Es war schon ein beeindruckender Fan-Mob, den Österreich für das Spiel am vergangenen Dienstag nach Dublin mitbrachte. Eine unerwartet massive Abordnung an ÖFB-Fans wollte... Mit den ÖFB-Fans in Dublin: Zwischen Fremdschämen und Gänsehaut

ÖFB FansEs war schon ein beeindruckender Fan-Mob, den Österreich für das Spiel am vergangenen Dienstag nach Dublin mitbrachte. Eine unerwartet massive Abordnung an ÖFB-Fans wollte die Nationalmannschaft beim Schlüsselspiel in Irland siegen sehen. Naturgemäß gab es für die Mitreisenden auch vor dem Spiel einiges zu erleben.

Zahlreiche Fans des österreichischen Nationalteams reisten bereits sonntags oder montags nach Dublin, um die gemütlichen Pubs der irischen Hauptstadt oder das wunderschöne Umland, in manchen Fällen sogar die spektakuläre Westküste der Insel zu genießen. Ein bunter Haufen an Fans aus allen Bundesländern schlenderte also bereits Sonntagabend durch den Stadtteil Temple Bar, wo ein Pub ans andere grenzt.

Komödianten, die keine sein sollten

Doch bereits am Sonntag wurde offensichtlich, dass die Reise für so manchen Fan noch eine Menge Kopfweh mit sich bringen würde. Nicht mal wenn österreichische Fußballklubs tausende Fans zu Europacup-Auswärtsspielen mitbringen, ist der Alkoholleichen-Schnitt so hoch, wie in jenen Tagen in Dublin. Gefühlt jeder zweite Mitreisende, der sich vor allem die Pub-Kultur zu Gemüte führen wollte, sah sich offenbar als Kabarettist, der die Tausenden anderen österreichischen Fans mit seinen pseudohumoristischen Ausführungen unterhalten musste. Dies begann im Flugzeug und zog sich in die Pubs weiter.

Wie am Ballermann

Es war also Fremdschämen für einige der Lautesten und Unangenehmsten angesagt. Eben für diejenigen – und man sah sie nicht zu selten – die selbst am Ballermann von Jürgen Drews höchstpersönlich exkommuniziert worden wären, weil sie zu mühsam für die Partymeile wären. Klar könnte man sagen: Solche gibt’s immer. Aber in diesem Fall war die Dichte derer, die unangenehm auffielen oder schlichtweg so illuminiert waren, dass sie kaum den Weg aus dem Pub fanden, schon auffällig hoch – speziell für Nationalteam-Verhältnisse. Achtung vor der irischen Kultur konnte man leider nicht jedem Fan anheften, die Einheimischen blieben jedoch immer ruhig, freundlich und auf ihre typische, sympathische Art stets sarkastisch und dabei trotzdem höflich.

Gänsehautstimmung im Aviva Stadium

Ganz anders präsentierte sich schließlich das Bild im Aviva Stadium. Im modernen Rugby- und Fußballstadion besetzten die rot-weiß-roten Fans die gesamte Breitseite hinter einem der Tore und gaben von Beginn an ein schönes Bild ab. Zwar verfügen die Fans des Nationalteams – auch aufgrund der fehlenden Fanklubbildung und Organisation untereinander – nur über wenige Schlachtgesänge, aber die gesungenen sorgten im Stadion durchaus für Gänsehautstimmung, wie man sie beim Nationalteam über viele Jahre vermisste und die, vor allem seit Beginn der Amtszeit Marcel Kollers ein wenig wiederbelebt wurde.

Auf Regen folgt Sonnenschein

Auch die Interaktion mit den irischen Fans im Stadion war bestens. Es gab keinerlei Beschimpfungen des Gegners, die Hymnen der beiden Länder gingen ohne einen einzigen Pfiff aus dem Publikum über die Bühne, wie man es aus irischen Stadien ohnehin kennt. Der späte Ausgleich durch David Alaba setzte ein brüderliches i-Tüpferl auf einen guten Fußballabend, an dem man dem fast komplett in Rot gehaltenen Block Respekt aussprechen musste. Es war nicht verwunderlich, dass viele Österreicher, die man am selben Abend erneut in Temple Bar traf, heiser und erschöpft waren. Auf das Fremdschämen der ersten Abende folgte also am Matchtag Stolz über das Erreichte und die guten Fans im Stadion.

Primatengehabe

Einen Schreck bekam man allerdings am Tag nach dem Spiel, als die Kunde von Ausschreitungen in Temple Bar die Runde machte. Österreichische Fans sollen beteiligt gewesen sein – und bis das bereits kursierende YouTube-Video die Runde machte, wusste man nicht genau, wer bei dem „Mini-Riot“ dabei war. Es stellte sich heraus, dass es ein Konflikt unter Österreichern war. Fans des LASK und ein paar Bregenzer kämpften gegen Anhänger aus Salzburg und Ried. Nach ein bisschen Primatengehabe war das Schauspiel aber auch schon wieder vorbei. Die wichtigste Erkenntnis, die unter sämtlichen gemäßigten Fans rasend schnell die Runde machte: Es waren keine Iren, die von den österreichischen Mitreisenden angegriffen wurden. Angesichts dessen, dass der Begriff Gastfreundschaft, aber auch die Gemütlichkeit der Einheimischen in Dublin beispielhaft ist, hätte dies die Emotion, die das Spiel aufbaute, wieder durch Fremdschämen ersetzt. Es war angenehmer zu wissen, dass sich die Unbelehrbaren untereinander aufmischten und keine Iren zum Spektakel baten…

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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