Österreichs Teamkicker präsentierten sich am Dienstagabend in Lviv stärker als das Nationalteam der Ukraine – dennoch gewann der Gastgeber in Unterzahl durch ein Last-Minute-Tor.... Spielerbewertung Ukraine – Österreich (2:1): Almer, Baumgartlinger bzw. Konoplyanka und Dikan die Besten!

Österreichs Teamkicker präsentierten sich am Dienstagabend in Lviv stärker als das Nationalteam der Ukraine – dennoch gewann der Gastgeber in Unterzahl durch ein Last-Minute-Tor. abseits.at bewertet alle Akteure auf dem Feld: 0 = zu kurz eingesetzt, 1 = sehr schwach … 10 = sehr stark.

Robert Almer … 7

Der Fortuna-Düsseldorf-Keeper hielt was zu halten war. An den Toren war er schuldlos, ansonsten zeigte er nur eine Unsicherheit, als er einen Schuss nach vorne abwehrte. Ob Almer der Weisheit letzter Schluss im ÖFB-Tor ist, kann man nach dieser Partie noch nicht sagen. Bonuspunkte sammelte er jedoch mit Sicherheit.

Franz Schiemer … 1

Der schwächste Mann am Platz. Vor dem 0:1 ließ er die Ukrainer am Flügel zu leicht passieren, vor dem 1:2 verlor er Devic aus den Augen. Auch sonst war er stets für Fehler gut und präsentierte sich gegen den starken Konoplyanka unentschlossen und unsicher.

Sebastian Prödl … 5

Unspektakuläre Partie, in der er aber auch nicht sonderlich viel zu tun hatte. Spulte seine Rolle als Innenverteidiger trocken ab, ohne groß aufzufallen.

Emanuel Pogatetz … 4

Vor dem 0:1 entfernte er sich völlig unmotiviert von Milevskiy und in der Folge ließ er sich manchmal auf zu enge Zweikampfsituationen ein, die man auch vorweg einfacher lösen hätte können. Offensiv war er von allen Verteidigern am präsentesten, insgesamt machte der „Mad Dog“ aber schon bessere Länderspiele.

Christian Fuchs … 6

In der ersten Halbzeit zeigte Fuchs sein technisches Können bei einigen weiten Pässen, aber auch die eine oder andere Unsicherheit bei verlorenen Zweikämpfen. In der zweiten Halbzeit leitete er mit einem technisch und läuferisch einwandfreien Energieanfall das 1:1 ein. Alles in allem eine überdurchschnittliche Leistung des Schalke-Legionärs.

Martin Harnik … 3

Der Stuttgart-Spieler auf der rechten Außenbahn war praktisch nicht vorhanden. In der ersten Halbzeit lief alles über links, Harnik riss das Spiel nicht an sich. Allerdings muss man ihm zu Gute halten, dass er wie immer versuchte schnell hinter den Ball zu kommen – was er allerdings vor dem 0:1, als er Schiemer gegen zwei Ukrainer verteidigen ließ, zu inkonsequent machte.

Julian Baumgartlinger … 6

Der 23-Jährige zeigte in seinem 18.Länderspiel einmal mehr, wie wichtig er für die Ordnung im defensiven Mittelfeld sein kann. Er ist ballsicher, kann Bälle mit seinem klugen Körpereinsatz behaupten und war stets eine wichtige Anspielstation, die auch selbst versuchte Druck nach vorne zu machen. Allerdings bekam er oft zu wenig Hilfe aus dem offensiven Mittelfeld, wodurch er zu unüberlegten, unpräzisen Pässen gezwungen wurde.

David Alaba … 3

Es war nicht David Alabas Tag. Der Bayern-Legionär konnte sich nie durchsetzen, wurde nur in der ersten Halbzeit geringfügig gefährlich und zeigte auch kein gutes Positionsspiel im Mittelfeld. Ebenso wie Ivanschitz hätte er Baumgartlinger auf defensiverer Position öfter entlasten müssen.

Andreas Ivanschitz … 4

Nur einmal wirklich gefährlich im Abschluss, sonst viel Stückwerk, körperlich seinen Gegenspielern immer unterlegen. Allerdings versuchte Ivanschitz mehr als Alaba und sein Bemühen beschert ihm eine höhere Note. Auch er kann’s besser – zudem sollte sich der 28-jährige Teamrückkehrer nicht so häufig auf Diskussionen mit dem Schiedsrichter einlassen und auf seine Leistung achten.

Marko Arnautovic … 5

Auch wenn ihm nicht alles gelang: Arnautovic ist eine polarisierende Erscheinung auf dem Platz. Seine Art und Weise Fußball zu spielen machte die Ukraine mürbe, wie man auch an Kuchers Undiszipliniertheit sah, die ihm die rote Karte einbrachte. Arnautovic war offensiv eine wichtige Anspielstation auf der gesamten Breite des Feldes – nach einigen zu lässigen Ballverlusten in der Anfangsphase fing er sich und wurde technisch sicherer.

Marc Janko … 6

In der ersten Halbzeit sah Janko lange Zeit unglücklich aus. Er wirkte nicht spritzig genug, verstolperte einige Bälle, ließ aber auch immer wieder Pässe gut auf die nachrückenden Mittelfeldspieler prallen und zeigte so seine Klasse. In der zweiten Halbzeit wurde Janko allerdings viel besser, technisch souveräner und schwieriger zu kontrollieren. Das Tor, bei dem er sich vor Fuchs‘ Flanke instinktiv richtig aufs lange Eck bewegte, gehört praktisch ihm.

Veli Kavlak 4

Er kam ins Spiel und versuchte umgehend Überraschungsmomente zu kreieren. Dies gelang ihm allerdings nicht und so wirkte sein Spiel unglücklich und zu kompliziert.

GESAMT: 54 Punkte

Andriy Dikan … 6

Der Spartak-Moskau-Torhüter wirkte nicht ganz so souverän wie sein Gegenüber Robert Almer, wehrte gleich mehrere Schüsse gefährlich nach vorne ab, hatte aber die wichtigen Bälle.

Artem Fedetskiy … 4

Wirkte zeitweise zu unbeweglich, machte nach vorne nicht viel. Wirkte defensiv weniger souverän als Selin auf der Gegenseite.

Yaroslav Rakitskiy … 4

Der Shakhtar-Stammspieler war ein halbwegs ruhender Pol in der ukrainischen Abwehr. Machte mit seinem Stellungsspiel das Offensivspiel der Österreicher schwieriger, hatte dennoch teils grobe Abstimmungsschwierigkeiten mit Kucher.

Aleksandr Kucher … 2

Schwache Partie des routinierten Innenverteidigers, der eigentlich nur als Backup von Chygrynskiy ins Nationalteam rutschte. Stand viel zu weit von seinem Gegenspieler Marc Janko weg, sah am Ende eine völlig unnötige rote Karte aufgrund einer Disziplinlosigkeit. Einer der Verlierer des Spiels, zumal das Gesamtpaket auch keine gute Werbung für eine EM-Teilnahme war.

Yevgen Selin … 4

Hatte defensiv kaum Probleme, machte aber gegen eine schwache rechte Seite der Österreicher zu wenig nach vorne. Hätte Österreich in Personalunion mit Konoplyanka auf links sehr weh tun können, verlagerte sich aber auf defensive Souveräntität.

Anatoliy Tymoshchuk … 4

Von ihm musste man mehr erwarten. Eigentlich müsste der Bayern-Legionär das Spiel im Mittelfeld ordnen, allerdings überstand er die Drangperioden der Österreicher selten cool, sondern viel mehr mit Bauchweh. Technisch nur teilweise gut, allgemein in seinem Spiel sehr instabil. In der zweiten Halbzeit zeitweise eher ein Unsicherheitsfaktor als eine Stütze, auch wenn er einige Bälle eroberte.

Oleksandr Aliev … 5

Spulte einen großen Aktionsradius ab, kam schnell hinter den Ball und versuchte vorne eine Anspielstation zu sein. Viel Zählbares sah dabei aber nicht raus.

Ruslan Rotan … 3

Praktisch unsichtbar und durch eine gute Offensive der Österreicher auf der rechten Seite immer wieder in die Defensive gedrängt. Konnte sich nie entfalten.

Yevgen Konoplyanka … 7

Der beste Ukrainer. Die 22-jährige Nachwuchshoffnung von Dnipro machte auf der linken Seite genau das, was er kann und was ihn schon im U21-Team auszeichnete: Er suchte die Duelle Mann gegen Mann, packte dabei seine feine Technik aus – und hatte gestern das Glück Franz Schiemer als Gegenspieler zu haben… nur im Abschluss ist der Mittelfeldspieler noch nicht „Killer“ genug. Auch das kommt noch: Konoplyanka ist einer der kommenden Stars der Ukraine, was man bereits bei der U21-EM in Dänemark beobachten konnte!

Andriy Yarmolenko … 5

Versuchte universell anspielbar zu sein und zeigte bei so mancher Ballannahme und –weiterverarbeitung, welch guter Fußballer er ist. Schwer in den Griff zu bekommen und glücklicherweise zu ineffizient in letzter Instanz.

Artem Milevskiy … 6

Eine Kobra! Der in Weißrussland geborene Angreifer war lange Zeit kaum zu sehen, bewegte sich aber in den wichtigsten Momenten um wenige Schritte und Momente besser als seine Gegenspieler und zeichnete so für das erste Tor der Ukraine und weitere gefährliche Szenen verantwortlich.

Bodgan Butko … 4

Eigentlich ist Butko ein sehr talentierter, laufstarker Außenverteidiger, jedoch konnte er seine größten Stärken in der zweiten Halbzeit nie ausspielen. Nur durchschnittlich.

Denys Garmash … 4

In seinem erst zweiten Länderspiel blieb der 21-jährige Denys Garmash blass und verlor in Vorwärtsbewegung zu viele Bälle.

Andriy Shevchenko … 5

Kam ins Spiel und zeigte sofort Präsenz, motivierte das Publikum, agierte zunächst unauffällig, allerdings in Interaktion mit seinen Mitspielern stets lautstark. Bei ihm ist unverkennbar, dass er ein echter Star bzw. Chef ist, auch wenn ihm spielerisch nicht alles gelang, was er sich vornahm.

Oleg Gusev, Marko Devic, Sergiy Nazarenko … 0

Gesamt*: 55 Punkte

* Die elf Starter plus nur der beste Wechselspieler, da Österreich nur einmal wechselte.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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