Marcel Koller lud zur Pressekonferenz ins Hotel Hilton, um den Kader für den letzten Test am 15. August um 20:30 Uhr gegen die Türkei... Kaderanalyse für das freundschaftliche Länderspiel gegen die Türkei

Marcel Koller lud zur Pressekonferenz ins Hotel Hilton, um den Kader für den letzten Test am 15. August um 20:30 Uhr gegen die Türkei bekannt zu geben. Dabei setzt der Schweizer auf eine etwas überraschende Art auf Kontinuität.

Guter Mix im Tor

Hier hat sich Marcel Koller für einen guten Mix entschieden. Die Nummer eins wird ziemlich sicher Robert Almer heißen. Der 28-jährige Deutschland-Legionär ist selbst eine gute Mischung aus Biss, guten Reflexen und Erfahrung. Dahinter stehen mit dem knapp 32-jährigen Christian Gratzei ein erfahrener und mit dem 22-jährigen Heinz Lindner ein junger Ersatzmann bereit. Almer trägt bei der Fortuna zwar die Nummer eins auf dem Rücken, Trainer Norbert Meier hält den Kampf zwischen ihm und dem jungen Fabian Giefer aber weiterhin offen. Auch wenn Veilchen-Schlussmann Heinz Lindner im Gegensatz zu Gratzei erst einmal hinter sich greifen musste, wird vermutlich Almer das Tor hüten.

Bewährte Kräfte in der Abwehr

Das Stichwort „Kontinuität“ ist das, was Florian Klein in den Kader brachte. Der Ex-Austrianer, der im Sommer zu Red Bull Salzburg wechselte, ist weit davon entfernt, Stammspieler beim Double-Gewinner zu sein. Große Chancen auf einen Platz in der Startelf gibt es aber ohnehin nur, sollte sich Italien-Legionär György Garics verletzen oder absagen. Auf der anderen Seite ist Christian Fuchs gesetzt, auch Back-Up Markus Suttner hinterließ vor allem im Derby gegen Rapid einen starken Eindruck. In der Innenverteidigung hat Marcel Koller die Qual der Wahl. Aleksandar Dragovic (FC Basel), Emanuel Pogatetz (Wolfsburg), Sebastian Prödl (Werder Bremen) und Paul Scharner (HSV) stehen bereit. Am 15. August werden alle Spielpraxis gesammelt haben, der Schweiz-Legionär am meisten. Pogatetz und Scharner müssen erst beweisen, dass sie bei den neuen Klubs Stammkräfte sind. Demnach wäre die logische Variante Prödl/Dragovic. Wer es dann tatsächlich wird, ist wohl nicht so wichtig, das Problem in der Defensive waren in den ersten fünf Spielen eher die Außenpositionen.

Lauffreudiges Mittelfeld

Auffällig ist, dass Koller im Mittelfeld vor allem auf laufstarke Spieler setzt. Auf der Sechs wurde neben den bewährten Julian Baumgartlinger (Mainz 05) und Yasin Pehlivan (Gaziantepspor) Christoph Leitgeb von Meister Salzburg einberufen. Das ist insofern kurios, da dieser in den letzten Wochen eher vermehrt seine Schwäche, wie etwa das lange Ballhalten und die Abschlussschwäche, zeigte, denn tolle Dribblings und tödliche Pässe. Ähnliches gilt für Jakob Jantscher, der zuletzt sehr eigensinnig agierte. Aber links fehlt es an echten Alternativen, wenn Andi Ivanschitz nicht mehr kann. Rechts gibt es mit dem Rapidler Guido Burgstaller und Stuttgart-Akteur Martin Harnik wiederum laufstarke Spieler. Veli Kavlak, der bei Besiktas im zentralen Mittelfeld kämpft, rackert und beißt, ist eher keine Startelfalternative, auf der Zehn hat Zlatko Junuzovic gute Chancen, von Beginn an zu spielen. Der Teamchef wird wohl auf die Variante mit Baumgartlinger und Pehlivan auf der Doppelsechs setzen, da diese zweikampfstark sind. Den spieleröffnenden Part wird der Mainz-Spieler von dem verletzten Alaba erben. Links wird Ivanschitz beginnen, rechts wohl Harnik, in der Mitte Bremen-Legionär Junuzovic.

Auch im Sturm Kontinuität

Kapitän Marc Janko begann alle Spiele unter Koller, auch wenn er bei Porto nach starkem Beginn etwas nachließ, zuletzt muskuläre Probleme hatte und noch ungewiss ist, ob er in Portugal zur Stammelf gehört. Dazu stehen noch Marcel Sabitzer (Admira Wacker) und Patrick Bürger (SV Mattersburg) im Aufgebot. Marko Arnautovic fällt mit einer Oberschenkelverletzung aus. Der Mattersburger scheint Maierhofer als Ersatz für den großen Stürmer Janko den Rang abgelaufen zu haben. Sabitzer dürfte nun Kollers erste Alternative sein, wenn er einen Konterstürmer braucht.

Die, auf Abruf stehen oder fehlen

Der Teamchef setzte einige Kicker auf die Abrufliste, mit denen nicht wirklich zu rechnen war. Martin Hinteregger, Franz Schiemer und Andreas Ulmer (alle Red Bull Salzburg) spielten in den letzten Wochen nicht wirklich souverän. Selbiges gilt für die Rapidler Lukas Königshofer, Christopher Drazan, Stefan Kulovits und Christopher Trimmel. Philipp Hosiner (Admira Wacker), Rubin Okotie (Sturm Graz) und Manuel Ortlechner (Austria Wien) sind hingegen sicherlich gute Back-Ups. Warum Erwin Hoffer (Eintracht Frankfurt) nicht dabei ist, muss der Trainer vielleicht irgendwann erklären. David Alaba ist nach seinem Ermüdungsbruch noch nicht fit, soll gegen Deutschland am 11. September aber wieder spielen. Der erfahrene Ekrem Dag, der nun wieder in Gaziantep spielt, wurde auch nicht einberufen, dafür Bankerl-Drücker Klein. Ramazan Özcan, mittlerweile wieder bärenstark bei Ingolstadt, ist nicht auf dem Radar, obwohl er eine super Rückrunde gespielt hatte. Andreas Weimann, ein Stürmer, der ins Profil für die Solospitze im 4-2-3-1 passen würde, muss beim U21-Team spielen.

Leistungsgedanke?

Es geht weniger um Spieler, die dabei sind, sondern um die erwähnten, die nicht dabei sind. Statt einem starken Zweitligagoalie darf Gratzei mit ins Camp. Florian Klein ist schon in Normalform im Team nicht immer der Sicherste gewesen, dass er mit dabei ist, ist unverständlich. Dag oder auch Kayhan spielen nun mal im Ausland, sind defensiv stärker als der Bulle. Weimann hätte sich eine Einberufung ins A-Team auch verdient, das berühmte zweimalige Hinternwackeln in der Premier League hat mehr Wert als in Portugal verletzt zu sein oder – bei allem Respekt – für Mattersburg und die Admira zu treffen. Es besteht die Gefahr, dass Koller das Leistungsprinzip durch falsch verstandene Kontinuität ad absurdum führt.

Almer – Fuchs, Dragovic, Prödl, Garics – Baumgartlinger, Pehlivan – Ivanschitz, Junuzovic, Harnik – Janko. Die Startelf kann sich sehen lassen, sieben „Deutsche“, je ein Portugal-, Schweiz-, Italien- und Türkei-Legionär bürgen für Qualität. Verfolgt Marcel Koller seine Linie, sollte einem Aufbausieg gegen die Türkei nicht viel im Weg stehen. Traditionell eher man selber, als der Gegner.

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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