Bruderduell – Der Länderwettkampf zwischen Österreich und Deutschland im Laufe der Zeit
Nationalteam 1.Juni.2017 Marie Samstag 0
„Sie konnten uns bucklfünfnern.“, sagt ein Zeitzeuge des Anschlusses 1938. Er meint damit aber nicht den passiven Widerstand, den die Österreicher den Reichsdeutschen nach der Annexion entgegenbrachten – wo war der? -, sondern die bis zu diesem Zeitpunkt herrschende Überlegenheit der Rot-Weiß-Roten auf dem Fußballplatz. Tatsächlich war die Wiener Schule im Paläozoikum der ballesterischen Geschichtsschreibung das Maß aller Dinge und beeinflusste insbesondere die Entwicklung des Sportes jenseits des Weißwurst-Äquators. Heute ist das alles anders und Österreich kämpft seit jeher (zumeist hilflos) um Anerkennung bei direkten Duellen mit den DFB-Kickern. Für die Deutschen ist ein Spiel gegen den kleinen Nachbarn oft nicht mehr als ein Pflichtsieg. Wieso diesen Matches emotional so viel Bedeutung beigemessen wird, hat eine lange, geschichtliche Ursache.
Groß- und Kleindeutsch
Der historische Kontext ist äußerst spannend: Die heutigen Staaten sind seit dem Mittelalter eng miteinander verbunden. Aufgesplittet in Kleinstterritorien mit eigenen Herrschern, eigener nationaler Identität sind „Deutschland“, „Österreich“, „deutsch/teutsch“ Begriffe, die mit den heutigen nicht gleichzusetzen sind. Dies führt bisweilen zu Verwirrung, wenn Quellenkunde betrieben wird. Warum gab Maria Theresia, die Magna Mater Austriae, ihrer Tochter Maria Antonia (Marie Antoinette) den Rat mit, sie solle immer daran denken eine gute Deutsche zu sein? Mit dem heutigen kulturell-nationalen Verständnis hat dieser Ausdruck nichts zu tun.
Der Kampf um Territorien verebbt mit der Zeit und das Abhängigkeitsverhältnis der beiden Länder nimmt mit der Gründung des deutschen Nationalstaats von 1871 seinen Anfang. Vom Zweibund von 1874 bis zum gemeinsamen Krieg 1914 dauert die rivalisierende Eintracht an. Als das Habsburger-Reich schließlich zerbricht und Österreich als Rumpfstaat übrigbleibt, hat sich schon eine österreichische Identität gebildet. Anschlussgedanken, die alle Parteien der neugegründeten Republik hegen, beziehen sich nicht bei allen vordergründig auf das gemeinsame „Deutsch-Sein“, sondern sind vor allem wirtschaftlicher Natur. Die Friedensverträge machen diesen Bestrebungen jedoch den Gar aus. Als 1933 ein erfolgloser Kunstmaler in Berlin an die Macht kommt, hegen nur mehr wenige im Alpenland Wünsche nach einer „Heimkehr“. Der Ständestaat hat eine Diktatur etabliert und bemüht sich um eine Allianz mit dem faschistischen Italien unter Mussolini. Mangelnder wirtschaftlicher Aufschwung führt jedoch dazu, dass die Nationalsozialisten in der Bevölkerung immer mehr Rückhalt gewinnen. Der Anschluss im März 1938 vereint, was nicht zusammengehört. So sieht das auch Hitler, der zwar „den Eintritt seiner Heimat in das Deutsche Reich meldet“, in Wirklichkeit aber aus rüstungs- und wirtschaftlichen Gesichtspunkten auf das Land spitzt. Bis in die Ära Waldheim wird Österreich danach den „Opfermythos“ kultivieren und pflegen. Heute steht seine Eigenstaatlichkeit und Identität außer Frage.
Wer glaubt, diese Abhandlung sei eine geschichtliche Fleißaufgabe aber aus sporthistorischer Sicht trotzdem Humbug, dem sei gesagt, dass 102 Jahren nach der Niederlage bei Königgrätz, eine Zeitung den 3:2-Sieg der Österreicher in Cordoba tatsächlich als Rache für die verlorene Schlacht bezeichnete. Auch ein Fritz Walter spielte nach dem WM-Sieg ’54 auf das Kriegsende an: „Der Erfolg von Bern gab uns allen das Gefühl: Wir sind wieder wer!“ Solche Ereignisse finden in emotionaler Hinsicht nie im Vakuum statt, sondern stehen in starker Verbindung zu geschichtlichen Elementen.
Anfang
Jedes Kind weiß, dass der moderne Fußball aus England kommt. Britische Kaufleute, Studenten, Lohnarbeiter bringen ihr neuestes Exportgut noch vor der Jahrhundertwende nach Kontinentaleuropa. In Deutschland wird in Hannover 1878 der erste Fußballklub gegründet, in Österreich sechzehn Jahre später der ruhmreiche First Vienna FC. Die zunächst bürgerliche, exklusive Zuschauerclique löst sich innerhalb von zehn, zwanzig Jahren auf. Vermehrt bilden sich Arbeitervereine, wie 1899 der 1. Wiener Arbeiter Fußball-Klub, der sich bald in SK Rapid umbenennt. In dieser Phase der Etablierung finden auch die ersten binationalen Wettkämpfe statt. Am 7. Juni 1908 kommt es zur Première des deutsch-österreichischen Aufeinandertreffens. Auf österreichischer Seite ist der prominenteste Teilnehmer wohl Austria-Kapitän Ludwig Hussak. Fischera, Studnicka oder WAC/WAF-Spieler Andres sind höchstens Fußballhistorikern ein Begriff. Vor 5000 Zuschauern siegt Österreich mit 3:2, das Retourspiel wird in Dresden mit 2:1 gewonnen. Das erste richtige Match mit Zündstoff ist 1912 das Achtelfinale des olympischen Fußballturniers. Karl Geyer erinnert sich: „Die Deutschen waren damals für uns eigentlich nur Jausengegner.“ Naja, im Spiel selbst dominiert der große Bruder und führt lange mit 1:0. Tormann Weber prallt schließlich unglücklich gegen den Pfosten und erleidet eine Gehirnerschütterung. Die österreichischen Sportsmänner (sic!) verweigern die – damals notwendige – Zustimmungen zum Austausch des Schlussmannes und drängen so dem Nachbarn aus dem Norden eine 1:5-Packung auf. Das österreichische Überlegenheitsgefühl nährt sich damals vorwiegend aus den Triumphen der jeweiligen Klubmannschaften. Im direkten Duell der Nationalmannschaften war Österreich – entgegen der Legende – nie übergebührend dominierend. „Der 23. April 1922 war ein denkwürdiger Tag für den deutschen Fußball. Erstmals gelang einem DFB-Team in einem Länderspiel mit 2:0 ein Sieg gegen eine österreichische Mannschaft.“, jubelt die deutsche Presse dennoch. Die Deutschen nähern sich den Österreichern im Laufe der Zeit immer mehr an. Die Spiele sind jedoch nicht von starker Rivalität geprägt. Der Erzfeind auf Seiten Österreichs ist vielmehr der frühere „Monarchiepartner“ Ungarn.
Mit der Einführung des Profitums macht der nationale Fußball in Österreich einen Sprung nach vorne. Der DFB schneidet sich durch sein striktes Festhalten am Gebot des Amateursportes selbst ins Fleisch. Aus „ethischen Gründen“ boykottieren die Deutschen für einige Jahre Wettkämpfe gegen ihren Nachbarn. Erst im September 1932 fällt die Auflage, die sowieso ständig heimlich unterlaufen wird. Der Verband hatte Angst in Zukunft nicht mehr konkurrenzfähig zu sein. Es ist die Zeit, in der das Wunderteam für Furore sorgt: Mit Hugo Meisl zieht ein Fachmann hinter den Kulissen die Fäden. Die nationalen Vereine Rapid, Austria, Vienna, Admira gehören europaweit zur Creme de la Creme. Sindelar, Smistik, Hiden, Gall, Mock, Vogl und Co. schießen Deutschland im Mai 1931 mit 6:0 ab. Die Medien geben sich fair. Österreich sei eben zu gut, heißt es. Nicht einmal ein halbes Jahr später setzt es eine erneute 5:0-Schraub’n für die Nachbarn. Trotzdem gelingt beiden Mannschaften bei der WM 1934 in Italien ein passabler Auftritt: Im Halbfinale verliert Österreich unter kräftiger Mithilfe des Schiedsrichters gegen den Gastgeber, für Deutschland ist gegen die Tschechoslowakei Endstation. Beim Spiel um Platz drei besiegt die DFB-Elf dann überraschend ihren Nachbarn und meint schon den Bann der rot-weiß-roten Überlegenheit für immer gebrochen zu haben. „Plunderelf“ tauft man die 3:2-besiegte Mannschaft und sprich – zwanzig Jahre vor dem „Wunder von Bern“ – vom „Wunder von Neapel“. Tatsächlich scheint sich ab diesem Moment das Blatt zu wenden. Warum aber war Österreich bis zu diesem Zeitpunkt überraschend dominant? Als der Fußball noch in den Kinderschuhen steckte, wurde in Österreich eine fabelhafte Spielkultur entwickelt. Die Zuschauer goutierten den technisch-versierten Kombinationsfußball, der von Generation zu Generation weitergegeben wurde. In Deutschland legte man zunächst eher auf eine kraftvolle Physis wert. Jahrzehntelang beschäftigten sich die Preußen mit diszipliniertem Turnen und übertrugen diese Werte auch auf ihren Fußball: Man kämpfte, grätschte, spielte schnell.
Mit dem Anschluss ’38 wird der ÖFB als „Gau Ostmark“ in den NS-Reichsbund für Leibesübungen eingegliedert. Das Berufsspieltum wird verboten, jüdische Vereine, Spieler und Funktionäre entfernt. Beim Abschiedsspiel der Ostmark zeigen die Austrianer Sindelar und Sesta was sie von diesen Maßnahmen halten: Sie schenken den Deutschen jeweils ein und verstoßen so gegen den Plan, der eine knappe Niederlage der Österreicher vorsah. Sepp Herberger: „Ich brauche einen Mann wie Sindelar wegen seiner Erfahrung, seiner Spielübersicht und seiner Autorität.“ Motzl will jedoch nicht für Deutschland spielen. Der legendäre Angreifer stirbt am 23. Jänner 1939 unter ungeklärten Umständen. Er erlebt nicht mehr wie das vereinte Team bei der WM 1938 mit Pauken und Trompeten scheitert: „Deutsche und Österreicher spielen auch im selben Team am liebsten gegeneinander.“ In der ersten Runde findet man im Wiederholungsspiel nach einem Remis kein probates Mittel gegen Karl Rappans Schweizer Riegel und muss die ausgepackten Koffer sogleich wieder einräumen. Je länger der Krieg dauerte, desto stärker spielt Lokalpatriotismus bei den Begegnungen zwischen altdeutschen und ostmärkischen Teams eine Rolle. Besonders eskaliert die Lage beim Spiel Schalke gegen Admira im Herbst 1940. Die Rivalität der beiden Nationalmannschaft wirkt sich in der Zeit des Großdeutschen Reiches auf Klubebene aus.
„Der stocksteife Kaltz, wo war denn der Weltklasselibero?“
Nach dem Krieg dauert es bis sich die Verbände wieder konsolidieret haben. Österreich geht bei der WM 1954 als Favorit an den Start, während Deutschland keine Chancen zugestanden wurden. Wie es ausgeht, ist bekannt: 1:6 besiegen Walter, Rahn, Turek und Co. die Favoriten im Semifinale und werden anschließend Weltmeister. Für Österreich soll diese Endrunde der letzte wirklich große Auftritt sein. Ab diesem Zeitpunkt scheitert man in vielen Qualifikationen an Pech und unzureichenden Mitteln. Die rot-weiß-rote Spielkultur geht langsam den Bach hinunter. Die Teilnahme an den Endrunden 1966 und 1970 sind für die einst so gute Fußballnation unerreichbar. Für Friedl Koncilia ist die deutsche Mannschaft von 1973 mindestens eine Klasse besser als ihr österreichisches Gegenüber. Nach dem WM-Sieg können die ÖFB-Kicker dem Nachbarn nur zweimal ein Rémis abringen, die restlichen Partien werden verloren.
In den 70ern verfestigt sich das Duell zu einem Bruderkampf der besonderen Art: Deutschland ist der Große, der den Kleinen nicht einmal ernst nimmt, weil er ihm in allen Belangen überlegen ist. „Man muss sagen, dass es sich gerade über die Medien gut verkauft: Man mag die Deutschen nicht, der große Bruder, oder man will ihnen eines auswischen, die schauen auf uns herab usw.“, betet Herbert Prohaska das Spektrum der Gefühle herunter. Dementsprechend selten kommt es zu sportlich-attraktiven Matches, die von Bedeutung sind. Auch bei der WM ‘78 in Argentinien ist Österreich längst ausgeschieden, als das legendäre Spiel in Cordoba angepfiffen wird. Die Deutschen haben bis zu diesem Zeitpunkt selbst keine glorreiche Endrunde gespielt und gegen Italien und Holland nur zwei Unentschieden erreicht. Trotzdem kann man mit einem Sieg gegen die Alpenrepublik das Spiel um Platz 3 aus eigener Kraft erreichen oder – bei einem Rémis zwischen den Niederlanden und Italien – sogar noch aufsteigen. „Die putzen wir 5:0, 6:0.“, tönt Berti Vogts. Die berühmteste Boulevard-Zeitung Deutschlands kündigt gar einen 11:0-Sieg an. Das ist respektlos, denn mit Prohaska, Pezzey und Krankl spielen tatsächlich Spieler im AUT-Team deren individuelle Klasse über die ihrer deutschen Kollegen auf derselben Position zu stellen ist. Auf dem Platz kommen Gehässigkeit nicht zu kurz: Abramczik verrät Prohaska beispielsweise in provakantem Ton, welche Prämie der Fußballbund für den dritten Platz in Aussicht gestellt hat. Deutschland geht früh in Führung, ehe Walter Schachner Vogts ein Eigentor aufdrängt. Der spätere Held von Cordoba hat sich in der ersten Stunde der Partie kaum sehen lassen. Dann zeigt er mit einem Volleyschuss ins Kreuzeck seine Klasse. Die erneute Egalisierung dieses schönen Schusses frustrierte das Team aber, einzig der Schütze bleibt ruhig. In der 88. Minute schießt er dann das Tor-Toar-Toaar-I-wer-narrisch!. Die (Schaden)freude der Österreicher kennt jetzt keine Grenzen. Die Spieler feiern bis in den Morgen, als wären sie Weltmeister geworden. Koncilia ist sich sicher, dass eine derartige Leistungssteigerung nur gegen Deutschland möglich gewesen ist. Noch Fragen zur Bedeutung dieser Bruderduelle? Der Goldtorschütze tut sich bei den Interviews besonders hervor und hinterfragt vor laufenden Kameras Manfred Kaltz Verteidigerkünste. „Wir sind glücklich ihnen das Maul gestopft zu haben.“ Die angesprochene Boulevard-Zeitung veröffentlicht daraufhin die Wiener Privatnummer des Barça-Legionärs. Der Goleador nimmt‘s mit Humor: „Der Grundtenor [der Anrufer aus Deutschland, Anmerkung] war: Danke, dass sie zwei Tore geschossen haben.“ Tatsächlich geben sich die Nachbarn aus dem Norden fair: Krankls Volleytreffer wird von den ARD-Zuschauern zum „Tor des Monats“ gekürt. In der Endtabelle belegt Deutschland den fünften und Österreich den siebenten Platz. Auf dem Papier spielen die beiden Mannschaften also in derselben Sphäre. Allerdings nur auf dem Papier, denn die Deutschen stecken mitten in einem Generationenwechsel. Knapp zwei Jahre später besiegt eine neu zusammengewürfelte Truppe Österreich in München mit 1:0. Dieselbe Mannschaft wird kurz danach Europameister.
Täglich grüßt das Murmeltier
Auch die Quali-Spiele für die WM in Spanien kann Deutschland für sich entscheiden. Bei der Endrunde befindet man sich wieder in einer Gruppe. „Das war dann schon ein bisserl zu viel.“, bringt es Schneckerl auf den Punkt. Die DFB-Kicker erleiden eine peinliche Niederlage gegen Algerien. „Die [DFB-Spieler, Anmerkung] lachen mich doch aus, wenn ich ihnen einen Film über die Algerier vorführe.“, hatte der Teamchef Derwall zuvor gesagt und die Rechnung für diese mangelnde Vorbereitung präsentiert bekommen. Hochmut kommt eben vor dem Fall. Die letzten Gruppenspiele werden zeitversetzt angesetzt: Algerien gewinnt mit 3:2 und somit ist klar, dass sich Österreich eine Niederlage mit zwei Toren leisten kann und trotzdem gemeinsam mit Deutschland aufsteigen würde. Koncilia gibt zu, dass es damals Kaderspieler gegeben hat, die daraufhin mit ihren deutschen Kollegen Kontakt aufgenommen haben: „Mehr will ich dazu nicht sagen.“ Prohaska behauptet nichts von Absprachen gehört zu haben: „Primär stand für uns die Qualifikation im Mittelpunkt.“ Selbst für die Medien ist die pole position der Österreicher ungewohnt: Sie schreiben, dass nun Goliath vor David zittert. Bis zum 1:0 durch Horst Hrubesch spielen die Teams ordentlichen Fußball. Nachdem die Fronten jedoch klar sind, schiebt man sich den Ball nur mehr zu. „Der Skandal von Gijón“ ist etwas auf das man bis heute nicht stolz sein kann. Trainer und Spieler haben damals zwar keinen Nichtangriffspakt geschlossen, sie einigten sich jedoch non verbal auf eine Scheinpartie.
Hans Krankl behauptet, dass die Österreicher körperlich stark geschwächt und deshalb froh waren, als ihnen die Deutschen nicht mehr zusetzten. Aus diesen Gründen ist für Österreich in der nächsten Runde gegen Frankreich Endstation. Trainer Felix Latzke hatte die Spieler überbeansprucht. Die Stimmung verschlechterte sich außerdem, als sich mit Jara und Pezzey zwei Leistungsträger verletzten. Die Salzburger Nachrichten sprechen von Betrug an 43.000 Zuschauern und den Algeriern, das anwesende Publikum pfeift die Stehkicker aus. Der Einzige, der ackert ist, Schachner, der vorne um jeden Ball kämpfte. Dank ihm macht auch Kaiserslautern-Legende Hans-Peter Briegel Bewegung und schnauft: „Mensch Junge, lauf nicht so, sonst hau‘ ich dir eine rein!“ Die Weltpresse ist sauer: „Schämt euch!“ Deutschland wird schließlich Vize-Weltmeister.
In der Qualifikation für die EM 1984 ringt Österreich dem großen Bruder ein 0:0 in Wien ab. In Gelsenkirchen muss man sich chancenlos mit 3:0 geschlagen geben. Den letzten Sieg feiert die ÖFB-Elf 1986 bei einem Freundschaftsspiel mit 4:1. Doch dieser Prestigeerfolg, der nur vier Monate nachdem die Deutschen das WM-Finale in Mexiko-City knapp verloren hatte, zustandekommt, ist heut fast vergessen. Peinliche Niederlagen, wie das 5:1 1994 oder das 6:2 2002 untermauern Österreichs Status. Deutschland kämpft sich immer wieder aus seinen Tiefs und spielt seit 2006 großteils konstant. Sportliche Brisanz haben die Duelle längst verloren. Die große Rivalität speist sich einseitig aus dem Bedürfnis der Österreicher dem großen Bruder mit Nadelstichen wehzutun. Die jüngere Vergangenheit hat gezeigt, dass die individuelle Klasse der Deutschen oder taktische Maßnahmen selbst einer aufopferungsvoll kämpfenden rot-weiß-roten Elf – wie bei der Heim-EM 2008 – überlegen waren. Auch – aber nicht nur – aufgrund seiner Population ist Deutschland seinem einstigen Lehrmeister lange davongezogen. Das Bruderduell ist ein Kampf mit ungleichen Vorzeichen.
Marie Samstag, abseits.at
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