Co-Trainer Fritz Schmid nimmt Abschied vom ÖFB | Der Mann hinter den Kulissen und seine Suche nach Herausforderungen
Nationalteam 9.November.2013 Niki Riss 0
Seit gestern ist klar, dass das Nationalteam seinen Trainerstab nicht zur Gänze halten kann. Nach zwei Jahren verlässt Co-Trainer Fritz Schmid den ÖFB. Das Bedürfnis des Schweizers seine eigenen Projekte zu realisieren war zu hoch, die Verlockung des Tagesgeschäfts zu reizvoll. Doch wer war der Mann an der Seite von Marcel Koller, und wie sehr wird er dem Nationalteam in der kommenden EM-Qualifikation fehlen?
Fritz Schmid lässt sich als bunte Persönlichkeit charakterisieren. In seiner Berufslaufbahn war der 54-Jährige bereits in etlichen Bereichen tätig, egal ob als Trainer, Lehrer, Journalist oder Autor – der Schweizer kann ein gewaltiges Sammelsurium an Erfahrungen vorweisen. Dennoch stand bei seinen Beschäftigungen und Projekten immer der Fußball im Mittelpunkt, und genau das machte ihn für Marcel Koller wohl so interessant. Obwohl sich die Eidgenossen seit 30 Jahren kennen und schätzen, hatten sie vor ihrer Beschäftigung beim ÖFB nie zuvor zusammengearbeitet.
Ein Allrounder für den Fußball
Die erste Auffälligkeit bei Schmid ist ein Widerspruch zur allgemeinen österreichischen Fußballphilosophie im professionellen Bereich. Zwar arbeitet der Zürcher seit 1981 als Trainer, war aber kein einziges Mal als Spieler im Profifußball aktiv. Dadurch war es ihm möglich, sich im Laufe seiner Karriere ein breites Allgemeinwissen anzueignen, welches seinen Stil maßgeblich beeinflussen sollte. Neben Studien in Sportwissenschaften, Germanistik, Anglistik, Journalismus und Public Relations beherrscht Schmid fünf Sprachen und kann mit der UEFA-Pro Lizenz die höchst mögliche Trainerausbildung vorweisen.
Abseits seiner fußballerischen Karriere versuchte sich der verheiratete Familienvater in mehreren Berufen. Der Sport-Allrounder lehrte mehrere Jahre Leibesübungen, Schwimmen und Skifahren an verschiedensten Schulen und Instituten. Wovon er für die Zukunft allerdings am meisten profitiert haben wird, ist seine Tätigkeit bei den Medien. Bei der Schweizer Sportnachrichten-Agentur war Schmid als Journalist verantwortlich für Großereignisse rund um den Fußball, und lernte so die Mechanismen der Branche kennen.
Die Berufserfahrung, den Sport sechs Jahre lang von der berichterstattenden Perspektive aus zu betrachten, ist unschätzbar groß. Es ist gut vorstellbar, dass Marcel Koller im Austausch mit seinem Co-Trainer von seiner Professionalität und Medienkenntnis profitiert hat. Das Verhalten des Teamchefs gegenüber Journalisten und Vertretern der schreibenden Zunft, sowie die Behandlung kritischer Situationen à la Paul Scharner, ist trotz anfänglichen Gegenwinds jedenfalls immer vorbildlich gewesen.
Vor seiner Anstellung beim ÖFB war Schmid sieben Jahre als Assistenztrainer beim FC Basel tätig. Bis 2009 holte er mit den Rot-Blauen vier Meisterschaften, vier Cuptitel und erreichte zweimal die UEFA-Champions League. Außerdem bildete er für FIFA und UEFA Trainer aus. Das Angebot von Marcel Koller kam Schmid wohl sehr entgegen, denn nie zuvor hatte er für eine Nationalauswahl gearbeitet – ein weiterer Abschnitt in seinem umfangreichen Lebenslauf.
Tätigkeit beim ÖFB
Mit Fritz Schmid hatte sich der Teamchef eine perfekte Ergänzung an Bord geholt. Die Eidgenossen unterscheiden sich in ihren Charakterzügen nicht wesentlich voneinander, denn beide sind akribische und besonnene Arbeiter. Deshalb fungierte der Co-Trainer im Laufe seiner Dienstzeit im Grunde als klassische rechte Hand von Koller. Während der trainingsfreien Monate wurde er hauptsächlich in der Analyse kommender Gegner und im Scouting eingesetzt. So hielt er sich zur Beobachtung potenzieller Team-Kandidaten und Legionäre in den Stadien Europas auf, fungierte im weiteren Verlauf auch als Vertrauensperson der Spieler und hielt den Kontakt zu den Vereinen aufrecht.
In den Trainingslagern war er verantwortlich für die Koordination der sportmedizinischen und leistungsdiagnostischen Begleitung. Dabei profitierte er vor allem von seiner Zeit als Konditionstrainer bei Tottenham Hotspur, FC Zürich und Grasshopper Club Zürich. Marcel Koller schätzte besonders seine analytischen Fähigkeiten und den professionellen Umgang mit seinem Beruf, der bezeichnend für die Entwicklung der Philosophie im Nationalteam steht. Auch in der Führungsriege des österreichischen Fußballbundes erkannte man die Kompetenzen von Schmid, so wurde er in der hiesigen Trainerausbildung als Referent eingesetzt.
Gründe für den Abschied
Seit 2010 betreibt der Geschäftsmann Schmid, parallel zu seiner Tätigkeit beim ÖFB, das Unternehmen PureCoaching, mit dem er moderne Dienstleistungen für Sport und speziell Fußball anbietet. Damit unterstützt er Spieler und Trainer in ihrer Karriereplanung, hilft bei der Persönlichkeitsentwicklung und der Optimierung von Vereinsstrukturen. Ein erfolgsversprechendes Modell, welches allerdings sehr zeitaufwändig ist, und sicherlich auch einer der Hauptgründe für seinen Abschied ist.
Außerdem reist er seit 1994 für die FIFA und die UEFA für Trainer- und Sozialprojekte rund um den Globus. Eine Aufgabe, die mit sehr großem Einsatz verbunden ist, da sie ihn seitdem an Orte wie Kirgisistan, Malaysia, Sri Lanka, Kambodscha, Usbekistan, Sudan, Singapur oder Ghana geführt hat.
Schmid, der nach eigenen Angaben das Rampenlicht nicht scheut, sucht aber auch fortwährend nach neuen Herausforderungen, was ihn nach langjähriger Berufserfahrung endlich in eine Chefposition befördern könnte. Das Potenzial ist ohne jeden Zweifel vorhanden, und die Entwicklung des Nationalteams während der letzten WM-Qualifikation eine weitere, ernstzunehmende Referenz. Marcel Koller verlor nicht nur einen fähigen Co-Trainer, sondern auch einen seiner engsten Vertrauten. Es muss davon ausgegangen werden, dass der Einfluss Schmids im Trainerstab des Nationalteams auf Dauer eine Lücke hinterlassen wird. Der ÖFB will die Position vorerst jedenfalls nicht nachbesetzen.
Schmids Abschied im Wortlaut
„Mir war zu Beginn meiner Arbeit beim ÖFB bewusst, dass ich durch dieses Engagement andere Projekte in meinem Tätigkeitsbereich zurückstellen muss. Ich bin aber letztlich zum Entschluss gekommen, dass ich als Assistenztrainer meine gesamte Kapazität und meine Ressourcen nicht 100%ig ausschöpfen kann. Diese Entscheidung ist mir sehr schwer gefallen, da ich – so wie der Teamchef – auch der Meinung bin, dass das Projekt noch nicht abgeschlossen ist. Zudem habe ich die gemeinsame Arbeit mit den Spielern und dem Betreuerstab enorm geschätzt und von meiner Seite einiges in den Aufbau des Teams investiert. Das macht den Abschied umso schwerer.“
Niki Riss, www.abseits.at
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