Hinterseer und Zulechner als neue Offensivoptionen – wie passen sie zum Spiel des ÖFB-Teams?
Nationalteam 15.November.2013 Alexander Semeliker 3
Im ersten Spiel nach der Vertragsverlängerung mit Marcel Koller trifft das österreichische Fußballnationalteam am kommenden Dienstag auf die USA. Nach der gescheiterten WM-Qualifikation setzt der Schweizer dabei auf einige neue Gesichter. Für den Angriff wurden unter anderem Lukas Hinterseer und Philipp Zulechner einberufen. Was kann man sich von den beiden Neulingen erwarten? Wie gut passen sie ins System von Marcel Koller?
Dass das ÖFB-Team Probleme im Angriff hat, ist augenscheinlich. Marc Janko kommt bei seinem Verein kaum zu Spielminuten, Martin Harnik und Andreas Weimann sind für die Stürmerposition im 4-2-3-1 nicht die idealen Besetzungen. Es ist zwar nicht anzunehmen, dass Hinteregger und Zulechner diese Lücke kurzfristig schließen werden, ihre Nominierung zeigt aber, dass sich Koller neuen Alternativen gegenüberaufgeschlossen ist.
Formschwacher Hosiner eröffnet Teamchancen
Neben den eingangs erwähnten Spielern fand sich bisher stets Philipp Hosiner in den Kadern für die Länderspiele wieder. Allerdings durchläuft der 24-Jährige aktuell ein Formtief. In der vergangenen Saison trug er mit 27 Toren maßgeblich zum Titelgewinn der Wiener Austria bei, überzeugte dabei vor allem mit seiner Abschlussstärke. Bis zur Winterpause traf Hosiner damals mit jedem dritten Schuss – eine Quote, bei der zu erwarten war, dass er sie nicht halten wird können. Für die bisherigen fünf Saisontreffer benötigte er 44 Schüsse, was einer Chancenverwertung von 11,4% entspricht.
Der Spielstil des Eisenstädters hat sich aber kaum geändert. Er arbeitet weiter viel, bestreitet die fünftmeisten Zweikämpfe seines Teams und ist an knapp 30% der Torschüsse beteiligt. Für die Philosophie von Koller, die stark aufs Umschaltspiel ausgelegt ist, prinzipiell gute Voraussetzungen. Aufgrund seiner Defizite im Abschluss und dessen, dass er bei der Austria seinen Stammplatz verloren hat, ist seine Nichtberücksichtigung allerdings verständlich.
Lukas Hinterseer: aktiv und zweikampfstark
Für Hinterseer ist das Trainingslager in Alicante bereits der zweite Lehrgang beim ÖFB-Team, denn er wurde bereits vor dem letzten WM-Qualifikationsspiel auf den Färöer nachnominiert. Manche spekulierten bereits damals mit einem Einsatz des 22-Jährigen. Grund dafür war seine starke körperliche Präsenz, die im Sturmzentrum in manchen Spielen – etwa beim 0:0 in Kasachstan – besonders abging. Von allen vier Stürmern, die in der WM-Qualifikation zum Einsatz kamen, misst einzig Janko über 1,85 Meter. Hinterseer (40,4% gewonnene Zweikämpfe) bringt aber mehr mit als pure körperliche Wucht, was ein Blick auf seine Leistungsdaten verdeutlicht.
Was die Anzahl an bestrittenen Zweikämpfen sowie Ballkontakten angeht hat er im Vergleich mit Hosiner und Zulechner sowohl absolut als auch relativ zu den Gesamtaktionen des jeweiligen Teams die Nase vorne. Dass er mit 55,2 Ballkontaken pro 90 Minuten vor dem Austrianer (36,4) bzw. dem Grödiger (32,5) liegt, ist allerdings auch seiner Position, die er bei Wacker Innsbruck bekleidet, zuzuschreiben. Er agiert nämlich in erster Linie als hängende Spitze und ist dadurch in mehr Aktionen eingebunden. Aufgrund dessen kommt er aber auch zu weniger Abschlüssen (2,8 Schüsse pro 90 Minuten) als Hosiner (3,7) und Zulechner (3,6).
Philipp Zulechner: pressingkompetent und effizient
Dass Bundesliga-Aufsteiger in ihrer ersten Saison überaus gut abschneiden, ist in den letzten Jahren durchaus zur Regel geworden. In aller Regel sticht dabei ein Spieler besonders aus. So zog es in den letzten Jahren mit Alexander Gründwald, Fabian Koch, Harald Pichler oder auch Hosiner immer wieder Spieler zu Großklubs. In der bisherigen Saison trifft das ohne Frage auf Zulechner zu. Mit elf Toren liegt er aktuell auf Platz zwei der Torschützenliste. Doch nicht nur deshalb gibt es kaum Argumente gegen seine Einberufung. Der 23-Jährige erfüllt nämlich auch das Anforderungsprofil für Kollers Spielphilosophie.
Grödig überzeugt in dieser Saison in erster Linie mit einem guten Pressing. Dieses ist auch der Grundbaustein im Spiel des ÖFB-Teams. Dass Zulechner die Abläufe als Solospitze im Pressing beherrscht, ist also anzunehmen. In gewisser Weise erinnert er sogar an Hosiner in der vergangenen Saison. Er bestreitet viele Zweikämpfe (27,2 pro 90 Minuten) und agiert vor allem geradlinig. So benötigt er sowohl die wenigsten Ballkontakte um einen Schuss aufzulegen als auch selbst abzuschließen. Vor allem anhand letzterer Statistik sieht man, dass Zulechner und Hosiner ähnlich agieren. Der Unterschied ist aktuell aber die Chancenverwertung. Während Hosiner fast neun Schüsse für ein Tor benötigt, zeigt Zulechners Quote, dass er überaus effizient ist.
Alexander Semeliker, abseits.at
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