Sie sind weder die Superstars der Liga, noch die Hauptdarsteller in der wöchentlichen Fußballshow. Aber sie sind die Zukunft Österreichs. Abseits.at nimmt die hoffnungsvollsten... Schon gesehen, Marcel? Die “Men to watch”, Teil 2

Sie sind weder die Superstars der Liga, noch die Hauptdarsteller in der wöchentlichen Fußballshow. Aber sie sind die Zukunft Österreichs. Abseits.at nimmt die hoffnungsvollsten und talentiertesten Youngsters, die der durchschnittliche Fan nur vom Hörensagen kennt, unter die Lupe. In Teil 2 werden vier Herren vorgestellt, die in Zukunft gerne die rot-weiß-rote Defensivabteilung verstärken würden.

1. Lukas Spendlhofer

(02.06.1993)

Lukas Spendlhofer kommt ursprünglich aus dem Nachwuchs des 1. Wiener Neustädter SC und gilt als eines der größten Talente in Österreich auf der Innenverteidigerposition. Nach vier Jahren in der Akademie in St. Pölten klopfte im Jänner 2011 plötzlich das große Inter Mailand an. Spendlhofer zögerte keine Sekunde und übersiedelte in die Modestadt. Doch der Start in die Auslandskarriere verlief alles andere als glücklich. Ein halbes Jahr musste der Innenverteidiger auf seine Spielberechtigung warten, bevor er die Schuhe in einem Bewerbsspiel für Inters Primavera (Nachwuchself) zum ersten Mal schnüren durfte. Dafür hatte Spendlhofer in seinen ersten Monaten genug Zeit, die neue Sprache zu lernen – mit Erfolg. Sein Italienisch ist bereits nahe an der Perfektion anzusiedeln. Inter gilt als einer der besten Klubs in Italien, was die Ausbildung von jungen Kickern angeht. Anders als viele andere Vereine, allen voran der große FC Barcelona, spielen die Jugendteams und die Primavera aber nicht dasselbe System wie die Profis. „Wir spielen meistens 4-3-3, manchmal aber auch 3-5-2“ erzählt Spendlhofer. In seinen drei Einsätzen für Inters B-Team gab es noch keine Niederlage. Zuletzt war Spendlhofer, der lieber auf der rechten Innenverteidigerposition spielt, am 21. November gegen Vicenza im Einsatz – Endergebnis 4:1 für Inter. Auch in der rot-weiß-roten U-19 ist der in Neunkirchen geborene Verteidiger ein Fixposten. In der ersten Phase der EM-Qualifikation dirigierte er in allen Spielen die österreichische Hintermannschaft. Großes Selbstbewusstsein, gutes Stellungsspiel und blitzschnelle Erfassung von Situationen zählen zu Spendlhofers Stärken. Ein weiterer Vorteil ist seine Vielseitigkeit: nicht nur in der Innenverteidigung, auch im Mittelfeld kann der 18-Jährige aufgeboten werden.

 

2. Philipp Mwene

(29.01.1994)

Was haben Ruanda und Österreich gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel. In der Person von Philipp Mwene sind diese beiden höchst unterschiedlichen Länder jedoch vereint. Mwene ist Doppelstaatsbürger, spielte aber bereits mehrmals für diverse Nachwuchsnationalteams. Man sollte meinen, dass er damit für den ÖFB sowieso auf der „Watchlist“ steht – jedoch weiß man spätestens seit Steffen Hofmann oder Moritz Leitner, dass die Mühlen des ÖFB bei Einbürgerungen und Doppelstaatsbürgern nicht immer zu den schnellsten gehören. Mwene entstammt der Austria-Jugend und bekleidet die in Österreich eher vakante Position des rechten Verteidigers. Keine andere Position bereitete den Teamchefs der letzten Dekade solche Probleme wie der Posten rechts in der Viererkette. Nach zwei Jahren in Wien-Favoriten verlor die Austria aber eines ihrer größten Talente der letzten Jahre, Mwene übersiedelte nach Stuttgart zum VfB. Dort ist Mwene in der U-19 unumstrittener Stammspieler. Mit nur drei Niederlagen in zwölf Spielen und zuletzt drei Siegen in Folge, unter anderem gegen die U-19 des FC Bayern, zeigten die VfB-Fohlen, was in ihnen steckt. Mwene erinnert im Stuttgart-Trikot etwas an Phillip Lahm. Nicht nur der gleiche Vorname verbindet die beiden Spieler, Mwene ist ebenso sehr klein für einen Fußballprofi (1,68 Meter), behauptet sich wie Lahm aber trotzdem meist in den Zweikämpfen. Einen Makel hat Mwenes Statistik der Hinrunde aber. In zwölf Runden durfte er zwölf Mal 90 Minuten durchspielen, verzeichnete dabei aber keinen einzigen Scorerpunkt. Die Defensivleistung von Mwene ist meist tadellos, in der Offensive hat der rechte Außenverteidiger aber noch Luft nach oben. Mit Kevin Stöger spielt Mwene mit einem weiteren Österreicher für die U-19 von Stuttgart, die nach zwölf Runden mit nur einem Punkt Rückstand auf den Tabellenführer auf Rang drei liegt. Im U-18-Nationalteam verteidigte Mwene dieses Jahr gegen die Schweiz und Bulgarien.

 

3. Emir Dilaver

(07.05.1991)

Der älteste unserer vier Spieler hat schon so einiges erlebt. Mit der Austria spielte er bereits Meisterschaft, Cup und Europa League, mit der U-20 war er bei der WM in Kolumbien, in der U-21 kommt er bereits auf elf Einsätze. Der vielseitige Dilaver, der in der Defensive praktisch jede Position spielen kann, kämpft heuer erstmals ernsthaft um einen Stammplatz bei den Violetten aus Favoriten. Die Konkurrenz auf seiner Lieblingsposition liest sich aber wie das Who is Who der Bundesliga: Peter Hlinka, Alexander Grünwald und Michael Liendl stehen dem 20-Jährigen oft noch im Weg. Ein Weg, der weiterhin steinig bleiben wird, auf dem Dilaver aber immer wieder seine Chancen bekommt. Wie im Derby, als er Steffen Hofmann kalt stellen sollte. In der heurigen Saison kam Dilaver erst drei Mal bei den Profis zum Einsatz – ein Grund für den Staubsauger, sich immer, wenn es möglich ist, Spielpraxis in der Regionalliga Ost zu holen. Dass Dilaver in den Überlegungen von Karl Daxbacher aber sehr wohl eine Rolle spielt, beweisen zwei Einsätze im ÖFB-Cup und eine Einwechslung in der Europa League. Im Österreich-Trikot ist Dilaver aber immer gesetzt, egal, in welcher Altersstufe er eingesetzt wird. Bei der U-20-WM in Kolumbien im Sommer absolvierte er alle drei Gruppenspiele über die volle Distanz, für die U-21 durfte er in der EM-Qualifikation fünf Mal auflaufen. Dilaver kann man getrost zu der Spezies der modernen 6er zählen. Er ist nicht nur ein reiner Spielzerstörer, sondern kann auch mit dem Ball umgehen und ihn verteilen. Dass man von der Austria aus eine große Karriere machen kann, weiß Dilaver genau. Immerhin spielte er mit einem zusammen in der Jugend, der es bereits in jungen Jahren weit gebracht hat: „Aleks Dragovic und ich haben in unseren Mannschaften eigentlich über Jahre gemeinsam im defensiven Mittelfeld als Sechser agiert.“ Wie bei Dragovic zählt auch bei Dilaver die Torgefährlichkeit zu den positiven Seiten. Doch der 20-Jährige muss körperlich noch robuster werden und an seinem taktischen Verständnis arbeiten, um wirklich in die schwierige Rolle des Sechsers bei der Austria hineinzuwachsen.

 

4. Marcel Ziegl

(20.12.1992)

Was denkt man von einem 15-Jährigen, der in der Bundesliga sein Debüt gibt? Richtig, das muss ein Riesentalent sein. In einem Alter, in dem man David Alaba zuschrieb, er sei noch zu jung für die Bundesliga, wurde Marcel Ziegl bereits ins kalte Wasser geworfen. Aus der Akademie Oberösterreich West kommend schlug Ziegl ein wie eine Bombe. Mit 18 Jahren gehört er bereits zu den Spielern, die Einsätze in der Bundesliga, im ÖFB-Cup und in der Europa League auf ihrer Visitenkarte stehen haben. Am liebsten spielt Ziegl, ähnlich wie Emir Dilaver, im defensiven Mittelfeld, aber auch in der Abwehr braucht sich Paul Gludovatz keine Sorgen machen, wenn der Name Ziegl am Taktikboard für die Startaufstellung steht. In sieben Einsätzen für Ried in diesem Jahr gelangen ihm zwei Assists, darunter eine spielentscheidende Vorlage im Spiel gegen den SV Mattersburg. In der Qualifikation zur Gruppenphase der Europa League schenke Paul Gludovatz dem Youngster in den beiden schweren Spielen gegen den PSV Eindhoven das Vertrauen. Wertvolle Erfahrungen, die Ziegl bereits mit 18 Jahren machen durfte. Und noch etwas hat der sympathische junge Mann aus Seewalchen den meisten seiner Altersgenossen voraus: einen Titel. Im Sommer 2011 durfte Ziegl die Trophäe des ÖFB-Cups in den Wiener Himmel über dem Ernst-Happel-Stadion stemmen. Spielerisch ist die Rieder Nachwuchshoffnung bereits sehr weit, körperlich muss Ziegl allerdings noch eine Schippe drauflegen. Auch die Zweikampfbilanz könnte besser sein. Noch verliert Ziegl zu viele und zu wichtige Zweikämpfe. Doch daran wird täglich hart gearbeitet. In Nachwuchsauswahlen ist Ziegl ein gern gesehener Gast. Als 17-Jähriger wurde er bei der U-20-WM in Kolumbien gegen Brasilien von Andreas Heraf eingetauscht. Insgesamt absolvierte er bereits 17 Spiele für die diversen Altersklassen des ÖFB.

Archimedes, abseits.at

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