Im letzten Länderspiel des Jahres verlor die österreichische Nationalmannschaft gegen die Elfenbeinküste mit 0:3. Die Tore für die Ivorer erzielten Didier Ya Konan, Didier... Ist Alaba zugestellt, steht das Spiel – ÖFB-Team verliert zum Jahresabschluss 0:3

Im letzten Länderspiel des Jahres verlor die österreichische Nationalmannschaft gegen die Elfenbeinküste mit 0:3. Die Tore für die Ivorer erzielten Didier Ya Konan, Didier Drogba und Lacina Traore. Vor 13.832 Zuschauern auf der Linzer Gugl konnte das ÖFB-Team nicht an die im Allgemeinen sehr guten Leistungen unter Marcel Koller anschließen und hatte vor allem im Aufbauspiel Probleme.

Es war zwar keinesfalls so, dass die rot-weiß-rote Auswahl zu keinen Chancen kam, sondern vielmehr die Tatsache, dass diese Resultate von Standardsituationen oder Einzelsituationen und zudem nicht zwingend genug waren. Hinzu kam eine ungünstige Torfolge. Kurz vor dem Halbzeitpfiff geriet man 0:1 in Rückstand, kurz danach patzte Torhüter Heinz Lindner bei einem Fernschuss von Drogba. Dadurch mussten die Gäste kaum an ihre Leistungsgrenze gehen und konnten noch ein drittes Tor nachlegen.

Koller stellt um

ÖFB-Teamchef Marcel Koller nutzte dieses Testspiel dazu um einigen Spielern, die nicht zum Stammpersonal zählen, die Möglichkeit zu geben sich zu präsentieren. So begann Lindner in seiner Heimstadt anstelle von Robert Almer im Tor, verteidigte Aleksandar Dragovic im Abwehrzentrum neben Emanuel Pogatetz. Links hinten durfte statt Kapitän Christian Fuchs der formstarke Markus Suttner ran, auf der rechten Außenbahn begann György Garics, der im Konkurrenzkampf gegen Florian Klein keine Pluspunkte sammeln konnte. Neben Taktgeber David Alaba begann nicht wie gewohnt Julian Baumgartlinger oder Veli Kavlak, sondern Christoph Leitgeb. Dem Salzburger sollte bis zu seiner Auswechslung in der Pause eine durchaus entscheidende Rolle zukommen. Weiters stand Jakob Jantscher erstmals unter Koller in der Startelf, während Andreas Ivanschitz wie in Mainz auf der Zehnerposition agierte.

Stars zunächst auf der Bank

Aufseiten der Elfenbeinküste suchte man Superstar Drogba zunächst vergeblich in der Startformation, denn der Stürmer saß zu Beginn auf der Bank – ebenso wie Salomon Kalou und Yaya Toure. Stattdessen rotierte Trainer Sabri Lamouchi im Hinblick auf den anstehenden Afrika Cup in der Offensive. An vorderster Front startete Wilfried Bony, der sich sowohl in horizontaler als auch vertikaler Richtung viel bewegte und so für Unruhe in der österreichischen Hintermannschaft sorgte. Auf der rechten offensiven Außenbahn begann mit Arouna Kone ein nomineller Neuner – dementsprechend blieben Flanken aus -, links der wendige Max Gradel. Dazwischen positionierten sich Ya Konan, der den Weg in die Spitze suchte, und Cheick Tiote, der auch nach hinten abfiel. Vor der kantigen Innenverteidigung mit Kolo Toure und Souleymane Bamba sicherte Romaric als Sechser ab.

Alaba von Tiote zugestellt

Die Ivorer spielten vor allem in der ersten Halbzeit ein sehr hohes und kompaktes Pressing. Dabei schob sich Ya Konan vor, während sich Tiote stark an Alaba orientierte. Konnte sich der Bayern-Legionär in der Anfangsphase noch als abkippender Sechser hinter die aufrückenden Außenverteidiger Freiheiten verschaffen, war er dann in weiterer Folge aufgrund der Manndeckung des Newcaslte-Mittelfeldspielers weitestgehend abgemeldet. Zudem legten die Afrikaner eine hohe, aber dennoch faire Zweikampfhärte an den Tag. Im Aufbauspiel verfügt das ÖFB-Team nur über überschaubares pressingresistentes Spielermaterial, weshalb die Innenverteidiger immer wieder zu langen Bällen in die Spitze griffen. Dort konnte sich Janko zwar gegen die robuste Innenverteidiger im Großen und Ganzen gut behaupten und die Bälle ablegen, allerdings schaute in der Folge nichts Zählbares heraus. Die Elfenbeinküste presste die zweiten Bälle energisch an, den österreichischen Spielern unterliefen zahlreiche Abspielfehler, wodurch der Ball schnell wieder aufs eigene Tor lief.

Räume auf den Außenbahnen bleiben ungenutzt

Erfolgsversprechender wäre es gewesen, wenn man die freien Räume zwischen den gegnerischen Außenverteidigern und den jeweiligen Flügelspieler bespielt hätte. Diese ergaben sich dadurch, dass die Flügelspieler hoch gegen die österreichischen Außenverteidiger standen und die ivorischen defensiven Außenspieler in der Offensive konservativ agierten und in der Rückwärtsbewegung von Jantscher und Arnautovic nach hinten gedrängt wurden. Allerdings fehlte zum einen, wie bereits erwähnt, im Aufbauspiel die Ruhe um das Spiel in diese Zonen zu verlagern und zum anderen überhaupt anspielbare Spieler. Eine der wenigen Situation, in der man diesen Vorteil nutzte, war ein Schuss von Alaba, als dieser auf den rechten Flügel abdriftete und nach einem Diagonallauf über das Tor schoss.

Leitgeb zurückhaltend

Als Entlastung für den manngedeckten Alaba hätte Leitgeb als zweiter Achter fungieren sollen, doch der 27-Jährige zeigte einmal mehr, dass er den Spagat zwischen Verein und Nationalteam nicht bewältigen kann. Aufgrund der Tatsache, dass sich sein direkter Gegenspieler eher zur Innenverteidigung orientierte und Alaba Tiote wegzog, hätte Leitgeb theoretisch Platz um das Spiel anzukurbeln. Allerdings agierte er während der ersten 45 Minuten äußerst zurückhaltend. In der Rückwärtsbewegung ist im zwar nicht viel vorzuwerfen – die Abstände zu seinem Neben hielt er stets gering – und auch in der gegnerischen Hälfte machte er seine Sache gut. Wenn Österreich im Ballbesitz war, fing er im Rückraum viele zweite Bälle und Abpraller ab, allerdings konnte er seine primäre Aufgabe im Aufbauspiel nicht erfüllen.

Baumgartlinger nur marginal besser

Er spielte gefühlt das Gros seiner Pässe in Quer- bzw. Rückwärtsrichtung, was zu den oben erwähnten langen Bällen führte, und ließ sich vom energischen Pressing der Ivorer einschüchtern. So führte ein verlorener Zweikampf von ihm im Mittelfeld zum 0:1. Baumgartlingers Einwechslung zur Pause war demnach die logische Konsequenz, jedoch konnte der Mainz-Legionär hinsichtlich der Spieleröffnung ebenfalls nicht vollends überzeugen. Allerdings ist er auch nicht der Spielertyp um diese Anforderungen zu erfüllen; da spielt es auch keine Rolle, dass die Elfenbeinküste ihr Pressing nach dem 0:2 lockerte. Rückblickend betrachtet wäre es aufgrund dieser Konstellation wohl auch förderlicher gewesen, wenn Leitgeb zu diesem Zeitpunkt auf dem Platz gestanden wäre.

Ein aufschlussreicher Test?

Koller betonte nach dem Spiel, es sei für ihn wichtig zu beobachten, wie sich das Team entwickelt. Bisher konnte man in jedem Spiel mehr oder weniger einen Fortschritt erkennen. Aus diesem Spiel wird wohl vor allem hängenbleiben, dass Alaba ein noch wichtiger Spieler für das ÖFB-Team ist, als man es ohnehin schon angenommen hatte. Mit der Manndeckung gegen ihn war das Aufbauspiel festgefahren, die Offensive hing in der Luft, herausgespielte Chancen gab es praktisch nicht. Ein wichtiger Faktor ist hierbei auch, dass im zentralen offensiven Mittelfeld eine weitere Anspielstation fehlte.

Ivanschitz ließ sich zwar gegebenenfalls fallen um sich hinten anzubieten, unterm Strich zählt dieses Spiel aber zu seinen schwächeren Auftritten im Teamdress. Zlatko Junuzovic nutzte gegen Kasachstan beispielsweise offene Halbräume im Mittelfeld und gilt auch als besserer Pressingspieler auf der Zehnerposition. Unterm Strich muss gesagt werden, dass sich Kollers Hoffnungen, Spieler aus der zweiten Reihe würden sich aufdrängen, nicht erfüllt haben – auch Jantscher lieferte eine durchwachsene Leistung ab. Aufschlüsse gibt dieses Testspiel also schon; nur ob sie erfreulich sind, ist eine andere Frage.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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