U20-Helden: Vom Nationalteamspieler mit 200 Bundesligaeinsätzen bis hin zum Landesligisten (Teil 1)
Nachwuchs 28.September.2011 Daniel Mandl 0
Wer kann sich nicht an die glorreiche Gludovatz-Elf aus Kanada erinnern? In ganz Österreich war man begeistert von dieser jungen Mannschaft, viele Fans hätten die Spieler gerne direkt in der gleichen Besetzung im A-Team spielen gesehen. Doch was wurde vier Jahre später aus den Einzelkarrieren dieser erfrischenden Fußball spielenden und jungen Truppe.
Helden im Tor
Kaum eine Nation rotierte bei der U20-WM in Kanada so freudig im Tor wie Österreich. Paul Gludovatz nominierte den Tormann für die nächste Partie jeweils nach den Stärken des Gegners.
In der Auftaktpartie gegen Kongo stand Michael Zaglmair zwischen den Pfosten und musste beim 1:1-Remis auch einmal hinter sich greifen. Seine Karriere nach der U20-WM verlief bisher nicht so erfolgreich, wie die Auftritte bei der WM versprachen. Von 2005 bis 2010 stand der junge Keeper beim LASK unter Vertrag, war dort, trotz einiger guter Spiele, speziell gegen Rapid Wien, aber zumeist nur zweite Wahl hinter Silvije Cavlina und später Jürgen Macho und brachte es schlussendlich auf 24 Bundesligaeinsätze. Derzeit steht Zaglmair 2010 beim Regionalligsten SV Horn unter Vertrag und ist dort Stammtorhüter.
Während gegen Kongo noch Zaglmair im Tor stand, bekam gegen Gastgeber Kanada Andreas Lukse aufgrund seiner Größe den Vorzug gegenüber den anderen beiden Torhütern. Lukse machte seine Arbeit gut, das Spiel endete 1:0 für Österreich und Lukse blieb ohne Gegentreffer. Doch wie auch die Karriere von Zaglmair kam auch jene von Lukse bisher nicht auf Touren. Die meiste Zeit seiner Karriere stand der gebürtige Wiener bei Rapid unter Vertrag. Dort gab es jedoch kein Vorbeikommen an den deutlich erfahreneren Torhütern Helge Payer und Raimund Hedl, weshalb er immer wieder verliehen wurde, unter anderem an den DSV Leoben, Sturm Graz und die Vienna. Bei der Vienna war Lukse immerhin kurzfristig Stammspieler und kam zu 16 Einsätzen in der zweithöchsten österreichischen Spielklasse. Dennoch wurde er nach einer Saison wieder abgegeben und da auch Rapid seinen Vertrag nicht verlängerte, ist Lukse seither vereinslos. Abseits seiner guten Leistungen bei der U20-WM war Lukse vor allem durch nächtliche Eskapaden mit seinem damaligen Rapid Klubkollegen Rene Gartler aufgefallen, die seine Karriere sicher nicht förderten.
Im dritten Gruppenspiel der WM durfte dann schließlich auch der dritte Torhüter des Kaders ins „Gehäuse“: Bartoloměj Kuru. Wie schon Lukse beendete Kuru seine Auftaktpartie ohne Gegentreffer, da Österreich den favorisierten Chilenen ein 0:0 abrang. Doch wie seine Vorgänger blieb auch Kuru einiges schuldig und konnte seinen Vorschusslorbeeren nicht gerecht werden. Der gebürtige Tscheche kam bei der Wiener Austria kaum zum Zug und wechselte schließlich zum SV Grödig. Doch auch in Grödig hingen die Trauben für den jungen Keeper zu hoch, weshalb er nach nur sechs Spielen zum slowakischen Erstligisten Dunajska Streda wechselte. Nach einer Saison in der Slowakei wechselte er schließlich, gemeinsam mit Lukse, zur Vienna, bei der er noch heute unter Vertrag steht und sich langsam zum Stammtorhüter entwickeln dürfte.
Die Karrieren der jungen ehemaligen U20-WM-Torhüter kamen bislang also noch nicht in Fahrt, wobei man nicht vergessen sollte, dass alle drei mit ihren zarten 24 Jahren, gerade als Tormann, noch lange Karriereren vor sich haben könnten.
Helden der Abwehr
Wenn man von den „Helden der Abwehr“ hört, denkt man unweigerlich an einen Namen: Sebastian Prödl. Der junge Steirer war damals bei Sturm Graz aktiv und bildete bei der U20-WM gemeinsam mit Michael Madl die Innenverteidigung. Der Kapitän der U20-Mannschaft wurde in allen acht Spielen der Weltmeisterschaft eingesetzt und dank guter Leistungen von der La Gazzetta dello Sport sogar ins All-Star-Team der WM gewählt. Dank dieser hervorragenden Auftritte wurde man auch im Ausland auf den jungen Grazer aufmerksam und so wechselte Prödl, der mittlerweile Stammspieler bei Sturm Graz war, 2008 zu Werder Bremen. Auch im Nationalteam sollte Prödl von nun an zum erweiterten Kreis der Stammspieler gehören, bei der Heim-EM 2008 in Österreich und der Schweiz nahm Prödl an den beiden Gruppenspielen gegen Kroatien und Polen teil. Der 1,94 m große kopfballstarke Innenverteidiger hält mittlerweile bei 29 Spielen in der österreichischen Nationalmannschaft und gehört auch bei Werder Bremen trotz einer schweren Verletzung Anfang 2011 zum absoluten Stammpersonal in der Verteidigung.
Prödls kongenialer Partner in der Innenverteidigung war Michael Madl. Madl der bei der WM vor allem durch ausgezeichnete Fitness glänzte, blieb der Sprung ins Ausland und in das Nationalteam bisher verwehrt, dennoch gehört Madl mit Sicherheit zu jenen Spielern, die mit ihrem Karriereverlauf nach besagter WM durchaus zufrieden sein dürfen. War es bei der Austria noch relativ schwer an den Stammverteidigern Bak, Schiemer und Dragovic vorbei zu kommen, so brachte er es im defensiven Mittelfeld von Wacker Innsbruck immerhin auf 21 Einsätze und zwei Treffer. Nach einem Leihjahr bei Wacker wechselte Madl im Jahr 2010 schließlich zu Wiener Neustadt. Dort gehört Madl nach dem Abgang von Frank Stronach zu den Stützen im Konzept von Peter Stöger.
Erster Ersatz für Madl und Prödl bei der U20-WM war der 1,90m große Daniel Gramann. Der Neffe des österreichischen Rekordnationalspielers Andreas Herzog, wechselte nach der U20-WM von Hartberg zu Altach in die Bundesliga. Dort sollte er mit einem sehenswerten Distanzschuss gegen Red Bull Salzburg auch sein erstes Bundesligator erzielen. Nach zwei Saisonen bei Altach wechselte Gramann zum SK Austria Kärnten. Nach dessen Zwangsabstieg blieb ihm jedoch nur der Wechsel in die zweite Liga zum SV Grödig. Was bleibt ist einerseits eine Karriere mit bisher zwei Abstiegen mit Altach und Austria Kärnten, andererseits hat der junge Verteidiger mehr als 50 Bundesligaspiele in den Beinen, die ihn für Erstliga-Klubs stets interessant machen.
Der vierte Innenverteidiger im damaligen Gludovatz-Kader hieß Thomas Pirker. Nach einer starken Saison beim FC Kärnten wurde man beim neu formierten Klub SK Austria Kärnten auf Pirker aufmerksam, der dank einer Kooperation der beiden Klubs dann erstmals Bundesligaluft schnuppern sollte. Bei der U20 WM kam Pirker nur zu zwei Kurzeinsätzen gegen Chile und die USA, seiner Karriere sollte der Auftritt dennoch Auftrieb geben. In seiner ersten Bundesligasaison kam der 1,90m große Innenverteidiger dann immerhin auf beachtliche 9 Spiele. Nach seiner durchaus erfolgreichen ersten Bundesligasaison wurde er jedoch in die zweite Liga zu Vöcklabruck aussortiert. Von Vöcklabruck ging die Reise weiter zum WAC St. Andrä, der damals noch in der Regionalliga tätig war und mit dem dann auch der erneute Aufstieg in die zweithöchste österreichische Spielklasse gelingen sollte. Doch nach nicht zufriedenstellenden Leistungen wurde er abermals in die Regionalliga zum SK Austria Klagenfurt aussortiert, bei dem der mittlerweile 24-jährige Kärntner auch heute noch spielt.
In der Außenverteidigung kamen unter Gludovatz vor allem Markus Suttner und Thomas Panny zum Zug. Suttner bestritt bei der U20-WM beide Spiele gegen Chile , zudem gegen die USA und Tschechien und wurde dabei abwechselnd auf der rechten und linken Abwehrseite eingesetzt. Bei der Wiener Austria sollte es der wendige und schusskräftige Suttner nach kleinen Anlaufschwierigkeiten dann zum Stammspieler auf der linken Abwehrseite schaffen. Mittlerweile hält Suttner bei 84 Bundesligaeinsätzen und ist damit der längst dienende Spieler im Kader der Austria. Der Sprung ins Nationalteam blieb Suttner bisher verwehrt, doch aufgrund der fehlenden Optionen hinter Christian Fuchs ist eine baldige Einberufung ins Nationalteam nicht unwahrscheinlich.
Nicht ganz so rosig verlief die Karriere von Thomas Panny. Anfangs noch Leistungsträger im U20-Kader, brach sich Panny vor dem Semifinale das Wadenbein – eine Verletzung die seine Karriere schwer beeinträchtigen sollte. Bei seinem Stammklub, dem VfB Admira Wacker Mödling kam er nach seiner Verletzung nur noch bei den Amateure in der Regionalliga zum Einsatz. Danach folgte der Wechsel zum Regionalligaklub FAC Team für Wien, bei dem es abgesehen von ein paar Kurzeinsätzen aber ebenfalls nicht wirklich rund lief. Nach einem kurzen Abstecher in die 2. Landesliga zu Wiener Neudorf folgte im Sommer 2011 der Wechsel zurück in die Regionalliga zum SC Ostbahn XI. Ein Karriereverlauf, der exemplarisch dafür steht, wie sehr eine Verletzung den Werdegang eines jungen Talents aus der Bahn werfen kann.
Ursprünglich als Mittelfeldspieler nominiert, aber ebenfalls meist in der Verteidigung (insgesamt fünf Mal) zum Einsatz gekommen ist Siegfried Rasswalder. Unter dem damaligen LASK-Trainer Panadic kam Rasswalder 2008 zu seinem ersten Bundesligaeinsatz und konnte dabei sogleich sein erstes Bundesligator erzielen. Trotz des entscheidenden Treffers, kam er in weiterer Folge nur noch selten und nach dem Trainerwechsel beim LASK von Panadic zu Lindenberger fast gar nicht mehr zum Zug in der Kampfmannschaft. Im Sommer 2010 folgte dann der Wechsel zum Regionalligisten SV Horn. Für den SV Horn reichte das Talent und er wurde prompt zum Stammspieler. Der Aufstieg in die „Heute für Morgen Erste Liga“ gelang jedoch nicht, und so ging die Reise im Sommer 2011 weiter zum SK Austria Klagenfurt in die Regionalliga Mitte.
Dominik Knapp, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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