Damals ein beliebteres Ziel als heute: ÖFB-Legionäre in Italien
Nationalteam 10.Mai.2015 Andreas Prentner 0
Die österreichischen Fußballexporte steigen Jahr für Jahr. Das gesamte Stammpersonal der österreichischen Nationalmannschaft besteht aus Legionären. Ein beliebtes Land neben Deutschland, England oder Spanien ist bzw. war Italien. In der Serie A waren und sind einige Österreicher beschäftigt und durchlebten dort teilweise große Zeiten. Die folgenden elf Spieler haben zwei Dinge gemeinsam: Sie waren oder sind österreichische Nationalspieler und waren oder sind bei einem italienischen Verein unter Vertrag. Nach Positionen ergibt dies folgende „Aufstellung“:
Tor
Michael Konsel: Der „Panther von Hütteldorf“ wechselte im Jahr 1997 von Rapid Wien zum Serie-A-Spitzenclub AS Roma. Gleich in seiner ersten Saison wurde er mit dem Hauptstadtclub Vierter in der Liga und absolvierte 29 Spiele. Außerdem wurde er in dieser Saison zum besten Torhüter Italiens gewählt. Nach zwei Saisonen bei der Roma und insgesamt 40 Spielen machten ihm einige Verletzungen schwer zu schaffen. In der Saison 1999/2000 wechselte er ligaintern zu AC Venezia und kam beim toskanischen Club noch 15-mal zum Einsatz. Der Publikumsliebling kann insgesamt 56 Spiele auf italienischem Boden für sich verbuchen.
Alexander Manninger: Bei insgesamt fünf verschiedenen italienischen Vereine fand der nach wie vor aktive Torhüter des FC Augsburgs einen Platz im Kader. Zum Einsatz in der Liga kam er jedoch „nur“ bei vier, da er beim FC Bologna nur im Cup eingesetzt wurde. Insgesamt verbrachte Alexander Manninger neuneinhalb Jahre im Weltmeisterland von 2006 und absolvierte dabei 137 Spiele in der Liga für Juventus Turin (27), AC Siena (83), AC Fiorentina (24) und den FC Torino (3). Aufgrund von Einsätzen in Champions League, Europa League und Coppa Italia hat der mittlerweile 37-Jährige insgesamt 165 Partien für italienische Mannschaften auf der Haben-Seite. Der gebürtige Salzburger wird in einem Monat 36 Jahre alt und hat seinen Vertrag beim FC Augsburg noch einmal um Jahr bis zum Ende der Spielzeit 2015/16 verlängert.
Abwehr
György Garics: Der Abwehrspieler wechselte im Sommer 2006 nach Italien und ist im Moment bei seinem dritten italienischen Arbeitgeber beschäftigt. Nach Stationen beim SSC Neapel und Atalanta Bergamo verdient der gebürtige Ungar sein Geld nun beim FC Bologna. In seiner ersten Saison in Neapel absolvierte Garics 26 Spiele und erzielte dabei ein Tor. Daraufhin folgten zwei Saisonen bei Atalanta, wo 65 Ligaeinsätze (ein Tor) zu Buche stehen. In der Saison 2010/11 wechselte der Nationalspieler nochmals ligaintern zum FC Bologna. Nach vier Saisonen mit 94 Partien in Italiens höchster Spielklasse kam der sportliche Abstieg für den Club. Nach durchwachsenen Leistungen in der Vorsaison schaffte der Traditionsverein den Klassenerhalt nicht und musste den Gang in die Serie B antreten. György Garics blieb dem Club aber treu und absolvierte in dieser Saison acht Ligaspiele. Inklusive Cup, Serie-B-Partien mit Neapel und Bologna, sowie allen Serie-A-Partien hat der rechte Verteidiger bis heute 217-mal ein italienisches Trikot getragen.
Michael Hatz: Nach Michael Konsel und György Garics gibt es noch einen Spieler, der den Sprung von Rapid Wien nach Italien gewagt hat. Der neunfache ÖFB-Teamspieler wechselte 1996 zum Serie-A-Club AC Reggiana. In der Saison 1996/97 lief Hatz 27-mal für Reggiana auf, ehe man am 34. Spieltag plötzlich am Tabellenende zu finden war und ebenfalls in die Serie B abstieg. Im Gegensatz zu Garics, blieb Hatz dem Club aber nicht treu sondern wechselte zur US Lecce, wo er aber nur zwei Spiele absolvierte, ehe er nach Hütteldorf zurückkehrte.
Mittelfeld
Markus Schopp: Nach den goldenen Zeiten von Sturm Graz wechselte der heute 41-Jährige zu Brescia Calcio und blieb dem Verein insgesamt vier Saisonen erhalten. Die erfolgreichste Saison hatte der Offensivspieler in der Saison 2002/03. In dieser Spielzeit wurde erreichte der Club den neunten Rang in der Liga. Nachdem auch Brescia Calcio zwei Saisonen später den Gang in die Serie B antreten musste, verließ auch Schopp das sinkende Schiff in Richtung Red Bull Salzburg. Für den italienischen Club kann Schopp 80 Ligaspiele und sechs Coppa-Italia-Einsätze vorweisen (sechs Tore).
Herbert Prohaska: Der wohl erfolgreichste Österreicher auf italienischem Boden war Herbert Prohaska. Der ehemalige Mittelfeldstratege verbrachte insgesamt drei Saisonen bei zwei verschiedenen Clubs, nämlich AS Roma und Inter Mailand. Gleich in seiner zweiten Saison (1981/82) gewann der heutige ORF-Analyst den italienischen Cup im Finale gegen den FC Torino und wechselte anschließend zur Roma. Beim Hauptstadtclub gelang der große Coup. Prohaska wurde mit seiner Mannschaft Meister und kehrte anschließend nach Österreich zurück. Insgesamt hat der ehemalige Weltklasse-Fußballer 82 Spiele in der italienischen Serie A auf dem Buckel und erzielte dabei elf Tore.
Jürgen Säumel: Ein weiterer, noch aktiver Profispieler der in Italien unterwegs war ist Jürgen Säumel. Wie Markus Schopp, wechselte auch er direkt von Sturm Graz gen Süden. Gleich in seiner ersten Saison in den Jahren 2008/09 kam er beim FC Torino 19-mal zum Einsatz und erzielte dabei zwei Tore. Gemeinsam mit Reggina Calcio und US Lecce schaffte Torino aber ebenfalls den Klassenerhalt nicht. Säumel ging mit dem Club in die Serie B und streifte das Torino-Trikot in der darauffolgenden Spielzeit noch elf Mal über, ehe er zu Brescia Calcio wechselte und für die ehemalige Mannschaft von Markus Schopp noch zwölf Spiele absolvierte. In allen Bewerben konnte der Mittelfeldspieler 32 Spiele für Torino (zwei Tore, eine Vorlage) und zwölf für Brescia austragen.
Angriff
Marko Arnautović: Einer der schon in sehr jungen Jahren den Schritt ins Ausland wagte, ist bekanntermaßen Marko Arnautović. Mit nur 17 Jahren spielte er schon beim FC Twente in den Niederlanden und drei Jahre später wurde er zu Inter Mailand verliehen. Unter Josè Mourinho und dem großen Starensemble der Nerazzurri bekam der junge Österreicher keine Chance sich durchzusetzen. Lediglich drei Einsätze in der Serie A stehen zu Buche. Auch beim Gewinn der Champions League von Inter Mailand im Jahr 2010 stand Arnautović nicht im Kader.
Toni Polster: Nach sehr erfolgreichen Zeiten bei der Wiener Austria, entschied sich auch der ehemalige Kapitän der Nationalmannschaft, Toni Polster, für den Schritt nach Italien. Der Angreifer wurde vom FC Torino verpflichtet, blieb allerdings nur ein Jahr. Der heute 51-Jährige erzielte in der Spielzeit von 1987/88 neun Tore in 27 Spielen, ehe er zum FC Sevilla wechselte. Auch im italienischen Cup kam er zwei Mal zum Einsatz. Torino schloss die Saison auf Rang sieben ab.
Erwin Hoffer: Für „Jimmy“ Hoffer war nach drei Jahren in Wien-Hütteldorf ebenfalls der Weg nach Italien geebnet. Der Spitzenclub SSC Neapel verpflichtete den damals 21-Jährigen, der jedoch nie richtig zum Zug kam. Nachdem er mehrere Male weiterverliehen wurde, wurde er von Fortuna Düsseldorf verpflichtet, wo sein Vertrag allerdings mit Ende der Spielzeit nicht verlängert wird. Für Napoli hat der Mittelstürmer insgesamt acht Spiele in der Liga (ein Tor), sowie drei Einsätze im Cup vorzuweisen.
Walter Schachner: Insgesamt verbrachte „Schoko“ Schachner sechs Jahre im italienischen Profi-Betrieb. Im Sommer 1981 wechselte er zum AC Cesena und kam in seiner ersten Saison gleich auf neun Tore in 28 Spielen. Auch die zweite Saison verlief mit acht Toren in 30 Spielen nicht schlecht, doch aufgrund des sportlichen Abstiegs wechselte er zum FC Torino. Für den Stadtrivalen von Juventus wurde Schachner 85-mal eingesetzt und bedankte sich mit 18 Toren. In der Saison 1984/85 erreichte die Elf sogar den zweiten Platz der Tabelle hinter Hellas Verona. Im Jahr 1986 schloss sich der ehemalige Nationalspieler US Avellino an und nach zwei Saisonen mit 13 Toren in 48 Spielen war das Abenteuer Italien beendet. Insgesamt darf Walter Schachner auf 191 Spiele in der italienischen Serie A und 48 Tore durchaus stolz sein.
Bis heute streiften also insgesamt elf aktive oder ehemalige Nationalspieler das Trikot eines italienischen Clubs über. Sehr beliebt war das Land bei den Spielern der Wiener Großklubs. Mit Walter Schachner, Toni Polster und Herbert Prohaska wechselten drei ehemalige Profis der Wiener Austria zu einem italienischen Verein. Michael Konsel, György Garics, Michael Hatz und Erwin Hoffer wurden direkt von Rapid Wien zu einem Serie-A-Club transferiert. Fakt ist, dass wohl nicht alle Spieler den gewünschten Effekt erzielen konnten, beziehungsweise einen drohenden Abstieg verhindern. Mit Ausnahme von György Garics und Jürgen Säumel, blieben die übrigen „Absteiger“ Michael Hatz, Markus Schopp und Walter Schachner ihren Clubs übrigens nicht treu. Von den 1980ern bis in die 2000er war das Weltmeisterland Italien also eine beliebte Anlaufstelle für österreichische Fußballer. Heute ist Deutschland die unumstrittene Nummer eins für österreichische Legionäre. Dies liegt sicher auch an den generellen Problemen der italienischen Liga. Seit der Weltmeisterschaft 1990 im eigenen Land wurde an der Infrastruktur viel zu wenig getan. Die Stadien sind weitgehend veraltet und es fehlt auch das Geld für grundlegende Erneuerungen. Zudem kommen noch Probleme wie Korruption und Rassismus dazu. Immer wieder werden Spielmanipulationen oder fremdenfeindliche Angriffe auf Spieler bekannt und dies schreckt natürlich viele Kicker vor einem Wechsel ab. Sollte der Stiefelstaat diese Probleme nicht in den Griff bekommen wird sich der Trend, dass Legionäre andere Top-Ligen präferieren, nicht ändern.
Andreas Prentner, abseits.at
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