Die Diskussionsrunde auf ServusTV beim „Sport und Talk im Hangar 7“ setzt sich aus den zwei Red-Bull-Trainern Ricardo Moniz und Peter Pacult, Wiener Neustadt-Trainer... Die anderen sind schuld! – Diskussionsrunde Nummer zwei zum Thema "Trainer", diesmal auf ServusTV

Die Diskussionsrunde auf ServusTV beim „Sport und Talk im Hangar 7“ setzt sich aus den zwei Red-Bull-Trainern Ricardo Moniz und Peter Pacult, Wiener Neustadt-Trainer Peter Stöger und Toni Huemer von der Sportwoche zusammen. Das Thema heißt „Hat Österreich im Vergleich zu Deutschland die schlechteren Trainer?“ abseits.at hat die wichtigsten Aussagen zusammengefasst, bewertet und mit dem Talk am Freitag zur Bestellung von Marcel Koller als Teamchef zusammengefasst.

Anfangsrunde: Peter Stöger wurde umgehend auf die Trainerausbildung angesprochen. Diese hatte er in der letzten Woche bezweifelt, will wissen, ob diese tatsächlich so toll ist, wie der ÖFB suggerieren will. Ricardo Moniz warf ein, dass die Trainer nur so gut sind, wie die Spieler, die ihnen zur Verfügung stehen. Marcel Koller soll laut dem Salzburgcoach, beide arbeiteten bei Grasshoppers Club zusammen, eine „langfristige Inspiration“ für den österreichischen Fußball sein. Leipzig-Trainer Peter Pacult bezeichnete die kolportierten Namen als „Kabarett“. Hauptargument war, dass Österreich laut der Aussage von Günther Netzer fußballerisch uninteressant ist. „Marcel Koller ist 2 Zentimeter kleiner als Leopold Windter“, diese Aussage löst Gelächter und Applaus aus. Einig waren sich alle drei Trainer, dass der Schweizer sehr gut zum ÖFB passt. Den Abschluss der Anfangsstatements gehörte Toni Huemer, der in den Chor des Lobens einstimmte. Wer sich nun ob der Aussagen ein bisschen wundert, tut dies zu Recht.

Wieder platte Ansagen

Pacult unterbrach Huemer und bemäkelte dann doch die Entscheidung, dass es Koller wurde. Auch Stöger räumte dann ein, dass er es „schade“ fände, keinen Österreicher genommen zu haben. Daraufhin merkte Moniz an, die modernen Trainer wären mehr Manager als Coach, müssten darüber hinaus auch „personal trainer“ sein. Die Professionalisierung bringe mit sich, dass der Cheftrainer nicht nur Hütchen aufstellen muss, sondern dafür ein Team hat, das sich darum kümmert. Warum Holland so erfolgreich wurde, beantwortete er mit den Worten „Ernst Happel“. Der Leipzig-Trainer kritisierte daraufhin „dieses“ moderne Trainertum, da er mit den Spielern anders arbeiten müsse, und die Medien mühsam wären. Letztendlich sei es der Erfolg, der den Coach zu einem guten oder schlechten machen würde. Stöger meinte, es gäbe schließlich zu viele Schubladen, in die Trainer gesteckt werden würden. Dass die Anforderungen so umfassend sind, dass ein Übungsleiter im Laufe der Saison alle Aspekte des Trainertums gebraucht werden würde.

Ausbildungsstruktur

Die Grundlage des nächsten Teils der Diskussion war eine Frage eines Facebook-Users. Dieser merkte an, dass die Trainerausbildung bisher Ex-Spieler bevorzugte und die Tuchels und Klopps, die als Spieler nicht übermäßig erfolgreich waren, verhindere. Die Gleichung „guter Spieler = guter Trainer“ stimme nicht, Beispiele gibt es in der Weltmeistermannschaft der Deutschen 1990 zur Genüge, so Moderator Rudi Brückner. Laut Huemer passe sich Österreich schlicht an einen internationalen Trend an, dass Trainer keine guten Kicker gewesen sein müssen. Peter Pacult spielte den Ball den Präsidenten und Funktionären zu: „Welcher Präsident nimmt einen, der keinen Namen hatte?“ Ein Besitzer des LKW-Führerscheins würde auch nicht sofort 40-Tonner fahren dürfen, hieß es weiter. Wieder kam die Sprache auf die Spartentrainer zu sprechen. Diese seien laut Moniz und Stöger das Rückgrat des Trainerstabs. Und abermals schaltete sich der Ex-Rapid-Coach ein und meinte, viele nehmen sich zu wichtig. „Die Wahrheit liegt auf dem Platz“. Moniz assistierte ihm, „als Trainer musst du das Umfeld schaffen“, den Spielern Selbstvertrauen geben.

Die „gute, alte Zeit“

Den Spielern werde der Instinkt geraubt, dessen waren sich Moniz und Pacult in der Folge einig. Taktik, so Letzterer „lernen die Kinder eh von klein auf“. Die Diskussion sollte sich dann dem Aspekt des Verbindens von Nachwuchsnationalteams und A-Nationalmannschaft zuwenden. Aber es kam anders. Toni Huemer merkte an, dass Gludovatz und Foda sehr starke Trainerpersönlichkeiten wären, mit einem Willi Ruttensteiner nicht zusammenarbeiten könnten. Nach einer weiteren Medienkritik vonseiten Pacults, stellte dieser fest, dass Koller keine Seilschaften vor allem mit den Zeitungen hätte, wie Foda mit der Kleinen Zeitung oder Constantini mit der Tiroler Tageszeitung. Danach bemängelte er des Weiteren die Sinnlosigkeit eine Vernetzung von Nachwuchsteams und erster Mannschaft, da diese ohnehin „sich nur einmal im Monat treffen“. Pacult kokettierte mit seinen Aussagen immer wieder mit der „guten, alten Zeit“. Wie eine Vernetzung jetzt aussehen sollte, wollte keiner so richtig beantworten.

Ein Nachwuchstrainer als Teamchef?

Die Schlussfrage beantwortete Stöger so, dass die einzelnen Spieler zunächst gut ausgebildet werden müssen, bevor Systeme eingeübt werden müssen. Moniz forderte genau diese individuelle Ballbeherrschung ein, meinte, dies müsse schon den Knirpsen vermittelt. Dass das Kreieren von Chancen wichtig ist, darüber waren sich alle einig. Die Trainer könnten durchaus auch wie Spieler aufgebaut werden, wie etwa Slomka oder Tuchel. Für einen Herzog allerdings könne es bereits zu spät sein.

Viel Lärm um nichts

Auch die zweite Diskussionsrunde innerhalb von vier Tagen zum Thema „Marcel Koller“ brachte kaum Neues. Peter Pacult nützte die Sendezeit für ein Lamento über die böse, moderne Zeit, Ricardo Moniz assistierte ihm. Journalist Toni Huemer schaffte es, sich Pacults Zorn zuzuziehen und Peter Stöger war der einzige, der wirklich einige Aussagen tätigte, die Widerhall finden könnten. Im Grunde genommen war die Diskussion dieselbe, wie sie schon am Freitag im ORF geführt wurde, nur ohne leicht gesprochene Falschaussagen. Der Blickwinkel war jedoch diesmal, dass die Cheftrainer eigentlich eh nichts dafür könnten, wenn die Spieler schlecht ausgebildet zu ihnen kommen und das eigentlich „eh alles“ wurscht sei, solange die Ergebnisse stimmen. Unter dieser Prämisse hätte auch ein Andi Herzog Nationaltrainer werden können. Am Freitag war es noch nur der Umstand gewesen, dass Koller kein Österreicher ist.

Auffälligkeit

Rudi Brückner räumte Pacult und Moniz darüber hinaus sehr viel Redezeit ein. Die Red-Bull-Trainer durften ihre Ansichten und persönlichen Erfolge lang und breit erklären, während die eigentliche Frage nach der Qualität der Trainerausbildung weitgehend unbeantwortet blieb. Warum keine als Spieler erfolglosen Trainer eingeladen wurden, weiß auch niemand. Martin Scherb hätte es sicherlich von St. Pölten nach Salzburg geschafft. Das illustriert auch das Problem: In der Bundesliga findet sich mit Franz Lederer nur ein Trainer, der quasi aus dem eigenen Nachwuchs kam. Dieser Umstand soll die Leistung der Anderen keineswegs schmälern, illustriert aber das Problem, welches Pacult dann doch richtigerweise angesprochen hatte: Kaum ein Präsident traut sich, einen unbekannten Mann als Trainer zu nehmen.

Nach zwei Talkrunden zum Thema „Trainer“ kann eines festgehalten werden: Österreich hat ein Kopfproblem. Es wird geglaubt, dass verdiente Teamspieler gleichzeitig gute Trainer sein müssen und, dass die Spieler viel mehr Verantwortung tragen müssen. Kurz gesagt: Man lebt im Gestern. Die Verantwortung wird weggeschoben, auf „die Präsidenten“, „die Spieler“, „die EU“, „den Bosman“. Keiner der Trainer wollte selbst daran schuld sein. Möglicherweise ist es genau diese Einstellung, die Österreich im Fußball hinter vergleichbare Länder wie Belgien oder die Schweiz zurückwirft. Darf man Gregoritsch, Moniz, Pacult und Stöger Glauben schenken – und diese trainieren und trainierten in den letzten Jahren Bundesligaclubs – so ist das ganze Umfeld schuld. Nur nicht man selbst.

Georg Sander, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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