Julian Baumgartlinger im Fan-Interview: „Mainz ist eine Stadt zum Wohlfühlen“
Nationalteam 6.November.2014 Stefan Karger 0
Der P(B)arazit: Weniger Frage als Anregung: Falls ihr euch für die EM qualifiziert, lass dir bitte einen Herbert-Prohaska-Schnauzer wachsen. Julian Schneckerl Baumgartlinger hätte schon was.
Meine Frage: Wie beurteilst du die Qualität der Ausrüstung in Österreich? Spürt man in Sachen Ausstattung große Unterschiede zu Deutschland (zB Qualität der Trainingsbekleidung, Ergometer, Gerätschaften wie spezielle Kältekammern usw.)?
Julian Baumgartlinger: Hallo P(B)arazit (eine Hommage an einen ehemaligen Austria-Kollegen von mir!?)
Das finde ich eine großartige Idee. Um diese jedoch in die Tat umzusetzen, muss mein Bartwuchs aber ordentlich in die Gänge kommen, sonst sieht´s eher nach kümmerlichem Teenager-Flaum aus. Ich gebe auf jeden Fall mein Bestes!
In Sachen Ausrüstung kann ich nur von meinen Erfahrungen bei der Austria sprechen, und die waren sehr, sehr positiv. Sowohl die Trainingskleidung als auch die Spielausrüstung von Nike waren immer hervorragend und auch die Trainingsmöglichkeiten und Einrichtungen am Stadion (wie Kraftraum, Höhenkammer, etc) waren erstklassig, auch im Vergleich zu deutschen 1. und 2. Liga-Vereinen (Mainz und 1860 München).
Austria_WAC: Hallo Julian, zuerst einmal viel Glück für die weiteren Aufgaben mit dem Nationalteam, natürlich mit dem Wunsch einer Qualifikation.
Woran hat es deiner Meinung nach gelegen, dass du nicht direkt den Sprung in den deutschen Profi-Fußball geschafft hast und den Umweg ÖBL bei der Austria nehmen musstest?
Ich bin natürlich dankbar dafür, war es doch sehr erfolgreich mit dir bei meinem Lieblingsverein. Das führt mich schon zu nächsten Frage: Woran hat es unter dem von mir geschätzten Karl Daxbacher gelegen, dann doch nicht den ganz großen Coup (= Meistertitel) zu landen?
Wie wichtig war Karl Daxbacher für deine persönliche Entwicklung?
Julian Baumgartlinger: Hey Austria_WAC, danke für deine Wünsche, Sie sind auch in meinem Sinne!
Aus heutiger Sicht waren mehrere Gründe dafür verantwortlich, dass mein Weg so gekommen ist. Zum einen habe ich während meiner Zeit bei 1860 München zwar eine tolle Ausbildung und ebenso schöne acht Jahre in München gehabt, jedoch bin ich nie über den Status eines Vertragsamateurs, der aus der eigenen Jugend kam, hinausgekommen. Und da viele andere junge deutsche Talente, die nachweislich eine erfolgreiche Karriere gestartet haben und nun bei anderen deutschen Spitzenclubs fortführen, mit mir um Einsätze oder Kaderplätze konkurrierten, habe ich leider nicht die erhofften Chancen bekommen. Zum anderen hätte ich durchaus weiter mein Glück in Deutschlands zweiter Liga versuchen können, jedoch kamen des Öfteren Leihgeschäfte oder Wechsel nicht zu Stande. Deswegen wollte ich mich am Ende meines Vertrages lieber in meiner Heimat bei einem Top-Club mit Aussicht auf Europa-League-Qualifikation durchsetzen. Außerdem habe ich den Wechsel damals eben als Aufstieg und Chance und nicht als Rückschritt oder Scheitern gesehen. Dass neben mir noch einige Freunde und Kollegen aus der damaligen sehr erfolgreichen U21 zur Austria wechselten, war auch ein großer Grund für meine Entscheidung.
Dass wir am Ende zwei Jahre in Folge bis zum letzten Spieltag um die Meisterschaft spielten und der Titel jeweils verwehrt blieb, lag vielleicht in erster Linie daran, dass Kleinigkeiten gegen uns gelaufen sind. Im ersten Jahr spielten die Grazer gegen Salzburg mit Ihrer B-Elf, da sie nur Tage später das Cupfinale gewinnen wollten, und in meinem zweiten Jahr nahm uns am vorletzten Spieltag ein skandalöser Handelfmeter für Graz kurz vor Schluss die Chance, die Entscheidung aus eigener Kraft herbeizuführen, Nichtsdestotrotz haben wir in beiden Jahren immer eine Schwächeperiode im Frühjahr gehabt, die wir uns ganz klar selbst zuzuschreiben hatten und damit vielleicht auch nicht reif genug für den Titel waren.
Jeder Trainer beeinflusst die Entwicklung eines Spielers entscheidend, und da Karl Daxbacher mir fast von Anfang an, einem 21-jährigen Liga-Neuling, das Vertrauen geschenkt und mir somit ermöglicht hat, sowohl national als auch international Erfahrung zu sammeln, bin ich dafür dankbar!
Silva: Willi Ruttensteiner hat bei einem Sky-Interview mehr oder weniger den österreichischen Nachwuchsspielern geraten in Österreich zu bleiben und sich erst dort durchzusetzen. Du warst selbst im Nachwuchs in Deutschland, hast dann aber den Weg zurück nach Österreich genommen und dich dort erst durchgesetzt, bevor du es in Deutschland auch geschafft hast.
Würdest du den jungen Spielern auch raten in Österreich zu bleiben oder glaubst du, dass dein (erster) Schritt nach Deutschland sehr wichtig war für deine weitere Zukunft war?
Julian Baumgartlinger: Hallo Silva, diese Frage kann man nicht pauschal beantworten, da es auf sehr viele Faktoren ankommt, was am besten für einen jungen Spieler ist. Nicht jeder verkraftet den Schritt ins Ausland gleich, verträgt den Auszug aus dem Elternhaus und gewohntem Umfeld oder braucht gewisse Sicherheiten in seiner Entwicklung, sowohl als Fußballer als auch als Persönlichkeit. Für mich war es rückblickend eine tolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte, jedoch war auch nicht immer die gesamte Jugendzeit, allein in München, einfach für mich. Ich konnte mich sehr glücklich schätzen, riesige Unterstützung meiner Eltern hinter mir zu wissen, was im konkreten Fall bedeutete, dass sie die ersten Jahre jedes meiner Spiele besuchten.
Aber um auf die Frage zurückzukommen, denke ich, dass die Ausbildung in Österreich hervorragend ist und auch die ersten Erfahrungen und Jahre im Profibereich perfekt für junge Spieler sein kann. Sollte nach einigen konstanten Spielzeiten in Österreich ein weiterer Schritt anstehen, ist der Schritt ins Ausland aber ratsam, da die internationale Klasse einer deutschen, spanischen oder englischen Liga doch für eine Weiterentwicklung unumgänglich ist.
Patrax Beauty: Gibt es einen Fußballer den du beneidest ob seiner Fähigkeiten?
Wie ist dein Verhältnis zu Marko Arnautovic? Wie stehst du zu seiner Körpersprache am Platz? Empfindest du die Kritik an ihm teilweise auch als überzogen?
Julian Baumgartlinger: Hey Patrax Beauty, natürlich gibt es den, es gibt sogar mehrere, da es sehr viele fantastische Fußballer gibt, von denen man lernen oder sich etwas abschauen kann.
Beispielweise Andres Iniesta, seine Ballan- und Mitnahme und Dynamik auf den ersten Metern mit Ball ist unfassbar gut. Oder Luca Modric, der mit einer Ruhe und Qualität ein Spiel beruhigen, schnell machen, oder sogar entscheiden kann.
Ich verstehe mich sehr gut mit Marko, wir kennen uns beide schon sehr lang und schätzen die Qualitäten des jeweils anderen. Während eines Spiels bekomme ich die Körpersprache eines Spielers nur sehr selten mit, außer sie ist auffallend negativ oder wirkt sich auf das gesamte Spiel aus. Mit Marko ist mir das noch nicht passiert und ich denke auch er hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt und versucht seinen Teil zu einem erfolgreichen Spiel, ob im Verein oder Team, beizutragen. Natürlich gehört seine aufreizende Art und Weise Fußball zu spielen zu ihm dazu, und das gehört dann auch zu seiner Persönlichkeit außerhalb des Platzes. Aber wie gesagt, kenne ich ihn schon lange genug, um das richtig einordnen zu können.
Auf der dritten Seite spricht „Jules“ über seine bisherigen Trainer in Mainz und plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen.
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