Stürmerpoker im ÖFB-Team: Wer beginnt in Irland an vorderster Front?
Nationalteam 26.März.2013 Daniel Mandl 3
Beim 6:0-Erfolg über die Färöer-Inseln vergangenen Freitag wäre Philipp Hosiner ursprünglich nur als Ersatzspieler eingeplant gewesen. Marc Janko sollte von Beginn an spielen, verletzte sich jedoch beim Aufwärmen vor dem Spiel gegen die Färinger. Hosiner machte seine Sache gut, erzielte zwei Tore und empfahl sich damit für das Spiel gegen Irland.
Aber vor dem Auswärtsspiel in Dublin ist in der Stürmerfrage vorerst alles offen. Gerade weil die drei Stürmer im ÖFB-Team, Hosiner, Weimann und Janko, durch die Bank unterschiedliche Typen sind, wird die Aufstellung an vorderster Front darauf ankommen, wie stark Teamchef Marcel Koller sein Offensivkonzept auf das Defensivkonzept seines Gegenübers Giovanni Trapattoni abstimmen will. Fit sind jedenfalls alle Angreifer – auch Marc Janko trainierte bereits wieder.
Janko trotz Ladehemmung immer ein Thema
Angesichts dessen, dass der 29-jährige Janko derzeit bei seinem türkischen Verein Trabzonspor schwere Zeiten durchlebt, verstanden viele Beobachter nicht, wieso er überhaupt einen Platz in der stärker werdenden Nationalmannschaft findet. Janko erzielte in Trabzon erst einen einzigen Treffer und netzte im Frühling des Vorjahres für seinen Ex-Klub, den FC Porto, „nur“ fünfmal in zwölf Pflichtspielen. Die Janko-Affinität sämtlicher Teamchefs ist jedoch mit seiner Komplettheit erklärt.
Erfahren und „untypisch flexibel“
Trotz seiner Größe ist Janko ein technisch starker Angreifer, der zudem für einige aufstrebende Vereine spielte, in denen die Antizipation einer Solospitze – so zum Beispiel im 4-3-3 des FC Twente Enschede – ein hohes Gut ist. Auch wenn Janko nur im Angriff eingesetzt werden kann, ist er der Stürmer, der in die meisten Systeme passt und Veränderungen im Mittelfeld oder die Frage, ob er einen klassischen Sturmpartner hat oder nicht, instinktiv so interpretiert, dass es für die Mannschaft, aber auch für ihn selbst am besten ist. Zudem ist der gebürtige Wiener mit 32 Länderspielen und 13 Treffern der erfahrenste Stürmer des ÖFB-Teams, was auch angesichts des jungen Mittelfelds kein unwichtiger Nebeneffekt ist.
Für Hosiner spricht sein Lauf
Ebenfalls ein klassischer Mittelstürmer ist Philipp Hosiner – und doch ist der 23-jährige Austrianer ein völlig anderer Spielertyp als Janko. Hosiner bewegt sich an der Abseits-Grasnarbe und sein Antizipationsspiel ist zu Jankos stark unterschiedlich. Hosiner lässt sich phasenweise noch wesentlich weiter zurückfallen, ist jedoch kein Spieler, der Bälle hält um Mitspieler nachrücken zu lassen, sondern sucht schnelle Pässe, intensive Läufe, kurze Alleingänge. Was außerdem für Hosiner spricht ist sein Lauf: 27 Saisontore in der tipp3 Bundesliga sprechen eine deutliche Sprache und mit dieser Bilanz im Rücken läuft vieles, was sonst mal danebengeht, wie von alleine. Dabei geht es manchmal auch um ein oder zwei Meter Unterschied im Stellungsspiel, speziell im Strafraum.
Weimann als Stürmer um „4-6-0“ zu ermöglichen?
Für das rauhe Spiel der Iren wäre aber auch Andreas Weimann als Solospitze prädestiniert. Der Aston-Villa-Legionär wurde gegen die Färöer-Inseln eingewechselt und spielte am Flügel, könnte aber auch als Spitze eingesetzt werden, was wiederum die beste Option wäre, um defensiv kompakter zu stehen, da Weimanns Antizipationsspiel am intensivsten ist. Der 21-Jährige erzielte in der laufenden Saison bereits elf Pflichtspieltore für seinen Klub und kam zuletzt im neu gefundenen 4-3-3 von Aston Villa als rechter Flügelstürmer zum Einsatz.
4-3-3 bzw. höhere Grundposition für Weimann vorteilhaft
Auf dieser Position bzw. in diesem System erzielte er in den letzten beiden Spielen ein Tor und bereitete zwei vor. Das Zusammenspiel mit „Target Man“ Christian Benteke – der 22-jährige Belgier spielt als Solospitze eine Top-Saison für Aston Villa – funktioniert und Weimann kommt vor allem seine hohe Grundposition als Flügelspieler zugute. In einem 4-2-3-1-System, wie es das österreichische Nationalteam praktiziert, kam Weimann bei den Villans nicht so markant zur Geltung.
Hosiner trotzdem mit den besten Karten
Ein realistisches Szenario ist demnach das Folgende: Philipp Hosiner darf auch in Irland beginnen, auch weil er der Spieler ist, den man eher auswechseln kann als Janko. Dieser wiederum ist ein Spieler, den man in günstigen Matchsituationen besser einwechseln kann, weil er Bälle besser halten kann als Hosiner und bedächtiger spielt. Andreas Weimann ist für zwei Einwechselszenarien ein Thema: Einerseits als rechter Flügelspieler, wenn Österreich situationsbedingt die äußeren Mittelfeldspieler weiter nach vorne ziehen muss, also auf ein 4-3-3 umstellt – oder aber als zentral-offensiver Freigeist, der sich um den zweiten Stürmer bewegt, wenn Österreich dringend einen Treffer braucht. Wie bereits erwähnt wäre er auch als Solospitze eine Option, dies wäre aber ein zu großer Eingriff in die gegen die Färöer erkannten Muster, die Marcel Koller verfolgte.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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