Österreichs Abschneiden bei der U17 Weltmeisterschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten
Nationalteam 27.Oktober.2013 Christian Semmelrock 2
Nun hat also das österreichische U17-Nationalteam am Freitagabend nach der 0:1-Niederlage gegen den Iran die Heimreise von der U17-Weltmeisterschaft in den VAE antreten müssen. Nichts wurde es aus dem erhofften Aufstieg in das Achtelfinale, am Ende reichte es gar nur zum letzten Tabellenplatz. Nachdem man sich voller Hoffnungen in Richtung der föderalen Erbmonarchie aufgemacht hat, sucht man nun nach den Gründen des Scheiterns. Wir lassen die drei Spiele nochmals revue passieren und wollen herausfinden, woran man womöglich gescheitert ist.
Zu Beginn das 2:2 gegen Kanada
„Österreichs Nachwuchs startet respektabel“ titelte die Tageszeitung „Der Standard“ nach dem Remis gegen die Jungen aus Nordamerika. Nach überstandener schwächerer Anfangsphase, bei der auch der eine oder andere Schnitzer der Abwehr dabei war, durfte das österreichische U17-Nationalteam gleich bei der ersten großen Chance jubeln. Der Austrianer Sascha Horvath traf sehenswert direkt unter die Latte. So ging es, trotz Großchancen beider Mannschaften, auch in die, bei den vorherrschenden Temperaturen von knapp 36°C wohlverdiente, Pause.
Kurz nach dem Wiederanpfiff erzielten die Kanadier unter Mithilfe der österreichischen Verteidigung den Ausgleich und gingen in Minute 58 gar in Führung. Wohl aber durfte über die Tatsachenentscheidung des Elfmeters für die junge Truppe aus Kanada diskutiert werden. Lange freuen konnten die Kanadier sich allerdings nicht, traf Nikola Zivotic beinahe postwendend per herrlichem Seitfallzieher zum 2:2. Die Kanadier klopften anschließend noch einmal ans Gebälk, auch die Österreicher konnten sich noch einzelne Chancen herausspielen, es blieb jedoch schlussendlich beim Stand von 2:2.
Resümierend konnte festgehalten werden, dass sich in beiden Abwehrreihen teils schwere Fehler einschlichen, das Mittelfeld der Österreicher rund um Salzburgs Lazaro und Austrias Horvath hingegen zeigte mit teils gelungen Kombinationen auf.
2:3 gegen die Jung-Gauchos aus Argentinien
Ausgestattet mit Top-Mann Sebastian Driussi aus der Nachwuchsschmiede von River Plate traf die U17 Argentiniens, nach einem 1:1 gegen den Iran zu Beginn des Turniers, auf den Nachwuchs der Österreicher, welcher gegenüber dem Spiel gegen Kanada an zwei Positionen verändert auflief; Peric spielte anstelle von Tursch und Bahtic vertrat Grbic.
Die ersten Minuten der Partie waren geprägt von Ungenauigkeiten beider Mannschaften, länger sah es eher danach aus, als ob der ballführende Spieler das Spielgerät möglichst schnell wieder loswerden wollte, von einem Spielfluss konnte man noch nicht wirklich sprechen. Immer wieder schlichen sich in Österreichs Defensive kleine Achtlosigkeiten ein, die biederen Argentinier nutzten diese allerdings nur bedingt und konnten sich ebenfalls kaum in Szene setzen. Nach 22 Minuten und der ersten Riesenchance von Driussi fingen sich die Österreicher und kamen ihrerseits immer besser ins Spiel. Sie kombinierten sich oft ansehnlich durchs Mittelfeld, einzig Stürmer Ripic hing etwas in der Luft. Nach einer guten Chance von Murg, welche Lazaro mit einem perfekten Lochpass einleitete, traf die von Hermann Stadler gecoachte Mannschaft nach herrlichem Konter durch Zivotic zum 1:0. Nach diesem Treffer erhöhte Argentinien den Druck, versuchte früher zu stören und konnte schlussendlich kurz vor der Pause zum 1:1 ausgleichen. Der bis dahin relativ blasse Driussi konnte von rechts völlig frei flanken, Österreichs Schlussmann Schlager zögerte mit dem Herauslaufen, auch die Verteidigung war nicht im Bilde und so konnte der am linken Flügel aufgebotene Ibanez einköpfen.
Mit dem Stand von 1:1 ging es in die Pause, kurz nach dieser stand es jedoch plötzlich 2:1 für Argentinien. Tormann Schlager rutschte ein abgefälschter Ball durch Arme und Beine ins Tor. Doch wie schon nach dem Rückstand gegen Kanada versuchte auch diesmal das Nationalteam den Ausgleich zu erzielen und hatte durch Ripic, nach Hereingabe des eingewechselten Pellegrini, die Riesenchance dazu. Doch nur kurz darauf war es dann soweit: Erneut waren die beiden zuvor genannten Kicker im Spiel, jedoch in umgekehrten Rollen. Ripic kam auf der Seite durch, legte ideal quer und Pellegrini vollendete. Vor den beiden Chancen gab es allerdings seitens der Argentinier mehrere Chancen auf weitere Treffer durch vermehrt auftretende Fehler in der Defensive. Ein weiterer Lapsus sorgte schließlich auch für den Entstand von 2:3 aus Sicht der jungen Österreicher: Der eingewechselte Suarez traf zum Sieg und stieß die Jungs rund um Kapitän Domej auf den letzten Tabellenplatz.
Österreich scheiterte somit an dem selbsternannten Titelfavoriten und wie es neuerlich der Standard formulierte „ein bisschen an sich selbst“, waren doch teils wieder unerklärlich viele Schnitzer in der Hintermannschaft unübersehbar.
0:1 gegen den Iran – es ist vorbei
Das Spiel gegen den Iran stand unter dem Motto „Siegen oder Fliegen“. Letzteres trat nach einer schwachen Leistung über 90 Minuten leider ein.
Der Iran, welcher zuvor sowohl gegen Argentinien als auch Kanada mit 1:1 remisierte, erwies sich als Stolperstein auf dem Weg ins Achtelfinale. Zwar startete Österreichs Elf gut ins Spiel, traf durch einen von Grbic getretenen Freistoß die Latte, doch konnte das in den beiden vorangegangenen Spielen gesehene Kombinationsspiel nicht aufgezogen werden. Was sich zum Leidwesen der jungen Truppe allerdings wiederholte waren die teils desaströsen Abwehrschnitzer. Einen dieser nutze schlussendlich der bis dahin wenig berauschende Iran zur 1:0-Führung, was wiederum das Pausenergebnis war. Nach der Pause versuchte die österreichische Mannschaft noch mal alles, konnte gegen den Defensivriegel des Irans allerdings nicht mehr viel Zwingendes entgegensetzten. Einzig einmal wurde es nochmal brenzlig für die Iraner: Ripic wurde im Strafraum zu Fall gebracht, der Pfiff blieb jedoch aus. Verglichen mit dem Elfmeterpfiff für Kanada im ersten Spiel, hätte man hier eher einen Grund gehabt auf den Punkt zu zeigen.
Nach 90 Minuten stand somit das 0:1, welches dem Iran zum Aufstieg verhalf und das österreichische Team ins Tal der Tränen stieß. Erneut scheiterte man an den Defensivschwächen, indessen konnte diesmal auch das Mittelfeld kaum überzeugen.
Auf der Suche nach dem Warum
Es blieb nach der Niederlage gegen den Iran somit beim letzten Tabellenplatz, aus der Sicht von Hermann Stadler und Co. sicher eine herbe Enttäuschung. Wer reist schon gerne zu einer Weltmeisterschaft, um schlussendlich als Letzter die Segel zu streichen? Doch was waren die Hintergründe, die schlussendlich zum Scheitern geführt haben?
Das Mittelfeld wusste zumeist zu gefallen, aber die Aussetzer in der Defensive waren wohl die Hauptgründe für das Ausscheiden und zogen sich diese doch wie ein roter Faden durch die drei Spiele der österreichischen U17. Immer wieder kamen die Gegner durch grobe Fehler zu Torchancen und schlussendlich auch zu Toren, speziell gegen Argentinien häuften sich die Schnitzer, die Seiten wurden frei gelassen, doch auch die Innenverteidiger waren des Öfteren nicht gedankenschnell. Neben den Verteidigern kann auch die Rolle der Solospitze Ripic hinterfragt werden, der in allen drei Spielen ein wenig in der Luft hing und kein Tor erzielen konnte.
Das Ausscheiden aus dem Turnier kann freilich nicht nur durch die fehleranfällige Defensive erklärt werden, auch darf man den jungen Nachwuchsspielern Fehler zugestehen, dennoch wäre vermutlich ohne die zahlreichen individuellen Patzer ein Aufstieg ins Achtelfinale möglich gewesen.
Christian Semmelrock, abseits.at
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