Michael Gspurning – Die vergessene Nummer Eins für Österreichs Nationalteam?
Nationalteam 26.März.2013 David Ryborz 3
Michael Gspurning, Legionär bei den Seattle Sounders in der Major League Soccer, lebt seit 2012 seinen eigenen fußballerischen „American Dream“. Der 31-jährige Grazer sorgte im letzten Jahr für konstant starke Leistungen und wurde immer mehr zum Publikumsliebling. So wurde der dreifache Nationalspieler in der Saison 11/12 auf Platz 3 in der Kategorie „Tormann des Jahres“ sowie „Newcomer des Jahres“ in der MLS gewählt. Die Frage, warum der Steirer für weitere Einsätze im Nationalteam in Frage kommen würde und er noch nicht im Blickfeld von Teamchef Koller ist, muss beantwortet werden.
Stille Karriere außerhalb Österreichs
Michael Gspurning begann seine Karriere beim DSV Leoben in der Ersten Liga und schaffte mit 22 Jahren den Sprung zum SV Pasching in die Bundesliga. Nach zwei eher erfolglosen Saisonen wechselte der Steirer in die griechische Liga zu Skoda Xanthi, und wurde dort unumstrittener Stammtorhüter. Mit guten Leistungen kämpfte er sich damals unter Teamchef Didi Constantini in das österreichische Nationalteam. In den beiden WM-Qualifikationsspielen gegen Rumänien (2:1) und Serbien (0:1) absolvierte er solide Partien, im Freundschaftsspiel gegen die Türkei (2:4) blieb er etwas glücklos. Weitere Spiele im Nationalteam waren ihm danach nicht mehr gegönnt, Torhüter wie Gratzei, Macho, Grünwald, Almer oder Lindner bekamen den Vorzug.
Erfolgsstory MLS
Nachdem Gspurning bei Skoda Xanthi nur mehr zum Zuschauen verdammt wurde, lehnte er eine Vertragsverlängerung ab. So wechselte er im Winter 11/12 ablösefrei in den Bundesstaat Washington zu den Seattle Sounders. Dort sollte er die Torhüterlegende Kasey Keller ersetzen. In seinen ersten sieben Einsätzen gewann Seattle fünf Mal (1 Remis, 1 Niederlage) und der Österreicher musste nur drei Gegentore hinnehmen. Dadurch wurde er sehr schnell zu einer wichtigen Stütze im Team der Sounders. Eine Hüftverletzung warf den Steirer aber wieder aus der Bahn, er war 13 Spiele nicht im Kader. In dieser Zeit gewann Seattle nur drei Spiele und verlor in der Liga immer mehr an Boden. Sein Ersatz Bryan Meredith und Andrew Webber kassierten in 13 Spielen 18 Gegentore, Gspurning absolvierte in der letzten Saison 21 Spiele und musste nur 15 Mal hinter sich greifen. Mit der Rückkehr des Steirers kam man wieder auf die Erfolgsspur und schaffte den Einzug in die Play-Offs (je Top 4 aus 2 Gruppen mit 9 bzw. 10 Teams). Erst im Halbfinale kam das Aus gegen den späteren Meister LA Galaxy mit den Stars Landon Donovan und Robbie Keane.
Fanliebling durch Erfolge
In der letzten Saison erreichte der Österreicher mit Seattle nicht nur das Halbfinale der Play-Offs, sondern auch das Finale des US-Open-Cups sowie aktuell auch das erste Mal in der Vereinsgeschichte das Halbfinale der CONCACAF Champions-League. Das Cup-Finale wurde unglücklich im Elfmeterschießen mit 2:3 verloren (1 Parade von Gspurning), in der CONCACAF (Confederation of North and Central American and Caribbean Association Football) Champions-League, in der Teams aus 40 Ländern teilnehmen, spielt Gspurning Anfang April gegen Santos Laguna um den Finaleinzug. Dadurch wurde „Gspooorning“ immer beliebter bei den Fans, das Stadion der Sounders, das „CenturyLink Field“, ist mit 38.500 Zusehern fast jedes Heimspiel ausverkauft. Mit Neuzugang Obafemi Martins erhoffen sich die Sounders den ersten Meistertitel in der Vereinsgeschichte.
Der Stellenwert der MLS
Die Major League Soccer war in der Vergangenheit mit einem sehr negativen Image behaftet. „Die Liga, in der die europäischen Stars ihre Karrieren gemütlich ausklingen lassen“ sowie das „Anti-Interesse“ der Amerikaner an der Sportart waren nicht sehr förderlich. Doch in den letzten Jahren erlebte der amerikanische Fußball regelrecht einen „Boom“. Einen großen Anteil hatte der 2. Platz im Confederations-Cup 2009 in Südafrika, als die Startruppe aus Spanien mit 2:0 besiegt werden konnte und man im Finale Brasilien nur mit 2:3 unterlag.
Fazit
Die Leistungen von Michael Gspurning in der letzten Saison waren überragend, eine Fortsetzung seines Erfolgslaufs ist durchaus zu erwarten. Da die Major League Soccer in den europäischen Medien so gut wie kein Gehör findet, gehen seine konstant guten Spiele leider unter. Der 31-jährige Österreicher erlebt – spät aber doch – nochmal ein ordentliches Karrierehoch, welches zumindest eine Einberufung in das Nationalteam durch Teamchef Marcel Koller verdient hätte. Aufgrund der nicht überragenden Konkurrenz im Team könnte ein WM-Qualifikationseinsatz in den folgenden Begegnungen ein weiteres Highlight seiner Karriere werden.
David Ryborz, abseits.at
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