Nach den Qualifikationsspielen gegen Belgien und die Türkei herrschte im Lager des österreichischen Nationalteams Katzenjammer. Doch nach der bitteren 1:2-Niederlage gegen Deutschland machte sich ganz plötzlich wieder eine Aufbruchstimmung breit. Dabei gibt es rein statistisch keine Gründe stolz zu sein.
Klassische Fußballersprüche: „Einer Niederlage kann man immer etwas Positives abgewinnen“ und „Wenn man ’so‘ kämpft, darf man auch mal verlieren“. Als Äquivalent dazu, ein altes fernöstliches Sprichwort: „Mache so viele Fehler wie möglich, aber mache keinen zweimal.“ Klar darf man auf die Leistung gegen Deutschland stolz sein und natürlich „darf“ man „so“ verlieren, aber nichts desto trotz muss nach dieser fast schon romantischen Niederlage wieder das her, was im Fußball als Einziges zählt: Punkte.
LÄNGSTE SCHLAPPENSERIE SEIT 1967
Österreichs Nationalteam wurde durch die Niederlage gegen Deutschland in die längste Niederlagenserie seit 1967 katapultiert. Fünf Spiele in Folge holte Österreich keinen einzigen Punkt. Seit dem letzten Sieg des ÖFB-Teams am 8.Oktober 2010 gegen Aserbaidschan (3:0) setzte es fünf Niederlagen gegen Griechenland, Holland, Belgien, die Türkei und Deutschland. Drei Niederlagen davon machten die ohnehin geringe Chance auf eine EM-Qualifikation bereits frühzeitig endgültig zunichte. Eine traurige Gewissheit, an der auch ein Sieg über Lettland am Dienstag in Graz nicht rütteln wird.
AUSSERHALB WIENS UNBEZWINGBAR
Apropos Graz: Eine interessante Statistik besagt, dass Österreich in EM- oder WM-Qualifikationsspielen nur 16mal außerhalb Wiens spielte. Diese 16 Spiele wurden gewonnen, mit einem Torverhältnis von 67:5. Zwar waren in diesen 16 Spielen nicht immer Spitzenteams zu Gast in der österreichischen Provinz, doch die Statistik lässt sich sehen.
16 JAHRE – VORZEICHEN ÄNDERN SICH
Apropos Spitzenteams: Peter Stöger meinte in einem Kurier-Interview, dass gegen Lettland „wir die Deutschen sind“. Auch das ist heute nicht mehr der Fall. 1995 spielte Österreich ein EM-Qualifikationsspiel gegen Lettland und die lethargisch-arroganten Kommentare von Robert Seeger und Co-Kommentator Otto Baric sind einigen vielleicht noch in Erinnerung. Österreich gewann das Spiel mit 5:0, die Tore wurden von den Kommentatoren nicht einmal erwähnt. Man ließ den Zuseher mit dem Bild alleine und kommentierte Sekunden später ohne Gefühlsregung die Entstehungsgeschichte. Ein leises „Jawoll!“ war das Einzige, was Seeger nach Polsters schönem Freistoß zum 5:0, an Jubel auskam.
MISCHUNG AUS ROUTINE UND DYNAMIK
Lettlands Nationalteam lief zuletzt mit einer routinierten Startelf mit acht Legionären auf. Zwar ohne Spieler, die in der deutschen Bundesliga oder Italien ihr Geld verdienen, dafür aber Kaspars Gorkss, den Abwehrchef des englischen Premier-League-Aufsteigers Queen’s Park Rangers oder Ergotelis-Angreifer Maris Verpakovskis, in Lettland fast schon so etwas wie ein Nationalheld. Künftige Nationalhelden? Ebenfalls inklusive! So etwa Jungstar Artjoms Rudnevs, Goalgetter bei Lech Posen. Oder Aleksandrs Cauna, 23, seit Februar Spieler von CSKA Moskau, da Skonto Riga und die lettische Liga zu klein für ihn wurden. Auch wenn die ÖFB-Elf in der EM-Qualifikation um ein paar Punkte besser dasteht als Lettland: Zu Favoriten macht uns das gegen diese kompakte, routinierte und vorallem defensiv starke Truppe nicht.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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