Andreas Heraf hatte nach dem bereits fixierten Aufstieg nach zwei 2:0 Siegen gegen  die Ukraine und Bosnien auf fünf Positionen umgestellt. Wir haben für... Zahlreiche Probleme im Ballbesitz: 4:0-Niederlage für U17-Team gegen Deutschland

Fußball in Österreich - Flagge_abseits.atAndreas Heraf hatte nach dem bereits fixierten Aufstieg nach zwei 2:0 Siegen gegen  die Ukraine und Bosnien auf fünf Positionen umgestellt. Wir haben für euch das Prestige-Duell analysiert, das in einer klaren 4:0-Niederlage für unser Nationalteam endete.

Prinzipielle Ausrichtungen

Im Aufbau fächerten die deutschen Innenverteidiger weit auf, die Außenverteidiger schoben hoch nach vorne und die drei zentralen Mittelfeldspieler boten sich für Zuspiele an. Situativ kippte auch Sechser Akkaynak zwischen beide Innenverteidiger ab. Das mannorientierte Pressing der Österreicher in hohen Zonen war für die Deutschen prinzipiell nicht einfach zu überspielen, wenngleich in der dritten Minute dieses zum ersten Mal überwindet wurde und daraufhin gleich ein Tor fiel. In den meisten Fällen mussten die Deutschen jedoch mittels Torwart den Ball hoch nach vorne schlagen, um Entlastung zu bekommen.

Auch die Deutschen liefen früh und aggressiv an, ließen jedoch den ersten Pass auf die Innenverteidiger stets zu. Diese attackierte man dann jedoch, sodass auch die jungen Österreicher auf weite Bälle setzten. Prinzipiell agierte man im 4-1-3-2 wobei beim Abstoß Österreichs sich die zwei Stürmer hintereinander postierten um jegliche Verlagerungen zu versperren und besser das Zentrum abzudecken, während die Achter die Halbräume für die im Bogen anlaufenden Flügelstürmer absicherten. Im Mittelfeldpressing formierte man sich nach dem 2:0 im 4-4-2, wobei der ballferne Stürmer stets den österreichischen Sechser Müller manndeckte.

Der schnelle Umschaltfokus der Österreicher war offensichtlich, Schmid, der sich vornehmlich im Zentrum und etwas tiefer als Partner Arase aufhielt, sorgte mit guter Ballführung und Dribblings für Überzahl, Arase versuchte durch Ablagen und folgende Läufe in die Tiefe seine Schnelligkeit zu nutzen. Über Kombinationen konnte man quasi gar nichts erreichen, die Staffelungen waren meist zu flach, es gab kaum Dreiecksbildung und die hohen Bälle auf Arase waren bei dessen geringer Körpergröße alles andere als vielversprechend.

Das hohe Mittelfeldpressing der Österreicher gestaltete sich im 4-4-2 und war sehr mannorientiert, teilweise standen die Stürmer über 25 Meter auseinander, weil sie die breit positionierten Innenverteidiger deckten. Man wollte den Pass zum Torwart erzwingen, den man dann im Bogen anlief, um den hohen Ball zu provozieren. Wurde der erste Pressingwall überspielt, zog man sich schnell in einen tieferen Block zurück, hier agierte man wieder raumorientierter, die Doppelspitze Arase/Schmid sollte die eigenen zentralen Mittelfeldspieler beschützen und man deckte konsequent die Mitte ab. Das Gegenpressing gestaltete sich meist nur individuell, jedoch teilweise ausreichend intensiv, dass man zumindest einen schnellen Konter abwenden konnte.

Schwache erste Halbzeit

Früh gingen die Deutschen in Führung, nachdem sie bei einer Kombination den offenen Zwischenlinienraum nutzten um vor den Strafraum zu kommen, der Schuss von Otto wurde von Meisl mit dem Kopf ins eigene Tor abgefälscht. Durch das frühe und aggressive Anlaufen beider Mannschaften kam es selten zu einem geregelten Aufbau, das Spiel um den zweiten Ball dominierte. Die Deutschen waren jedoch eher bereit den Ball gezielt aus Drucksituationen zu bringen, wenngleich dies nicht immer gelang.

Unsere Jugend kam selten produktiv nach vorne, meist gelang dies nur über Einzelaktionen von Meister über links, der ein, zwei starke Dribblings in der ersten Halbzeit zeigte. Das schwache Gegenpressing war es jedoch erneut, was Österreich den zweiten Gegentreffer in Minute 25 einbrockte. Einen Konter der Deutschen wusste man nicht zu verhindern, ein 30-Meter-Querpass von Maier fand Kapitän Akkaynak, der kurz vor der Strafraumgrenze freistehend hoch ins Kreuzeck schoss. Torwart Karalic sah hier schwach aus, hatte sich für frühes Rausgehen entschieden, brach diesen Lauf jedoch ab weil er sich verschätzt hatte. Der Leverkusener nutzte diese Unsicherheit für sich und erzielte das 2:0. Wenig später fiel das 3:0, erneut war es ein abgefälschter Schuss, der nach einem Ballverlust am eigenen Sechzehner entstand.

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Aus einer ähnlichen Situation entsteht das 2:0: die ballnahen Halb- und Rückräume werden nach einem Vorstoß in den Strafraum nicht abgesichert, man hat keinen Zugriff im Gegenpressing und Deutschland kann Fahrt für einen Konter aufnehmen.

Die Rot-Weiß-Roten konnten mit Fortlauf der Spielzeit den Ball kaum für mehrere Pässe halten, das Gegenpressing der Deutschen war intensiv genug, die eigene Struktur schwach genug, dass man im Ballbesitz erhebliche Schwierigkeiten hatte. Die Halbräume waren oft nicht besetzt, zwar versuchte Romano Schmid den Zehnerraum immer wieder zu besetzen, die restlichen Freilaufbewegungen der Heraf-Burschen gingen jedoch meist nur in die Tiefe und die Passwege konnten leicht abgeschnitten werden. Jener coachte jedoch nicht sehr klar und wenn, dann meist nur die Defensive. Aufgrund der wenigen Zuschauer waren die Zurufe meist deutlich zu hören und beschränkten sich meist auf „Raus!“ und „gemma jetzt!“, was natürlich nicht unbedingt hilfreich bei Aufbauproblemen ist. Das hohe Pressing hatte man nun bereits zurückgestellt und die Deutschen konnten bis ins Mittelfeld den Ball ohne Gegenwehr recht einfach zirkulieren, wenngleich sie aus solchen Situationen kaum Durchbrüche erzielen konnten. Vielmehr waren es die vielen Ballverluste der Österreicher, die die Chancen der jungen Bundesadler auflegten.

Zur Halbzeit wechselte Heraf gleich dreifach, Sittsam, Christian Müller und Fitz kamen für  Baumgartner, Schmid und Arase, an der Formation änderte sich nichts, auch die Taktik blieb die gleiche. Die Deutschen behielten ihre Dominanz bei, die Österreicher ihr allzu direktes Pass- und schwaches Positionsspiel.

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Zu flache Staffelung im Mittelfeld, das Passspiel ist vorhersehbar und leicht zu verteidigen.

Unsere Nachbarn hingegen bekamen eine gute Besetzung des Zwischenlinienraums hin und schafften mit weiträumigen Bewegungen auf den Flügeln immer wieder für Zuordnungsprobleme bei den Mannorientierungen unserer U-17, weswegen es vor allem auf links einige Durchbrüche gab. Die anschließenden Hereingaben waren stets gefährlich, Flügelstürmer Beste fand stets viel Raum vor. Die Österreicher hatten zahlreiche Probleme im Ballbesitz: Die geringe Zentrumspräsenz schuf kaum vertikale Anspielstationen, weshalb man früh auf die Flügel spielen musste, wo man von dort aufgrund der geringen Zentrumspräsenz nicht wieder raus kam, weil man niemanden anspielen konnte. Die Österreicher beschränkten sich aber sowieso primär auf Schadensbegrenzung, in der 93. Minute legten die Deutschen noch eins drauf und erzielten das 4:0.

Fazit

Ein schwierig mitanzusehendes Spiel. Vor allem die zweite Halbzeit brachte mentale Ermüdung beim Zuschauer, Österreich machte keinerlei Anstalten in der Offensive aktiv zu werden, wie die psychische Erschöpfung und die Motivation der jungen Österreicher nach diesem Spiel beschaffen sein wird, ist durchaus ein Faktor für die nächste Runde.

Auffällige Spieler

Einzig positiv zeigen auf Österreichs Seite war Meister von Red Bull Salzburg, der in der ersten Hälfte einige gute Einzelaktionen zeigte.

In der Innenverteidigung der Deutschen überzeugte Tom Baack vom VFL Bochum mit tollem Aufbauspiel, hatte Arase weitestgehend im Griff und rückte immer wieder passend heraus, wenn ein Vertikalpass auf den österreichischen Stürmer gespielt wurde. Auch Kai Havertz von Bayer Leverkusen spielte ansprechend auf der Stürmerposition.

David Goigitzer, abseits.at

David Goigitzer

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