Zwei Spiele vor Ende der WM-Qualifikation lebt die Chance auf die Endrunde 2014 in Brasilien für die österreichische Fußballnationalmannschaft noch immer. Am Dienstagabend empfing... Die WM-Chance lebt weiter – Alaba führt ÖFB-Team zu 1:0-Sieg über Irland

David Alaba - FC Bayern München ÖFB NationalteamZwei Spiele vor Ende der WM-Qualifikation lebt die Chance auf die Endrunde 2014 in Brasilien für die österreichische Fußballnationalmannschaft noch immer. Am Dienstagabend empfing das Team von Marcel Koller die irische Auswahl und besiegte sie mit 1:0. Matchwinner war David Alaba, der in der 84. Minute das Siegestor erzielte. Doch nicht nur deshalb war der Bayern-Legionär der Mann des Spiels. Denn der 21-Jährige passte sich den Gegebenheiten am schnellsten und besten an.

Das österreichische Team hatte im ausverkauften Ernst Happel Stadion wie schon beim 2:1-Sieg gegen Schweden Probleme trotz optischer Überlegenheit Chancen herauszuspielen. Die defensivorientierten und aufopferungsvoll kämpfenden Iren ließen kaum gefährliche Aktionen zu, ehe kleine taktische Veränderungen das Pendel zugunsten des ÖFB-Teams ausschlagen ließen.

Veränderungen in der ÖFB-Startelf

Viele spekulierten nach der 0:3-Niederlage gegen Deutschland mit personellen Änderungen und Koller sollte tatsächlich im Vergleich zum Spiel in München durchwechseln. So begann Sebastian Prödl in der Innenverteidigung neben Aleksandar Dragovic. Der Werder-Legionär sollte seine physische Stärke gegen die hohen Bälle der Iren einbringen. In Irland hatte Emanuel Pogatetz im Luftkampf Probleme, was die Iren damals ausnutzten. Des Weiteren kehrte mit Julian Baumgartlinger der wichtige Stabilisator im defensiven Mittelfeld nach seiner Gelbsperre zurück. Daneben begannen mit Veli Kavlak und Alaba zwei nominelle Achter, wobei beide außerhalb dieser Position agierten. Kavlak stand phasenweise tiefer, Alaba gab – wie in der Vorschau bereits erwähnt – den Zehner.

Die größte Überraschung war jedoch die Hereinnahme von Guido Burgstaller. Für den Rapidler mussten sowohl Marko Arnautovic als auch Andreas Ivanschitz auf der Bank platznehmen. Koller begründete die Entscheidung zugunsten Burgstallers damit, dass dieser gut trainierte und er sich von ihm mehr Breite im Spiel erwartete. Richtig funktioniert hat dieser Plan jedoch nicht, denn der 24-Jährige drängte wie üblich in die Mitte. Im Sturm begann – trotz medial schlechter Kritik nach dem Deutschland-Spiel – Andreas Weimann als Solospitze und zeigte einmal mehr, dass es nicht die Position ist, in der er am besten zur Geltung kommt.

Irlands 4-4-2 mit asymmetrischen Außen

Aufstellung_ROIIrlands Teamchef Giovanni Trapattoni verriet seine Startaufstellung bereits auf der Pressekonferenz vor dem Spiel. Er schickte sein Team wie gewohnt in einer 4-4-2-Grundordnung aufs Feld, die sich stark asymmetrisch zeigte. Auf den defensiven Außenbahnen begannen Seamus Coleman und Marc Wilson, davor Jonathan Walters und Anthony Pilkington. Wie bereits im Zuge des Arnautovic-Wechsels ausgeführt orientiert sich Walters gerne ins Angriffszentrum. Dort soll sein bulliger Körper als Anspielstation für die langen Bälle dienen. Deshalb musste Coleman über weite Strecken des Spiels die rechte Außenbahn alleine bearbeiten, spielte im Schnitt deshalb höher als der Linksverteidiger.

Pilkington auf der linken Seite legte sein Spiel ausgeglichener an. Mal wartete er versetzt hinter dem Sturmzentrum auf Abpraller, mal bot er sich tiefer als Anspielstation an. Mit Wilson spielte dahinter der passende Außenverteidigertyp. Er schaltete sich kaum in die Offensive ein und sorgte so auch für genügend Absicherung gegen das starke Umschaltspiel der Österreicher. Dass diese nie gefährlich zum Vorschein kam, lag aber auch an den beiden irischen Sechsern. Paul Green und vor allem James McCarthy konnten genügend Druck auf die zweiten Bälle ausüben und so insbesondere in der ersten Hälfte wichtige Pässe abfangen.

Kick and Rush schwer zu pressen

Das eigentliche Problem, weshalb Österreich seine Stärke im Pressing und Umschaltspiel nicht ausspielen konnte, war jedoch die Spielphilosophie der Iren. Beim Kick and Rush spielt das Herausspielen von hinten eine äußert untergeordnete Rolle. Man versucht mit langen Bällen das Mittelfeld zu überbrücken und in der Spitze durch physische Präsenz zu Chancen zu kommen.

Da diese langen Bälle nicht besonders platziert sein müssen und die Aufbauspieler dementsprechend wenig Zeit dafür benötigen, hat man im Pressing nur ein kleines Zeitfenster, in dem man möglichst alle nahen Anspielstationen zustellen und den Ballführenden unter Druck setzen muss. Mit Alaba auf der Zehnerposition, der diese zum ersten Mal unter Koller bekleidete, funktionierte dies nicht so recht, zudem schoben die Iren durch hohe Stellungen weitere ÖFB-Spieler weg.

So ging Walters ständig als dritter Angreifer ins Sturmzentrum. Da neben ihm mit Robbie Keane und Shane Long zwei bewegliche Kicker spielten war dadurch die gesamte Viererkette hinten gebunden, weil man nicht zu viel Risiko nehmen wollte, dementsprechend in der Abwehr versuchte, immer in Überzahl zu sein. In der Folge versuchte man mit einer 4-1-3-2-Pressingformation mehr Zugriff auf den irischen Spielaufbau zu bekommen, jedoch konnte Irland dann aufgrund der offenen Halbräume immer wieder Diagonalpässe auf die Außen spielen.

ÖFB-Team zu ungeduldig

Überdies hinaus offenbarte die ÖFB-Elf einmal mehr Schwächen im eigenen Ballbesitzspiel. Da Kavlak tiefer als Baumgartlinger spielte war der Abstand zu Alaba, dem zweiten zentralen Kreativspieler, der sich zudem auch noch etwas zu hoch positionierte, zu groß. Das resultierte dann in einem äußerst ungeduldigen Passspiel. Die Österreicher versuchten im Spielaufbau ständig hinter die Abwehr zu spielen, egal wie viele Gegenspieler dazwischen standen. Diagonalbälle in den Lauf der Flügelspieler bzw. dem ausweichende Weimann waren für die antizipationsstarke irische Doppelsechs sowie die routinierte Innenverteidigung leicht zu verteidigen, zumal sie sehr häufig vorkamen.

Kritik sei an dieser Stelle an die eindimensionalen Laufwege der österreichischen Offensivspieler gerichtet. Zu dritt oder gar viert positionierten sie sich auf Höhe der irischen Abwehrlinie und warteten auf Pässe in den Lauf. Des Weiteren fehlten einfache Automatismen, mit denen man die irischen Spieler aus ihren Positionen locken und Freiräume für die Mitspieler kreieren konnte. Kam das ÖFB-Team beispielsweise über die Seite durch, fehlte eine zentrale Anspielstation, da Alaba stets isoliert wurde.

Mit Fortdauer des Spiels konnte sich Alaba daraus jedoch befreien. Er stand nicht mehr so hoch, bewegte sich immer wieder aus dem Zwischenlinienraum nach hinten heraus. So konnte er das Spiel mehr an sich reißen um nach dem Abspiel mit Tempo nach vorne zu stoßen. Das brachte Unordnung in die irische Hintermannschaft, die sich stark an Österreichs Nummer acht orientierte und bot dessen Mitspielern mehr Freiheiten.

Leitgeb und Arnautovic beleben Spiel

Die entscheidenden Änderungen kamen aber nach dem Seitenwechsel. Zunächst brachte Koller mit Christoph Leitgeb einen Spieler, der sich in der spielmachenden Achterrolle besser zurechtfand als Kavlak. Der Besiktas-Legionär agierte eher im Sechserraum und spielte oft ungeduldig und überhastet vertikal in die Spitze. Als Leitgeb am Platz stand, rückte Baumgartlinger auf die Sechserposition zurück, während der Salzburger davor seine Pässe vor allem in die Breite anbrachte. Durch geduldige Seitenverlagerungen sollten im irischen Abwehrblock Lücken aufgerissen werden und versucht werden, die Außenverteidiger stärker ins Spiel einzubinden.

Besonders gut gelang dies nach der Einwechslung von Arnautovic für Burgstaller. Der Neo-Stoke-Legionär konnte aufgrund seiner physischen Präsenz und seiner Ballsicherheit durch Verzögerungen bzw. Diagonaldribblings immer wieder Räume für Fuchs öffnen. Der Schalker hinterlief seinen Vordermann und spielte dann vors Tor oder in den Rückraum, den die Iren sehr oft unbesetzt ließen. So ging nicht nur das entscheidende Tor auf diese Faktoren zurück, sondern auch die guten Chancen von Weimann und Baumgartlinger zuvor. Da diese aber nicht genützt wurden, fiel der Sieg mit dem knappsten aller Resultate aus.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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