Dass ÖFB-Masseur Otto Fodrek am westlichsten Punkt Europas „Wasserball gespielt“ hatte, verdankte er entweder dem angeborenen Sadismus mancher Spieler oder der Eintönigkeit, die ein Fußballerleben mit sich bringt. Heute würde man Männern, die zu solchen Scherzen aufgelegt sind, mit dem Modewort „positiv verrückt“ beschreiben, ein Ausdruck, der meistens dann fällt, wenn einem kein anderes Kompliment in den Sinn kommt. Immerhin hat die Kaltwasserkur im November 1979 Fodreks Gesundheit nicht geschadet. Bis zu seinem 90. Geburtstag betätigte sich „Stopperl“, so sein Spitzname seit Jahr und Tag, im hauseigenen Fitnesscenter als emsiger Vorturner. Von Altersmüdigkeit keine Spur. Dabei erzählte er oft von seinem Leben als Profi, Trainer und Masseur. Auch jene Anekdote, die sich anlässlich einer EM-Qualifikationsreise des Nationalteams abspielte, stammt aus dieser Zeit.
Schachner, Prohaska, Krankl und Co. flogen von Wien-Schwechat nach Lissabon um das Rückspiel gegen Portugal zu absolvieren. Daheim in Wien hatten die Rot-Weiß-Roten durch ein Tor in der 91. Minute unglücklich mit 1:2 verloren. Jetzt, ein Jahr später, wollten sie sich im Estádio da Luz so gut wie möglich präsentieren. Teamchef Stotz verordnete gleich nach der Ankunft im Hotel Training mit dem Ball. Die Spieler, die einen traumhaften Erste-Klasse-Flug inklusive Modenschau vom Modehaus Dusika, jenem Unternehmen des Radrenn-Pensionisten Ferry Dusika, der in Portugal ein Sommerhaus besaß, genossen hatten, sollten rasch auf den Boden der Realität zurückgeholt werden: Urlaubstimmung dürfte um keinen Preis aufkommen.
Als nach den ersten lockeren Pässen und Flanken eine Kugel einmal unabsichtlich im seichten Teil des Atlantiks landete, kamen einige Spaßvögel auf eine Idee: Teamchef Stotz konnte man nicht zumuten ins eiskalte Wasser zu hüpfen. Mit „Geh, Stopperl, sei so guat!“, wurde Masseur Fodrek zur Tat gebeten, der zähneknirschend ins Meer watete um die Kohlen aus dem Feuer oder – in dem Fall eher – den Ball aus dem eiskalten Atlantik zu fischen. Bald machten sich die Kicker einen Spaß daraus und immer wieder fiel, wie durch Zauberhand, ein Ball in die Fluten. Besonders Gelangweilte riefen einen inoffiziellen Wettbewerb ins Leben und versuchten tunlichst ungeschickt zu wirken, während sie den Ball möglichst weit nach draußen katapultierten. So erreichte Fodrek manchen Fußball nur schwimmend. Bald hatte er die Quällust seiner Burschen durchschaut, verzog aber keine Miene, denn solche Scherze kannte er zu genüge. Als er beim Zurückschwimmen an einer Tafel vorbeikam, die eben jenen Ort, als den westlichsten Punkt Europas auswies, war „Stopperl“ besänftigt: Lakonisch meinte er, dass er sicher der einzige Mensch wäre, der am westlichsten Punkt Europas schlotternd Wasserball gespielt hätte.
Nicht nur aufgrund der Erleichterung, die Fodrek nach einer heißen Dusche beim Abendessen verspürte, blieb dem Masseur dieses Erlebnis noch lange in Erinnerung – auch der 2:1-Sieg über die Portugiesen am darauffolgenden Abend machte die Reise für ihn unvergesslich.
Marie Samstag, abseits.at
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