Nach knapp sechs durchaus erfolgreichen Jahren unter Trainer Marcel Koller, dem es nicht nur gelang eine international konkurrenzfähige Mannschaft zu formen, sondern sie darüber... Analyse: Österreich behält in Gegenpressing-Schlacht die Oberhand

Nach knapp sechs durchaus erfolgreichen Jahren unter Trainer Marcel Koller, dem es nicht nur gelang eine international konkurrenzfähige Mannschaft zu formen, sondern sie darüber hinaus auch zu einer Europameisterschaft zu führen, stand nun der Anbeginn einer neuen Ära vor der Tür. Nach der offiziellen Bestellung von Sturm-Trainer Franco Foda, absolvierte dieser bereits wenige Wochen später seinen ersten Lehrgang mit der Nationalmannschaft, welcher im spanischen Marbella bei einem achttägigen Trainingslager abgehalten wurde. Das erste Beschnuppern sollte mit einem Testspiel gegen den WM-Teilnehmer Uruguay abgerundet werden, was von den heimischen Fans bereits durchaus mit Spannung erwartet wurde. Wie wird sich die Mannschaft unter dem neuen Trainer präsentieren? Welche Ausrichtung und Philosophie wird man verfolgen? Bleibt man beim gewohnten System oder möchte Foda das Erfolgsmodell von Sturm übertragen? Auf welche Spieler soll verstärkt gesetzt werden? Durchaus also einige offene Fragen, die zum Teil auch nach diesem Spiel beantwortet werden können, womit wir uns nun auch eingehender auseinandersetzen wollen.

Wenige personelle Überraschungen und Kontinuität bei der Systemfrage

Durch einige Absagen von wichtigen Spielern und der Ankündigung von Teamchef Foda, die Mannschaft nicht vollkommen umkrempeln zu wollen und eine gewisse Basis zu erhalten, gab es bei der Aufstellung kaum Überraschungen. Im Tor erhielt Lindner den Vorzug, Ulmer durfte nach langer Abstinenz endlich wieder ein Länderspiel absolvieren, Danso und Dragovic bildeten die Innenverteidigung. Davor postierten sich die beiden Sechser Grillitsch und Kapitän Baumgartlinger, während für die Offensive einerseits die beiden Flügel Kainz & Sabitzer, andererseits die beiden Stürmer Arnautovic und Burgstaller zuständig waren. Dabei agierte man aus einer 4-4-2 Grundformation heraus, auf die auch Ex-Trainer Koller die letzten Länderspiele durchaus erfolgreich setze und damit für einen würdigen Abschluss sorgte.

Würdig und ambitioniert sollte am besten auch das erste Auftreten unter dem neuen Teamchef vonstatten gehen. Jedoch wollte man auch nicht auf „Teufel komm raus“ agieren, sondern mit einer gesunden Mischung und der entsprechenden Balance, um die eigene Stabilität zu wahren. Aus diesem Grund verzichtete man auf das unter Koller bekannte Angriffspressing und positionierte sich stattdessen gegen den Ball meist auf Höhe des Mittelkreises in einer lauernden Haltung. Den Gegner empfing man dabei in einem klaren 4-4-2, welches grundsätzlich raumorientiert ausgelegt wurde, jedoch speziell für die beiden Sechser auch (lose) Mannorientierungen beinhaltete. So ließ man den Spielaufbau von Uruguay quasi uneingeschränkt gewähren und konzentrierte sich vornehmlich darauf ihnen durch ein kluges Stellungsspiel die Optionen nach vorne zu nehmen. Dabei sollten sich die beiden Stürmer als vorderste Abwehrreihe eng zueinander positionieren, um einerseits damit Zuspiele durchs Zentrum zu unterbinden, während andererseits das Mittelfeld dahinter durch horizontale Kompaktheit ebenfalls ein engmaschiges Netz bilden sollte, um den Gegner auf den Flügel zu zwingen.  Dies lässt sich auch Anhand des folgenden Bildes gut nachvollziehen:

Österreich im raumorientierten 4-4-2, die beiden Sechser orientieren sich auf den Gegner

Doch es blieb nicht nur bei der abwartenden Haltung, sondern man wollte speziell nach Ballverlust sofort aktiv werden und sich das Spielgerät so schnell wie möglich wieder zurückholen. Dementsprechend wurde ein überaus aggressives Gegenpressing gespielt, in welchem man sich nach Ballverlust sofort zusammenzog und mit der gesamten Mannschaft nach vorne attackierte. Dies lässt sich auch beim nächsten Bild gut erahnen:

Nach Ballverlust gehen sieben Spieler sofort ins Gegenpressing über und erobern so den Ball wieder zurück.

So beinhaltete der eigene Matchplan eine Mischung aus Aktivität und Passivität, mit der man zu Werke ging und versuchte kompakt und stabil zu agieren. Es schien zumindest so, als wäre im Trainingslager das Spiel gegen den Ball im Fokus gestanden und darauf das Hauptaugenmerk gelegt worden.

Ballbesitzspiel wenig spektakulär, jedoch mit einigen neuen Anpassungen

Im Spiel mit dem Ball hatte man sich naturgemäß auch einiges überlegt und dahingehend sah man auch einige Neuerungen im Spiel der österreichischen Nationalmannschaft. Das betraf vor allem den Spielaufbau, der etwas umgestaltet wurde. Während Koller nicht aktiv auf abkippende Sechser setze, versuchte Foda eine passende Mischung aus beiden Varianten zu wählen, um sich so eine gewisse Flexibilität zu bewahren. So hatten die beiden hochinteressanten Sechser Grillitsch und Baumgartlinger spezielle Rollen im Spielaufbau und sollten sich grundsätzlich gegenseitig unterstützen. Dabei übernahm Kapitän Baumgartlinger eher den tieferen Part und ließ sich auch mal nach hinten fallen, während Grillitsch meist für die Spieleröffnung nach vorne verantwortlich war. Die Rolle von Baumgartlinger war dabei interessant, da sich dieser immer wieder auf die Seite hinter den Außenverteidigern fallen ließ und diese gleichzeitig nach vorne schoben. Dies sah dann folgendermaßen aus:

Baumgartlinger kippt nach links ab im Aufbau, Ulmer schiebt automatisch nach vorne.

Gleiches Prinzip – auch auf die rechte Seite kippt Baumgartlinger ab.

Das Ziel war augenscheinlich einen gepflegten Fußball von hinten heraus zu initiieren und die Angriffe optimal vorzubereiten, um dann im richtigen Moment mit vertikalen Zuspielen das Tempo anzuziehen und nach vorne zu kommen. Das Positionsspiel blieb dabei überwiegend relativ starr und jeder Spieler hielt meist seine Position und lauerte auf Zuspiele aus der Abwehr heraus. Richtig viele interessante Aspekte sah man dabei im Offensivspiel der Österreicher eher nicht, was jedoch aufgrund der begrenzenten Vorbereitungszeit auch nicht wirklich überrascht. Durch die Komplexität im heutigen Ballbesitzspiel bedarf es natürlich wesentlich mehr Trainigseinheiten und Automatismen, die einfach Zeit erfordern. Deshalb lag auch der Fokus im Trainingslager wohl eher auf das „fodasche“ schnelle Umschaltspiel nach Ballverlust, als auf dominantem Ballbesitzspiel.

Österreich startet forsch. Fällt umso schneller wieder zurück und offenbart Probleme

Das Spiel begann zunächst mit viel Ballbesitz für die Österreicher, da der Gegner aus Uruguay eine relativ ähnliche Spielanlage wie man selbst wählte und dieser sich gegen den Ball meist in die eigene Hälfte fallen ließ. Aus dieser abwartenden Haltung wollten sich die Gäste wohl mal ansehen, was Österreich so anzubieten hat, um darauf dann entsprechend zu reagieren. Die rot-weiß-roten Gastgeber sollten diese Passivität auch gleich ausnutzen und eine frühe Duftmarke setzen. Nach einem schlechten Seitenwechsel von Cavani fing Kainz den Ball ab und spielte Burgstaller frei, der im zweiten Versuch die Übersicht behielt und Sabitzer bediente, welcher überlegt per Flachschuss ins Tor abschloss. Ein mustergültiger Start also in die neue Ära von Teamchef Foda. Jedoch sollte der frühe Führungstreffer nicht beflügeln, sondern im Gegenteil eher den Gegner wachrütteln. Dieser verbuchte nun mehr Ballbesitzanteile und kam quasi postwendend zum Ausgleich. Nachdem Cavani etwas Ballglück hatte und die österreichische Defensive mit einem Pass nach außen aufriss, wurde der Stürmerstar per Flanke mustergültig bedient und vollendete prompt zum 1:1 Ausgleich.

Nach der turbulenten Anfangsphase beruhigte sich das Spiel etwas und beide Mannschaften verbuchten ihre Ballbesitzphasen und ähnelten sich auch generell von der Spielanlage her. Uruguay wirkte dabei jedoch gefestigter und eingespielter, was sich auch sichtlich auf das Spiel auswirkte. Österreich hatte mit dem Ball Probleme, die hervorragend organisierte Defensive der Südamerikaner zu bespielen und in Bedrängnis zu bringen. Viel gravierender waren jedoch die Unzulänglichkeiten und Abstimmungsprobleme im Spiel gegen den Ball, wodurch Uruguay zu zahlreichen hochkarätigen Torchancen kam. Diese Probleme erstreckten sich dabei über alle Mannschafsteile, wobei jeder für sich bereits Kettenreaktionen auslöst und so Auswirkungen auf den Rest der Mannschaft hat.

Begonnen haben die Probleme bereits bei der vordersten Abwehrreihe. Die beiden Stürmer Arnautovic und Burgstaller wirkten gegen den Ball etwas kopflos und überhaupt nicht aufeinander abgestimmt. Ihnen gelang es entweder nicht die Zuspiele durch das Zentrum zu unterbinden, oder Kontakt zueinander zu halten und passend zu verschieben. So konnte sich der gegnerische Sechser Vecino immer wieder zwischen ihnen positionieren und sich frei bewegen, um dann das Spiel nach vorne zu verlagern. Die Problematik sieht man anhand des nachfolgenden Bildes relativ deutlich:

Vecino wird freigespielt und kann sich problemlos drehen, Arnautovic zeigt auf Burgstaller, jedoch fühlt sich keiner zuständig.

Diese Schwierigkeiten zogen sich wie ein roter Faden durch die erste Halbzeit. Hier ein weiteres Beispiel kurze Zeit später:

Vecino wird freigespielt und dreht sich (blaue Linie), Arnautovic (unterer Kreis) reagiert nicht, wodurch Grillitsch (links oben) rausrücken muss und ein großes Loch hinter sich öffnet. Genau in dieses dribbelt sich Vecino geschickt mit einem Haken und wird erst im letzten Moment vor dem Strafraum gestoppt.

Wie man sehen kann hat dieses „banale“ Problem der ersten Pressinglinie große Auswirkungen auf das gesamte Defensivfundament der Mannschaft. Durch die schlechte Arbeit der Stürmer gegen den Ball stehen die beiden Sechser vor großen Problemen. Sollen sie auf Vecino herausrücken? Oder sollen sie ihre beiden Gegenspieler auch weiterhin verfolgen? Das Gleiche verlagert sich dann auch weiter auf die Abwehrspieler. Diese Unsicherheit sah man immer wieder und dementsprechend kam man meist einen Schritt zu spät. Uruguay verstärkte dank des guten eigenen Positionsspieles dieses Problem zusätzlich, indem man sich immer geschickt zwischen den Schnittstellen des Gegners positionierte und blitzschnell die offenen Räume erkannte. Hier ein weiteres Beispiel:

Vecino spielt unbeirrt den Ball zwischen den beiden Stürmern hindurch

…und bedient Cavani, der sich aus der Spitze klug in den Halbraum fallen lässt.

Jedoch gab es bei der Arbeit gegen den Ball nicht nur in diesen höheren Zonen Schwierigkeiten. Auch die Abwehr hatte ebenso mit großen Problemen zu kämpfen. Das lag vor allem daran, dass man meist zu tief stand und nicht konsequent nachschob, um den Kontakt zum Mittelfeld zu halten und so keine Räume hinter dem Mittelfeld aufkommen zu lassen. Die vertikale Kompaktheit war so überhaupt nicht gegeben und es offenbarten sich immer wieder Löcher im eigenen Verbund. Da man dies verabsäumte, hatte Uruguay zum Teil riesige Räume im Zwischenlinienraum zur Verfügung, die man auch immer wieder konsequent bespielte. So wie in den folgenden Bildern:

Zwar sind viele Spieler in Ballnähe und verschieben in Richtung Ball, jedoch schiebt die Abwehr nicht nach und der Zwischenlinienraum (Gelb) ist dadurch völlig offen. Mit einem Pass (Blau) ist damit das gesamte Mittelfeld aus dem Spiel.

Diesmal rückt Dragovic auf die Seite hinaus, jedoch schiebt Danso nicht nach und orientiert sich nur an Cavani. Dadurch wird ein großer Raum auf der linken Seite frei, und genau diesen erkennt Maxi Pereira und sprintet sofort in die Tiefe (Blau) und erhält auch den Ball. Uruguay vergibt im Anschluss freistehend aus kürzester Distanz.

Die vertikale/diagonale Kompaktheit ließ wie man sieht äußerst zu wünschen übrig. Dadurch konnte sich Uruguay immer wieder problemlos freispielen und zu hochkarätigen Torchancen kommen, die man jedoch kläglich vergab. Egal in welcher Zone, sei es weiter vorne oder tiefer in der eigenen Hälfte, Österreich hatte große Probleme bei der Kompaktheit. Hier ein weiteres beispielhaftes Abwehrverhalten:

Österreich versucht sich im Pressing. Gegner werden mannorientiert verfolgt. Abwehr schiebt wiederholt nicht nach und ein riesiges Loch entsteht, in welches Maxi Pereira auch sprintet ..

..und auch postwendend den Ball bekommt. Dragovic (Gelb) rückt nicht nach und dadurch entsteht ein riesiges Loch, welches locker bespielt wird.

Es würde noch wesentlich mehr Anschauungsmaterial zur Verfügung stehen, das würde jedoch bei weitem den Rahmen sprengen. Diese großen Probleme in der Defensive wurden für die meisten Zuschauer alleine aufgrund der Vielzahl an Torchancen des Gegners offenkundig. Diese hingen unweigerlich mit den eigenen taktischen Unzulänglichkeiten zusammen, die natürlich auch von einem guten Gegner gnadenlos bespielt und ausgenutzt wurden. Auch die Offensive blieb weitestgehend farblos und man konnte wenig Akzente setzen, wodurch man bis auf das 1:0 zu keinen weiteren Chancen mehr kam. Die beiden Stürmer hingen in der Luft und wirkten gar nicht aufeinander abgestimmt. Arnautovic verharrte meist im Zentrum und es gab keine abgestimmten Ausweichbewegungen, wie es noch gegen Serbien der Fall war. Das führte auch dazu, dass sich sehr viel im Zentrum abspielte, da auch die Flügelspieler oft einrückten und die Österreicher dadurch wenig Breite in ihrem Spiel hatten, um die gegnerische Formation zu strecken. Dadurch biss man sich am massiven Abwehrblock des Gegners die Zähne aus und griff immer öfter auf den langen Ball zurück. Jedoch war nicht alles schlecht an dem Auftritt und es gab auch positive Aspekte. Eines davon war zweifellos das Gegenpressing, das sehr oft wirklich gut funktionierte und für viele Ballgewinne in der gegnerischen Hälfte sorgte. Dies kann man beim folgenden Bild gut sehen:

Die gesamte Mannschaft attackiert nach Ballverlust gemeinsam nach vorne und baut so einen hohen Druck auf den Gegner auf, der wiederum zu einem Ballgewinn führt.

Dennoch blieb Uruguay das klar bessere Team in der ersten Halbzeit, was nicht nur an der Vielzahl an eigenen Möglichkeiten lag. Man war klar das reifere Team und wirkte sehr gefestigt, was man vor allem bei der defensiven Organisation zu sehen bekam. Dadurch ließ man bis auf den Gegentreffer nichts zu und hatte selber genügend Torchancen, um für eine komfortable Führung zu sorgen. Jedoch vergab man diese ziemlich stümperhaft, wodurch es beim 1:1 zur Halbzeitpause blieb.

Foda reagiert, stellt System um und sorgt für besseren Zugriff

Nach der durchwachsenen ersten Halbzeit und den vielen Problemen im eigenen Spiel, war Teamchef Foda gefordert Anpassungen vorzunehmen und das Spiel seiner Mannschaft zu optimieren. Dabei schien er die Problemzonen auch erkannt zu haben und wirkte dementsprechend auf seine Spieler ein, um ihr Verhalten zu verbessern. Die erste offensichtliche Anpassung betraf zunächst das eigene System, was von einem 4-4-2 zu eine 4-2-3-1 wurde. Arnautovic rückte wieder auf seine angestammte Position auf der linken Außenbahn, während Kainz die Rolle auf der Zehn übernahm. Kainz bekam mit Burgstaller nun auch gegen den Ball noch konkretere Anweisungen, wie die eigene erste Pressinglinie der beiden Stürmer vorgehen sollte. Wie wir gesehen haben, hatte das große Auswirkungen auf die eigene Stabilität und der starke Sechser Vecino konnte dadurch nach Belieben schalten und walten. Nun sollten sich die beiden einerseits nicht mehr auf einer Linie positionieren, sondern gestaffelt stehen, damit es wesentlich schwieriger wurde zwischen ihnen durchzuspielen. Andererseits sollte sich einer der beiden Angreifer immer auf den Mittelfeldspieler Vecino orientieren und diesen im Auge behalten, damit der Sechser nicht mehr so leicht angespielt werden konnte, um das Spiel dann nach vorne zu tragen. Dies sah dann folgendermaßen aus:

Kainz rückt raus, Burgstaller sichert ab und orientiert sich auf Vecino. Sobald der Ball rüber gespielt wurde, rückte dann Burgstaller raus und Kainz sicherte im Gegenzug ab.

Hier wird der Ball quergespielt, Burgstaller orientiert sich nun auf den Sechser Vecino und deckt ihn ab, während Schaub attackiert und dadurch den langen Ball erzwingt.

Wenn es doch mal vorkam, dass Vecino freigespielt werden konnte, wurden die beiden Sechser der Österreicher angewiesen sofort energisch zu attackieren und ihn nicht aufdrehen zu lassen. Diese scheinbar „triviale“ Maßnahme hatte auf das Spiel von Uruguay große Auswirkungen. Nun wurde das Aufbauspiel und der dafür wichtigste Spieler Vecino quasi abmontiert und es ging nicht mehr so leicht vonstatten, wie noch über weite Strecken der ersten Halbzeit. Aber nicht nur das setzte den Südamerikanern zu. Darüber hinaus wurde ihnen durch eine weitere Anpassung der Österreicher zusätzlich das Leben schwergemacht. Teamchef Foda rückte nun von der abwartenden Haltung und dem tiefen Mittelfeldpressing ab und wechselte zum Angriffspressing. Man lief nun den Gegner wesentlich früher an gab nach wenigen Pässen im Aufbau des Gegners meist das Kommando, mit der gesamten Mannschaft aufzurücken und vorne zu attackieren. Dies kann man beim nächsten Bild gut erahnen:

Uruguay versucht das Spiel aufzubauen, Österreich rückt mit vielen Spielern auf und läuft den Gegner frühzeitig an.

Diese Umstellung zeigte auch sofort Wirkung auf das Spiel und veränderte die Charakteristik ziemlich deutlich. Uruguay war nun unter dem hohen Druck der Österreicher nicht mehr in der Lage sauber von hinten heraus zu spielen und griff zu vielen langen Bällen, die der Gastgeber meist wieder abfing. Nicht nur das, man leistete sich darüber hinaus viele Ballverluste und wirkte mit dem Pressing einfach überfordert. Österreich gelang es nun sich in der gegnerischen Hälfte festzusetzen und viele gute Balleroberungen zu verbuchen, wobei die starken Grillitsch und Baumgartlinger dabei großen Anteil daran hatten. Jedoch konnte man daraus relativ wenig Kapital schlagen, was vor allem an der guten (Rest)Verteidigung der Gäste lag, die angeführt von Kapitän Godin auch weiterhin gut organisiert war. Das Spiel der Österreicher wurde aber auch allgemein im Ballbesitz besser mit der Umstellung auf ein 4-2-3-1. Kainz und später Schaub bewegten sich sehr gut im Zwischenlinienraum, rückten immer wieder auf die Flügel um Dreiecke zu bilden und leisteten gute Unterstützung im Kombinationsspiel. Arnautovic gab nun konstant Breite und streckte dadurch das Spiel merklich, wodurch mehr Raum zum Bespielen vorhanden war.  Dadurch hatte man nun eine stabile Ballzirkulation im zweiten Drittel und kombinierte sich meist durchaus ordentlich bis zum Strafraum. Ab da an fehlte es dann jedoch im letzten Drittel an Durchschlagskraft, wobei der Gegner auch sehr gut verteidigte und die Räume klug verknappte.

Aufgrund dessen spielte sich in der zweiten Halbzeit viel zwischen den Strafräumen ab und gab es eigentlich keine klaren Torchancen mehr. Uruguay bekam nach 65 Minuten wieder besseren Zugriff auf die Partie, als man Vecino auf die Seite abkippen ließ und dadurch wieder stabiler in der Ballzirkulation wurde, aber auch beim Spiel um den zweiten Ball besser nachrückte. Zwar verbuchte man nun wieder etwas mehr Ballbesitz, gefährlich wurde es jedoch höchsten nur im Ansatz. So plätscherte die Partie etwas vor sich hin und es schien so als würde es beim 1:1 Unentschieden bleiben. Doch kurz vor Schluss gelang Österreich dann doch noch der Lucky-Punch. Ein Freistoß von der Seite wurde von Schaub unangenehm und mit viel Schnitt zum Tor getreten und ging an Freund und Feind vorbei ins Tor zum 2:1, wobei der Torhüter der Gäste eine unglückliche Figur dabei machte. Uruguay warf dann noch einmal alles nach vorne und versuchte den Ausgleich zu erzielen, jedoch hielt die Defensive der Österreicher und es blieb schlussendlich beim 2:1 Endstand.

Fazit

Franco Foda feierte also bei seinem Debüt einen Sieg gegen die starken Uruguayer und startet somit erfolgreich in seine neue Aufgabe als Teamchef der Nationalmannschaft. Dabei war jedoch trotz des Sieges vieles noch mit Problemen behaftet und man tat sich in eigenen Bereichen merklich schwer. Die Abstimmungsprobleme waren nicht zu übersehen und vor allem die defensive Stabilität ließ  besonders in der ersten Halbzeit zu wünschen übrig, wodurch Uruguay zu vielen hochkarätigen Torchancen kam. Aber auch in der Offensive blieb vieles noch Stückwerk und man kam nur selten wirklich gefährlich vor den gegnerischen Kasten. Das Positive ist, dass Foda einige Problemzonen erkannte und in der zweiten Halbzeit bereits korrigierte, wodurch das eigene Spiel merklich besser und stabiler wurde. Das Pressing funktionierte ebenfalls recht gut, da es sehr kompakt und aggressiv ausgeführt wurde, wobei da natürlich auch noch die gute Arbeit von Koller verinnerlicht ist. Letztlich lässt sich konstatieren, dass es einige gute und weniger gute Aspekte bei dem Debüt von Foda gab und es wartet noch reichlich Arbeit auf den neuen Teamchef.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic

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