Rot-Weiß-Rot schlägt Rot-Rot-Rot
Nationalteam 8.Juni.2011 Daniel Mandl 0
Eine noch längere Niederlagenserie ist hiermit abgewendet. Österreichs Nationalteam bezwang Lettland in einem freundschaftlichen Länderspiel das seinen Namen nicht verdiente mit 3:1 und fährt damit den ersten Sieg seit Oktober 2010 ein. Kein Grund für Luftsprünge.
60 Minuten lang war das Spiel nämlich hauptsächlich von Leerläufen geprägt. Lettland präsentierte sich wie zu erwarten als körperlich robustes Team, das technisch nicht viel zeigen konnte oder wollte, setzte Österreich vorallem physisch zu. Und das obwohl Lettland vor 8.500 Zuschauern in Graz eine B-Elf aufbot, mit nur vier Stammspielern antrat. Dennoch ging das unerfahrene lettische Team nach 49 Minuten durch den Routinier Pavels Mihadjuks von Metalurgs Liepaja in Führung. Als Österreicher fühlte man sich zu diesem Zeitpunkt in den typischen Nationalteam-Trott zurückversetzt. Immerhin ist man es schon gewohnt, dass auf eine gute Leistung zumeist keine zweite folgt.
DIBON UND HARNIK DREHEN PARTIE
Erst in der letzten Viertelstunde konnte das Team zurückschlagen. Dass Dibons Tor bei seinem Teamdebüt aus einer Standardsituation fiel war für das teilweise verkrampfte Spiel der ÖFB-Elf symptomatisch. Christoph Dibon war an diesem Abend von Beginn an die Unbekannte im österreichischen Team, bewies aber eindrucksvoll, warum diverse Bundesligaklubs hinter dem Admira-Verteidiger her sind. Auch Martin Harnik prolongierte seinen Aufwärtstrend, stand nach Ortlechners Assist in der 81.Minute richtig, verwertete den Elfmeter in der Nachspielzeit souverän. Lange Zeit war Harnik eher als Perspektivspieler im ÖFB-Team anzusehen, doch 2010/11 machte der 23jährige einen markanten Sprung nach vorne. Für Stuttgart erzielte er 17 Pflichtspieltore, obwohl er in der Liga weiterhin oft zwischen Bank und Spielfeld wechselte. Im Nationalteam nimmt der dynamische Hamburger mit österreichischem Pass eine immer tragendere Rolle im Offensivspiel ein.
KARTENSPIELE IN DER SCHLUSSPHASE
Der Sieg ist als glücklich aber verdient anzusehen. Lettland an die Wand zu spielen vermochte das ÖFB-Team nur sehr selten, beziehungsweise erst nachdem die lettische Elf mit den Kräften und Nerven am Ende war. Die Nerven waren es auch, die Lettland zwischen der 88. und 97. (!) Minute drei rote Karten bescherte. Zuerst erwischte es den Torschützen Mihadjuks, danach den bis dato starke Torhüter Andris Vanins vom FC Sion, der nach einer Notbremse gegen Jimmy Hoffer sofort vom Platz musste. Die zweite glatte rote Karte hätte Russland-Legionär Oskars Klava sehen müssen. Der Tritt des Anzhi-Makhachkala-Spielers gegen Christopher Drazan wäre in einem Bewerbsspiel mit mehreren Spielen Sperre bestraft worden. So „durfte“ Klava mit Gelb-Rot vom Platz – wohl auch weil der walisische Schiedsrichter Lee Evans aus der heimsichen Liga ähnliche Szenen gewohnt ist.
FORTSCHRITTE, NICHTS ALS FORTSCHRITTE (?)
Auf der Homepage des ÖFB ist zu lesen, dass Teamchef Constantini „einen Fortschritt sah“. Bei den vielen Fortschritten die diverse Teamtrainer dem ÖFB-Team andichteten, müsste dieses eigentlich schon in der Weltspitze mitspielen. Ein kämpferischer Fortschritt war gegen Deutschland zu sehen, gar keine Frage. Gegen Lettland fiel man hingegen zu häufig in alte Muster zurück, wirkte oft ideenlos und verkrampft. Das nächste Länderspiel findet übrigens am 10.August in Klagenfurt gegen die Slowakei statt. Drei Wochen später geht es Auswärtsspiel gegen Deutschland nach Gelsenkirchen. Es ist eine bittere Selbstverständlichkeit, dass es für Österreichs Team in diesen Spielen nur noch um Prestige und Entwicklung gehen wird.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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