Nicht das erste „Endspiel“: Eine Reise in die Geschichte des Duells zwischen Österreich und Schweden
Nationalteam 11.Oktober.2013 Daniel Mandl 0
Seit 1998 nahm Österreich an keiner Weltmeisterschaft mehr teil. Würde man auch die WM 2014 nicht erreichen, käme das der längsten Dauer gleich, die Österreich von Weltmeisterschaften absent ist. Doch heute hat das Team die große Chance die Weichen für die Teilnahme an der WM zu stellen – auch wenn es selbst mit einem Erfolgserlebnis in Schweden noch ein steiniger Weg bis Brasilien wäre.
Das heutige Auswärtsspiel in Schweden hat Endspielcharakter – und wenn es in derartigen Länderspielen gegen Schweden ging, sah man zumeist denkwürdige Spiele. abseits.at blickt zurück in die Geschichte der österreichischen Nationalmannschaft und auf die großen Duelle mit den gelb-blauen Skandinaviern.
Das letzte Aufeinandertreffen mit den Schweden ist uns allen noch in bester Erinnerung. Durch ein Elfmetertor von David Alaba und eine Kopfballgranate von Marc Janko gewann die ÖFB-Elf in Wien mit 2:1 und ermöglichte damit erst, dass das heutige Spiel Endspielcharakter hat.
Davor gab es drei Testspiele gegen die Schweden, in deinem einmal verloren und zweimal remisiert wurde. 1997 gab es ein ebenfalls vorentscheidendes Qualifikationsspiel gegen die Schweden – und diese Partie sollte in die Annalen der ÖFB-Geschichte eingehen.
Nach 41 Minuten flog Toni Pfeffer mit einer berechtigten gelb-roten Karte vom Platz. Nach einer Notbremse von Roland Nilsson an Peter Stöger zückte der spanische Schiedsrichter Lopez Nieto eine weitere rote Karte für den schwedischen Abwehrspieler. Kurze Zeit später sorgte Andreas Herzog mit einem auch heute noch legendären Treffer für das 1:0 für Österreich. Der Torschütze musste danach für Torhüter Franz Wohlfahrt Platz machen, weil Michael Konsel für einen weiteren Torraub mit Rot vom Feld geschickt wurde. Am Ende einer turbulenten Partie, in der Österreich eigentlich kaum Zugriff auf das Spiel bekam, stand es 1:0. Später besiegte die ÖFB-Elf unter der Führung von Teamchef Prohaska zweimal Weißrussland und schaffte es als Gruppensieger zur WM.
Aufgrund dessen, dass dieses vorentscheidende 1:0 gegen Schweden eines der Länderspiele war, die die meisten medialen Nennungen in den Folgejahren erhielt, vergisst man gerne, dass die ÖFB-Auswahl schon elf Monate zuvor in Schweden gewann. Im Oktober 1996 gab es auswärts ebenfalls einen 1:0-Erfolg. Der Torschütze war auch damals Andreas Herzog, der einen schweren Abwehrfehler des schwedischen Routiniers Jonas Thern ausnützte und souverän ins kurze Eck abschloss.
Auch im Rahmen der Qualifikation zur WM 1994 traf Österreich auf Schweden. Vor Finnland und Israel, aber hinter Frankreich, Bulgarien und Gruppensieger Schweden wurde Österreich nur Gruppenvierter. Die Qualifikation wurde vom Tod Ernst Happels überschattet – das 5:2 gegen Israel im Oktober 1992 war das letzte Länderspiel für den von seiner Krankheit schwer gezeichneten Teamchef. Gegen die Schweden gab es damals jedenfalls wenig zu holen: Zu Hause holte man ein 1:1, wobei wieder Herzog den einzigen Treffer beisteuerte, auswärts im Rasunda Stadion zu Stockholm besiegelte ein Tor von Manndecker Jan Eriksson die 0:1-Niederlage.
Davor bestritt Österreich 14 Jahre lang kein Bewerbspiel gegen die schwedische Auswahl. 1978 bei der WM in Argentinien gab es ein Aufeinandertreffen, das zu einem Vorboten für Cordoba wurde. In der Gruppenphase besiegte Österreich zunächst durch Tore von Schachner und Krankl die Spanier, danach wurde der Aufstieg in die Zwischenrunde mit einem 1:0-Sieg über Schweden besiegelt. Hans Krankl verwandelte den entscheidenden Elfmeter. Mit Prohaska, Hickersberger und Krankl standen drei spätere Teamchefs auf dem Platz.
Die Qualifikation zur Weltmeisterschafts-Endrunde 1974 brachte gleich drei Duelle mit Schweden – davon ein enorm hitziges. Im Juni 1972 besiegte Österreich die Schweden im Ernst-Happel-Stadion mit 2:0. Die Tore erzielten Thomas Parits und Peter Pumm. Auswärts in Göteborg gab es im Mai 1973 eine 2:3-Niederlage, bei der Kurt Jara und August „Gustl“ Starek die Tore für Österreich besorgten. Am Ende der Qualifikation stand Österreich ex-aequo mit den Schweden auf dem ersten Platz. Dieselbe Punktzahl, dieselbe Tordifferenz. Die UEFA setzte somit ein Entscheidungsspiel in Gelsenkirchen an…
Die Entscheidungspartie am 27.November 1973 im Schalker Parkstadion brachte eine Überraschung mit sich: Über Nacht war im Ruhrpott Schnee gefallen und hatte das Stadion in flockiges Weiß getaucht. Die kühlen Nordmänner schienen damit besser zu Recht zu kommen und führten nach einer halben Stunde mit 2:0. Der Anschlusstreffer durch Roland Hattenberger war nur Kosmetik – Österreich verlor das Entscheidungsspiel gegen Schweden mit 1:2 und biss sich dabei als technisch überlegene Mannschaft die Zähne an Schwedens Torhüter Ronnie Hellström aus. Selbst schwedische Medien streuten der ÖFB-Elf nach dem Spiel Rosen…
Ein Stück TV-Geschichte: Einerseits ist es gar nicht so leicht auf dem schneeweißen Untergrund dem (ebenfalls weißen) Ball zu folgen, andererseits würde sich ein Kommentator heute nicht mehr für den Terminus „dumm“ entschuldigen.
Die höchste Niederlage gegen die Schweden setzte es in einem Freundschaftsspiel im Mai 1991. Das 0:6 bedeutete das sechste sieglose Länderspiel in Serie. Den höchsten Sieg gab es am 16.November 1930. An die Torschützen Gschweidl, Weselik, Schall und Wessely erinnern sich heutzutage nur noch die größten Fußballnostalgiker. Die Startelf bestand damals übrigens nur aus Spielern von Rapid (7), der Admira (3) und der Vienna (1).
Österreich spielte nur gegen fünf Nationen häufiger als gegen die Schweden. Insgesamt stehen 32 Aufeinandertreffen zu Buche, von denen Österreich 16 gewinnen konnte und elf verlor. Das Torverhältnis in der mittlerweile 92-jährigen Länderspielgeschichte gegen Schweden steht bei 48:48 und ist somit ausgeglichen – das sollte heute Abend zumindest so bleiben, wenn man die Chance auf die WM 2014 aufrechterhalten will.
Zum Abschluss unserer Reise in die österreichisch-schwedische Fußballgeschichte darf natürlich das legendäre Kommentatoren-Hoppala aus dem Jahr 1997 nicht fehlen. Hans Huber und die Rückkopplung!
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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