Im Rahmen eines freundschaftlichen Länderspiels traf die österreichische Nationalmannschaft am Dienstag im Ernst Happel Stadion auf Bosnien und Herzegowina. Während die Euphorie rund um... Gerechtes Remis: ÖFB-Team findet kein Rezept gegen bosnische Manndeckungen

Marc Janko - Sydney FC, ÖFBIm Rahmen eines freundschaftlichen Länderspiels traf die österreichische Nationalmannschaft am Dienstag im Ernst Happel Stadion auf Bosnien und Herzegowina. Während die Euphorie rund um das ÖFB-Team groß ist, bauten die Gäste seit ihrer WM-Teilnahme ab. Im direkten Duell gab es ein leistungsgerechtes Remis.

Vor 48.500 Zuschauern gingen die Österreicher durch Marc Janko in der 34. Minute in Führung. Kurz nach der Pause glich Izet Hajrovic für die Bosnier aus. Diese überließen den Heimischen weitestgehend das Spiel und fokussierten sich darauf, deren Zentrum auszuschalten. Nach den gewohnt vielen Wechseln gab es, je weiter die Zeit fortschritt, immer weniger Highlights und Aufschlüsse.

Chancen für nominelle Wechselspieler

Im Vorfeld wurde bereits spekuliert, welche Umstellungen ÖFB-Teamchef Marcel Koller nach seiner Abkündigung vornehmen würde. In die Innenverteidigung rückte Kevin Wimmer an die Stelle von Martin Hinteregger. Der Köln-Legionär konnte dabei einmal mehr mit seiner sehr sachlichen Spielweise punkten, zeigte gegen Bosniens qualitativ guten Sturm immer wieder, wie gut er das Spiel lesen kann. Links hinten bekam Markus Suttner eine Chance und fiel nicht besonders auf, was in Hinblick auf die Zukunft und den Konkurrenzkampf mit Andreas Ulmer interessant werden könnte.

Am rechten Flügel begann Marcel Sabitzer anstelle von Martin Harnik – das Duell, das aktuell wohl die einzige Veränderung in der Stammelf herbeibringen könnte. Merkbare Akzente konnte der 21-Jährige jedoch nicht setzen. In einigen Momenten band er sich gut in das Kombinationsspiel ein, in anderen tauchte er unter oder zeigte technische Unsauberkeiten – beispielsweise als er sich bei einem Zuspiel im Strafraum den Ball zu weit mitnahm und ein Bosnier dadurch im letzten Moment klären konnte. Außerdem gab es auch zwischen den Pfosten eine Rotation: Ramzan Özcan statt Robert Almer. Der Ingolstädter hatte nicht viel zu tun, stellte immerhin bei Rückpässen seine Beidfüßigkeit unter Beweis und spielte gut mit.

Bosnien spiegelt ÖFB-Zentrum …

Wie sein Teamchefkollege nutzte auch Mehmed Bazdarevic dieses Spiel um verschieden Dinge auszuprobieren – für den 54-Jährigen insofern wichtig, als es erst das zweite Spiel unter seiner Leitung war und sein Team in der EM-Qualifikation mit dem Rücken zur Wand steht. So bekam Senad Lulic auf der linken Mittelfeldseite eine Pause. Statt ihm spielte Hajrovic. Rechts begann mit Avdija Vrsajevic ein Akteur, der auch als Außenverteidiger eingesetzt werden kann, was zeigt, dass Bazdarevic im Gegensatz zu seinem Vorgänger wieder stärker auf defensive Stabilität setzen könnte.

Ein Teil der Rotation war auch Sturm-Legionär Anel Hadzic, der im zentralen Mittelfeld neben Haris Medunjanin begann. Davor agierte mit Miralem Pjanic der Spielmacher des Teams, der jedoch vor allem in der Anfangsphase weniger den Zehnerraum besetzte, sondern als hängender Stürmer hinter Edin Dzeko spielte. Die Grundformation wurde also vom standardmäßigen 4-4-2 auf ein 4-4-1-1 abgeändert, wodurch man die Staffelung des ÖFB-Zentrums spiegelte.

… und würgt es mit Manndeckungen ab

Dies war auch der entscheidende Faktor dafür, dass das Spiel wenig spektakulär wirkte und es kaum gefährliche Szenen gab. Die Bosnier setzten im Zentrum nämlich auf eine harte Manndeckung gegen das ÖFB-Trio. In den letzten Spielen konnten die Österreicher nämlich dank der dortigen Fluidität meist das Spiel diktieren. Erstmals merkbar war dies beim Auswärtsspiel in Moldawien, ehe man bei den eindrucksvollen Auftritten gegen Montenegro und Russland mit flexiblen Anpassungen überzeugte.

Die Manndeckungen der Bosnier waren recht simpel. Dzeko oder Pjanic kümmerten sich um Alaba. Je nachdem wie weit der ÖFB-Star zurückfiel, umso stärker bzw. schwächer wurden dir Mannorientierungen. Kippte Alaba zwischen die Innenverteidiger ab, versperrten die beiden schlicht die Passwege ins Zentrum. Positionierte er sich höher, wurde er von einem der beiden – meist Pjanic – verfolgt. Manndeckungen gegen Alaba sind jedoch mittlerweile ein alter Hut und werden gegen das ÖFB-Team regelmäßig eingesetzt.

Interessanter war, dass die Bosnier auch Julian Baumgartlinger und vor allem Zlatko Junuzovic sehr eng deckten. Der Mainzer wurde von Medunjanin übernommen und der Bremer von Hadzic. Ein Beispiel für die Aufteilung sieht man im obigen Bild. Junuzovic hatte von den ÖFB-Zentrumsspielern den größten Aktionsradius, drängte Hadzic mal weit nach hinten, mal zog er ihn weit nach vorne. Dadurch entstanden zwangsläufig Löcher, die die Österreicher jedoch nicht bespielten oder nicht bespielen konnten.

Einige Befreiungsmittel probiert, aber keines dauerhaft

Wirksam wurden die fluiden Bewegungen der Österreicher nur in den höheren Zonen. So holte man zum Beispiel nach einer Viertelstunde einen Freistoß in guter Position heraus, als man sich schnell durch das zweite Drittel kombinieren konnte. Entscheidend dafür war, dass Aleksandar Dragovic aus der Innenverteidigung mit dem Ball nach vorne dribbelte und die mannorientierten Bosnier dadurch in Unordnung brachte. Die Zuordnungen mussten geändert werden, was soweit ging, dass Emir Spahic Alaba deckte und der rechte Außenverteidiger auf Junuzovic ging. Da das Übergeben aber naturgrmäß dauerte, hatten die Österreicher genug Zeit, um in Strafraumnähe zu kommen.

Wie andere Mittel, um die Manndeckungen der Bosnier zu entblößen, wurden Vorstöße von den eigentlich technisch beschlagenen Innenverteidigern aber nicht dauerhaft genutzt. Neben diesen sorgte unter anderem das Einrücken von Sabitzer in den Zehnerraum für schnelles Vorankommen. Eine andere Variante war, dass man aus der Aufbaulinie Diagonalbälle auf die Flügelspieler hinter die Abwehr versuchte. Kamen sie nicht an, wollte man mit Pressing auf die zweiten Bälle erfolgreich sein. Die bosnische Viererkette stand jedoch weitestgehend stabil. Dass das einzige Tor des ÖFB-Teams nicht aus dem Aufbauspiel heraus fiel, sondern dem Umschaltspiel zuzuschreiben ist, passt ins Bild.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

Schreibe einen Kommentar zu der weiße Pogba Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert