Österreich dominiert erste, Uruguay zweite Hälfte – 1:1 im ersten Länderspiel des Jahres
Nationalteam 6.März.2014 Alexander Semeliker 2
Im ersten Länderspiel des Jahres 2014 empfing das österreichische Nationalteam im Klagenfurter Wörthersee Stadion Uruguay. Die Südamerikaner, aktuell die Nummer sieben der Weltrangliste, galten als großer Prüfstein. Gegen den WM-Teilnehmer schlug sich die ÖFB-Auswahl achtbar und erreichte ein 1:1.
Die Elf von Marcel Koller erwischte den besseren Start und ging durch Marc Janko in Führung. Sie diktierte das Spiel, zeigte neue, verbesserte Ansätze im Spielaufbau, während Uruguay äußerst passiv ans Werk ging. Erst in der zweiten Halbzeit drehte La Celeste auf und erzielte nach einem Eckball in Person des eingewechselten Alvaro Pereira den Ausgleich.
Suttner ersetzt Fuchs und bestätigte Innenverteidigung
Aufgrund der Tatsache, dass die Mannschaft nur kurz zusammen war und man innerhalb dieser Zeit kaum neue Abläufe vermitteln kann, verzichtete Koller bei der Nominierung auf Neulinge – lediglich Stefan Ilsanker rückte aus verletzungsbedingten Gründen auf. Dieses Länderspiel diente daher eher dazu, Alternativen zu den üblichen Stammspielern zu testen. So begann wie schon gegen die USA Martin Hinteregger in der Innenverteidigung. Der 21-Jährige lieferte erneut eine sehr starke Leistung ab und dürfte gemeinsam mit Aleksandar Dragovic eine neue Ära im Abwehrzentrum einläuten.
Auf der linken Seite der Viererkette ließ man Kapitän Christian Fuchs auf der Bank und gab Markus Suttner eine Chance. Dass der Austria-Akteur den Vorzug gegenüber Andreas Ulmer, der zuletzt bei Red Bull Salzburg starke Leistungen zeigte, bekam, fand nicht überall Zustimmung. In diesem Länderspiel agierte Suttner weitestgehend unauffällig, hatte eher absichernde Aufgaben – zum einen für Vordermann Marko Arnautovic, zum anderen auch für David Alaba. Der Bayern-Legionär stieß oft nach vorne, Suttner rückte dafür etwas ein.
Passives und hartes Spiel von Uruguay
Die Aufstellung von Uruguay, die Oscar Tabarez schon am Dienstag bekanntgab, wurde bereits an anderer Stelle ausführlich analysiert, weshalb wir uns an dieser Stelle mit ihren Abläufen auseinandersetzen wollen. Die Gäste starteten extrem passiv, zogen sich mit zwei Viererketten weit hinter den Ball zurück. Das primäre Ziel war weniger der Zugriff, sondern mehr den Spielfluss des Gegners zu stören. Dafür griffen die Urus auch vermehrt zu Fouls und das ÖFB-Team hatte zeitweise weit über 60% Ballbesitz.
Im Offensivspiel war von der vielgelobten Offensivabteilung kaum was zu sehen, vor allem Diego Forlan und Luis Suarez konnten keine Akzente setzen. Sie ließen sich zwar in den Zwischenlinienraum fallen und wurden dort auch angespielt, die österreichische Innenverteidigung hielt allerdings mit einem bärenstarken Antizipationsspiel dagegen. Insbesondere Dragovic – meist gegen Forlan – stach dabei heraus, während Hinteregger Suarez enger deckte und seine Zweikampfstärke ausspielte.
Reaktionen auf Mannorientierungen im Zentrum
Aufgrund dessen, dass Österreich das Spiel machen musste, war es interessant zu beobachten, wie man damit umgehen würde. In der Vergangenheit war dies nämlich ein großes Problem, denn viel hing an Alaba. Wurde der Bayern-Legionär zugestellt, war man schnell planlos und schlug ideenlose lange Bälle nach vorne. Auch Uruguay setzte auf eine mannorientierte Verteidigung im Zentrum, insbesondere Diego Perez verfolgte Alaba eng. Allerdings reagierte man darauf durchaus gut, hatte dabei zwei Varianten.
Die erste war, dass Alaba zur Seite herauskippte, also nicht zwischen die Innenverteidiger ging, sondern sich außen positionierte. Zlatko Junuzovic ließ sich fallen und stellte so eine Überzahlsituation im Zentrum her. Andererseits orientierte sich Alaba auch nach vorne. Junuzovic machte wieder ein paar Schritte zurück und Christoph Leitgeb kippte aus dem Zentrum heraus. Entweder wurde er dann von seinem nominellen Gegenspieler verfolgt, was Junuzovic viel Raum gegeben hätte, oder er hatte selbst Zeit den Aufbau zu lenken.
Außenspieler verstärkt ins Aufbauspiel integriert
Gegen diese Abläufe fand Uruguay durchaus schnell ein Rezept. Einer beiden Stürmer – meist war es Forlan – ging im Spiel gegen den Ball nach hinten und sorgte so für ein kompakteres Zentrum. Entweder übernahm er die Manndeckungsaufgaben eines Mitspielers oder stellte den Passweg auf die zentralen Spieler zu. So musste Österreich eine neue Vorgehensweise finden und fiel dabei nur zu Teilen ins alte Muster zurück.
Zwar sah man wieder vermehrt lange Bälle auf Janko, jedoch kamen diese weniger von den Innenverteidigern, sondern vermehrt aus den Halbräumen oder Seiten. Insofern waren es eher Flanken, die in der Vergangenheit äußerst unregelmäßig kamen und die Janko durchaus gut ablegen konnte. Dadurch kam man auch näher in Strafraumnähe und konnte schneller gefährlich werden. Aber auch in die Kombinationen wurden die Flügelspieler – insbesondere Marko Arnautovic links – stärker eingebunden. So sah man immer wieder Dreiecke, die neben den Flügelspieler vom ballnahen Sechser und Außenverteidiger gebildet wurde.
Neue Elemente durch Leitgeb
Die Rolle von Leitgeb wurde weiter oben bereits kurz angeschnitten. Im Aufbauspiel brachte er sich durch sein Abkippen und Vervollständigen der Passdreicke ein, aber auch mit seinen Dribblings und Doppelpässen, mit denen das Tempo schnell angehoben wurde. Gerade das hebt ihn von den anderen Kandidaten für die zweite Sechserposition neben Alaba ab. Das Passspiel von Veli Kavlak zeichnet sich in erster Linie durch Vertikalpässe aus, die jedoch gegen tiefstehende, passive Gegner wenig Wirkung zeigen. Julian Baumgartlinger bespielt von Grund auf mehr die Breite.
Ein anderes, noch augenscheinlicheres Element, das die Hereinnahme von Leitgeb mit sich brachte ist seine Stärke im Gegenpressing, die er auch bei Red Bull Salzburg einbringt. Nach Ballverlusten weicht er nicht nach hinten, sondern geht mutig nach vorne und hält den Druck auf den Gegenspieler hoch. Aufgrund dessen, dass er in aller Regel der tiefste Mittelfeldspieler ist, hat er dabei einen sehr guten Überblick auf die Situation und läuft dann stets den Spieler an, der angespielt ist. Dieses intelligente Nachstoßen sieht man aber auch im normalen Offensivspiel, wie etwa das 1:0 zeigte.
Vertauschte Rollen in Halbzeit zwei
Nach der Führung zog sich das ÖFB-Team zurück – eine beabsichtigte Reaktion wie Janko in einem Interview nach dem Spiel erklärte. Man wollte die Abläufe im Defensivspiel vertiefen. Dass man in dieser Hinsicht durchaus Luft nach oben hat, sah man bereits gegen die USA, als man den Vorsprung nur mit Müh‘ und Not über die Runden brachte. Ähnliche Probleme hatte man auch in diesem Spiel – insbesondere deshalb, weil die Urus aktiver wurden.
Sie pressten und gegenpressten höher, was die Ordnung im österreichischen Spielaufbau vollkommen zerstörte. Die Bälle wurden früh nach vorne geschlagen, strukturierte Kombinationen sah man nicht mehr. Besonders die beiden Angreifer – Lukas Hinterseer ersetzte Junuzovic und spielte eher neben Janko – brachte man kaum ins Spiel. Diesen Ordnungsverlust nutzte insbesondere Suarez, der nun vermehrt mit Steilpässen geschickt wurde und auf diese Weise auch den Eckball, der zum 1:1 herausholte. Zu mehr reichte es jedoch nicht.
Alexander Semeliker, abseits.at
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