eintracht Frankfurt Podcast, Vollraute, Vertikalpass und viele interessante Projekte mehr.
Das Schalke-Fehlen, Klatschpappe und hitzige Stimmung um den VfB
Die Stimmung in der Halle war in den letzten Jahren insgesamt besser, was unter anderem daran lag, dass der FC Schalke 04 dieses Jahr nicht dabei war. Die Gelsenkirchener glänzten in Sindelfingen immer wieder mit einem kleinen Fanblock. Dafür gab’s Klatschpappe, die den Eventcharakter ein wenig hervorhob, allerdings auch entsprechend lästig war, wenn mal ein übermotivierter Anwender hinter einem saß. Gerade am Finaltag besserte sich die Stimmung aber, speziell als es eng für den Lokalmatador aus Stuttgart wurde. Der VfB verlor das Halbfinale gegen RB Leipzig erst im Neunmeterschießen, was Rapid unterm Strich spät aber doch zum Turnierfavoriten machte.
Rapid ist in Sindelfingen Gesprächsthema
Rapid ist in der Wahrnehmung der Beobachter in den letzten Jahren eindeutig präsenter geworden. Einerseits beantwortete ich zahlreiche Fragen über die Situation der Kampfmannschaft, noch mehr Fragen über den Verbleib der Rapid-Sindelfingen-Protagonisten der letzten Jahre, vor allem aber Einschätzungen und Meinungen zur Nachwuchsarbeit beim SK Rapid, deren Erfolg hier niemandem verborgen blieb. Der Output der letzten Jahre – Rapid stellte auch 2019 bereits das stärkste Team und verlor das Finale überraschend gegen Liverpool – riefen zahlreiche Fragen auf den Plan.
Nachwuchs strukturell verbessert und besser in der Anbindung nach „oben“
Die differenzierten Antworten zum starken Rapid-Nachwuchs waren hierbei, dass man in den letzten Jahren deutlich verbesserte Strukturen aufbauen konnte und diese Entwicklungen noch nicht abgeschlossen sind, aber auch, dass es im Speziellen um die Einbindung der jungen Talente in die Kampfmannschaft geht. Dies sei vor allem in der Vergangenheit ein Problem gewesen, wenn man etwa den Werdegang des Spielers des Turniers 2016, Julian Küssler, betrachtet, aber seit dem letzten Antreten des SK Rapid im vergangenen Jahr veränderte sich diesbezüglich auch einiges und viele der JuniorCup-Teilnehmer von 2019 debütierten mittlerweile in der „Ersten“.
Starkes Team trotz einiger Ausfälle bzw. Nichtnennungen
Rapids Talentemanager und Betreuer Steffen Hofmann war mit dem Ausgang des Turniers natürlich überglücklich, wurde aber auch nicht müde zu betonen, dass Rapid noch mehrere Spieler in der Hinterhand gehabt hätte, die ebenfalls bestens auf den Sindelfinger Kunstrasen gepasst hätten. Spieler wie Kanuric, Fuchshofer, Binder, Pehlivan oder auch der rekonvaleszente Velimirovic, der bereits fünf Einsätze in der Kampfmannschaft hatte, blieben zu Hause. Stattdessen kam Rapid mit einer sehr jungen Mannschaft, in der fünf Spieler mit Sindelfingen-Erfahrung dabei waren und die von Beginn an zeigte, dass man speziell fußballerisch/technisch das beste Team stellt.
Harte Gangart
Zu Beginn des Turniers fiel im Vergleich zu den Vorjahren vor allem die körperliche Komponente auf, weshalb anzunehmen war, dass die feinen Rapid-Techniker eher Probleme bekommen könnten. Teams wie RB Leipzig oder die nicht hallenerprobten Briten wirkten auf den ersten Blick physisch überlegen und zögerten nicht diese Vorteile einzusetzen. Im Vergleich zum letzten Jahr fielen einige grün-weiße Top-Spieler weg, so etwa das Hirn der Vorjahresmannschaft, Melih Ibrahimoglu. Die junge Rapid-Truppe von 2020 verteilte die architektonischen Aufgaben aber auf mehrere Schultern und nahm die harte Gangart bei der 30. Auflage des Turniers konsequent an.
Kämpferische „Mittelfeldspieler“
Etwa in personam Mehmet-Talha Ekiz, der am ersten Turniertag seinen 18.Geburtstag feierte und als echter „Terrier“ auffiel, der die unangenehmen Meter fürs Team machte. Speziell als er sich im Finale beim Stand von 1:0 in einen Schuss der Leipziger warf und danach lautstark jubelte, um sich und das Team zu motivieren (für niemanden im Glaspalast Sindelfingen überhörbar!), wehte ein Hauch von Rapid-Geist durch die Halle. Oder mit Mustafa Kocyigit auch der älteste Spieler im Team, der sich mit Fortdauer des Turniers deutlich steigerte und seinem Ruf, ein äußerst vielversprechender Spieler im Anlaufverhalten und Pressing zu sein, nach und nach gerecht wurde. Eine turniermitentscheidende Szene war dabei etwa sein gewonnener Pressball gegen Leipzigs Malik Talabidi im Finale, der das 1:0 einleitete und Rapid den Weg zum deutlichen 4:0-Sieg bescherte.
„Routinier“ Moormann als stetiger Stabilisator
Die für den Turnierverlauf wichtigste Stabilisator-Rolle nahm aber einer der „alten Hasen“ ein: Der drittälteste Rapid-Spieler und Teilnehmer von 2019, Martin Moormann, führte sein Team als Kapitän auf den Kunstrasen und bewies, dass seine Entwicklung in die richtige Richtung geht. Robuster als im Vorjahr, ruhiger am Ball und äußerst torgefährlich, trug er die Mannschaft in Richtung Turniersieg. Mit vier Treffern war er zudem der erfolgreichste Rapid-Akteur und eine Auszeichnung zum „Spieler des Turniers“ verhinderte nur eine Demir-Show im Finale.
Demirs Finalshow lässt „Spieler des Turniers“-Wahl spät kippen
Eigentlich lag Moormann im Kampf um den individuellen Titel um eine Nasenlänge vorne – erst in der zweiten Halbzeit des Finalspiels gegen RB Leipzig mussten sich die Verantwortlichen umentscheiden. Zwei Traumtore und ein perfekter Assist von Yusuf Demir, die den 4:0-Endstand herstellten, machten das 16-jährige Megatalent erneut zum besten Spieler in Sindelfingen. Damit erreichte der mannschaftsdienlich agierende Demir sein bei Kampfmannschaftstrainer Didi Kühbauer deponiertes Ziel, den Titel des Vorjahres zu verteidigen. Selbst steuerte Demir drei Treffer und fünf Assists bei und war damit beinahe an der Hälfte der 19 Rapid-Treffer beteiligt.
Zahlreiche Talentproben
Zudem gab es einige Talentproben, die wir bereits im Vorfeld des Turniers angedeutet haben: Pascal Fallmann, U17-Teamspieler und Sohn von Amstetten-Coach Jochen Fallmann, zeigte ebenso auf, wie der kampfstarke Innenverteidiger Marko Dijakovic oder Neuzugang Enes Tepecik, der nur zwei Tage nach seiner Verpflichtung speziell am ersten Turniertag zeigte, welch großes Potential in ihm steckt. Die beiden sicheren und vor allem spielstarken Keeper Niklas Hedl und Nikolas Polster, die Helden des letztjährigen Liliencups Tobias Hedl und Moritz Oswald, sowie der polyvalente Raphael Strasser, die allesamt wichtige Treffer erzielten, rundeten das Bild einer äußerst homogenen Mannschaft ab. Die 2020er-Siegertruppe des SK Rapid wirkte unterm Strich sogar deutlich gefestigter und mit größerem Potential ausgestattet, als die Siegerklasse von 2016.
Rapids Youngster arbeiten sich auf der Ehrentafel nach oben
Sofern Rapid im nächsten Jahr wieder nach Sindelfingen eingeladen wird, was angesichts der anstehenden Bestrebung zur Titelverteidigung wahrscheinlich ist, werden die Hütteldorfer vorweg als Favorit ins Turnier gehen, was aufgrund der regelmäßig hochkarätigen Besetzung eine große Auszeichnung für Rapids Nachwuchsarbeit ist. Dass die Wiener bereits jetzt zu den „Großen“ des Turniers zählen, zeigt ein Blick auf die Ehrentafel des Turniers: Stuttgart führt diese mit fünf Turniersiegen vor Hertha BSC und Schalke 04 mit je drei Siegen an – danach kommt bereits Rapid, als derzeit einziges Team, das den Cup zweimal gewann.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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