Am siebten Spieltag der Qualifikation für die Europameisterschaft 2020 empfing das österreichische Nationalteam mit Israel einen direkten Verfolger im Kampf um ein EM-Ticket.... Analyse: Österreich feiert wichtigen Sieg über Israel

 

Am siebten Spieltag der Qualifikation für die Europameisterschaft 2020 empfing das österreichische Nationalteam mit Israel einen direkten Verfolger im Kampf um ein EM-Ticket. Dabei wollten die Mannen von Teamchef Franco Foda unbedingt einen Heimsieg feiern, um sich den Konkurrenten vom Leibe zu halten und das erste von den zwei wichtigen Oktober-Spielen positiv gestalten. Einfach sollte es allerdings nicht werden, verloren die Österreicher doch das Hinspiel in Israel mit 2:4 und schlitterten damals in eine Krise. Nun hoffte man die richtigen Lehren aus diesem Spiel gezogen zu haben und am Team von Andreas Herzog Revanche üben zu können.

Vorsichtige Österreicher sorgen für langes Abtasten

Die Voraussetzungen vor dem Spiel gegen Israel waren für die Österreicher nicht gerade optimal. Viele Spieler mussten verletzungsbedingt absagen und meldeten sich von diesem Lehrgang ab. So auch Schlüsselspieler David Alaba, der nicht rechtzeitig fit wurde und auf der Tribüne Platz nahm. Daher war Teamchef Foda auch zu einigen Umstellungen gezwungen, u.a. wurde Stefan Posch als Rechtsverteidiger aufgeboten und in der Offensive musste Konrad Laimer auf dem linken Flügel ran. Foda wählte dabei eine klare 4-2-3-1-Grundformation und passte diese auf die gegnerische 3-4-3/5-2-3-Anordnung an. Die Israelis bauen nämlich mit einer Dreierkette auf und agieren teils über extrem weit aufrückende Flügelverteidiger, auf die man sich natürlich gezielt einstellen muss.

Gegen den Ball wählten die Österreicher zunächst einen recht passiven Ansatz. Man verzichtete auf höheres Attackieren, ließ Israel im Aufbau mehr oder weniger in Ruhe und versuchte vordergründig, den Gegner in bestimmte Zonen zu leiten. Mit dem 4-2-3-1 stand man im Zentrum recht kompakt und wollte den Gegner auf die Flügel leiten, wo man Israel in weiterer Folge zu isolieren versuchte. Dabei gab es in der ersten Verteidigungslinie eine klare Zuteilung: Arnautovic kümmerte sich um den zentralen Innenverteidiger, während die beiden Flügel Laimer und Lazaro sich an den Halbverteidigern orientierten und auf diese herausrückten, um sie zu stellen. Sabitzer war für die beiden Sechser verantwortlich und postierte sich oft zwischen den beiden bzw. näher zum ballnahen Sechser, damit Israel nicht über diese Region aufbauen konnte.

Spielte Israel dann auf den Flügel, rückten die Außenverteidiger der Österreicher nach vorne und attackierten die Flügelverteidiger des Gegners. Dieses Herausschieben wurde dabei von einem der beiden Sechsern der Österreicher abgesichert, der gemeinsam mit dem durchsichernden Innenverteidiger den „Rücken“ der eigenen Außenverteidiger abdeckte und bei Bedarf auf die Flügelzone durchschieben sollte. Mit diesem Plan wollte man die Israelis wie erwähnt auf die Außenbahn locken und dort festsetzen, damit es für die Gäste kein kontrolliertes Vorwärtskommen gab.

Israel agierte zu Beginn recht mutig und mit extrem hohen Flügelverteidigern, wodurch de facto im Ballbesitz eine 3-2-5-Formation entstand. Die Gäste wollten die Österreicher sichtlich über den Flügel knacken und spielten zu Beginn sehr häufig teils blinde Spielverlagerungen, um die ballferne Flügelseite der Gastgeber zu attackieren und damit Durchbrüche zu kreieren. So gesehen war Israel der Plan der Österreicher recht, da man sowieso über diese Region nach vorne kommen wollte. Die Mannen von Teamchef Franco Foda verteidigten jedoch recht konzentriert und ließen sich nicht beirren. So wechselte der Ballbesitz in der Anfangsphase oft hin und her und die Spielanteile gestalteten sich recht ausgeglichen.

Österreichs konservativer Aufbau

Wie agierte Österreich im Ballbesitz? Wenn man auf die Aufstellung im Vorfeld blickte, konnte man schon erahnen, dass das große Risiko nicht wirklich gesucht wurde. Mit Rechtsverteidiger Posch und einer klaren Doppelsechs agierte man gegen das oftmals sehr tiefe 5-4-1 der Israelis recht vorsichtig und war auf eine passende Konterabsicherung bedacht. Im Aufbauspiel sah es dann so aus, dass man bei den Österreichern oft eine Asymmetrie in der ersten Aufbaulinie sah, da Rechtsverteidiger Posch oft tiefer blieb, während Ulmer etwas höher stand. Gemeinsam mit den beiden Sechsern, hatte man dadurch in dieser tieferen Zone eine große Präsenz, was natürlich Vor- und Nachteile mit sich brachte.

Gegen die 5-2-3-Formation der Israelis, hatte man im Aufbau gegen die drei Stürmer dadurch zwar Überzahl und konnte den Ball ruhig in den eigenen Reihen zirkulieren lassen, allerdings war dadurch das Übergangsspiel nicht so einfach zu bewerkstelligen. Man agierte in der gegnerischen Hälfte nämlich in klarer Unterzahl und musste sich dadurch auch in engen Räumen behaupten. Daher war es für die Österreicher auch recht schwer, flüssig nach vorne zu kommen und die Israelis aufzureißen. Die Positionierung der Offensivspieler sah dann auch oftmals so aus, dass Flügelspieler Lazaro sehr breit stand und weit hinausschob, während Laimer, Sabitzer und Arnautovic wesentlich zentraler und enger zusammen auf der ballfernen Seite agierten.

Diese personelle Unterzahl in der Offensive merkte man den Österreichern speziell dann an, wenn Israel in ein tiefes 5-4-1 zurückfiel und sich zurückzog. Dadurch konnten die Gastgeber de facto nur rundherum um den gegnerischen Block spielen und den Ball laufen lassen, ohne jedoch ins Innere der Abwehrreihe zu kommen. Erschwerend hinzu kam dann noch, dass Israel auch bei Ballbesitz in der Konterabsicherung mit insgesamt fünf Spielern zurückblieb, damit sie die Umschaltmomente der Gastgeber verteidigen konnten.

So entwickelte sich auf beiden Seiten ein Abtasten und Beschnuppern, ohne große Offensivaktionen und bei eher geringer Intensität. Erst nach gut 20 Minuten änderte sich die Charakteristik des Spiels dann doch und verschob sich in Richtung der Gastgeber. Österreich wurde nun nämlich etwas mutiger und forscher in der eigenen Vorgehensweise. Man attackierte etwas höher und ging vor allem im Gegenpressing nach Ballverlusten energischer zu Werke, wodurch man den Ball rascher zurückerobern konnte und sich dadurch in der gegnerischen Hälfte festsetzte. Deswegen konnte man die Israelis öfter in ihrer tiefen 5-4-1-Formation halten, wodurch die Wege für sie nach vorne sehr lang wurden und durch die schnelleren Ballverluste die Frequenz an Entlastungsangriffen abnahm.

Das „Dreieck“ in der Offensive

Darüber hinaus griff bei den Österreichern auch der ausgedachte Matchplan in der Offensive immer besser, mit dem man den Gegner knacken wollte. Wie weiter oben erwähnt, standen die Offensivspieler Laimer, Sabitzer und Arnautovic recht eng im Zentrum bzw. im linken Halbraum zusammen. Das war durchaus so gewollt, denn man wollte über dieses Dreieck die Defensive der Israelis knacken. Darauf war dann auch das Aufbauspiel ausgerichtet, denn die Österreicher ließen den Ball meist ruhig zirkulieren und warteten auf den passenden Moment, um dann nach vorne zu stoßen. Das Spiel nach vorne sollte dabei speziell Martin Hinteregger eröffnen, der mit seinen Diagonalbällen ins Zentrum das offensive „Dreieck“ der Mannschaft in Szene setzen sollte.

Doch bevor es dazu kam, gingen in jener Phase, in der die Österreicher stärker wurden, die Gäste in Führung. Nach einem Konter kam Zahavi an den Ball und erzielte mit einem Fernschuss ein Traumtor zum 1:0 und schockte damit das gesamte Stadion. Die Gastgeber ließen sich davon jedoch nicht beirren und machten im gleichen Tempo weiter. Man kam zu einigen guten Ausgleichsmöglichkeiten, die man jedoch zunächst nicht verwerten konnte. Ausgangspunkt war allerdings meist das starke Dreieck in der Offensive, welches selbst in den engen Räumen zurechtkam und technisch hochwertig miteinander kombinierte. So hatte dann nicht von ungefähr dieses „Dreieck“ beim Ausgleichstreffer maßgeblich seine Beine im Spiel: Nach einem schönen Diagonalpass von Hinteregger, ging es mit einer Klatsch/Steil-Aktion nach vorne, Lazaro ließ sich die Chance alleine vor dem Tor nicht nehmen und traf zum 1:1.

Bei diesem wunderschön herausgespielten Treffer, ging der eigene Matchplan perfekt auf. Man kann auf dem folgenden Bild gut sehen, wie die Österreicher den Gegner knackten:

Szene im Vorfeld des 1:1: Anhand dieses Bildes sieht man gleich mehrere Aspekte dieses Spiels. Den asymmetrischen Aufbau der Österreicher, die Tiefenpräsenz mit den beiden Sechsern, Lazaros breite Positionierung und das 5-4-1 des Gegners. Man sieht aber auch sehr gut, wie man über Hinteregger Israel knacken wollte. Dieser sollte den Ball mit Diagonalbällen (gelbe Linie) in den Zwischenlinienraum (schwarzes Eck) bringen, wo dann das „Dreieck“ der Österreich mit Laimer, Sabitzer und Arnautovic lauerte.

Auch in der Anfangsphase der zweiten Halbzeit schloss man an das gute Ende des ersten Durchgangs an. Es dauerte nicht lange, bis Hinteregger, der bereits den Ausgleich einleitete, im Strafraum bedient wurde und technisch hochwertig zur 2:1 Führung traf. Danach wurde das Spiel wieder etwas ausgeglichener, da die Österreicher wieder vorsichtiger agierten und die Israelis vermehrt kommen ließen. Man lauerte vordergründig auf Konterangriffe und wollte damit Israel herauslocken, um in weiterer Folge den Deckel draufzusetzen. Israel war nun gezwungen offensiver zu werden und größeres Risiko einzugehen, doch es fehlten an diesem Abend die Mittel, um die stabile Defensive der Österreicher zu knacken. Österreich nutzte dagegen einen der Konterangriffe aus und Sabitzer erzielte das 3:1, womit man die endgültige Entscheidung in diesem Spiel herbeiführte.

Fazit

Österreich gewinnt also dieses Schlüsselspiel gegen Israel vor heimischer Kulisse mit 3:1. Dabei war es zwar kein glanzvoller Auftritt der Österreicher und man agierte in vielen Phasen dieser Partie etwas zu vorsichtig, was sich vor allem an der hohen Tiefenpräsenz festmachen ließ. Doch man konnte dennoch die guten Momente passend ausnutzen und in Tore ummünzen, wobei speziell das offensive „Dreieck“ der Gastgeber zu überzeugen wusste. Vor allem beim 1:1-Ausgleichstreffer sah man das vorhandene Potenzial innerhalb der Mannschaft – das Tor war spielerisch wunderschön herausgespielt und exzellent vollendet. Wichtig war auch, dass man sich trotz des Rückstandes nicht aus der Bahn werfen ließ und weitermachte, was die gefestigte Mentalität der Österreicher demonstrierte. Nun steht am Sonntag das nächste wichtige Duell gegen Slowenien auf dem Programm, wo man mit einem weiteren Sieg einen großen Schritt in Richtung Qualifikation für die EM machen könnte.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic